1 Herrschaftsgeschichte

1.1 1000 Hochmittelalter: Vollfreie und Klöster

1.1.1 1059: Bischof von Augsburg erhält Wildbann

Auch wenn Sulzschneid im 11. Jhd. bis dato noch nicht in Quellen fassbar ist, ist ein wesentliches Ereignis, das in der Mitte dieses Jahrhunderts stattfand, für das Verständnis der gesamten Geschichte des Ortes von zentraler Bedeutung: Die Verleihung des Wildbanns an den Bischof von Augsburg durch Kaiser Heinrich IV. am 5. Februar 10591 (siehe Abb. 1).

Abbildung 1: Urkunde Kaiser Heinrich IV. vom 5.2.1059: Verleihung des Wildbanns

Abbildung 1: Urkunde Kaiser Heinrich IV. vom 5.2.1059: Verleihung des Wildbanns

Bisher am ausführlichsten hat Julius Miedel die Urkunde und vor allem den Grenzverlauf des Wildbann-Bezirkes analysiert2 und seiner Publikation auch eine Karte des Wildbanns beigefügt (siehe Abb. 2). Man erkennt, dass das Gebiet einen schmalen Streifen entlang des Lechs beinhaltet, der im heutigen Tirol das gesamte Lechteil mit einnimmt.

Abbildung 2: Wildbanngrenze des Hochstifts Augsburg 1059

Abbildung 2: Wildbanngrenze des Hochstifts Augsburg 1059

Betrachtet man das Gebiet um Sulzschneid (siehe Ausschnitt Abb. 3), so ist klar ersichtlich, dass die Gemeinde Sulzschneid innerhalb des bischöflichen Wildbannbezirkes liegt, während z.B. Marktoberdorf und Bertoldshofen ausserhalb des Bezirkes liegen.

Abbildung 3: Wildbanngrenze des Hochstifts Augsburg 1059

Abbildung 3: Wildbanngrenze des Hochstifts Augsburg 1059

Interessant ist in diesem Zusammenhang, welche Rechte das Hochstift Augsburg mit der Verleihung des Wildbanns erlangte. Diese Frage wird die nächsten 750 Jahre bis zur Annexion an Bayern 1803 immer wieder neu mehr oder weniger friedlich diskutiert werden.

1.1.2 1116 Kloster Rottenbuch Wilhalm von Sulzsnaite

“Verwickelt waren die Hoheitsverhältnisse der Vogteien über die freien Leute in Bidingen und der Rodungssiedlung Sulzschneid.”

So beschreiben Adolf Layer und Pankraz Fried, die beiden bedeutenden bayerisch-schwäbischen Historiker des 20. Jhd. in der aktuellen Auflage von Spindlers Handbuch der Bayerischen Geschichte die Besitzverhältnisse in Sulzschneid im Spätmittelalter.3 Warum kamen Sie zu diesem Schluss?

Beginnen wir mit den ältesten fassbaren Quellen zum Ort Sulzschneid. Erstmals taucht der Name Sulzschneid in Quellen aus dem Umkreis der Welfen auf, ein ursprünglich fränkische Adelsgeschlecht, das eng mit den Karolingern verwandt war und in der für uns interessanten Epoche die Herzoge von Bayern stellte. Welf IV gründete 1073 das Kloster Rottenbuch und stattete es mit umfangreichen Schenkungen aus. In einem Schenkungsbuch, der ersten schriftlichen Quelle über dieses Kloster, ist auch die bis dato erstmalige Erwähnung von Sulzschneid enthalten. Dort bezeugt ein gewisser Wilhalm von Sulzsnaite die Schenkung eines Gutes an das Kloster Rottenbuch.

Die Originalurkunde aus dem 12. Jhdt. aus dem Kloster ist nicht erhalten, im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München befindet sich eine Abschrift aus dem Jahre 14834 (siehe Abb. 4).

Abbildung 4: Codex traditionem Raitenbuchae 12. Jhd, Abschrift v. 1484, Bay. Hauptstaatsarchiv München

Abbildung 4: Codex traditionem Raitenbuchae 12. Jhd, Abschrift v. 1484, Bay. Hauptstaatsarchiv München

Auserdem bewahrt das Archiv des Erzbistums München und Freising eine Abschrift dieses Traditionsbuches aus der Barockzeit auf.5 Diese Abschrift6 (siehe Abb. 5) befindet sich im Nachlass von . D. Clemens Braun, dem letzten Klosterbibliothekar vor der Aufhebung des Klosters Rottenbuch (Gespräch mit Dr. Roland Götz, Archivoberrat am 7.5.2015 im Erbischöflichen Archiv) und dort wiederum im Nachlass von Dr. Anselm Greinwald, der 1778 die Traditionsurkunde in Rottenbuch entdeckt und durch seine “streng wissenschfltiche” Arbeitsweise der Erforschng der Ursprünge des Klosters Rottenbuch begründet hat7.

Abbildung 5: Codex traditionem Raitenbuchiensis 12. Jhd, Abschrift aus der Barockzeit, Archiv Erbistum München und Freising, München

Abbildung 5: Codex traditionem Raitenbuchiensis 12. Jhd, Abschrift aus der Barockzeit, Archiv Erbistum München und Freising, München

Dieser Anselm Greinwald, Professor der Theologie und Chorherr in Raitenbuch,8 publizierte 1797 in München das von ihm entdeckte Traditionsbuch unter dem Titel Origines Raitenbuchae,9 siehe Abb. 6.

Abbildung 6: Anselm Greinwald Origines Raitenbuchae 1997

Abbildung 6: Anselm Greinwald Origines Raitenbuchae 1997

Im Eintrag über Opotsried wird ein Wilhalm de Sulzsnaite als Zeuge einer Schenkung ans Kloster Rottenbuch erwähnt wird (siehe Abb. 7)

Abbildung 7: Greinwald Originales Raitenbuchae Schenkung Opoltsried

Abbildung 7: Greinwald Originales Raitenbuchae Schenkung Opoltsried

Die Übersetzung aus dem lateinischen Original (Eva Kehle) lautet:

“Es ist aufgezeichnet worden sowohl für jetzt als auch für die Zukunft, dass ein gewisser Adliger namens Chunrat sein Grundstück, das er besitzt, an diesem Ort, der Opoltesried genannt wird, für das Heil seiner eigenen und der elterlichen Seele den Reliquien der Hl. Maria in Raytenpuch übergab. Die Zeugen dieser Sache sind Heinrich de Brugge, ebenso Heinrich de Seon, Adelbero de Habretzhoven, Wilhalm de Sultzsneite. Im gleichen Ort übergab auch ein gewisser Mensch namens Bero sein Grundstück den oben genannten Reliquien. Die Zeugen dieser Sache sind Luitpolt de Warthusen, Burchart de Haslach, Manegolt de Sorheim, Otto de Understorf .u. viele andere”.

Die Datierung dieser Schenkung stellt eine gewisse Herausforderung dar, da sie wie die meisten Schenkungen in diesem Schenkungsbuch nicht mit einer Jahreszahl versehen ist. Diese Problem betrifft nicht nur die erste Erwähnung von Sulzschneid, sondern auch von vielen anderen Orten in der Umgebung von Rottenbuch, für die dieses Traditionsbuch (neben dem von Heinrich IV 1059 dem Bischof von Augsburg verliehenen Wildbann10) die erste Erwähnung darstellt. Dies zeigt auch eine aufschlussreiche Karte, die Franz Ludwig Baumann seinem ersten Band der Geschichte des Allgäus von 1881 beigefügt hat.11 In ihr sind alle Orte im Allgäu, die bis zum 12. Jhd. nachweisbar sind, mit dem jeweils ersten Nachweis aufgezeichnet (siehe Abb. 8, leider ist die Reproqualität der Karte schlecht!)

Abbildung 8: Ausschnitt aus F.L.Baumann: Das Allgäu im 12. Jhd, Geschichte des Allgäus Bd.1, 1881

Abbildung 8: Ausschnitt aus F.L.Baumann: Das Allgäu im 12. Jhd, Geschichte des Allgäus Bd.1, 1881

In Bezug auf die Schenkungen im Traditionsbuch Rottenbuch wurden von Steichele und Schröder im Rahmen ihres bis heute als Standardwerk dienenden 10-bändigen Werks “Das Bistum Augsburg”12, 1861 bis 1940 erschienen, viele Datierungen durchgeführt. In den Monumenta boica ist das Traditionsbuch ebenfalls nicht enthalten, da es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Serie noch nicht entdeckt war13. Zuletzt wurde das Schenkungsbuch von Dr. J. Mois, Priester und Historiker in Hohenpeisenberg und Rottenbuch14, intensiv bearbeitet15, eine Edition im Rahmen der Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte der Kommission für bayerische Landesgeschichte steht noch aus.

Daher wurde in Zusammenarbeit mit Frau Andrea Schiermeier vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv München auf deren Anregung eine detailierte Analyse der Schenkungsnotiz Opoltsried, vor allem in Bezug auf die Lebensdaten der vielen in dieser Notiz genannten Zeugen durchgeführt. Die Auswertung ergab, dass der wahrscheinlichste Zeitpunkt für diese Schenkung zwischen 1116 und 1124 liegt (frühester Zeitpunkt 1101, spätester Zeitpunkt 1136)16. Dieser Zeitrahmen wurde so auch vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv bestätigt.17

Da Wilhalm de Sulzsnaite hier als Zeuge auftritt, muss es sich um einen Vollfreien handeln,18 da Unfreie Personen nicht als Zeuge dienen können. Ob es sich dabei um einen Adeligen oder einen freien Bauern handelt, bleibt unklar.

1.1.3 1200 Kloster St. Mang Füssen erhält Gut aus Sulzschneid

Es dauert nahezu 100 Jahre, bis wir den ersten Nachweis eines Bauernhofes in Sulzschneid erhalten. Die Quelle beinhaltet zusätzlich eine der frühesten Aufzeichnungen in deutscher Sprache. Die Erwähnung befindet sich in einem Pergamentcodex, der in der 2. Hälfte des 12. Jhd. von mehreren Schreibern wohl in St. Mang in Füssen in Karolingischer Minuskel-Schrift erstellt wurde.19 und einige sehenswerte Initialen besitzt (siehe Abb. 9).

Abbildung 9: Initiale aus Codex 88 vom Kloster St. Mang in Füssen im 12. Jhd. erstellt

Abbildung 9: Initiale aus Codex 88 vom Kloster St. Mang in Füssen im 12. Jhd. erstellt

Dieser Codex war lange Zeit im Kloster Stams in Tirol, das engen Kontakt und Besitztümer im gesamten östlichen Allgäu hatte20 und dadurch in den Besitz des Codex kam. Als 1552 Moritz von Sachsen bei der Verfolgung Karls V. nach Tirol Füssen angriff, wurden die Wertsachen nach Stams gebracht und bleiben anscheinend dort [21]. Heute noch ist das Stift Stams für seine wunderbare und bestens erhaltene Bibliothek berühmt.

Derzeit befindet sich der Codex in der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Neben geistlichen Schriften enthält dieser Codex das älteste Urbar des Klosters St. Mang in Füssen und stellt somit auch für St. Mang ein wesentliches Dokument seiner Geschichte dar.

Interessant für Sulzschneid ist, dass ein Mönch in freigebliebene Bereiche mehrere Blätter und am Rand Eintragungen güterrechtlicher und geschäftlicher Art durchgeführt hat, die damit das älteste wirtschaftsgeschichtliche Dokument des Klosters St. Mang in Füssen darstellen.22 Auch für Sulzschneid sind diese Anmerkungen im Kodex die älteste erhaltene Originalschrift, in der der Name Sulzschneid vorkommt (siehe Abb. 10) (das Traditionsbuch von Rottenbuch ist nur in einer Abschrift aus dem 15. Jhd. erhalten, s.o.)

Abbildung 10: Codex 88 Blatt 57: Übergabe eines prediolums aus Sulzschneid von Conradus Uoggileri ans Kloster St. Mang in Füssen

Abbildung 10: Codex 88 Blatt 57: Übergabe eines prediolums aus Sulzschneid von Conradus Uoggileri ans Kloster St. Mang in Füssen

Der Wortlaut ist23

“Due curie, in Buringou, unus mansus et dimidius, ex toto, preter decimas, que sunt plebani illic. Illarum curiarum altera, in qua sedet Hainricus de Nullonisbere, dat tres modios auene, altera curia, in qua sedet Conradus Uoggileri, dat tres solidos Augustensium: ideo non dat sex solidos sed tres, quia ipse et uxor eius dedit nobis prediolum in Sulcisnait, dans tres solidos, habens agros et prata.

Übersetzung:

Nebenbei bemerkt sind diese Eintragungen sprachwissenschaftlich äußerst interessant, da sie eine sehr frühe, genau datierbare “iezo id est anno MCC” (1200) Aufzeichnung alemannischer nicht litterarischer Prosa enthalten.

1.1.4 1312 Kloster Stams erhält Abgaben von Rudolfus Sultzsnaiter

Das Kloster Stams in Tirol hatte im 14. Jhd. engen Kontakt und Besitztümer im gesamten östlichen Allgäu. Um die Abgaben einzutreiben, wurde in Füssen dazu sogar ein eigener Amtmann eingesetzt24 (siehe Abb. 11).

Abbildung 11: Besitztümer des Klosters Stams im östlichen Allgäu 1336

Abbildung 11: Besitztümer des Klosters Stams im östlichen Allgäu 1336

Urbar Kloster Stams von 131225 (siehe Abb. 12)

Abbildung 12: Urbar Kloster Stams 1312 Rudolfus Sultzsnaiter

Abbildung 12: Urbar Kloster Stams 1312 Rudolfus Sultzsnaiter

Für die Einsichtsmöglichkeit des Urbars, das bis dato noch nie im Zusammenhang mit Sulzschneid erwähnt wurde, danke im Herrn StiftsArchivar OStR. Prof. Mag. Karl Palfrader aus Stams.

No. 1167

“Item in Albrichriet (Albatsried) R (vdolfus) Sultzsnaiter metretas avene 24, metretas tritidi 5, solidos 2, fassiculos 2, pullos 2, ovem 1.”

Übersetung:

“Ebenso in Albatsried Rudolfus Sultzsnaiter 24 Metzen Hafer, 5 Metzen Weizen, 2 Solidi, 2 Faszikel Flachs, 2 Hühner, 1 Schaf”

metres = Metzen: in Tirol ca 5l26

1 solid = Geldstück (Schilling, 12 Denare)

fasciculus (lini) = Flachsbündel = 20 Reisten (Handvoll).27 Dies ist eine spezifische Angabe nur für die Besitzungen in Seeg und Umgebung.28

Desweiteren waren ab 1309 Zehntabgaben aus Seeg, Wiesleuten, Lobach, Kirchthal, Altdorf, Kaufbeuren und sogar Buchloe nachweisbar.29

Aus diesem Urbar lässt sich ableiten, dass bereits im Hochmittelalter der Flachsanbau eine Besonderheit in Seeg und Umgebung war, da ansonsten kein Ort Flachs ans Kloster lieferte, zudem musste Rudolfus Sulzsnaiter wertvolle Getreidearten wie Hafer und Weizen liefern, nicht den mengenmässig viel häufiger angebauten Roggen und Gerste. Zum anderen ist interessant, dass dieser Rudolfus von Sulzsnaiter einen Hof in Albatsried besass und nur aus diesem Hof Abgaben ans Kloster Stams zahlen musste. Daraus lässt sich schliessen, dass Rudolfus von Sulzschneiter mehrere Höfe besaß, von denen er an unterschiedliche Lehensleute Abgaben entrichten musste: Nur aus dem Hof in Albatsried musste er Zehntabgaben ans Kloster Stams entrichten. Aus Sulzschneid selbst waren keine Abgeben, weder von ihm noch von anderen, ans Kloster zu entrichten. Viellleicht war Rudolfus von Sulzsnaiter ähnlich wie Willham von Sulzsnaite 200 Jahre zuvor ein Vollfreier aus Sulzschneid, kurz vor der Übernahme des Ortes durch die Hohenegger.

1.1.5 Zusammenfassung Hochmittelalter

Zusammenfassend zeigt sich, dass Sulzschneid erstmals im Hochmittelalter schriftlich fassbar ist, wobei Vollfreie Bauern (116 Wilhalm, 1312 Rudolfus) von Sulzschneid genannt sind. Zudem bestanden enge Beziehungen zu den umliegenden Klöstern, die im Hochmittelalter ihre Blütezeit hatten. Interessant ist, dass Sulzschneid in allen drei oben genannten Klöstern jeweils bereits in deren ältesten Urbaren oder Schenkungsbüchern erwähnt ist.

Woher diese Sulzschneider Vollfreien Bauern stammen, ist bis dato unklar. Ziemlich sicher handelt es sich um Rodungsbauern, die dadurch, dass sie Rodungsarbeit betrieben, oft besondere Privilegien erhielten. Dazu würde passen, dass der Name Sulzschneid (eine Schneiße in sulziges, d.h. sumpfiges Gelände) gut zu einem Rodungsort passen würde. Im Mittelalter gab es zwei große Rodungsperioden, das 8. Jhd. und das 12. Jhd. In welche der beiden Rodungszeiten die Rodung Sulzschneid errichtet wurde, d.h. ob es sich bei den ersten Sulzschneidern um karolingische Königszinser des frühen Mittelalters oder staufische Rodungsfreie deSs hohen Mittelalters handelt, ist nach Spindler für Sulzschneid “kaum mehr zu unterscheiden”30. Klar ist jedoch, dass sich in Sulzschneid im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden die Privilegien der Rodungsbauern lange erhalten haben31,32,33, daher konnten Sie in den oben genannten Quellen als freie Bauern handeln.

1.2 1300 Spätmittelalter: Territorialbildung I: Das Adelsgeschlecht der Hohenegger

1.2.1 1318 Erhält Peter von Hohenegg die Vogtei Sulzschneid?

“Der kraftvoll um sich greifende Peter von Hoheneck erwarb 1318 die Vogtei Sulzschneid und die Reichsvogtei Aitrang. Diese blieb bei seinem Mannsstamm bis 1401, wo sie an die Freyberge gedieh, jene bis 1594, wo der Zweig Walters mit Andreas III. erlosch”34

Nachdem im Hochmittelalter zuerst die Welfen (bis )

Vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit herrschte das Geschlecht der Hohenegger in Sulzschneid, genauer gesagt, besaß es die Vogteirechte über Sulzschneid. Da andererseits das Hochstift Augsburg den Wilbann über den Ort und einzelne Höfe z.T. anderen Machthabern oder Klöstern abgabepflichtig waren, ergibt sich für das Dorf eine komplexe und teils konfliktbeladene Herrschaftssituation.

Joseph von Hormayr, Historiograph des kaiserlichen Hauses in Wien, Tiroler Freiheitskämpfer und später Vorstand des allgemeinen Reichsarchivs in München35 (siehe Abb. 13,36) berichtet 1842 in der von ihm erstellten Goldenen Chronik von Hohenschwangau (siehe Abb. 14), dass im Jahre 1318 Peter von Hohenegg die Vogtei Sulzschneid erhielt.37

Abbildung 13: Joseph von Hormayr, Verfasser der Goldenen Chronik von Hohenschwangau, 1842

Abbildung 13: Joseph von Hormayr, Verfasser der Goldenen Chronik von Hohenschwangau, 1842

Abbildung 14: Goldene Chronik von Schwangau

Abbildung 14: Goldene Chronik von Schwangau

Leider gibt Hormayr wie häufig für dieses Ereignis keine Quelle an und bis heute ist auch keine Quelle zu gefunden worden. Dies liegt unter anderem daran, dass das Geschlecht der Hochenegger schon im 17. Jhd. ausgestorben ist und die Urkunden über die Hohenegger in vielen Archiven zerstreut sind38. Anton Steichele hält dieses Datum jedoch für sehr wahrscheinlich, da in diesem Zeitraum auch die Vogtei Bidingen an Peter von Hohenegg verpfändet wurde und die Vogtei Füssen vom Landvogt, allerdings ans Hochstift Augsburg, überging.39 Dies wird auch im Historischen Atlas Bayern so übernommen.40

1.2.2 Das Adelsgeschlecht der Hohenegger

Da die Hohenegger (oder Hochenecker) von 1318 bis 1594, d.h. im gesamten Spätmittelalter bis ins 1. Jhd. der frühen Neuzeit in Sulzschneid regierten, soll kurz die Herkunft dieses Adelsgeschlecht in Bezug auf Sulzschneid beleuchtet werden. Ich folge dazu zunächst Dr. Richard Lipp, einem Historiker aus Reutte, den ich auch persönlich sprechen konnte.

1.2.2.1 Die Burg und Wappen von Hohenegg

Ein gewisser Heinrich von Trauchburg erhielt 1171 die Burg Hohenegg bei Röthenbach (siehe Abb. 15) Westallgäu und nannte sich als erster von Hohenegg. Diese Burg ist die Stammburg der Hohenegger (siehe Abb. 16).

Abbildung 15: Burgen der Hohenegger aus, S.68

Abbildung 15: Burgen der Hohenegger aus41

Abbildung 16: Burg Hohenegg bei Röthenbach, aus, S.367

Abbildung 16: Burg Hohenegg bei Röthenbach, aus42

Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel (siehe Abb. 17) an einem Mauerwerk (siehe Abb. 18) an die ehemalige Burg.

Abbildung 17: Mauerwerk Burg Hohenegg 2015

Abbildung 17: Mauerwerk Burg Hohenegg 2015

Abbildung 18: Gedenktafel Burg Hohenegg 2015

Abbildung 18: Gedenktafel Burg Hohenegg 2015

Die Burg ist genauer beschreiben im Burgenbuch von Toni Nessler,43 in dem auch das älteste Wappen der Hohenegger abgebildet ist (siehe Abb. 19)

Abbildung 19: Wappen der Hohenegger aus, S. 16

Abbildung 19: Wappen der Hohenegger aus44

Ein weiteres Wapppen der Hohenegger (siehe Abb. 20) befindet sich im St. Gallener Wappenbuch von 146345, auf einer Karte von Tirol [] sowie auf einem Grab der Hohenegger in Vils []

Abbildung 20: Wappen der Hohenegger aus dem St. Gallener Wappenbuch von 1463

Abbildung 20: Wappen der Hohenegger aus dem St. Gallener Wappenbuch von 1463

1.2.2.2 Stammbaum der Hohenegg

Ein Stammbaum des Geschlechts der Hohenegger zu Vilseck und Sulzschneid findet sich in der Goldenen Chronik von Schwangau (siehe Abb. 21), weitere Stammbäume sind bei Pfarrer Edel46 und im Oberbadischen Geschlechterbuch von 190547 abgebildet.

Ein neuerer Stammbaum der Hohenegger von Vils und Sulzschneid wurde 1994 von Frau Schretter anläßlich der 600-Jahrfeier der Pfarrei Vils erstellt (siehe Abb. 22) sowie bei48 abgebildet.

Abbildung 21: Stammbaum der Hohenegger zu Sulzschneid, aus Hormayr Goldene Chronik von Hohenschwangau, 1842

Abbildung 21: Stammbaum der Hohenegger zu Sulzschneid, aus Hormayr Goldene Chronik von Hohenschwangau, 1842

Abbildung 22: Stammbaum der Hohenegger zu Vils und Sulzschneid, aus, S.72

Abbildung 22: Stammbaum der Hohenegger zu Vils und Sulzschneid, aus49

1.2.2.3 Rudolf von Hohenegg

Der berühmteste und einflussreichste Hohenegger war sicherlich Rudolf von Hohenegg (siehe Abb. 23). Da die Herren von Hohenegg zu Vilseck und Sulzschneid ihm ihre Herrschaft verdanken, soll zunächst an ihn erinnert werden.

Abbildung 23: Erzbischof Rudolf von Hohenegg, Bild aus, S.128 Land Salzburg EA0000234977

Abbildung 23: Erzbischof Rudolf von Hohenegg, Bild aus50 Land Salzburg EA0000234977

Die lateinische Bildunterschrift lautet51: B[EATUS] RUDOLPHUS ARCHIEPI- / scopus de Hochenegg / Vir sanctae Vitae, S[anctum] Vir- / gilium transtulit, bella cum / Bavariae Ducibus sustinuit, prae- / fuit Annis [müsste im klassischen Latein „Annos“ heißen] 5. Obiit Anno Christi 1289. Das heißt: „Seliger Rudolf Erzbischof von Hochenegg, ein Mann heiligmäßigen Lebens, überführte den hl. Virgil [Anm.: nämlich dessen Gebeine aus der Abtei St. Peter in den Dom], ertrug Kriege mit den Herzogen Bayerns [Anm.: nämlich jene kriegerischen Auseinandersetzungen des Erzstiftes Salzburg mit Bayern, die 1286 am Reichstag von Augsburg beendet wurden], regierte 5 Jahre. Er starb im Jahr Christi 1289.“

12?? geboren in Isny
1269 Kirchlicher Administrator der Benediktinerabtei Kempten bis 1284
1274 Hofkanzler von Rudolf von Habsburg, seit 1273 Dt. König, bis 1288, Gesandter bei Papst Gregor X.
1284 Generalvikar des Reiches in Italien, vom König ernannt,
1284 Erzbischof von Salzburg
1285 Priesteweihe und Bischofsweihe
1286 Weltliche Macht über das Erzstift Salzburg (von König Rudolf), Krieg gegen Herzog von Niederbayern
1287 Rudolf schlichtet einen Streit innerhalb der Salzburger Bürgerschaft (Sühnebrief) und erließ das erste Stadtrecht von Salzburg, das dann für alle Salzburger Städte gültig war52
1290 Friedensschluss im Krieg gegen Habsburger
1290 an Schlaganfall in Erfurt gestorben, begraben im Dom zu Salzburg

Ruldolf von Hohenegg wurde in Isny geboren und von 1269 bis 1284 Administrator in Kempten. Er unterstützte mit seinem Burder Berthold, dem Vater von Peter von Hohenegg, den Bischof von Augsburg (gegen den Bayernherzog), den der Bischof 1270 gewann. Als nach der kaiserlosen Zeit der im Aargau beheimatete Rudolf von Habsburg (siehe Abb. 24) Dt. König wurde, ernannte dieser ihn 1274 (bis 1288) zum Hofkanzler. In dieser Zeit besiegte Rudolf von Habsburg den viel mächtigeren König Ottokar von Böhmen und legte damit den Grundstein für die 650 Jahre andauernde Herrschaft des Hauses Habsburg über Österreich.53 Rudolf von Hohenegg wurde 1284 zum Erzbischof von Salzburg und vom König im selben Jahr zum Generalvikar des Reiches in Italien ernannt. Er war zudem Gesandter des Königs bei Papst Gregor X. Nach Kämpfen gegen den Herzog von Niederbayern und sogar gegen die Habsburger starb Rudolf von Hohenegg in Erfurt an einem Schlaganfall und wurde im Dom zu Salzburg begraben.

Abbildung 24: Rudolf von Habsburg, Grabplatte Speyer, aus

Abbildung 24: Rudolf von Habsburg, Grabplatte Speyer, aus54

Ab 1284 prägt Rudolf von Hohenegg einen eigenen Friesach-Pfennig (siehe Abb. 25).

Abbildung 25: Friesach-Pfennig von Rudof von Hohenegg 1284-1290

Abbildung 25: Friesach-Pfennig von Rudof von Hohenegg 1284-1290

Die 0,6g schwere Silbermünze zeigt auf der Vorderseite ein Engelsbrustbild unter Bogen, darüber Türmchen zwischen Sonne und Mond. (die Rückseite zeigt Prägespuren). Friesach-Pfennige waren damals eine international anerkannte Währung.

1.2.2.4 Heinrich und Berthold von Vilsegg und Hohenegg

Das Herzogtum Schwaben zerfiel nach der Hinrichtung des letzten schwäbischen Stauferherzogs, Konradin von Hohenstaufen 1268 in Neapel in viele kleine Herrschaften und Ritterschaften, die oft nur ein Dorf umfassten. In diesem Machtvakuum gelang es manchem Adelsgeschlecht in die Reichsunmittelbarkeit aufzusteigen, zumal durch den zusätzlich fehlenden König (“kaiserlose Zeit im Interregnum”) eine allgemeine Rechtsunsicherheit herrschste, bis 1273 Rudolf von Habsburg zu König gewählt wurde.55

Es wird angenommen, dass die Hohenegger bereits vor dem Aussterben der Staufer umfangreichen Besitz in Vils und Umgebung hatten. 1263 wird ein Heinrich von Vilsegg und 1265 ein Bertold von Vilsegg und Bertold von Hohenegg urkundlich erwähnt.56 1269 bis 1284 erhielten die Hohenegger das Gebiet um Vils vom Fürststift Kempten zum Lehen, genau in der Zeit, als Rudolf von Hohenegg Administrator des Klosters Kempten war. Von den Hohenstaufen, die als schwäbische Herzoge auch Vögte über Kempten waren, erhielten die Herren von Hohenegg auch die niedere Gerichtsbarkeit über Vils und Musau. Zusätzlich hatten sie die hohe Gerichtsbarkeit in diesem Bezirk inne.

Zudem halfen die Hohenegger dem Bischof von Augsburg im Kampf gegen den bayerischen Herzog, nach dem Sieg des Bischofs 1270 erhielten die Hohenegger zum Dank den Forst- und Wildbann über Vils und Musau.

Von Rudolf von Habsburg erhielten die Hohenegger das Recht des Geleitschutzes von Rottach bei Oy bis Heiterwang als Exclusivrecht und hatten damit eine gute Einnahmequelle erhalten.

1269 bis 1284: Belehnung des Stifts Kempten (Rudolf von Hohenegg)
1270 Forst- und Wildbann von Bischof von Augsburg
1273 bis 1291: Belehnung des Reiches mit dem Geleitrecht durch König Rudolf

Ende des 13. Jhd. hatten die Hohenegger somit neben der Grundherrschaft die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, den Fort- und Wildbann und das Geleitrecht in Vils und Musau inne und waren damit Landesherren als reichsunmittelbare Reichsritterschaft Vils, die auch außerhalb der tiroler Landesgrenzen lag57

1.2.2.5 Illustris – Erlauchte

Das Adelsgeschlecht der Hohenegger war zwar untituliert, sie wurden aber als Edelfreie mit dem Ehrentitel “Illustris” bezeichnet. Unter den Edelfreien gehörten sie zu den Hochfreien, die mehr Besitz und Bedeutung hatten als die Mittelfreien. Seit dem 14. Jhd. zählten sie zum reichsunmittelbaren niedrigem Adel und zur Reichsritterschaft von Oberschwaben.58

1.2.2.6 Peter von Hohenegg

“Peter von Hohenegg war ein tatkräftiger Mann, der sich an öffentlichen Angelegenheiten beteiligte, darüber aber auch seinen eigenen Nutzen nie aus den Augen verlor”59

Dorothea Schretter hat sich in Zusammenhang mit der Geschichte der Stadt Vils zuletzt eingehend mit Peter von Hohenegg beschäftigt60, der ich im wesentlichen folge.

1313 erste urkundliche Erwähnung Peter von Hoheneggs: schenkt dem Kloster Füssen für sein Seelenheil eine Mühle und ein Gut zu Pflach.
1318 Erwerb der Vogtei Sulzschneid, war Pfandinhaber der Vogtei Aitrang und der Grafschaft Eglofs
1327 König Ludwig der Bayer erhebt Vils zur Stadt (mit dem Stadtrecht von Kaufbeuren)
1330 bis 1337: Landvogt Ludwigs des Bayern in Augsburg
1331 Vogt in Füssen, von Bischof von Augsburg ernannt
1340 Peter von Hohenegg saß auf der Burg Eisenberg zu Gerichtsbarkeit
1350 Hauptwohnsitz in Eisenberg
1356 Tod, in Steingaben begraben (nicht mehr nachweisbar)

1.2.3 1359 Verkauf von Hohenegg an die Grafen von Montfort

Kaiserliche Kommission an Fürstabt Roman, den Grafen Leopold Wilhelm von Königsegg-Rothenfels in den Besitz des vermeintlichen Reichslehens Vilsegg einzusetzen. Information des Kaiserhofes über die wirklichen Rechtsverhältnisse der Herrschaft Vilsegg als eines von den Grafen von Montfort herrührenden kemptischen Lehens des Hauses Österreich. Beschränkung der kaiserlichen Kommission auf das Geleit und den Blutbann als reichslehenbare Bestandteile (ca. 80 Bl.) (Laufzeit 1359-1642)

StAA Fürststift Kempten Akten A 2023.61 Diese bisher in Bezug auf Sulzschneid noch nicht ausgewerteten Akten enthalten interessante Informationen über die komplexen Lehensverhältnisse der Herrschaft Vilsegg, die ja von 1318 bis 1612 mit der Herrschaft Sulzschneid mehr oder weniger eng verbunden war. Es trennt das Geleit und den Blutbann als direkt reichslehenbare Bestandteile von den sonstigen Lehen ab. Die Akteninhalte reichen bis ins Jahr 1359 zurück. In diesem Jahr verkauften die 3 Söhne des Peter von Hohenegg die ihre Güter den Grafen von Montfort. Somit war die Herrschaft ein Lehen des Hauses Österreich an den Fürstabt von Kempten, der damit zuerst die Hohenegger belehnt hatte und nach dem Verkauf die Grafen von Montfort belehnt hatte. Inwieweit auch die Vogtei Sulzschnied davon betroffen war, ist bis dato unklar.

1.3 1400

1.3.1 Peter II. von Hohenegg

1397 Herr zu Vils
1408 Reichspfandschaft der freien Leute zu Eglofs
1412 Rat des Bischofs von Augsburg
1413 König Sigismund bestätigt ihm d.d. Tessevete seine Reichslehen
1414 war auf dem Konzil von Konstanz
1433 Elsbeth von Stain
1441 vermacht seine Güter an seine beiden Söhne Walter und Rudolf62
1448 Tod

nach Stammbaum63

1.3.1.1 1431 König Sigismund verbietet Kaufbeuren, Untertanen des Peter von Hohenegg aufzunehmen

Nach dem Aufschwung der Städte erteilte König Rudolf der Stadt Kaufbeuren 1286 das Privilegium, den Vogtleuten, die in der Stadt wohnen, Freiheit von persönlichen Diensten gegen den Vogtherrn zu erlauben.64 Daraufhin suchten viele Untertanen die Stadt auf, um sich von den Diensten und Abhängigkeiten ihrer Herrscher zu befreien.65 Dies führte zu viel Streit zwischen den Städten und den umliegenden Adelsherrschsften, in die sogar der König eingreifen musste. So erließ König Sigismund 1431 den Befehl, dass die Stadt Kaufbeuren keine Untertanen des Peter II. von Hohenegg mehr aufnehmen durfte (Regesta imperii XI, Nr. 8339 vom 13.3.143166).

des Peter von Hohenegg Leute, “die im vom rich verseczt sin und darin gehörent, hinfür nit zu burgern noch burgersessen einzunehmen” und, wenn sie solche aufgenommen, sie des Bürgerrechts ledig und frei zu lassen und aufzusagen, “bi verliesung der peen in der guldin bulle daruf begriffen”.67

1.3.1.2 Kaiser Sigismund (1368-1437)

Kaiser Sigismund war der Sohn von Kaiser Karl IV. und selbst von 1410-1437 König und von 1433-1437 Kaiser. Er regierte über ein riesiges Territorium, das das sich ganz oder teilweise auf die heutigen Staaten Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Polen, Rumänien, Bulgarien und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens erstreckte.68 Er war zur Herrschaft über dieses riesige Imperium auf eine leistungsfähige Verwaltung mit hoher Schriftlichkeit angewiesen, da er sich um viele juristischen Details zu kümmern hatte. So existieren sogar für die Herrschaft Peter von Hoheneggs mehrere Urkunden, die vom Kaiser persönich unterzeichnet wurden. Adolf Layer und Pankraz Fried zeigen, dass Kaiser Sigmund in der Innenpolitik Schwabens neue Wege beschritt, indem er genossenschaftliche Zusammenschlüsse der Städte und Ritter erlaubte69, um ein Gegengewicht gegen den Einfluss des Herzogs von Bayern und des Bischofs von Augsburg in unserer Region zu etablieren. Dabei spielte unter den schwäbischen Helfern in den Reichsangelegenheiten während des Konstanzer Konsils u.a. Peter von Hohenegg eine wichtige Rolle.

1.3.1.3 1434 Kaiser Sigismund vermittelt wegen Verletzung des Wildbanns durch Peter von Hohenegg

Brief Kaiser Sigmunds an Peter von Hohenegg wegen dessen Verletzung des Wildbannes im Gebiet des Hochstiftes Augsburg. 25. Februar 1434

StAA Hochstift-Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 207.70 Erneut muss der Kaiser persönlich beim Streit über das Jagd- und Forstrecht des Hochstifts Augsburg gegenüber Peter von Hohenegg eingreifen. Diesmal hat dem Anschein nach Peter die Rechte des Hochstifts, die vom Wildbann aus dem Jahre 1059 stammten, missachtet.

1.3.2 1434 2 Urteile Kaiser Sigmunds wegen Jagdrecht

Urteilbrief Kaiser Sigmunds zwischen Bischof Peter von Augsburg und denen von Freyberg und Hohenegg wegen des Jagdrechts. 21. April 1434

StAA Hochstift-Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 212.71

Urteilbrief Kaiser Sigmunds zwischen Bischof Peter von Augsburg und denen von Freyberg und Hohenegg wegen des Jagdrechts zwischen Lech und Wertach. 21. April 1434

StAA Hochstift-Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 211.72

Vidimus vom 24. Mai 1445 durch Abt Heinrich von Neresheim in StAA Hochstift-Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 353.73

Hier folgt der Abdruck der Urkunde aus den Regesta Boica XIII, S.29174

Kaiser Sigmundt erkennt auf die Klage des Bischof Peter zu Augspurg, dass die von Freyberg und von Hohenegg gegen alles Recht in seinen Wildbännen jagen, unter Berufung auf den von ihren Vorfahren mit Bischof Burckart zu Augspurg sel. geschlossenen Vertrag, zu Recht, dass Bischof Peter und seine Nachfolger laut ihrer kaiserlichen und königlichen Briefe bei ihren Wildbännen verbleiben und Beklagte kein Recht haben sollen, darin zu jagen. Zeugen: Gundtherr, Erzbischof zu Medburg, Antony zu Bamberg, Leonhart zu Bassaw, Alexander zu Triendt, Nicodemus zu Freysingen, Johannes zu Meyssen, Bischöfe, Friderich, Markgraf zu Brandenburg, Churfürst, Wilhalm und Stephan, Herzoge in Bayrn, Egloff, Abt von St. Gallen, Niclaus, Abt von St. Bläsien, Graf Ludwig zu Oettingen, des Kaisers Hofmeister, Brunor von der Leitter, Herr zu Bern, Graf Johanns von Lüpffen, Baptista Cigala, Conrat Schenkh von Lymbergk, Berchtolt von Stoffen, Petter von Michelsberg, Niclaus Stockh, Lehrer der geistlichen Rechte. G. zue Bassel am Mittwoch vor Jorii. (S.)

1.3.3 1438 Herren von Hohenegg Streit um Jagdrecht

Vergleich in einem Streit zwischen Bischof Peter von Augsburg und seiner Stadt Füssen einerseits und den Herren von Hohenegg und Freyberg andererseits wegen des Jagdrechts im Gebiet des Hochstifts Augsburg,7. August 1438

StAA Hochstift-Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 274.75 Kardinal Peter von Schaumberg war zu dieser Zeit Bischof von Augsburg. Erneut gab es Streit über das Jagdrecht.

1.3.3.1 1439 Heinz Lutz zu Sulzschneid verkauft Ewigzins

Heinz Lutz zu Sulzschneid und seine Söhne verkaufen an Konrad Welsch, Bürger zu Kaufbeuren, einen Ewigzins.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.28076 Das nach den Hoheneggern im Forsthaus über viele Generationen residierende Jägergeschlecht der Lutz ist somit bereits 1439 nachweisbar. Die Quelle zeigt, dass Heinz Lutz ein freier Bauer war, der Kontakt zu einem Kaufbeurer Bürgermeister Konrad Welsch hatte.

1.3.4 1441 Walter und Rudolf von Hohenegg erben die Güter des Vaters

1.3.4.1 Walter von Hohenegg

1441 erbt die Hälfte der Herrschaft von Hohenegg incl. Vils und Sulzschneid
1460 Tod in der Schlacht auf dem Buchenberge, in der Stiftskirche Kempten begraben77

Walter von Hohenegg war Ritter und Landvogt des Abtes von Kempten. Er war mit Anna von Degenberg verheiratet78

1.3.4.2 Rudolf von Hohenegg

1435 Vogt zu Rotenfels
1437 in Kriegsdiensten Ludwig des Gebarteten
1441 erbt die Hälfte der Herrschaft von Hohenegg incl. Vils und Sulzschneid
1463 empfängt die von seiner Mutter ererbte Reichenau. Lehen in Ober-Wiltzingen
1482 gestorben, in Vils begraben79

Rudolf von Hohenegg war mit Agathe Spaet von Zwiefalten verheiratet80

1.3.5 1441 Urteil Streit Stadt Füssen mit Herren von Hohenegg

Urteilbrief in einem Streit zwischen der Stadt Füssen und den Herren von Hohenegg zu Vilsegg wegen verschiedener Irrungen. 4.Februar 1441

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.293.81 Im Jahr der Vererbung und Teilung der Herrschaft von Hohenegg gibt es einen Streit mit der Stadt Füssen “wegen verschiedener Irrungen”.

1.3.6 1441 Urteil Streit Bischof mit Herren zu Hohenegg

Spruchbrief in einem Streit zwischen Kardinal und Bischof Peter von Augsburg und den Herren von Hohenegg zu Vilsegg wegen verschiedener Irrungen. 4. Februar 1441

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.294.82

1.3.6.1 1443 Walter und Rudolf von Hohenegg erhalten Reichsbelehnung mit Zoll zu Vils

“Walther und Rudolf von Hoheneck erhielten 1443 von Friedrich IV. die Reichsbelehnung mit dem damals höchst einträglichen Zoll zu Vils und dem Geleit auf offener Strasse von der Heiterwanger Ache bis zum Rottacher Bache. Die damaligen Zollsätze waren: jeder Saum trockenen Gutes auf Wägen oder Karren bezahlt 5 kr; ein Pferd mit trockenem Gute herausschreitend 3, hinein 2 kr.; ein Ross mit Salz 2 Pfg.; 8 Yhren Wein7 kr., ein lediges Ross 7 kr.; 1 Sam Fische, von einem Pferde auf dem Rücken getragen, 3 Kr., jeder mit Trinkgläsern beladene Karren 2 Glasfuder, der sie zurück trägt 1 Glas; wer Gläser auf dem Wagen führt, giebt von jedem Sam 1 Glasfuder; 1 Sam (Saum) Scheibengläser 5 kr.; 1 Salzfass 18 Pfg.; 1 Fuder Salzsäcke 2 Pfg.; ein auf die Alpen gehendes Pferd 1 kr.; 1 Ochs 1 kr;1 Kuh 2 Pfg.; ein Rind 1 Pfg.; 1 Schaf 1 Heller; 1 Sau 1 Heller; 1 Geise 1 Heller; 1 Roggen- oder Kornsack 2 Pfg.; 1 Habersack 1 Pfg.; 1 Wagen mit Eiben 2 kr.; 1 Karren mit Eiben 2 kr.; 1 Ross mit Wannen 2 kr.”83

1.3.6.2 1444 Schreiben König Friedrich an Rudolf von Hohenegg wegen Wildbann

Schreiben König Friedrichs an Rudolf von Hohenegg wegen des Wildbannes im Gebiet des Hochstifts Augsburg. 23. Dezember 1444.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.346.84

Vidimus vom 10. Mai 1445 durch den Notar Ulrich Pfister in StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.350.85

Jetzt mischt sich König Friedrich III. in den Wildbann-Streit mit dem Hochstift ein.

1.3.7 1445 Urteil König Friedrichs wegen Jagdrecht

Urteilbrief König Friedrichs in einem Streit zwischen Bischof Peter von Augsburg und Rudolf von Hohenegg wegen des Jagdrechts zwischen Lech und Wertach. 22. September 1445

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.358.86

Eine Abschrift dieses Urteils des königlichen Kammergerichts aus der Mitte des 18. Jhd. in StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr.2026.87

1.3.7.1 1450 Güterteilung zwischen Walter und Rudolf von Hohenegg

Zwei Jahre nach dem Tod des Vaters teilten die beiden Brüder Walter und Rudolf von Hohenegg ihre Güter.

1.3.7.2 1451 Vertrag um Jägerhaltung in Hohenfurch

Vertrag zwischen den Untertanen zu Hohenfurch und Hans Dietrich von Hohenegg (als Inhaber der Vogtei Sulzschneid), um einen früheren Vertrag von 1451 V 12 zwischen den Untertanen zu Fechsen, Ronried, Sulzschneid, Rieder, Geislatsried und Hohenfurch einerseits und den Herren Rudolf und Walter von Hohenegg (als damaligen Inhabern der Vogtei Sulzschneid) andererseits wegen der Haltung eines Jägers.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 1048888, Urkunde vom 25.9.1546

1.3.8 1456 Streitigkeiten des Hochstifts mit Herren von Hohenegg wegen Wildbann

Verleihung des Wildbanns durch das Hochstift an die Grafen von Montfort. Enthält: Streitigkeiten des Hochstifts mit den Freiherren von Freyberg und den Herren von Hohenegg wegen der Forst- und Jagdgerechtigkeit; Reiherjagd auf dem Lechfeld. Laufzeit von 1456 bis 1767

StAA Hochstift Augsburg, Kabinett Akten Archiv 400 Nr. 1421689 Das genaue Datum der Streitigkeiten ist bis dato nicht bekannt. Interessant ist, dass es eine Reiherjagd auf dem Lechfeld gab.

1.3.9 1459 Grenzstreit zwischen Oberdorf und Sulzschneid90

In dem unten aufgeführten Grenzstreit zwischen Marktoberdorf und Sulzschneid werden die Brüder Walter und Rudolf als Vögte von Sulzschneid bezeichnet.

1.3.10 1483 Tauschbrief Leibeigene Rudolf von Hohenegg und Bischof von Augsburg

Tauschbrief zwischen Rudolf von Hohenegg zu Vilsegg und Bischof Johann von Augsburg bzw. Lutz von Freyberg, Vogt zu Helmishofen, um Leibeigene zu Geblatsried (Engel Fry, Tochter des +Haintz Fry, Müller zu G.) und Aufkirch (Hans Maissei). 13. Oktober 1483.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 332291. Bei Rudolf II. von Hohenegg handelt es sich um den Sohn des gleichnamigen Vaters, der ein Jahr zuvor gestorben ist92

1.3.11 1493 Kundschaften über die Obrigkeitsgrenzen der Vogtei Sulzschneid

Die erste genaue Grenzbeschreibung der Vogtei Sulzschneid zeigt eine Urkunde aus dem Jahr 1493, von der eine Kopie in der im Jahr 1560 von Peter Gaisberg erstellten sehr inhaltsreichen Statistik des Amtes Oberdof enthalten ist (Staatsarchiv Augsburg, HU Augsburg 3604, 29.11.1569, Münchner Bestand 46493). Diese Statistik wurde 1907 von Schröder publiziert,94 die hier interessierende Urkunde ist jedoch nicht enthalten und noch nicht ausgewertet.

1.4 1500 Frühe Neuzeit

1.4.1 1502 Vergleich Heinrich Propst zu Ettwiesen und Jörg Frey

Vergleich zwischen Heinrich Propst zu Ettwiesen und Jörg Frey zu Fechsen. Gegeben in Sulzschneid am 9. Juli 1502 – OP, Siegel fehlt

Stadt Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 3095

1.4.2 1507 Grenzerneuerung zwischen Sulzschneid und Oberdorf

Pfarrer Baumann berichtet von einer Urkunde vom 14. September 1507, bei der als Thädiger oder Schiedsrichter Rudolf von Hohenegg zu Vilsegg, Hans Walter, Ammann zu Vils und Hans Vierer, Vogt zu Oberdorf auftraten und diese Urkunde auch siegelten.96 Dieser Grenzstreit ist bei Baumann und Edel97 erwähnt, die Urkunde befindet sich im Archiv der Stadt Marktoberdorf Urkunden U 24.98 Diese Urkunde könnte das Siegel von Rudolf von Hohenegg und damit das einzige Hoheneggsche Siegel in Stadtarchiv Marktoberdorf enthalten.

1.4.3 1516 Frauen-Tauschbrief des Abtes von Kempten mit dem Vogt des Bischofs von Augsburg

Tauschbrief vom 14.11.1516 zwischen Abt Johann Rudolf von Kempten und Hans Selzenmann, Vogt des Bischofs von Augsburg in Marktoberdorf über die Leibeigene Agatha Lang, Tochter des Hans Lang von Hinter’m Buch, Pfarrei Sulzberg, jetzt E des Anton Unsinn von Oberthingau, gegen Margaretha Dusch, Tochter des Hans Dusch von Sulzschneid, jetzt E des Urban Kinricher von Oberthingau

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 668799

Die Tochter von Hans Dusch aus Sulzschneid wollte Urban Kinricher aus Oberthingau heiraten. Dabei ergab sich das Problem, dass Hans Dusch und damit auch seine Tochter Leibeigene des Bischofs von Augsburg waren und Urban Kinricher Leibeigener des Abtes von Kempten. Durch die Heirat hätte der Bischof von Augsburg eine Leibeigene verloren. Um dies zu verhindern, wurde ein Gegentausch vorgenommen, in dem die Leibeigene des Abtes von Kempten, Agatha Lang aus Sulzberg, die Anton Unsinn aus Oberthingau heiratete, gegen Margaretha Dusch getauscht wurde. Dies bedeutet, dass man nur dann einen Mann, der Leibeigener eines anderen Herren war, heiraten konnte, wenn man einen Tauschpartner hatte. Dies wurde dann per Urkunde gesiegelt. Zudem zeigt dieser Tauschbrief, dass in Oberthingau sowohl Leibeigene des Bischofs von Augsburg als auch Leibeigene des Abtes von Kempten lebten.

1.4.4 1525 Fürstabt Sebastian von Kempten korrespondiert mit Andreas von Hohenegg wegen Bauernkrieg

Korrespondenzen des Fürstabts Sebastian und seines Vogtes zu Wolkenberg, Moritz von Altmannshofen, mit Graf Wolfgang von Montfort-Rothenfels, Heinrich Burkard von Pappenheim und dem augsburgischen Pfleger zu Rettenberg, Andreas von Hohenegg zu Vilsegg, wegen der Restitution im Bauernkrieg geraubter Mobilien (19 Bl.)

StAA Fürststift Kempten Akten A 619.100

Edel beschreibt, dass Hans Dietrich von Hohenegg im Bauernkrieg vermittelte101, entweder handelt es sich hier um eine Verwechselung oder beide Vater und Sohn waren in den Bauernkreig verwickelt.

1.4.5 1526 Urfehdebrief für Endres von Hohenegg

Urfehdebrief des Augustin Kappeller, Gerichtsammann zu Oberstdorf, des Ulrich Krieg, des Peter Bach, des Konrad Rechberg, alle zu Oberstdorf, des Christan Ernst zu Schöllang und des Hans Ernst von Rubi, alle als Bürger und Gewalthaber des Konrad Schwegerlin, für Konrad Kappeller, Landammann (der Herrschaft Rettenberg) zu Fluhenstein, bzw. für Endres von Hohenegg zu Vilsegg, Pfleger zu Rettenberg. 6. März 1526

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 4510102. Die Urkunde stammt aus dem Pflegamt Sonthofen-Rettenberg. Bei Endres von Hohenegg handelt es sich um Andreas von Hohenegg aus der Walterschen Linie, der 1533 in Vils begraben wurde. Sein Sohn gründete eine eigene Herrschaft zu Sulzschneid.

1.4.6 1526 Andreas von Hohenegg siegelt eine Urfehde des Pfarrers von St. Mang

Hans Lewter Pierli zu Lubas, Sant Mangen Pfarr, Zinser auf den Liebfrauenaltar des Gotteshauses Kempten, der auf der Flucht nach dem Bauernaufstande zu Bludentz und Bregentz in das Gefängnis des Märck Sittich von Embs zu Hochenembs, Vogt zu Bregentz, Bludents und Sonnenberg, gekommen, aber daraus entronnen ist und auf Fürbitten Adams vom Stain zu Ronsperg und Gordion Sewters, der Kommissäre des Schwäbischen Bunds, heimkehren darf, schwört Urfehde gegen Fürstabt Sebastian. – S 1: Endras von Hochnegl zu Vilßegk, Pfleger zu Rötenberg, S 2: Allexannder Gruss zu Haldenwanng – “… auff aftermontag nach dem sontag Oculi in der fasten” 1526.

StAA, Fürststift Kempten, Landgericht Urkunden 27103. Interessante Begebenheit als Folge des Bauernkrieges, der ein Jahr vorher blutig beendet wurde.

1.4.7 1528 Andreas von Hohenegg im Landgericht Kempten

Andreaß von Hochnegk zu Filßegk, Pfleger zu Rötenberg, und Reichserbmarschall Joachim zu Bappenhaym, Pfleger zu Füssen, versöhnen mit Hanns Unglert, Spitalmeister zu Griennebach, Balthassar Karrer zu Goßmanßhoven, Hanns Buw zu Albishoven, Mathis Mägtlin zu Uberbach, Jörg Maier, Ammann zu Reicholtzried, und Conrat Maier zu Dietmannsried als Zusätzen Jörig Schmätzer zu Sachsenried, Reicholtzrieder Pfarr mit Jörig Hiltpranndt aufm Ziegelberg, Grienebacher Pfarr, dessen Sohn Veit ersterer erschlagen hat, bestimmen die Buße und ordnen die Setzung eines Steinkreuzes an. – S 1 u. 2: die Aussteller – “… am montag nach sant Valenteins, der do was der XVII tag des monats Februarii” 1528.

StAA, Fürststift Kempten, Landgericht Urkunden 27104. Urteil in einem Mordprozess.

1.4.8 1528 Bastion Hymer sitzt im Gefängnis von Andreas von Hohenegg

Bastion Hymer, gen. Strausser, zu Oberthingaw, Leibeigener des Gotteshauses Kempten, der in der Gefängnis des Junkers Anndreaß von Hochenegk zu Vilßegk, Vogt der Grafschaft Kempten, gekommen ist, weil er gegen den Befehl des Schwäbischen Bundes nach dem Bauernkrieg Fürstabt Sebastian nicht gehuldigt und sein Gericht zu Sultzberg verachtet hat, schwört Urfehde. – S 1: Wilhalm Kraw zu Holtzhausen zu Martinßzell, S 2: Allexannder Grauß – “… am monntag nach dem sonntag Reminiscere in der vasten” 1528.

StAA, Fürststift Kempten, Landgericht Urkunden 32105. Andreas von Hohenegg war auch Vogt der Grafschaft Kempten und damit für die Gefangenen der Grafschaft zuständig.

1.4.9 1528

Verträge, Kaufbrief und Schuldverschreibungen zwischen Hans und Margaretha von Hohenegg zu Vilsegg und Hans Dietrich von Hohenegg zu Sulzschneid wegen der gemeinsam besessenen Vogtei Sulzschneid und des Kirchensatzes zu Sulzschneid und Remnatsried Enthält auch: Belehnung des Andreas von Hohenegg mit dem reichslehenbaren Blutbann zu Sulzschneid Darin: Ausfertigung des Kaufbriefs (1540 VIII 16) (24 Bl.) Laufzet: 1528-1590

StAA Fürststift Kempten Akten A 3340.106

1.4.10 1530 Erhebung der Filialkirche Sulzschneid zu einer eigenen Pfarrei

Zinsverschreibung der Gemeinde Sulzschneid an die Vikarier-Bruderschaft im Dom zu Augsburg wegen Trennung der Filialkirche Sulzschneid von der Pfarrei Marktoberdorf und Erhebung zu einer eigenen PfarreiNot.begl. Abschrift (Notar: Kaspar Sutor) von 1629 V115, mit Vermerken von 1615 X 29 u. 1629 VI 15

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 8458 vom 27. April 1530107

1.4.11 1533 Hans Dietrich von Hohenegg

1525 vermittelte am 12. Mai 1525 im Bauernkrieg108
1529 beteiligte sich an der Verteidigung Wiens gegen die Türken109
1533 erhält die Hälfte der Vogtei Sulzschneid von seinem Bruder Peter
1540 Kauf der Hälfte der Vogtei Sulzschneid für von seinem Vetter Hans von Hohenegg.
1551 älteste Urkunde im Gemeindearchiv (Pergament)
1557 erbt die Hälfte der Vogtei Vils nach dem Tod seines Neffen Karl
1560 Tod

1.4.12 1534 Urfehdebrief für Hans von Hohenegg

Urfehdebrief des Balthus Bers zu Ottacker (“Ottackers”) für Hans von Hohenegg zu Vilsegg, Pfleger der Herrschaft Rettenberg, wegen Übertretung verschiedener Gebote und Freilassung aus dem Gefängnis zu Fluhenstein. 8. Juli 1534

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 4892110. Hans oder Johannes Von Hohenegg aus der Rudolfschen Linie war der Urkunde gemäß auch Pfleger von Rettenberg und starb 1544. Er verlies ca. 1540 die baufällig gewordene Burg Vilsegg (siehe Abb. 26) und zog in die Stadt Vils.

Abbildung 26: Ruine Vilsegg, 2015

Abbildung 26: Ruine Vilsegg, 2015

Hans ist der einzige männliche Hohenegger, von dem eine Grabplatte heute noch in der Pfarrkirche von Vils erhalten ist (siehe Abb. 27).111 Hans verkaufte an seinem Vetter Hans Dietrich aus der Walterschen Linie wohl kurz vor seinem Tod seinen Halbteil an der Vogtei Sulzschneid.112

Abbildung 27: Grabplatte 1544 Hans von Hohenegg Pfarrkirche Vils, 2015

Abbildung 27: Grabplatte 1544 Hans von Hohenegg Pfarrkirche Vils, 2015

1.4.13 1535 Vogteiübergriff durch die Freiherren von Hohenegg

Vogteiübergriff durch die Freiherren von Hohenegg über die Herrschaft Retten berg Laufzeit von 1535 bis 1538

StAA Hochstift Augsburg, Regierung Akten Archiv 400 Nr. 8402113. Hier werden die Hohenegger erstmals als Freiherren tituliert.

1.4.14 1537 Vergleich Hohenegger wegen Holzflößens

Vergleich zwischen den Herren Hans d. Ä. und Peter von Hohenegg zu Vilsegg einerseits und der Stadt Füssen andererseits wegen Holzflößens auf der Vils. 11. Mai 1537.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9136114.

1.4.15 1538 Ruprecht Miller aus Sulzschneid tauscht Gut

Ruprecht Miller von Sulzschneid tauscht mit Hans Dietrich von Hohenegg sein Gut zu Sulzschneid gegen ein Gut zu Ronried und 39 fl.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9215115, Urkunde vom 5.9.1538

Der Freie Ruprecht Miller aus Sulzschneid tauschte mit Hans Dietrich von Hohenegg und Sulzschneid ein Gut. Dies zeigt, dass es auch im 16.Jhd. noch Freie Bauern in Sulzschneid gab.

1.4.16 1540 Kaufbrief Hans Dietrich von Hohenegg der halben Vogtei Sulzschneid von Hans von Hohenegg

Verträge, Kaufbrief und Schuldverschreibungen zwischen Hans und Margaretha von Hohenegg zu Vilsegg und Hans Dietrich von Hohenegg zu Sulzschneid wegen der gemeinsam besessenen Vogtei Sulzschneid und des Kirchensatzes zu Sulzschneid und Remnatsried Enthält auch: Belehnung des Andreas von Hohenegg mit dem reichslehenbaren Blutbann zu Sulzschneid Darin: Ausfertigung des Kaufbriefs (16. August 1540) (24 Bl.) Laufzet: 1528-1590

StAA Fürststift Kempten Akten A 3340.116

1.4.17 1541 Hans Dietrich von Hohenegg tauscht Ewigzins

Hans Dietrich von Hohenegg tauscht mit den Pflegern der Kirche St. Wolfgang in Lengenwang, wohnhaft in Albisried, einen Ewigzins aus einem Gut zu Nesselwang und aus einem Gut zu Ried (Pfarrei Seeg), gegen einen Ewigzins aus einem Gut zu Sulzschneid.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9314117, Urkunde vom 2.1.1541

Dies zeigt, dass Hans Dietrich von Hohenegg sich auf Sulzschneid konzentrierte, und dazu verschiedene Ewigzinse aus Albisried und Seeg tauschte.

1.4.18 1541 Hans Dietrich von Hohenegg tauscht mit Kloster Steingaden

Hans Dietrich von Hohenegg zu Sulzschneid tauscht mit dem Kloster Steingaden verschiedene Güter zu Burggen gegen einen Ewigzins aus einigen Gütern des Heinrich Schneider von Sulzschneid.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9341118, Urkunde vom 11.5.1541

Heinrich Schneider aus Sulzschneid war dem Kloster Steingaden ewigzinspflichtig.

1.4.19 1541 Hans Dietrich von Hohenegg verkauft Wald an die Stadt Augsburg

Hans Dietrich von Hohenegg, Inhaber und Pfandherr der Vogtei Sulzschneid, und die Gemeinde Sulzschneid verkaufen an die Stadt Augsburg die Waldung “Rudelskreut” bei Sulzschneid.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9344119, Urkunde vom 20.6.1541

1.4.20 1541 Kloster St. Mang verkauft Gülten

Das Kloster St. Mang in Füssen verkauft an Hans Dietrich von Hohenegg einige Gülten aus verschiedenen Höfen und Gütern in der Vogtei Sulzschneid.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 9352120, Urkunde vom 27.10.1541

Das Kloster St. Mang hatte also im 16. Jhd. noch viele Gülten (Naturalabgaben) in Sulzschneid, die Hans Dietrich von Hohenegg kaufen wollte, um seine Herrschaft zu festigen.

1.4.21 1544 Der Fürstabt von Kempten vermittlet mit Capar von Freyberg zum Eisenberg zu Hopferau

Der von Fürstabt Wolfgang vermittelte Vertrag zwischen Caspar von Freyberg zum Eisenberg zu Hopferau und Hans Dietrich von Hohenegg als Inhaber der Vogtei Sulzschneid wegen der beiderseitigen Jurisdiktion.

StAA Fürststift Kempten Akten A 3241.121 Diese Akten zeigen, dass die Hohenegger auch mit den Freybergern aus Eisenberg Streit hatten, den der Fürstabt von Kempten schlichten musste, nicht das kaiserliche Gericht, obwohl die Hohenegger ja reichsumnittelbar waren.

1.4.22 1546 Vertrag um Jägerhaltung in Hohenfurch

Vertrag zwischen den Untertanen zu Hohenfurch und Hans Dietrich von Hohenegg (als Inhaber der Vogtei Sulzschneid), um einen früheren Vertrag von 1451 V 12 zwischen den Untertanen zu Fechsen, Ronried, Sulzschneid, Rieder, Geislatsried und Hohenfurch einerseits und den Herren Rudolf und Walter von Hohenegg (als damaligen Inhabern der Vogtei Sulzschneid) andererseits wegen der Haltung eines Jägers.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 10488122, Urkunde vom 25.9.1546

1.4.23 1549 Visitationsbericht

de collatione nobilis vir Hansen Dieterich von Hoheneck, ad quem etiam pro aliqua parte dominum spectat.

123

1.4.24 1551 Umwandlung des Gemeindele in Krautgärten

Umwandlung des Gemeindele in Krautgärten. Gegeben am 29. Mai 1551 – OP, mit leerer Siegelkapsel

Älteste im Stadtarchiv vorhandene Urkunde vom 29. Mai 1551 Originalpergament mit leerer Siegelkapsel, Stadtarchiv Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 31,124 Transkription aus.125 Die Urkunde erwähnt Hans Dietrich von Hoheneck als Inhaber der Vogtei Sulzschneid.

1.4.25 1560 Andreas III. von Hohenegg

1560 erbt die Herrschaft Sulzschneid
1577 nach dem Tod des Neffen Karl Erbkämmerer des Bischofs von Augsburg
1590 wird mit dem Blutbann belehnt
1594 Tod

1.4.26 1567: Streit um Gemeindewald

Verteilung der Wälder und Holzmarken. Gegeben am 19. Juni 1567 – OP, die Siegel fehlen

Anrdeas III. von Hoheneck und Vilseck erbte 1560 die Herrschaft Sulzschneid. Unter seiner Herrschaft entbrannte 1567 ein Streit über den teilweise verwahrlosten Gemeindewald. Daraufhin wurde ein Vergleich zwischen Andreas und der Gemeinde, vertreten durch den Aman Hans Dimpt und die Vierer Michael Bahr, Valentin Jäger, Philipp Gras und Matthäus Mayendris geschlossen.126 Urkunde im Stadtarchiv Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 31.127

1.4.27 1569 Vergleich zwischen Kardinal Otto und Andreas von Hoheneck

Grundsätzlich schreibt Steichele über die Hoheitsverhältnisse in Sulzschneid128:

Neben der Vogtei Füssen gab es in unserer Gegend auch Vogteien über freie Leute, so in Bidingen, in Sulzschneid, wahrscheinlich als gesondert verpfändete Absplitterungen der Reichslandvogtei, und wenigstens von der Vogtei Sulzschneid läßt sich erweisen, daß sie innerhalb ihres Gebietes wichtige Grafschaftsrechte an sich brachte, wenn auch andere vom Hochstift behauptet wurden. Dagegen vermochte die ebenfalls durch Sonderverpfändung entstandene und von der Füssener Vogtei abgetrennte Reichsvogtei Aitrang niemals die Grafschaftsrechte zu erlangen, die vielmehr hier fast auschließlich dem Stifte Kempten zustanden

Den Inhalt dieses Vergleichs, der einen sehr detaillierten Einblick in die verwickelten Hoheitsverhältnisse in Sulzschneid in der Mitte des 16. Jhd. erlaubt, zitiere ich ebenfalls nach Steichele129:

“Die Vogtei Sulzschneid schloß in sich die Orte Sulzschneid, Weißen (s. oben S. 383), Ronried mit Bergmühle, Fechsen mit Schlegelmühle, Ellenberg (sämtlich bei Leuterschach, s. oben S. 324 ff.), Remnatsried und Geislatsried (s. oben S. 118); ferner einen Teil von Rieder (s. oben S. 381). Diese Orte und Anteile bildeten das Gebiet der Vogtei; innerhalb desselben hatten die Inhaber die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und das Steuerrecht. Jedoch nicht durchgehend gleichmäßig. Vielmehr wurde aufgrund alten Herkommens am 29. Nov. 1569 zwischen Kardinal Otto und seinem Amt Oberdorf einerseits und Andreas von Hohenegg zu Vilsegg als Inhaber der Vogtei Sulzschneid andrerseits durch Georg von Frundsberg, Freiherrn zu Mindelheim, Herrn zu St. Petersberg und Sterzing ein Vergleich vermittelt dahin, daß innerhalb eines Bezirkes, der etwa die heutige Pfarrei Sulzschneid, die Ortsflur von Weißen und den Anteil der Vogtei an Rieder in sich schloß, die gesamte hohe und niedere Obrigkeit der Vogtei mit Ausschluß jeden Anspruches des Hochstifts zustehen soll; dagegen in den übrigen genannten Orten soll innerhalb Dorfetters Hoch- und Niedergerichtsbarkeit der Vogtei zustehen, außerhalb Dorfetters aber in Remnatsried die hohe und niedere Gerichtsbarkeit dem Hochstift, in den anderen Orten das Niedergericht der Vogtei, ausgenommen die Frevel der Gerichtsuntertanen der hochstiftischen Ämter Oberdorf und Helmishofen und der Leibeigenen des Bischofs, die Gerichtsbarkeit der vier hohen Wändel dem Hochstift, ausgenommen die Untertanen der Vogtei; ferner wurde durch den Vergleich das Recht der Reichssteuer in Remnatsried (in den übrigen Orten stand es unbestritten der Vogtei zu) der Vogtei zugesprochen mit der Einschränkung daß die Vogtei daselbst dem Hochstift keinen Eintrag tun dürfe in den der Leibeigenschaft anhängigen Kollekten und Steuern noch überhaupt in den besonderen Besteuerungen der hochstiftischen Untertanen und Leibeigenen; Forstfrevler endlich sollen in der ganzen Vogtei da hier überall der Forst dem Hochstift zugehöre, vom Bischof bestraft werden (Urkunde Hauptstaatsarchiv Augsburg, Hochstift HU Augsburg 3604). Außerhalb des Gebietes hatte die Vogtei die Niedergerichtsbarkeit in dem unter dem Landgericht Schongau stehenden oberen Dorf Hohenfurch, ferner Grundgefälle (Eigengilten) in Hennenschwang, Luttenried, Aleuten Reute, Sigratsbold (sämtlich Gem. Lengenwang, damals Pf. Seeg), Oberreuten, Bergmühle, Tannenmühle (sämtlich Gem. Enzenstetten), Ried, Wiesleuten, Kirchtal (sämtlich Gem. Seeg), Bach und Urbental (Gem. Hopferau).”

1.4.28 1572 Erbau des Schlosses von Sulzschneid

“Das im Jahr 1572 erbaute Schloß enthielt 7 Stuben, 8 Kammern, 1 Hauskapelle, 2 Küchen samt Gewölben und 2 Keller, dazu gehörte 1 Bauhaus mit 2 Stuben und 4 Kammern, Stadl und Pferdestall für 13 Pferde, 4 Rindviehställe und 1 Badehaus; Ein besonderes Nebengebäude für einen Gerichlsschreiber mit Stadl und Stallung, sodann auch 1 Jägerhaus mit Zubehör”130

Pfarrer Edel zitiert hier den Vermögensanschlag der Vogtei Sulzschneid von 1612.131

1.4.29 1577 Lehenbrief Andreas von Hohenegg

Lehenbrief der Brüder und Vettern Walther, Jakob und Andreas von Hohenegg zu Vilsegg, bischöflich Augsburger Erbkämmerer, für Anton Hörmann und Hans Herwart, Bürger zu Augsburg, Lehenträger der Kinder (Mathias, Ulrich, Regina, Sabina und Jakobinä) des Melchior Link, Bürgers zu Augsburg, und E Anna Maria, geb. Manlich, über verschiedene Güter zu Böbingen. 18. April 1577.

StAA Hochstift Augsburg Urkunden Archiv 400 Nr. 5637132. Die Urkunde belegt, dass Andreas von Hohenegg in langer Hohenegg´scher Tradition das Amt des Bischöflichen Erbkämmerers innehat. Darüberhinaus erfährt man, dass der Besitz der Hohenegger bis Bobingen reicht.

1.4.30 1580 Barbara Schnaiter aus Sulzschneid erhält Nachlass von Oberst Jakob von Thalheim

Nachlass des sächsischen Oberst Jakob von Thalheim an dessen Witwe Barbara, geb. Schnaiter von Sulzschneid

StAA Hochstift Augsburg, Pflegamt Sonthofen-Rettenberg Akten Archiv 400 Nr. 12291133. Interessant ist, dass ein Jakob von der Grün aus Thalheim in Sachsen in der Familienchronik dieser Familie aufgeführt ist, der 1580 verstarb.134 Ausserdem wird in der Chronik der Stadt Thalheim im 12. Jhd. das Geschlecht der Stollberg-Hoheneck als deren Besitzer angenommen.135 Es lässt sich spekulieren, dass es evtl. eine viele Jahrhunderte andauernde Verbindung der Hohenegger mit dem Geschlecht der Hoheneck aus Sachsen gegeben hat, auch wenn darüber noch nichts bekannt ist. Die Familie von der Grün hatte in Thalheim und Umgebung viele Hämmer, d.h. Bergbau- und Eisenverarbeitungsbetriebe unter sich. Unklar ist bis dato auch noch, weshalb diese Begebenheit in den Akten von Sonthofen-Rettenberg enthalten ist.

1.4.31 1590 Belehnung des Andreas von Hohenegg mit dem reichslehenbaren Blutbann zu Sulzschneid

Verträge, Kaufbrief und Schuldverschreibungen zwischen Hans und Margaretha von Hohenegg zu Vilsegg und Hans Dietrich von Hohenegg zu Sulzschneid wegen der gemeinsam besessenen Vogtei Sulzschneid und des Kirchensatzes zu Sulzschneid und Remnatsried Enthält auch: Belehnung des Andreas von Hohenegg mit dem reichslehenbaren Blutbann zu Sulzschneid (vom 7. Juni 1590) Darin: Ausfertigung des Kaufbriefs (16. August 1540) (24 Bl.) Laufzet: 1528-1590

StAA Fürststift Kempten Akten A 3340.136

Diese Urkunde zeigt, dass Andreas von Hohenegg kurz vor seinem Tode mit dem Blutbann belehnt wurde. Unterzeichner war der Fürstabt von Kempten.

1.4.32 1594 Andreas von Hohenegg stirbt.

Mit dem Tod von Andreas von Hohenegg stirbt die männliche Linie der Hohenegger von Sulzschneid aus und die Herrschaft ist schwer verschuldet.

1.4.33 1594 Tauschbrief Bischof von Augsburg mit Erzherzog Ferdinand von Österreich

Tauschbrief zwischen Bischof Johann Otto von Augsburg und Erzherzog Ferdinand von Österreich um zahlreiche Untertanen in ihren Herrschaften Rettenberg und Hohenegg. 5. Juli 1594.

StAA Hochstift Augsburg, Pflegamt Sonthofen-Rettenberg Akten Archiv 400 Nr. 13323137. Bischof Johann Otto von Gemmingen und Erzherzog Ferdinand tauschen im Todesjahr des letzten Hoheneggers in Sulzschneid Untertanen in deren Herrschaften. Dies ist möglich, da Andreas von Hohenegg ohne männliche Nachkommen war und daher kurz vor seinem Tod seinen Anteil der Herrschaft Vils an den Markgrafen Karl von Burgau, Sohd des Erzherzogs Ferdinand und Philippine Welser, verkauft hatte.138S

1.4.34 1597 Interzession beim Kaiser wegen des von Hoheneckischen als Reichspfandschaft angesprochenen Ritterguts Sulzschneid139

Im Generallandesarchiv Stuttgart befindet sich im Bestand des Ritterkantons Kraichgau, das seit 1547 zum schwäbischen Ritterkreis gehörte, eine Akte, die eine Interzession (Einspruch) beim Kaiser aus dem Jahre 1597 beinhaltet. Dort wird Sulzschneid als Hoheneckisches Rittergut angesprochen, das vom Kaiser als Reichspfandschaft verliehen wurde, also direkt dem Kaiser unterstellt ist. Daher kann der Kaiser (der Habsburger Rudolf II. war Kaiser von 1576–1612, siehe Abb. 28) in dieser Sache auch direkt angesprochen werden (Reichsunmittelbarkeit). Die Herrschaft Sulzschneid war Teil der Reichsritterschaft, daher wandte sich die Reichsritterschaft auch direkt an den Kaiser, vielleicht um beim Verkauf die reichsrittterlichen Rechte nicht zu verlieren. Damit waren sie teilweise erfolgreich: Zwar konnten Sie nicht verhindern, dass der Bischof von Augsburg, Heinrich von Knöringen (siehe Abb. 29), der von 1598-1646 regierte140, die Vogtei kaufte. Die Vogteirechte incl. der Hochgerichtsbarkeit blieben aber in Sulzschneid erhalten.

Abbildung 28: Kaiser Rudolf II.(1594, Joseph Heintz der Ältere, Kunsthistorisches Museum Wien, Wickimedia commons)

Abbildung 28: Kaiser Rudolf II.(1594, Joseph Heintz der Ältere, Kunsthistorisches Museum Wien, Wickimedia commons)

Abbildung 29: Heinrich von Knöringen

Abbildung 29: Heinrich von Knöringen

1.5 1600 Hochstift Augsburg

1.5.1 1603 Erbvertrag Diepolt vom Stain zu Sulzschneid

Familiengelegenheiten des Diepolt vom Stain zu Sulzschneid. Enthält auch: Erbvertrag der Geschwister Eitel Wolf, Eberhard, Margarethe Anna, Ursula, Elisabeth und Dorothea vom Stain (8 Bl.)

StAA Fürststift Kempten Akten A 3341.141 Nach dem Tod von Andreas erben die beiden Töchter Kunigunda und Margaretha das Gut Sulzschneid. Margaretha heiratete Diepolt vom Stain, der das Gut noch bis zu seinem Tod verwaltete. Bei fehlenden männlichen Erben überließen die Töchter das Gut ihren Gläubigern, worauf es versteigert werden musste.142

1.5.2 1606 Dr. David Megerlin veruntreut Gelder aus Sulzschneid

Veruntreuung von Geldern aus der Sulzschneider Rechnung durch Dr. David Megerlin. Laufzeit von 1606 bis 1627

StAA Hochstift Augsburg, Regierung Akten Archiv 400 Nr. 12980143. In den Jahren zwischen dem Tod von Andreas von Hoheneck (1594), Insolvenz des Gutes Sulzschneid und Erwerb durch das Hochstift Augsburg hat der Advokat von Kempten, Dr. Megerlin Gelder veruntreut. Dies zeigt, dass auch die Stadt Kempten in den Erwerb des Rittergutes Sulzschneid verwickelt war.

1.5.3 1611 Zession der Vogtei Sulzschneid an die Gläubiger

Schuldenwesen der hoheneggisch-sulzschneidischen Erbengemeinschaft und Zession der Vogtei Sulzschneid an die Gläubiger (ca. 50 Bl.) Laufzeit 1611-1625

StAA Fürststift Kempten Akten A 3341.144

1.5.4 1612 Vermögensanschlag der Vogtei Sulzschneid

Beschreibung und Wertanschlag der Vogtei Sulzschneid, erstellt bei deren Abtretung durch Diepolt vom Stain und die Schwestern Margaretha und Kunigunde von Hohenegg an ihre Gläubiger (26 Bl.)

StAA Fürststift Kempten Bücher B 1234.145

Der Wertanschlag wurde von Baumann 1892 nach einer Abschrift aus dem fürstlichen Archiv von Donaueschingen publiziert,146

weil er uns eine kleine, aber mit voller Landeshoheit ausgestattete Herrschaft mit all ihren Rechten und Erträgnissen vor Augen stellt, und weil er durch seine genauen Angaben über den Preis verschiedener Grundstücke und Bodenerzeugnisse einen wichtigen Beitrag zur Kenntniß des Geldwerthes in unserer Gegend vor dem dreißigjährigen Kriege darbietet.147

1.5.5 1616 Das Hochstift Augsburg erwirbt die Vogtei Sulzschneid

Am 12. September 1616 erwirbt der Augsburger Bischof Heinrich V. von Knöringen (1598—1646) die Vogtei Sulzschneid um 49000 fl.148

1.5.6 1619 Reichssteuerbuch Sulzschneid

Reichssteuerbuch über das Gut Sulzschneid

StAA Hochstift Augsburg, Hofkammer Amtsbücher Archiv 400 Nr. 15801149. Das Pergament (10 Blatt) enthält das Reichssteuerbuch der Hofkammer Augsburg kurz nach dem Erwerb des Guts. Daraus folgt, dass das Gut Sulzschneid auch nach dem Erwerb durch das Hochstift Augsburg noch immer dem Reich steuerpflichtig war, wahrscheinlich deshalb, weil es weiterhin der Reichsritterschaft angehörte.

1.5.7 1621 Beschreibung des Guts Sulzschneid

Beschreibung des hochstiftischen Pflegamts Oberdorf sowie des Guts Sulzschneid

StAA Hochstift Augsburg, Regierung Akten Archiv 400 Nr. 3709150. Hierbei handelt es sich um eine Güterbeschreibung des Gutes Sulzschneid 5 Jahre nach dem Erwerb durch das Hochstift Augsburg und 3 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges.

1.5.8 1626 Visitationsbericht: Schloss und Kapelle zerstört

Steichele zitiert den Visitationsbericht des Jahres 1626, 10 Jahre nach dem Erwerb der Herrschaft Sulzschneid:151

arx cum capella periit; arx nuper diruta fuit

Das Schloss mit der Kapelle gingen unter; das Schloss war vor kurzem zerstört worden.

Nach der Zerstörung des Schlosses errichtete das Hochstift an selber Stelle ein Forstjägeramt.

1.5.9 1628 Verkauf der Dorf-Schmiede an Herrn Marx Weber

Kaufbrief – Abschrift.152 Eine Urkunde aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, das den Verkauf der Dorf-Schmiede besiegelt. Auch hier war Dr. David Megerlin, Advokat von Kempten noch beteiligt.

1.5.10 1650 Erbhuldigung der Vogtei Sulzschneid

1.5.11 1657 Neuerrichtung des Hochgerichts Sulzschneid

Neuerrichtung des Hochgerichts zu Altdorf, Oberdorf und Sulzschneid. Laufzeit von 1657 bis 1781

StAA Hochstift Augsburg, Regierung Akten Archiv 400 Nr. 2967153.

Diese Akten zeigen, dass 1657, d. h. 9 Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, die Hochgerichte Altdorf, Oberdorf und Sulzschneid neu errichtet wurden und mindetens bis 1781 bestanden.

Weitnauer

1.5.12 1665 Urbar über der Herrengüter der Vogtei Sulzschneid

Urbar über die Herrengüter der Pflege Oberdorf und der Vogtei Sulzschneid

StAA Hochstift Augsburg, Archiv Amtsbücher Archiv 400 Nr. 15697154. Die Vogtei Sulzschneid wird auch nach dem 30-jährigen Krieg weiter getrennt von der Pflege Oberdorf als Hochstift-Augsburgische Vogtei geführt.

1.5.13 1670: Weide- und Triebsbrief Sulzschneid

Weide- und Triebsbrief. Gegeben am 28. Oktober 1670 – OP, mit Siegel in halber Siegelkapsel

Stadtarchiv Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 34,155 Übersetzung aus156

1.5.14 1670 Tausch von Gülten mit dem Kloster St. Mang

Tausch von Gülten mit dem Füssener Kloster St. Mang in der Pflege Oberdorf, in der Vogtei Sulzschneid, in Riedern und Weibletshofen

StAA Hochstift Augsburg, Archiv Akten Archiv 400 Nr. 14463157 Dies zeigt, dass das Kloster St. Mang in Füssen immer noch viele Güter in Sulzschneid besaß, d.h. dass immer noch enge Beziehungen zum Kloster bestanden.

1.5.15 1671 Informationen des Kaiserhofs über die wirklichen Rechtsverhältnisse der Herrschaft Vilsegg

Kaiserliche Kommission an Fürstabt Roman, den Grafen Leopold Wilhelm von Königsegg-Rothenfels in den Besitz des vermeintlichen Reichslehens Vilsegg einzusetzen. Information des Kaiserhofes über die wirklichen Rechtsverhältnisse der Herrschaft Vilsegg als eines von den Grafen von Montfort herrührenden kemptischen Lehens des Hauses Österreich. Beschränkung der kaiserlichen Kommission auf das Geleit und den Blutbann als reichslehenbare Bestandteile (ca. 80 Bl.) (Laufzeit 1359-1642)

StAA Fürststift Kempten Akten A 2023.158 Diese bisher in Bezug auf Sulzschneid noch nicht ausgewerteten Akten enthalten interessante Informationen über die komplexen Lehensverhältnisse der Herrschaft Vilsegg, die ja von 1318 bis 1612 mit der Herrschaft Sulzschneid mehr oder weniger eng verbunden war. Es trennt das Geleit und den Blutbann als direkt reichslehenbare Bestandteile von den sonstigen Lehen ab. Die Akteninhalte reichen bis ins Jahr 1359 zurück. In diesem Jahr verkauften die 3 Söhne des Peter von Hohenegg die ihre Güter den Grafen von Montfort.

1.5.16 1672 Besetzung des Richteramts mit Bernhard Settele

Besetzung des Richteramts zu Sulzschneid. Settele, Bernhard, Richter zu Sulzschneid. Laufzeit von 1672 bis 1769

StAA Hochstift Augsburg, Hofkammer Akten Archiv 400 Nr. 7496.159 Zum einen kann aus dem Namen des Richters dieser Akten der Hofkammer Augsburg geschlossen werden, dass ein Landwirt aus Sulzschneid (Bernhard Settele) zum Richter in Sulzschneid ernannt wurde, zum anderen zeigt die Laufzeit der Akten, dass das Richteramt von 1672 bis 1769 von der Hofkammer des Hochstifts Augsburg besetzt wurde.

1.5.17 1690 Obligation der Freifrau von Stein

1829 >Obligation über 60 Gulden der Freifrau von Stein. Gegeben am 20. August 1690 – Original mit Siegel

Stadt Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 35160

1.6 1700

1.6.1 1706 Simon Gebhard löst Kapitalien ab

Ablösung von Kapitalien der ehemaligen Herrschaft Sulzschneid durch Simon Gebhard

StAA Hochstift Augsburg, Pflegamt Oberdorf Akten 400 Nr. 7497.161 Bei Simon Gebhard könnte es sich um den im Hochzeitsbuch von Sulzschneid erwähnten Simon Gabath handeln, der ein Jahr zuvor in Sulzschneid eine Maria Weber geheiratet hat.

1.6.2 1716 Vergleichungsbrief zwischen der Gemeinde Sulzschneid und der Gemeinde Heggen

Vergleichsbrief zwischen den Gemeinden Sulzschneid und Heggen. Gegeben am 28. August 1716 – Original mit Papiersiegel

Stadtarchiv Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 36,162 Übersetzung aus163 (Transkription)

1.6.3 1733 Das Hochstift Augsburg übernimmt die Beerdigungskosten einer Frau aus Sulzschneid

Übernahme der Beerdigungskosten der Tochter von Josef Enzensberger in Sulzschneid durch das Hochstift

StAA Hochstift Augsburg, Pflegamt Oberdorf Akten 400 Nr. 7498.164 Bei Josef Enzensberger könnte es sich um den im Hochzeitsbuch von Sulzschneid erwähnten Joseph Enzensperg handeln, der 1699 in Sulzschneid eine Johanna Singer geheiratet hat. Warum das Hochstift die Beerdigungskosten übernommen hat, in nicht bekannt.

1.6.4 1738 Beschreibung der Distriktsforstgrenze Sulzschneid

Beschreibung der Distriktsforstgrenzen zu Burgberg, Denklingen, Frankenhofen, Frankenried, Füssen, Lechbruck, Marktoberdorf, Pfronten, Rettenbach, Roßhaupten, Schwabsoien, Sulzschneid und Wertach

StAA Hochstift Augsburg, Oberstjägermeisteramt Akten 400 Nr. 9589.165

In den Jahren 1738-1742 hat das Oberstjägermeisteramt des Hochstifts Augsburg die Distriktsforstgrenzen neu beschrieben.

1.6.5 1740 Holzschlagrechte zu Sulzschneid

Holzschlagrechte zu Sulzschneid. Laufzeit von 1740 bis 1740

StAAHochstift Augsburg, Propstamt Füssen Akten 400 Nr. 13225.166 Parallel mit der Beschreibung der Forstgrenzen durch das Obestjägermeisteramt Augsburg wurden auch die Fortschlagrechte des Probstamts Füssen in Sulzschneid neu festgelegt.

1.6.6 1750 Urbar über die ein- und zweileibfälligen Güter der Vogtei Sulzschneid

Urbar über die ein-und zweileibfälligen Güter in der Pflege Oberdorf und in der Vogtei Sulzschneid

StAA Hochstift Augsburg, Pflegamt Oberdorf Amtsbücher Archiv 400 Nr. 15748167. Die Vogtei Sulzschneid wird auch Mitte des 18. Jhd. weiter getrennt von der Pflege Oberdorf als Hochstift-Augsburgische Vogtei geführt.

1.6.7 1780 Freibrief für Maria Josepha Geigerin

Freibrief für Maria Josepha Geigerin von Balteratsried. Gegeben am 4. Oktober 1780 — Original mit Papiersiegel

Stadtarchiv Marktoberdorf Sulzschneid Urkunden 36a168

1.6.8 1787 Geometrische Grundrisse der Hofgüter von Sulzschneid

Beschreibung der Hofgüter von Sulzschneid als geometrische Grundrisse

StAA Hochstift Augsburg, Archiv Amtsbücher Archiv 400 Nr. 15706169. Dieses Amtsbuch enthält die wohl älteste geometrische Beschreibung der Hofgüter des Hochstifts Augsburg von Sulzschneid. Es besteht aus 20 Blatt im Folioformat und ist bis dato noch nicht ausgewertet.

1.7 1800 Bayern

“Als 1802 die Kutschen der bayerischen Generalkommissäre durch die Lande fuhren, ging eine Welt der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Vielfalt zu Ende”

PD. Dr. Christof Paulus, Vorstand des Historischen Vereins Schwaben, Träger des Max-Spindler-Preises 2014 und derzeit am Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg tätig, beendet so seinen 2016 erschienen Aufsatz der Geschichte Bayerisch-Schwabens von 500 bis 1800.170

Auch 200 Jahre nach der Annexion des Hochstifts Augsburg durch Bayern als Folge der napoleonischen Kriege ist das Verhältnis zu Bayern noch ausbaufähig. Man denke nur an die Kult-Fernsehserie “München 7”, in der das Klischee des hinterwäldlerischen Allgäuers voll bedient wird, oder an die eigene Erfahrung, dass in München vielen Menschen der Artikel, der vor das Allgäu gesetzt werden muss, nach wie vor schleierhaft ist. Im Schuldienst in München wird die eigene Tochter des öfteren gefragt, ob sie aus Österreich stamme.

Dies zeigt erneut, dass der Lech, wie Pankraz Fried im Historischen Atlas von Bayerisch-Schwaben feststellt, “eine der stärksten Dialektgrenzen im deutschen Sprachraum überhaupt” darstellt171. Zugleich verweist es auf die nahezu 800-jährige Zusammengehörigkeit des Lechtals in Tirol und Bayerisch-Schwaben (Der Bischof von Augsburg erhielt 1059 den Wildbann über dieses Gebiet, Vils und die Musau gelangten dagegen erst 1816 endgültig zu Tirol172).

1.8 1900

1.9 2000

2 Dorfgeschichte

2.1 Überlieferungsgeschichte

Die bekannteste und überall zitierte Chronik von Sulzschneid mit dem Titel “Beiträge zur Geschichte von Sulzschneid” wurde von Pfarrer Heinrich Edel erstellt. Sie wurde 1905 als Sonderheft in der Zeitschrift Deutsche Gaue von G. Frank in Kaufbeuren veröffentlicht.173 Pfarrer Edel berichtet, den größten Teil der Beiträge selbst aus dem Pfarr- und Gemeindearchiv gesammelt zu haben, für die Herrschaftsgeschichte hätte er sich auf die “Geschichte des Allgäus” von Franz Ludwig Baumann174 bezogen, dessen zweiter Band 16 Jahre vorher erschienen war. Außerdem verwendete er die Aufzeichnungen des Landrichters Ludwig Wilhelm Fischer (1817-1890),175 in dessen Band 3,2 längere Aufzeichnungen über Sulzschneid zu finden sind (S.89-118 Digitalisat Handschriften Staatsarchiv München). Desweitern kamen ihm die Aufzeichnungen, Notizen und Abschriften von Pfarrer Baumann sehr zu Nutzen, der in Sulzschneid von 1863 bis 1880 Pfarrer war und 1864 die erste Chronik von Marktoberdorf “Der Markt Oberdorf” erstellte.176 Bereits 75 Jahre vor Pfarrer Edel wurde die erste Chronik von Sulzschneid von Pfarrer Lechner erstellt. Sie wurde im Jahre 1829 in handschriftlicher Form an den historischen Verein für den Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg eingereicht, aber trotz Ankündigung im Bayerischen Intelligenzblatt177 nie publiziert. Daher geriet diese Monographie in Vergessenheit und wurde auch von den nachfolgenden Autoren nicht erwähnt. Erst im Rahmen dieser Nachforschungen wurde aufgrund einer kleinen Notiz, die 15 Jahre später im Jahresbericht des Historischen Vereins von 1841 erschien,178 konnte dieses Manuskript im Staatsarchiv Augsburg wiederentdeckt werden.

Kurz nach Erscheinen der Monographie von Pfarrer Edel hat sich Anton Steichele im Rahmen seines vielbändigen und bis heute Masstäbe setzenden Werkes über das Bistum Augsburg 1906-1910 wissenschaftlich mit der Herrschafts- und Pfarrgeschichte von Sulzschneid beschäftigt.179

In neuerer Zeit hat sich vor allem Frau Eisinger-Schmidt mit der Herrschaftsgeschichte von Sulzschneid im Rahmen ihrer Dissertation über Marktoberdorf beschäftigt. 1985 erschien der von ihr verfasste Band “Marktoberdorf” des Historischen Atlas von Bayern der Kommission für bayerische Landesgeschichte.180

2.2 Forstrevier

2.2.1 Das Jägergeschlecht der Lutz

Von 1618 bis 1805, solange Sulzschneid zum Fürstbistum Augsburg gehörte, hatte die Familie Lutz das Forstrevier inne181. Pfarrer Edel, der die Aufzeichungen des Landrichters Fischer aus Oberdorf und Sulzschneider Pfarrmatrikel auswertete, erstellte folgende Genealogie (die erste Jahreszahl bezeichnet die ungefähre Amtsübernahme, rekonstruiert aus den Angaben von Edel):

1618 Anna Lutzin de Sulzschneid
1629 Martin Lutz Jäger und Amann zu Sulzschneid
1640 Marx Lutz Jäger,Pfleger des St. Pankrati-Gotteshaus; derselbe schließt 1651 mit feinem Bruder Martin, gleichfalls Jäger, einen Vergleich; kommt 1654—70 als Forstmeister zu Stetten vor, hebt hier 1672 ein Kind aus der Taufe; seine Frau Katharina stirbt dahier 1685 als Witwe.
1675 Johann Adam Lutz Sohn, geb. ca. 1643. Dieser heiratete (1675) nach dem Tode seiner ersten Frau Maria die Barbara Geißenhoffin von Osterberg (gest. 1734) und starb 1709 ca. 65 Jahre alt.
1709 Anton Lutz älterer Sohn, geb. 1676, hatte sich mit Anna Maria Frondenbachin de Baaden, civitate, vermählt und ließ sich 1701 in Sulzschneid nieder. Anton starb 1756, nachdem ihm seine Frau 1750 im Tode vorangegangen war.
1756 Franz Anton Lutz Sohn, geb. 1706. perhonestus juvenis Rev et S D D Episcopi Venator (gewöhnlichen Sterblichen geben die Matrikel sonst durchweg nur den ehrenden Beinamen honestus) heiratete (1730) die Magdalena Straubin (gest. 1780).
1785 Joseph Xaver Lutz Sohn,geb.1735. verheiratete sich 1767 mit Maria Anna Hofferin von Stetten (geb. 1741, gest. 1808). Am 11. April 1785 stellte er für seine Jäger und Forstwartsbedienstung eine Kaution von 100 fl. Er starb 1790. Seine Tochter Walburg (geb. 1778) vermählte sich (1811) mit dem Schullehrer Julius (siehe unten).
Eustach Lutz älterer Sohn von Franz Anton, geb. 1748, welcher (1785) die Maria Theresia Eberlin von Ried b. Seeg ehelichte und 1817 als pensionierter Jäger dahier starb. Eustachius wohnte in Haus Nr. 48, welches jetzt noch den Hausnamen „beim alten Jäger“ führt.
Johann Anton Lutz Sohn, geb.1780, heiratete 1812 als Forstgehilfe die Rosine Fischer von Burk (gest. 1813) und nach deren Tode die Emmerentiana Mayrin von Engeratsried (1813). Johann Anton bewohnte zunächst das Haus Nr. 14, welches darum früher den Hausnamen „beim Jägerbauer“ hatte, siedelte aber später nach Haus Nr. 56 über, welches noch heute „beim Jäger“ heißt.
Franz Benedikt Lutz Sohn von Eustachius Lutz, geb. in Jengen, wohnte ebenfalls in Haus Nr. 48, führte 1814 die Maria Anna Guggemos von Hitzleried, Pfarrei Seeg, heim, starb im Jahre 1845 als Bauer und Gemeindevorsteher. Von seinen Söhnen wanderte Franz Anton (geb. 1817) nach Amerika aus; Franz Karl (geb. 1824) verheiratete sich (1864) nach Dietmannsried und
Joseph Xaver Lutz (geb. 1823) vertauschte sich mit Johann Baptist Baur aus Haus Nr. 11, welches Haus er 1863 an Johann Schmid verkaufte, worauf er von Sulzschneid fortzog und Johann Babtist Baur war der erste Bürgermeister von Sulzschneid.
1790 Johann Baptist Prestel kam als Forstjäger hierher
1806 Anton Egger Revierförster (nach Sekularisation an Bayern)
1846 Johann Nepomuk Egger Revierförster
1846 Maximilian Walcher Revierförster
1866 Joseph Fischer Oberförster<<1874
1905 Johann Nepomuk Schaub Forstmeister

2.2.2 Bürgermeister

1864 Johann Babtist Baur erster Bürgermeister von Sulzschneid

2.3 Gant

2.3.1 1844 Immer noch sehr komplexe Besitz- und Abgabenrechte im Allgäu

Im Jahre 1844 wurde in Sulzschneid der Hof eines Halbbauern versteigert. Dazu erschien in der Münchner politischen Zeitung vom 1.11.1844 eine erste Bekanntmachung182(siehe Abb. 30). Im Allgemeinen Anzeiger für das Königreich Bayern vom 4.12.1844183 wurde vom Landrichter Abt vom Königlich Bayerischen Landgericht Oberdorf die öffentliche Versteigerung für den 16. Dezember im Wirtshaus zu Sulzschneid anberaumt (siehe Abb. 31). Diese Bekanntmachung ist sehr detailliert und gibt dadurch einen einzigartigen Einblick in die auch noch 40 Jahre nach der Annexion an Bayern extrem komplexen Besitz- und Abgabenverhältnisse eines Halbhofes im Allgäu. Selbst Montgelas konnte die über Jahrhunderte entstandenen Besitzstrukturen nicht einfach abschaffen.

So gibt es neben Wohnhaus, Nebengebäuden und Gärtlein auch Gemeinde-Weiderechte für Rindvieh und Pferde in den Gemeindewaldungen (vom 25.Mai bis 18. Juli), weitere Rechte an den Augsburger Wäldern und Wäldern in Steinbach, Äcker und Wiesen des Grundstücks, der Gemeinde sowie walzende (frei verkäufliche) Grundstücke, die teils auch in Rieder liegen.
Die Abgaben sind zum Großteil in Geldform zu liefern an das königliche Rentamt Oberdorf, an die Pfarrkirche Sulzschneid, und die Pfarrei Sulzschneid. Der Mesner erhält Gerste in natura und die Pfarrei neben Geldbeträgen auch Flachs in natura. Die einzelnen Beträge sind noch in Spinnbatzen, Handfrohn, Scharwerkgeld, Spannfrohn, Großzehnt und Kleinzehnt sowie Flachsgeld sowie Grundsteuer aufgeteilt.
Interessant ist auch die Gesamtsumme von 2115 fl. für das Anwesen, wobei das Wohnhaus und Nebengebäude mit 650 fl. brandversichert ist. Dies zeigt, dass 1844 bereits eine Brandversicherung abgeschlossen worden war. Nebenbei erfahren wir, dass Benedikt Lutz 1844 Gemeindevorsteher und in dieser Funktion auch Masse-Curator, d.h. Insolvenzverwalters des Anwesens war. Dies setzt eine gewisse juristische Bildung voraus.

Abbildung 30: Münchner Politische Zeitung vom 1.11.1844

Abbildung 30: Münchner Politische Zeitung vom 1.11.1844

Abbildung 31: Allgemeiner Anzeiger für das Königreich Bayern vom 4.12.1844

Abbildung 31: Allgemeiner Anzeiger für das Königreich Bayern vom 4.12.1844

2.4 Wald

2.4.1 1459 Grenzstreit zwischen Oberdorf und Sulzschneid184

Transkription Stadtarchiv Marktoberdorf

Hanns vom Stain, Ritter zu Ronsberg schlichtet einen Streit zwischen Oberdorf und Sulzschneid wegen eines Waldes, bei Sulzschneid gelegen, und legt die Grenzen für Holzschlag, Tratt usw. fest. Es geht um den „Krummen Graben“ (heute Ochsenstall) in dessen Folge Sulzschneid dort das Trieb- und Trattrecht zugesprochen wird. Gegeben am Samstag nacht nach Allerheiligen Tag 1459
OP, zwei Siegel fehlen
1. Siegel: Hanns vom Stain
2. Siegel: Hans Schott

Ich Hans vom Stain zu Ronsperg, Ritter des Hochw. Fürsten und Herrn Peters, der Hl. Römischen Kirche Cardinal und Bischof zu Augsburg, und meines gnädigsten Herrn Hofmeister, bekennen öffentlich mit diesem Brief vor männiglichen, als dann jetzt etwielang etlich Irrung und Zwietracht seind gewesen zwischen der von Oberdorf eins, und der von Sulzschneid des andern Teils, von wegen des Holz und Walds bei Sulzschneid gelegen; Und derselben ihre Zwytracht Sy nun zu beider seith auf mich sy zu entscheiden und zwischen ihr Gemarken, wie sich füro in ewig Zeit jedermann halten, und weß sich beid obgemelte Teil und ihre Nachkommen mit Holzhauen und allen anderen Sachen gebrauchen sollen und mögen, kommen seind, uff daß und nachdem, und ich beiden Teil Meynung und Begründigung genugsamlich verhört han, so han ich mit beider Teil willen und Wissen, und auch in Beisein der gestrengen und fösten Walters von Hohenegck zu Vilsegck, Ritters, Vogt zu Wollenberg – Rudolfen von Hohenegck zu Vilsegck, Gebrüder, als der von Sulzschneid Vogt und Herrn, und Hansen Schotten, Pflegers zu Füßen, als der von Oberdorf Pfleger, gesprochen und Untermarken gesetzt, in Maß und hienach folget:
1. Es wurden die Marken festgestellt und gesetzt von der Furt am Rotenbach rechts bis in den Bach unter dem Sywellenberg und denselben Bach umb den Sywellenbach hinab bis in den krummen Graben.
2. Item von der Furt im Rottenbach gar ab bis in die große Buechen und von da, über weitere Marken bis in den Troglbach, den Troglbach hinauf bis auf die Marken, die auf dem Troglbach statt, und da dannen zwerchs hinüber bis in das Büchlin, das da heißt Viehbüchel.
3. So wurden die Marken gesetzt, gemacht und untergangen hin… So wurde gesprochen und abgeredt und in Kraft dies Briefs, daß die von Oberdorf hinaus über die gemelte Marken gen dem Ulinßkraut nach, an anderen Enden über die Marken in den Rottenbach und Troglbach nun hinfüro in Ewigkeit nit kommen, noch keinerlei Sachen oder mit Holzhauen noch anderem nichts zu thun noch zu schaffen haben.
4. Die Oberdörfer hinfüro solch Ihr Holz innerhalb der gemelten marken mit Holzhauen und anderen Sachen, wohl ohne all der von Sulzschneid und Ihrer Nachkommen Irren und Hindernis, nießen unbd brauchen nach aller ihrer Notdurft, wie und wann sie wollen; Ausgenommen die Tratt, die dann die von Sulzschneid und ihre Nachkommen in allen Hölzern ob gemeldt, nießen und brauchen sollen, als nachher geschrieben steht.
5. Dazu mögen auch die von Oberdorf und all ihre Nachkommen zu ewigen Zeiten, wenn sie und wie oft sie Holz führen, ihre Roß und Vieh, so so sie dann in ihre Wägen gespannen haben, dieweil sie laden, wohl ausspannen und in ihren Marken ungefährlich am Gras lassen essen,
6. so sollen auch die von Oberdorf ihr Holz denen von Sulzschneid an ihren Wiesen und Feldern ohne Schaden führen, aber ungefährlichen.
7. Sulzschneid, so ihr Holz oberhalb und außerhalb obgemelter Marken und Bächen, so ihnen dann zugeteilt und ausgemarkt ist, mit Holzhauen Tratt und allen anderen Sachen ohne Einrede und Irrung derer von Oberdorfwohl suchen, nießen und brauchen, nach ihrer Notdurft.
8. Und nach dem, und in aller Böst fueget, sie sollen und mögen auch hinfüro und zu ewigen Zeiten die von Sulzschneid und all ihre Nachkommen ihre Tratt mit ihrem Vieh in den obgemelten, der von Oberdorf Teil und Marken allenthalben, soweit der ist, mit Weg und Steg, nach Ihrer Notdurft wohl suechen und dahin treiben, aber ohne der von Oberdorf, ihrer Nachkommen und männiglichs von ihrer wegung, Irrung und Hindernis, alles getreulich und ohne aller Gefährde.

Uned dies alles zur festen und wahren Urkund, guten Versicherheit und Gedächtnis, auch daß solch obgemelte Untermarken und Beredens zu beiden Seiten füro ewiglich gehalten un deshalb nicht mehr Irrung gemacht wird, so ist auf ihr Begehrung jeglichem teil ein solcher Brief gleichlautend mit meinem und der beiden Hohenegck Gebrüder… und Hansen Schotten… eigen anhängend Insiegeln, doch uns und unsem Erben ohne Schaden … Samstag nächts nach Allerheiligen
3. November 1459

2.4.2 1551 Älteste im Stadtarchiv vorhandene Urkunde:

Umwandlung des Gemeindele in Krautgärten, 29. Mai 1551 Originalpergament mit leerer Siegelkapsel185 Transkription aus186

Am 29. Mai 1551 kommen Hans Brutscher, Hans Weiß, Michel Jeger und Endres Reß als die vier Vertreter des Dorfes Sulzschneid, sowie Klaus Jeger, Hans Jeger, Hans Bair und Peter Kimmerle als deren Beisitzer zusammen und bitten ihren Herrn Hans Dietrich von Hoheneck zu Vilseck um Erlaubnis, das „Gemeindele“ einzuzäunen und dann unter den Bürgern zur Anlage von Krautgärten aufzuteilen. Das „Gemeindele“ ist wohl ein Teil der Ortschaft, der sich zur Anlage von Gemüsegärten eignet, was der Ernährungssicherung dienen soll. Der edle Herr stimmt zu und es werden 48 Gartenteile vergeben, für die an die Pfarrkirche Sankt Pankraz jeweils drei Kreuzer pro Teil und Jahr als Pacht immer an Lichtmess (2. Februar) zu zahlen sind. Die Sulzschneider versprechen, jeden Teil einzuzäunen, den Zaun instand zu halten und dies auch zu überwachen. Wer vergisst, den Eingang zum Gemeindelegrund zu verschließen oder wer aus Faulheit über die Zäune steigt, „dieselbigen solen nach Ungnaden gestrafft werden“. Der Text der Urkunde lässt die Vermutung zu, dass die Sulzschneider mit der Idee der Parzellierung des „Gemeindele” zur Nutzung als Gemüsegärten dem Schrebergarten-Modell weit voraus waren! (Ursula Thamm)187

„Wir diese nachbenannten mit namen Hans Brutscher, Hans Weiß, Michel Jeger und Endres Reß als fierer des Dorffs Sulzschnaidt auch wir die nachbenannten Klaus Jeger, Hans Jeger, Hans Bair und Petter Kimmerle als von einer Gemeindt den fierern zugegeben u. bekhennen offentlich mit diesem brieff für uns und unsere Erben und Nachkommen von wegen ainer gemain und thun aller menigklich khund, das wir auf den Neun und zwanzigsten may des einundfünfzigsten Jars von wegen ainer gantzen gemaindt zu Sulzschnaidt khommen sindt für den edlen und besten Junkher Hans Dietrich von Hohnegk zu Vilsegk als für unseren günstigen und gnädigen Junkhern, gerichts und pfandherrn der Vogtey Sulzschnaidt, und haben Sein Best in aller underthenigkeit gebetten, das Sein Best uns welle vergunnen und erlauben das gemeindele mit einem spitzzaun zu umsahen und einzezeinen und alsdann dasselbig zu krautgerteen aufzutheilen, welches dann Sein Best uns gantz guetwilligklich vergunt und zugeben hat. Darauff haben wir auf heutt dato das gemeindele ausgethailt in achtundfierzig thail wie denn ihre Namen alle so thail haben in des lieben hailigen Sant Pangraz buechen und registern geschrieben und gemelt werden und nach solcher austhailung hat unser Junkher also mit uns gerett: dieweil und ir yetzundt habendt das gemeindele zerthailt in achtundfierzig theil, so will ich haben, daß ein yeder soll geben (dem lieben hailigen Sankt Pangraz der Pfarrkichen zu Sulzschnaidt) ain Jar von ainem thail drey kreytzer und sollendt solchen Zinß alweg bezalen und außrichten auf unser lieben Frawentag zu Lichtmeß und solle solcher Zinß an der kirchen nutz und frommen bewend und gelegt werden. Auff solches haben wir das von unserem Junkher von wegen ainer gemaindt in aller underthenigkeit mit Dankbarkeit angenommen und haben darauff unserem Junkher versprochen und zugesagtt, daß wir wellen das gemeindele mit ainem Spitzzaun einzeinen und umsahen und soll ain yeder seinen thail unda und obna und auch nebenzu gantz wol verzeinen und versorgen damit daß kainem von dem anderen ainicher schad widerfar, wie den beschehen ist und hinfüro noch beschehen möcht. Und wir wollen auch, daß die fierer alwegen an Sant Jörgen tag hinausgangen und den gemaindeles zaun besehen, welcher denn sein thail nit wol verzeint und versorgit hatt, daß anderen dadurch schaden geschehe, so sollen die fierer das der Herrschafft anzaigen, damit ain solcher gestraffet werde. Wo aber ainer oder mer waeren es waere weib oder man, knecht oder magtt die in das gemaindele auß und einwandleten es wär mit saren, reytten oder gan und das thor nach ynen nit zu thaten oder das sy zum thor nit aus und ain wellten gan und wellten von der nehe wegen durch den zaun brechen wie dem geschehen ist und noch geschehen mag, von welchen sollichs einem oder mer geschehen wirdet, dieselbigen sollen darumb nach Ungnaden gestrafft werden, damit dieser gemain nutz der aufthailung zum besten gefürdert und erhalten werde. Und deß alles zu warer urkhund so haben wir alle obgemelt mit Fleiß erbetten den edlen und vesten Junkher Hans Dietrich von Hohenegk zu Fylßegkh unseren gnedigen und günstigen Junkher, das er fein angeboren insigel hierann den brieff gehenkt hatt, doch Im Seiner Best Erben und insigel onschaden. gezeugen unserer siegelbittung seind die.“ Damit bricht die Handschrift ab, nur eine leere Siegelkapsel ist noch angehängt.188

2.4.3 1567: Streit um Gemeindewald

Anrdeas III. von Hoheneck und Vilseck erbte 1560 die Herrschaft Sulzschneid. Unter seiner Herrschaft entbrannte 1567 ein Streit über den teilweise verwahrlosten Gemeindewald. Daraufhin wurde ein Vergleich zwischen Andreas und der Gemeinde, vertreten durch den Aman Hans Dimpt und die Vierer Michael Bahr, Valentin Jäger, Philipp Gras und Matthäus Mayendris geschlossen.189 Zitat aus diesem Vergleich, dessen Original als Pergamenturkunde im Stadtarchiv Marktoberdorf allerdings sehr beschädigt vorhanden ist190 (Siegel verloren; beglaubigte Abschrift von 1765 ebendort):

„Andreas von Hoheneck zu Vilseck und Sulzschneid, Gericht-, Vogt-, Grund- und Leibherr, dem nit allein alle und jebe hohe und niedere Oberkeiten und andere darunter begriffene Hochheiten und regalien über das Dorf Sulzschneid und alle desselbigen zugehörige Leut und Gütern zuvor ohne das in gemein zuständig, sondern ihme dazu auch etliche Höf, Güter und Häuser, in gemeltem Dorf gelegen, in Sonderheit eigenthümlich und zugehörig, erhält den Krebelwald, den Ruckenwald, so zwischen des Harrstenwald (?) herab rinnt und fließt und den Khobwald; dagegen sollen den Inwohnern des Dorfes Sulzschneid eigenthümlich zugehörig sein: der Wald im Arlasberg, der Rohrmooswald, der Wald in der Harrsten (?), der Ruckenwald, der Sonnenhalb zwischen des Eggmos und des alten Weges gelegen, ein Wald genannt das Stelle, zwischen des Ruckenwald und des Eggmos, dann der Kobwald. Diese 6 Wälder sollten ausgeteilt werden, wobei noch folgendes bestimmt wurde: will einer sein Holz verkaufen, so hat die Herrschaft das Vorkaufsrecht; macht diese davon keinen Gebrauch, so darf nur an Einheimische nicht an Fremde verkauft werden, auch bei einem Erbfall, soll der „Antheil Holzes demjenigen, so die verlassene Behausung an sich bringen und im Dorf wohnen wöllt und wurde, zufallen und zu erben gehörig sein und bleiben“. Hat jemand Holz geschlagen, so soll er sein gehauen Holz „selbst aus dem Wald führen und keinen Frembden nit darein fahren lassen”. Der Stellschächen, der Trögenschächen und die Schächen Kreuzbach sollen einer ganzen Gemeind zu gutem aufgehalten und alsdann in zunehmenden Notfällen allein zu einer ganzen Gemeind Notdurft und Wohlfahrt gebraucht werden. Die anderen Holzgemeinden in den Viehweiden und Mösern belangend soll einem jeden Dorfseinwohner sich seiner Gelegenheit nach zu beholzen und zu behelfen, frei ausgedingt und zugelassen sein. Endlich soll der Gemeinde in sämtlichen ausgeteilten und nicht ausgeteilten Wäldern und Holzmarken der Viehtrieb und Weidbesuch, wie von alters her gebräuchig, zustehen. Gegeben 19. Juni 1567. Siegler: Andreas von Hohenegg, Hans Sigmund von Freyberg zum Eisenberg und Hopferau, Pfleger zu Rettenberg und ein Herr von Kaltenthal zu Osterzell191.

Heinrich Zirkel, Historiker und von 1953 bis 1963 Schulrat in Marktoberdorf192, schrieb 1958 einen Artikel in “Der Spiegelschwab – Heimatbeilage der Memminger Zeitung”193, in der er diese Waldaufteilung genau analysierte. (siehe Abb. 32).

Abbildung 32: Der Spiegelschwab 1958: Aufteilung von Wälder in Sulzscheid im Jahre 1567

Abbildung 32: Der Spiegelschwab 1958: Aufteilung von Wälder in Sulzscheid im Jahre 1567

Frau Eisinger-Schmidt wertete diese Urkunde im Historischen Atlas von Bayern Band Marktoberdorf ebenfalls aus.194 Ihrer Meinung nach zeigt diese Urkunde, dass die Herren von Hohenegg im Laufe von 3 Jahrhunderten durch immer mehr Erwerb von Grund in Verbindung der Leib- und Gerichtsherrschaft als Vögte die volle Landeshoheit über Sulzschneid erhalten hatten.

2.4.4 1628 Verkauf der Dorf-Schmiede an Herrn Marx Weber

In den Wirren des 30-jährigen Krieges und der Pest gab es auch positive Nachrichten. So konnte Marx Weber am 13. Februar 1628 die Dorfschmiede von Sulzschneid erwerben. Dabei ist interessant, dass ein Dr. Mögerle aus Kempten erwähnt wird, dem 380 Gulden wegen des Patronatsrechts zu entrichten sind. Dieser Dr. Mögerle ist auch unter dem Namen Dr. David Megerlin195 bekannt. Er war Jurist und Syndicus (Advokat) der Reichsstadt Kempten.196 Sulzschneid hat mit Dr. Megerlin nicht nur gute Erfahrungen gemacht, so berichtet eine Notiz aus den Amtsbüchern des Domkapitels Augsburg aus den Amtsbüchern der Jahre 1606 – 1627 über die Veruntreuung von Geldern aus der Sulzschneider Rechnung durch Dr. David Megerlin.197

Kaufbrief – Abschrift,198 Transkription von unbekannt Verkauf der Dorf-Schmiede an Herrn Marx Weber
Urkunde vom 13. Februar anno 1628

Ich, Mang Waltman, derzeit Aman zue Sulzschnaidt und wir, Christian Jäger, Marx Pracht, Enderle Osterried und Michael Enderle als derzeit gesetzte Vierer des gemelten Fleckens Sulzschnaidt, bekennen für uns und unsere Nachkommen auch an Statt einer ganzen Gemaindt, dass wir mit Connsens und Vorwissen unserer zuendgesetzten (=vorgesetzten) Obrigkeit eines freien, ewigen immerwährenden und unwiderruflichen Kaufes, bester Form rechtens, hiermit wissentlich und in Kraft die Briefes verkauft haben unser lang hero gehabte Gemaindt-Schmidten, Behausung, Gärtle und für ……………………..liegt bemelte Behausung gegen Aufgang an Peter Weißen, gegen Mittag auf die Gemeinde-Gassen, gegen Mitnacht an Niklaus Pergmüller und gegen Niedergang an der Gemeindeeinfahrt, und dessen … und Zugehör als zu Dorf und Feldt, wie solches ihm durch Herrn Pfleger ausgemacht worden , solcher Gestalt, dass er einen Fahrweg innerhalb der Marksteinen gegen den Flecken Sulzschnaidt sollte liegen lassen und von gedachtem Flecken einen Gangstaig …. den sie heraus für Mang Waltman und Enderle Osteried oder dero Güter-Inhaber passieren zu lassen Samt der Gemaindtsteil und Gerechtigkeit, wie solche ……hernachgenannter Abkäufer………lang und vorhero deren Vorfahr für ganz eigen, allein, dass solche Schmidten jährlich …. für ………geben thut ein Gulden zwölf Kreuzer von des Bestands ………ingehabt und genossen, verkauft und zu kaufen geben dem ehrbaren Marx Weber , Schmidt zue gemeltem Sulzschnaidt, Helena seiner ehelichen Hausfrau, allen ihren Erben und Nachkommen, benanntlichen um 460 Gulden Rheinisch in Münz, indem der selben zue fünfzehn Bazen oder 60 Kreuzer …… daran sie uns paar erlegt, sowir wegen des Kirchensatz (=Patronatsrecht) Herrn Dr. Mögerle zue Kempten entricht 380 Guldarum ben wir …. Schmidt sein Erben und Nachkommen …. frei ledig und los zahlen, …..und lassen, ihn dennoch……………80 Gulden hat er uns auf Martini, ein tausend sechshundert acht und zwanzig (1628) versprochen zue erlegen 40 Gulden, und dann auf Martini sechshundert neun und zwanzig (1629) mehr 40 Gulden alles ohne Zins, da ein frist gehörter Massen erlegt wird, soll es mit seinem Dato auf den Brief geschrieben werden. Bei diesem Verkauf haben wir einhelliglich als………….Aman, Vierer und einer ganzen Gemaindte ihm, Marx Weber, Schmidt, seinen Erben und Nachkommen mit Wissen der Obrigkeit….. Schmidtstatt……. mir von Gemaindts wegen dafür zue………. oder befugt sein, aufzurichten oder zu……….. versprochen da es aber be ………. soll, dass er der Schmidten mit Recht vorstehen sollte oder in andererweg gebührliche Klagen fürkommen, soll es von uns unserer ordentlichen Obrigkeit angezeigt und vorgebracht werden. Begäb es sich, dass……. oder seine nachkommen der gedachten Schmidten nit mehr tauglich oder selbiger seinen Kindern oder anderwärts wollte verkaufen, geben oder verändern, soll solches alles von der Obrigkeit abgehandelt und vertragen werden, doch dass er der Obrigkeit und Gemaindt gefällig, also dass wir nit befugt sein oder wären ihre Schmidt seine Erben oder Nachkommen abzusetzen oder einen anderen für uns selbsten aufzunehmen, entgegen soll er die gedachte Schmidten mit einem und dem andern fleißig vertrauen, wie es hinter und vor dess gebräuchig und gehalten wird, auch wieder Zeit gedacht zu sein unseren Schaden wenden und den Nutzen fördern. Mit weniger auch haben wir ihrer Schmidt seinen Erben und Nachkommen auch gutwillig vergunnt und zugelassen, dass er uns das ganze Jahr mit Gemaindtsarbeit im wenigsten mit verbunden sein soll, sondern selbiges überhebt,entgegen aber soll er alles und alles ohne Lohn, was an der Gemaindts-Ketten ……………..verbricht, machen und wenden. Doch soll ihm von einer Gemaindt Roll-Eisen und ein Becken Brot Dazue gegeben werden. Würd es sich aber zutragen, Dass er uns Gemaindts arbeiten müsste oder sollte, sollen wir verbunden sein, ihm wegen der Kütten ihm einen gebührlichen Lohn zu geben, da es …………… dass ein Einwohner zue Sulzschneid in die Schmidten käme und er Schmidt einen fremden …………., soll er …………………..und ihn fertigen. Demnach und hierauf so sollen und wollen mir oben………… Schmidt seine Erben und nachkommen obdedachte Schmidten nun hinfüro und zue ewigen Zeiten, wie dieser Briefvermag, müssen und brauchen, als andere seine eigentümliche Güüter, jedoch der Obrigkeit und Kürchen an ihren Recht und Gerechtigkeiten ohnschädlich, ohne uns und unsere Nachkommen……….. und Hindernis, dann wir uns deren gänzlich und gar …….schlagen haben. Getreulich und ohne Gefährte, und das zue wahrem Urkundt, haben wir anfangs bekannt auch an Statt einer ganzen Gemaindt mit untertänigem Fleiß gebeten und erbitten, den wohl….. und gestrengen Hanns……… von Hochenburg für……………….. Rat-Pfleger zu Oberdorf und den Herr………. St. Ottilienberg als unseren groß……… dass er sein adlig Insigel……… doch ihme seine Erben und Insigel ohne Schaden hirangehängt hat. Gezeugen das Insigel somit die ehrbaren Martin Luz, derzeit Aman zue Sulzschnaidt, und Martin Hailland, Metzger zue Oberdorf, geben und……….. dess……….. ein tausend sechshundert acht und zwanzigsten Jahr (1628) Kaufbrief Abschrift Marx Webers Schmidts zu Sulzschnaidt um sein von einer ehrbaren Gemaindt allda von eigen erkauften Schmidten samt dem Zuegehör – 460 Gulden
den 13. February anno 1628
Nr. 12

2.4.5 1670: Weide- und Triebsbrief Sulzschneid

Stadtarchiv Marktoberdorf,199 Übersetzung aus200

Erstaunlich ist, dass dieser Brief aus der Barockzeit Bezug nimmt auf eine mehr als 200 Jahre alte spätmittelalterliche Urkunde aus dem Jahre 1459 (siehe oben).

Originalurkunde mit anhängendem Siegel vom 20. Oktober 1670 (Transkription) Triebsbrief der Gemeinde Sulzschneid wie weit selbige gegen deren benachbarten Gemeinden ringweise zu halten (weiden) und zu treiben Fug und Macht hat Aufgezeichnet im Jahr Christi 1670. Zu wollen und kündgetan sei hiermit jedermann in Kraft dies offenen Briefes, dass sich in einer ehrbaren Gemeinde des Flecken Sulzschneid wegen Trieb, Tratt, Wiesen- und Weidbesuches gegen der benachbarten Gemeinden, sonderlich mit Oberdorf, Thalhofen, und Kohlhunden, welche wie hernach zu vernehmen, miteinander gegen bemeldeter (verklagter) Sulzschneider Gemeinde. Die einen Mittrieb in dem gewissem Bezirk gebrauchet haben, sich Missverständnisse ereignet haben, wie dann solcher Inhalt eines durch den Oberdorfer Ausschuß, vor einem gewissen alten papierenen Vergleichsbrief. Dessen Anfang und Ende der Urkunde zu unserer Vergleichung, haben wir von Christoph von Gottes Gnaden, Bischof zu Augsburg, besiegeln lassen und jedem begehrendem Teil ein Brief unter unserem hierfür gedruckten Sekret besiegelt geben lassen. Am Sonntag nach Margarete Anno Domini 1670 im 33 lautet, da nun den Thalhofenern um willen sei, dass sie den ihrigen (alten Brief) verloren. Neue Pergamentens Confirnation, darinnen die neu gesetzten nach gemeldeten Marken (Grenzsteine), soviel diese den Mittrieb betreffen, auch ein verleibt, besiegelt, mitgeteilt, allbereit, geschlichtet, verglichen und in Richtigkeit gebracht worden ist. Daraufhin und damit sei die mehrfach bemeldete Gemeinde des Fleckens Sulzschneid nicht allein dieser, sondern auch ihre ganze Ringwiese des umliegenden Treibbezirks für sich neu geordnet, dass ihre Erben und Nachkommen zu ewigen Weltzeiten gute Richtigkeit und Wissenschaft haben mögen, sie dem Abgeordnetenausschuss mit Namen, Marx Lutz vom Hochfürstlich Augsburg, Forstmeister zu Stötten und Jäger, sodann Mang Angerer und Adam Schmoller, beide verordnete Vierer, alle drei zu Sulzschneid gesessen. Dato vom den Endbenanntem, vor der löblichen Amtsobrigkeit erschienen mit untertänig gebührendem anrufen und begehren, auf ihre Kosten, soll die Triebsgerechtigkeit zu Protokoll genommen werden. Auch Brief und Siegel hierüber auf zu richten und zu verfassen, so ihnen zu billigen und nicht abzuschlagen. Wie dann dieser Treibsbezirk, welchen sie zuvor mit nachgeschriebenen benachbarten Gemeinden, neben zuziehen allerseits abgeordneten Ausschüssen durchgangen und aus- gemarcket haben Angefochten und erhoben der, bei den vor gemeldeten dreier Gemeinden strittig gewesenen Mittrieb in der alten Furt des Ettenbaches. Von diesem Öttenbach gegen morgenwärts in den ersten Stein, steht bei einer Rottanne mit drei Kreuzen bezeichnet, von diesem Stein durch dem alten verwachsenen Hohlweg am Hag, auch mit drei Kreuzen bemerkt, von demselben zu dem dritten Stein hinauf welcher in Georg Zwicken zu Oberdorf heilig Wiesmad steht. Etwa oberhalb eine jungen Birke, hat ebenmäßig drei sichtbar Kreuz und sind diese drei Mark- oder Triebsteine um willen des vorhergegangenen und vereinigtem Streites, erst vor neuem gesetzt worden. Dann weiters gegen morgenwärts durch die Teiche zu dem vierten mit einem Kreuz bezeichneten Stein beim Höllprinneln endet dieser mehrfach bemeldeterter Gemeinde Mittrieb. Viertens; der fünfte Triebstein hat ein Kreuz, steht in Martin Hölzles zu Oberdofer Herren Wiesenmad auf einem kleinen Bichel und so weit sich dieses Mad erstreckt, haben die von Oberdorf und Sulzschneid einen Mittrieb. Weiter von diesem fünften zu dem sechsten Triebstein, etwas ein wenig in Hans Rüden Rewens (Grundstück) zu Oberdorf Waldholz stehend, hat gleichfalls ein sichtbares Kreuz. Weiter gegen morgenwärts zu dem siebenten Triebstein, mit einem Kreuz bezeichnet, steht in Hans Waldmanns zu Sulzschneid Wiesenmad, weiter ebenmäßig gegen morgenwärts durch die Schumpenwiesen in Baltasar Geblers in Rieders Schumpenwiese, steht der achte Triebstein, darinnen ein Kreuz gehauen, von dem selben zu dem neunten Stein, der Stein ist ein Eckstein mit einem eingehauenen Kreuz an den Sipp- oder Bannholzangern. Von da den Zaunpfosten nach, welche die AÄnger und Weiser Viehweide scheiden. Bis an den Egg- und zugleich Triebstein mit einem Kreuz bezeichnet, allwo Oberdorfer Gemeindeholz das Sippholz genannt, anfanget. Von dannen den selben Marken, so das ganze Sippholz und Ochsenstall gegen morgen- und mittagwärts bis an den krummen Graben und soweit die von Oberdorf den Holzschlag haben, haben die von Sulzschneid laut Brief anno 1459, dessen Inhalt hierdurch nicht gegebenn, den Trieb- und Weidebesuch geregelt und hat der Trieb bei diesem Krummgraben gegen denen von Oberdorf ein Ende. Dann erhebt sich deren von Sulzschneid gemeine Viehweide gegen Heggen zu und die Viehweide endet am unteren Wohlißgreut. Daselbst in Matthäus Schotten in bemeldeter Heggener Weidemad steht wiederum der zehnte Triebstein, hat ein sichtbares Kreuz und zwei Pfähle dabei und scheidet den mehr bemeldeten Hegger und Sulzschneider Trieb. Von diesem Stein, der Zaumpfahl und Augsburger Wald nach, hinauf bis an Sulzschneider Gemeindeholz Welzenanger genannt. Von diesem Welzenanger Holz dem Bachtal nach hinab in die Geltnach und demselbigen Bach nach hinauf gegen mittagwärts, durch das Hochfurstliche Augsburg Geholt£ bis an den Seeger Bezirk. Ungefähr drei Schritte von Bach steht wiederum der erste Triebstein mit einem eingehauenen Kreuz und Pfähl dabei, so dieser den Seeger Bezirk und den von Sulzschneid Angrenzung scheidet. Beiderseits aber nicht desto weniger Hochstifts und Augsburgerisches Gehölz und Waldholz ist von diesem Stein den unterschiedlichen Marken und Steinen nach, laut einer bei dem Amtsvorsteher von Stötten liegendem und anno 1593 verfassten und verbrieften Beschreibung, welche Marken und Steine, die jetzt wiederum erneuert wurden, bis an den Buggenwald in das Bächle welches von dem Seillenmoos durch den Ruggenwald herab fiest, bei welchem Bächlein dann Sulzschneidseits des Hochstiftes Waldungen sich endigen. Ferner ungefähr zehn Schritt von diesem Bächlein gegen abendwärts, steht wiederum ein Triebstein mit einem sichtbaren Kreuz scheidet Seeger und Sulzschneider Bezirk. Von diesem gegen abendwärts durch das Harmsenmoos den sichtbaren, renovierten Marcken nach, welches des Hochstiftswald und die Gemeinde Sulzschneid scheiden, bis an da verbotene Holz oder Ferdegspihl genannt. Allda stehen zwei zusammengesetzte Marksteine, scheiden Sulzschneider Gemeindeholz und Viehweide, auch etliche Wiesenmäder, Sulzschneider Raithen genannt. In die Pfarrei Seeg gehörig und soweit sich diese gemeldeten Mäder erstrecken, haben die von Sulzschneid und Lengenwang den Mittrieb vor und nach der Seegiss miteinander zu besuchen. Bis an das Ögg am Sulzschneider Gemeindeholz der Kreuzbach genannt. Von dannen den Bachgang im Moos hinab gegen Mitternacht in das Bächle so es aus dem Moos läuft und demselben Bächle nach weiter hinab zwischen Lengenwanger Gemeindeholz und dem Hochstift Körbelwald bis zum Hummratsbrunnen. Allda Lengenwanger angrenzender Trieb und Tratt endet, hingegen der zu Sigratsbolder anfängt und bezieht sich freners hin wiederum dem Bächlein nach Gegen Mitternacht hinab, zwischen des Hochstifts Sigratsbolder Waldholz und Sulzschneider Rohrmoos in das Egg.

Allda Adlensberger Wiesenmäder anfangen, denselben Weisenmäder und gesetzten und erneuerten Marken nach, bis an des Hochstiftes Adlensberger Wald. Allda sich oben gemeldeten deren Sigratsbolder Trieb und Tratt endigt und ist dabei zu wissen, dass die von Sulzschneid mit ihren Ross und Vieherden durch gemeldeten. Adlensberger Wald hinab bis auf die Lobach zu der mit aufgestecktem Stab zutreiben, aber nicht weiden lassen, weil bei der Trieb die von Balteratsreid daselbsten gehörig Fug und Macht haben. Von oben gemeldetem Adlensperger Wald gegen mitternachtwärts in einen eingelegten platten Stein mit großem sichtbaren Kreuz, welcher zugleich ein Eggstein, auf Batasar Probsten zu Balteratsried Adlensperger Wiesenmad liegt. Von diesem platten Stein gegen Aufgang der Sonne der gerade nach Widerum in einem neu gesetzten Stein auf einem Bichel auf gemeldeter Baltasar Probsten Wiesenmad steht, weiter gegen Morgen ab Aufgang der Sonne, von diesem in einen andern mit einem Kreuz bezeichneten Stein, er steht in Matthäus Buchens zu Balteratsrieder Wiesenmad, führt weiter gegen morgenwärts der Gerade zu Hans Wiesmer zu Balteratsried viel bemeldeter Balteratsrieder Wiesenmad. Gleichfalls ein Triebstein mit einem Kreuz stehend von demselben gegen morgenwärts zwischen Sulzschneider Viehweide und vielfach gemeldeter Baltasar Probsten Mad weiter zu einem Egg- und Triebstein, er hat ein sichtbares Kreuz dann wiederum von dem selben Eggstein an, gegen Mitternacht, zwischen Batasar Probsten Wiesenmad und Sulzscheider Moos oder Viehweide durch bis an das Egg am Moos. Allda etliche alte und auch ein neues Kreuz eingehauen, von dannen nach denen Marken welche in Tannen und Traufen eingehauen, Über den Weg, welcher von Balteratsried auf Sulzschneid zu geht, durch das Moos, denen eingehauen und gesteckten Marken nach hinab, bis an das Öttenwäldele, von diesem Öttenwäldele, der Gerade, dem Graben und den Tannen und Forchen eingehauenen Marken nach in den Öttenbach, demselben nach hinab und an das Höllbrücklein in der alten Furt. Allwo dieser Triebsbezirk den Anfang genommen hat und zu Anfang beschrieben wurde. Auch tun sich die selbigen Wege von Balteratsrieds Trieb und Tratt gegen vielfach gemeldeter Gemeinde Sulzschneid enden. Alles getreulich, redlich und ohne Gefahr und damit fürs Beste, dies alles was Oben eingeführt anno jetzt und füran zu ewigen Weltzeiten, wie zu Eingang dieses Briefes beschrieben, steht Maß und mit unverbrüchlichen Gehalts (Inhalt), auch andere an sie grenzenden Gemeinden, durch sie ist Unwissenheit nicht übertrieben worden, haben zu wahrer Benötigung dessen von allgedachter Gemeinde des Fleckens Sulzschneid abgeordneter Ausschuss einhellig für sich und all der anderen gemeinden Einwohner mit untertänig gebührend Fleiß geboten und erbeten dem Freizeichen hochwohl edel geborenen Herrn Johann Erharten von Ottobeuren und Ahldorf Hochfürstlich Augsburgischer Rat, Jägermeister und Pfleger beider Herrschaften Oberdorf und Ottilienberg als unser Durchlaucht gebietende Amtsobrigkeit, dass ihrer Durchlaut eigen hochadelich angeboren Insigel öffentlich hinan gehangen und besiegeln lassen. Dessen sind erbetene Sigel, sie zeugen und von jeder Gemeinde, damit denselben in ihrer alten Gerechtigkeit Proiudiz geschehe. Abgeordnete Ausschüsse, namentlich von seitens das Marktes Oberdof, Hans Ansgür Richter und Andreas Holzmann des Gerichtes von Thalhofen, Hans Weyher Richter und Michael Hörmann Altmüller beide da selbsten, sodann von Kohlhunden Michael Meichelböck und Johannes Rössle, aus Heggen Michael Holl und Matthäus Schott wie auch von Lengenwang Hans Wilssen und Georg Berkmüller; auch Christoph Michael Buchach, der Seeger Pfarrer, von Sigratsbold Peter Reichhart, Müller und Hans Distel. Dann von Balteratsried Baltasar Probst, Wirt und Burkhart Ginger beide da selbsten wohnhaft. Vergeben und Beschehen ist am Fest der Apostel und himmelsfürsten Simonis von Juda auf den 28. Monatstag im Oktober nach Christi allerheiligsten und gnadenreichen Geburt gezählt Eintausendsechshundertundsiebzjg. Nicolaus Griessen, derzeit Schreiber

2.4.6 1716 Vergleichungsbrief zwischen der Gemeinde Sulzschneid und der Gemeinde Heggen

Stadtarchiv Marktoberdorf,201 Übersetzung aus202 (Transkription)

Pfarrei Stötten Anno 1716 Zu wissen und kund getan

Männiglich (jedermann) sei hier mit diesem Brief mitgeteilt.
Demnach mehreren Malen wieder unter anderem vom Juli anno 1683 gemachten Vergleich welchen die Gemeinde Sulzchneid aus ein und anderer Ursache nicht gültig anerkennen wolle, zwischen der Gemeinde Heggen, aus der Pfarrei Stötten, ersten und der erst gesagten Gemeinde Sulzschneid anderen Teils, ein und andere Streitigkeiten, des Weidebesuchs halber hervor tun wolle.
Indem die letztere Gemeinde Sulzschneid mit ihrem Trieb und Weidebesuch über den Bach auf des Thomas Schottens und Georg Kempters, beide in Heggen Inhaber und Eigentümer von ihren versteuerten Grasböden, welche laut oben geregeltem Vergleich wegen schon lang und selbiger Zeit nach Ende gegen sechzig Jahren zuerkannt wurden.
Darum sind beide streitigen Parteien zusammen getreten und haben heute zur Verhütung weiterer Weitläufigkeit und anderer Missverständnisse und dass auch damit künftig das bis her noch gewesene nachbarliche Verständnis verbleiben möge.
In Güte sich dahin verglichen und vereinbart, dass namentlich die jenige Wiese, welche Johannes Selb zu Suldschneid an Georg Schnöller in Heggen verkauft, so gegen morgen an Georg Kempter; abends an den so genannten Sybillerberg und der Viehweide, Mittag an dem Sybillebächle und Mitternacht am Moos gelegen, so vorher im Hegger Trieb nach Ausweis im Vergleichsprotokoll gehörig gewesen, so ohne hin in dem sulzschneidischem Trieb verbleiben und darauf die Fratzung (Abgrasen) sowohl vor als auch nach des Weges die Gemeinde Sulzschneid Rechte habe, die Gemeinde Heggen aber nichts mehr darauf du tun haben solle.
Wie entgegen die Gemeinde Sulzschneid auf Hegger anderer Wiesen nicht weiter zu treiben befugt sei, als die Oberdorfer den Holzschlag haben und zwar damit erst gedachte Gemeinde zu ihren noch ferner habenden Weidebesuch kommen können und die Fratzung mit ihrem Vieh haben könne.
Welcher zwar zwischen beiden Parteien aus Suldschneid und Heggen gemachte Vergleich den Markt Oberdorfern an deren habenden Rechten laut eines unter Samstag nebst Allerheiligen anno 1459 aufgerichtetem Vergleich im geringsten nicht hinderlich sei und hierdurch etwas benommen werden solle. Welches also für zukünftiges Wissen festgehalten, in Gegenwart von Christian Settele Richter, Martin Enzensberger die Alten und Hans Adam Angerer alle von Sulzschneid Thomas Schottens und Georg Kempter alle von der Gemeinde Heggen, hierzu Abgeordnete und Mitgemeindemänner zu Protokoll genommen und dabei zwei gleichlautende Brief gefertigt. Auch wurde jeder Gemeinde einer zugestellt.
Dessen Alles zu wahren erstellte Urkunde, haben beide Parteien in Untertänigkeit erbeten, die freien Reichs hochwohlgeborenen Herren, Herr Franz Marquard von Stein, Herr von Ichenhausen und Niederstotzingen, hochfürstlicher Augsburger Geheimrat und Pfleger beider Herrschaften von Oberdof und St. Ottilienberg und dass ihrer Gnaden angeborene Siegel und auch seiner Gnaden Erbenbeamtung Siegel ohne Schaden, öffentlich hier und aufdrucken und besiegeln lassen.
Dar gegeben und geschehen auf den 28 Monatstag Augusti als man zählen tut 1716.

2.5 Flachsanbau

Der Flachsanbau war in Sulzschneid seit Jahrhunderten verbreitet. Ein Teil der Abgaben musste als Flachs entrichtet werden, wie aus der von Franz Ludwig Baumann 1892 editierten Aufstellung der Herrschaft Sulzschneid aus dem Jahre 1612 zu entnehmen ist. Darin sind die Abgaben u.a. in Kloben Flachs zu entrichten203.

Die hohe Qualität des Sulzschneider Flachses wird im Jahresbericht der königlichen Gewerbeschule Kaufbeuren von 1855 beschrieben. Dort berichtet Karl, Lintner, königl. Lehrer der Natur- und Gewerbekunde in seinem Aufsatz “Der Flachsbau und die Röstanstalt zu Kaufbeuren” über den Flachs aus Sulzschneid:

“Besonders haben sich durch Menge wie durch Schönheit der Flachsstengel, die bisher geliefert wurden, die Bewohner an der Iller hervorgethan…, nicht weniger die von Sulzschneid und Wald im Landgerichtsbezirke Oberdorf…[@ lintner_jahresbericht_1855, S. 6]”

2.6 Hut

3 Kirchengeschichte

3.1 Sulzschneid und Cambridge: Die Skapulierbruderschaft

Bei der Pfarrkirche wurde am 22. August 1677 mit Erlaubnis des Fürstbischofs Johann Christoph von Freiberg (1665 — 1690) von den P. P. Karmeliter, die Bruderschaft Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel (Skapulierbruderschaft) errichtet und 1681 oberhirtlich bestätigt. Die Bruderschaft besitzt eigenes Vermögen, das von der Kirchenverwaltung administriert wird.204 Errichter der Skapulierbruderschaft war Pfarrer Johann Jakob Amman (1673—1679) aus Bertoldshofen.205 Pfarrer Augustin Herkommer (1762—1774) aus Augsburg stiftete der Bruderschaaft 50 fl.206.

Abb. 33 zeigt ein aus dem Jahre 1818 stammendes Bruderschaftsbüchlein der Skapulierbruderschaft, das jedes neue Mitglied der Bruderschaft erhiehlt (handschriftlich ausgefüllt für “Joseph Sedle” und datiert 22. Juli 1821.)207. Dieses Büchlein musste nach dem Tod in die Sakristei der Bruderschaftskriche gebracht werden,

“damit des Verstorbenen Namen am Monatssonntag verkündet und von den Brüdern und Schwestern für selbigen gebetet werde”.

Abbildung 33: Skapulierbruderschafts-Büchlein aus dem Jahre 1818

Abbildung 33: Skapulierbruderschafts-Büchlein aus dem Jahre 1818

1840 wurde am Skapulierfeste die Jahrhundertgedächtnisfeier der Einweihung des Pfarrgotteshauses begangen, wobei Dekan Erhard von Stötten eine „recht schöne, gemütliche Predigt“ hielt.208

Kurze Zeit später wurde die Pfarrkirche durch Karl Keller freskiert. Interessant dabei ist, dass das größte Fresko der Kirche, das sich über dem Kirchenschiff befindet, der 200 Jahre zuvor gegründeten Skapulierbruderschaft zugeeignet wurde. Die dargestellte Szene, die Übergabe des braunen Skapuliers an Simon Stock, spielt jedoch nicht am Berg Karmel209, sondern in Cambridge in England210,211. Diese örtliche Zuordnung ist kein Zufall, da sie ein Wesensmerkmal des Karmeliterordens zur Zeit von Simon Stock offenlegt: Einerseits schöpfte der Orden seine Kraft als ursprünglicher Eremitenorden auf dem abgelegenen Land, was sich darin zeigt, dass der Name Simon Stock daher rührte, dass er lange Zeit als Eremit in einem hohlen Baumstumpf lebte. Andererseits führte Simon Stock, nachdem er dem Orden beigetreten war, eine Orientierung des Ordens in die im Mittelalter entstehenden Städte durch. Dadurch waren die Karmeliter an der Gründung bedeutender Universitäten wie Oxford, Cambrige, u.a. beteiligt oder eng assoziiert.212 Somit stellt dieses Gemälde eine Synthese der Bedeutung Sulzschneids in der Mitte des 19. Jd. dar: In der Abgeschiedenheit des Dorflebens entwickelte sich eine bedeutende Anzahl überreginal bekannter Lehrer und Pfarrer, die es mehrfach zum Distriktsschulinspektor und sogar zum geistlichen Rat brachten (s.u.)

Nebenbei sei bemerkt, dass neuerdings die Beziehung zwischen Sulzschneid und Cambridge wiederbelebt wurde, allerdings mehr auf sportlicher Ebene: Im Januar 2017 wurde auf neutralem Boden in Zuoz in der Schweiz ein Eishockey Freundschaftsspiel zwischen der Universität Cambridge und den Dragons Sulzschneid ausgetragen213 (siehe Abb. 34), das allen Beteiligten viel Freude bereitete.

Abbildung 34: Dragons Sulzschneid in Zuoz beim Spiel gegen Cambridge Universitiy

Abbildung 34: Dragons Sulzschneid in Zuoz beim Spiel gegen Cambridge Universitiy

Interessant ist: zeitpunkt der Errichtung und Darstellung Deckenfresko: Ort: Cambridge! Nahezu 200 Jahre nach der Gründung der Skapulierbruderschaft wurde das große Fresko im Kirchenschiff mit

Bruderschaftsbüchlein

3.2 Karl Keller (1823-1905): Neue Fresken und Ölbilder 1864/65

Am 31. August 1864 erschien in der Beilage zur Augsburger Postzeitung214 ein reizender Artikel über die Qualität und den Inhalt der neuen Fresken der Sulzschneider Kirche, die der in München ansässige Historienmaler Karl Keller, der aus einer Malerfamilie in Pfronten stammte215, im Sommer desselben Jahres schuf (siehe Abb. 35). In dieser Würdigung heisst es:

“Durch diese Bilder hat die Pfarrkirche zu Sulzschneid eine Zierde erhalten, wie sie wenige Land-, ja nicht viele Stadtkirchen aufzuweisen haben.”

Herr Maler Keller wird folgendermassen gewürdigt:

“Herr Maler Keller aber hat durch ihre Ausführung sich als der tüchtige Künstler bewährt, als den ihn die k. Akademie in München in ihrem Zeugnisse an den Ortspfarrer erklärte. Er hat alle Eigenschaften zu einem kirchlichen Maler. Es ist nur zu wünschen, daß er fort und fort Beschäftigung in diesem Fache finde, wozu er sich noch besonders durch den Umstand empfiehlt, dass er billig und außerordentlich schnell arbeitet.”

Abbildung 35: Augsburger Postzeitung 1864

Abbildung 35: Augsburger Postzeitung 1864

3.2.1 Wer war Karl Keller?

Karl Keller wurde 1823 als zweites von acht Kindern in Pfronten216 geboren und war der letzte Maler der über 5 Generationen reichenden Malerfamilie Keller aus Pfronten.217 Wahrscheinlich wurde er bereits als Kind im Zeichnen und Malen von seinem Vater unterrichtet, bevor er 1840 mit 17 Jahren ein Studium als Historienmaler an der königlichen Akademie der Bildenden Künste aufnahm, das er 1847 beendete.218 1852 heiratete er die 11 Jahre ältere Buchhalterstochter Aloisa Arnold, wozu er einen Einkommensbescheid vorlegen musste (er gab 600-700 Gulden an219), da nach der Verfassung mittellose Leute nicht heiraten durften. Daraus lässt sich schließen, dass er in bescheidenen, aber doch akzeptablen Verhältnissen in München lebte. Keller bezog eine Wohnung in der Augustenstrasse in der Maxvorstadt, die er mit seiner Frau bis zu seinem Tod 1904 bewohnte. Vielleicht wohnte er einer der Atelierwohnungen, die der kunstsinnige König Ludwig I. per Erlass in jeden Neubau, der in Schwabing und in der Maxvorstadt entstand, entweder im obersten Stockwerk oder im Hinterhaus einbauen lies.220 Karl Keller wurde auf dem Alten nördlichen Friedhof in München bestattet, die Beerdigungskosten übernahm der Münchner Kunstverein. Über die Biographie Kellers wissen wir insgesamt noch sehr wenig, es ist weder ein Portrait noch eine Photographie von Keller überliefert. Vielleicht bringt eine Auswertung der zwischen 1995 und 2012 von der Gemeinde Pfronten und der Stadt Füssen erworbenen Handzeichnungen und Ölgemälde221 mehr Licht ins Dunkel.

Sulzschneid ist für Karl Keller in zweifacher Hinsicht bedeutsam. Zum einen war die Freskierung in Sulzschneid 1864 nach 20 Jahren der erste eigene und sicher zuordenbare Auftrag für den bereits 40-jährigen Maler. Zudem beträgt die Ausstattung mit 2 großen Deckenfresken, 2 Altarbildern und 9 kleineren Ölgemälden die umfangreichste Kirchenausstattung, die von Karl Keller bekannt und noch erhalten ist.222 Für die Ausführung der Deckenfresken 1848 erhielt Keller 1100 Gulden.223

3.2.2 Deckenfresko im Kirchenschiff

Die Deckenfresken des Schiffes (siehe Abb. 36) und des Chores (siehe Abb. 37) von Karl Keller werden in der Augsburger Postzeitung detailliert und einfühlsam beschrieben.224

Abbildung 36: Deckengemälde des Schiffes: Übergabe des braunen Scapuliers an den Karmelitergeneral Simon Stock durch die hl. Jungfrau Maria

Abbildung 36: Deckengemälde des Schiffes: Übergabe des braunen Scapuliers an den Karmelitergeneral Simon Stock durch die hl. Jungfrau Maria

“Im Mittelpunkt des Bildes thront Maria mit einer goldenen Krone auf dem Haupte und dem göttlichen Kinde auf dem Schooße. Sie reicht mit ihrer Rechten dem auf der Spitze des Berges Karmel knienden Mönche ein braunes Scapulier dar, des es mit der größten Ehrfurcht entgegennimmt. Am Abhange des Berges erblickt man ein Karmeliter-Klösterlein. Die weitere Verbindung der Fresken wird durch eine Menge größerer und kleinerer Engel vermittelt, die zu beiden Seiten schön geordnet herniederschweben. Die einen von ihnen haben Musikinstrumente als Zither und Lauten, die anderen tragen Spruchbänder. Es ist an diesem Bilde solcher Fleiß in der Ausführung angewendet worden, daß es an Zartheit und Feinheit einem Ölgemälde fast gleichkommt”

“Dasselbe gilt von den 12 Brustbildern der Apostel, welche zu beiden Seiten des Hauptbildes an den Hohlkehlen hinlaufen; lauter ernste, ausdrucksvolle Köpfe.”

3.2.3 Deckenfresko im Chor

Abbildung 37: Deckengemälde des Chores: Marthyrium des hl. Pankratius

Abbildung 37: Deckengemälde des Chores: Marthyrium des hl. Pankratius

“Auf einem mit rotem Tuche bedeckten Schaffote, dessen Perspective ausnehmend gut gegeben ist, erblickt man die jugendliche Gestalt des heiligen Blutzeugen, angethan mit einer weißen Tunika. Aus dem ungemein sanften und zarten Antlitze des jugendlichen Kämpfers Christi leuchtet hoher Muth und gänzliche Ergebenheit in den Willen Gottes. Neben ihm steht die herkulische Gestalt des Scharfricters, der die mit dem Schwerte bewaffnete Rechte bereits zum tödlichen Streiche erhoben hat, während die linke die rechte Schulter des Schlachtopfers festhält. Gegen das Dunkel seiner Haut- und Kleiderfarbe sticht die lichtumflossene Gestalt des hl. Pankratius wundersam ab und läßt letztern ganz günstig als Hauptperson hervortreten. Zu beiden Seiten des Schaffotes sind römische Soldaten, Lictoren und zuschauendes Volk gruppiert; auch sieht man 2 Gefängniswärter mit Hunden, weil der Leichnam des Heiligen, wie die Legende erzählt, den Hunden zum Zerfleischen vorgeworfen wurde. Im Hintergrunde des Bildes treten die Gebäude und Tempel der Stadt Rom hervor.”

“In den Hohlkehlen zu beiden Seiten befinden sich die Brustbilder der 4 Kirchenlehrer Gregorius, Ambrosius, Augustinus, Hieronimus, die an Schönheit den Aposteln im Langhause den Rang streitig machen.”

3.2.4 Kunsthistorische Würdigung

Spannend an Karl Keller ist die Synthese schlichter, volkstümicher, spätnazarenischer Komposition (in diesem Zusammenhang werden die Vorlagenbücher des Wiener Nazareners Joseph von Führich sowie seine Ausbildung bei Johann Schraudolph in München genannt) mit dem Spätbarock- bzw. Rokkokostil seines Vaters, mit dem er in engem brieflichen und künstlerischen Kontakt stand.225

“Die handwerkliche Gediegenheit, die seine Malerei kennzeichnet, erlangte Karl Keller wohl bei seinem Vater.”

In den Werken Kellers zeigt sich eine für die Spätnazarener in Schwaben typische “ruhige, verträumte Stimmung. In den klaren Kompositionen ist das Bildpersonal meist auf ein Minimum reduziert. Dem Bemühen um Harmonisierung und Ausgewogenheit entspricht meist eine Farbpalette, in der Erd- und Pastellfarben vorherrschen”.226

Zum Fresko “Verleihung des Skapuliers an Simon Stock” schreibt Vanessa Haberland vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Augsburg:

“Karl Kellers Fresko »Verleihung des Skapuliers an Simon Stock« in Sulzschneid ist mit seinem erdigen Grundfarbton ein repräsentatives Beispiel für die spätnazarenische Farbbehandlung. Wenige kräftige, inhaltlich motivierte Lokalfarben wie der blaue Mantel Mariens bilden einen Kontrast in der erdig-stumpfen Gesamtwirkung, der sogar den Bereich des Himmels und der Wolken bestimmt. Der gelbliche Himmel erscheint nicht als duftige, transzendente Sphäre, sondern vielmehr als eine von der Erde be­stimmte Zwischenstufe. Wie die Farbkontraste ist auch die Hell-Dunkel-Regie auf ein Minimum reduziert. Dadurch bleibt der Bildraum häufig flach und wenig differenziert. Mehr noch als die Landschaft und das im Hintergrund dar­gestellte Haus der Karmelitenbruderschaft in diesem Fresko wirkt die Akropolis im Hintergrund des zweiten Sulzschneider Freskos, der »Enthauptung des Hl. Pankratius«, wie eine historisierende Theater­kulisse.227

Über das Fresko “Enthauptung des Hl. Pankratius” schreibt sie:

“In der »Enthauptung des Hl. Pankratius< wird an der Gestaltung der strengen, zugleich ergebenen und bewegungslos schwebenden Engel exemplarisch deut­lich, daß die barocke Bilddramatik einer Verhaltenheit der Gesten und Handlungen gewichen ist. Statt ver­spielten, nackten Putten, die sich zwischen den Wolken tummeln, wohnen dem Martyrium Engel voll ernster Teilnahme bei. Der Knabe Pankratius sieht seinem Martyrium mit hingebungsvoller, unbeweg­licher Bereitschaft entgegen. Die Körper der Soldaten und Zuschauer wirken unter den antikischen Drape­rien abstrakt und in ihren Aktionen insgesamt statisch. Die fehlende Dynamik der Figuren bewirkt zwar einerseits eine Harmonisierung der Bildkomposition, tendiert aber andererseits dazu, den Handlungszu­sammenhang zu nivellieren. Die fromme Verklärung der weichen, androgynen Gesichter in der Art von Raffael, Leonardo und der altdeutschen Meister, die Verhaltenheit der Gesten und die Schlichtheit der Komposition in den meisten von Karl Kellers Werken entspricht dem von den kirchlichen Auftraggebern favorisierten Konzept des Andachtsbildes, in dem erzählerische Gehalte, falls vorhanden, in erster Linie über Symbole vermittelt werden.”

Zusammenfassend beurteilt Frau Haberland die Bedeutung Karl Kellers folgendermassen:

Karl Keller ist ein repräsentatives Beispiel für die Situation vieler akademisch ausgebildeter Historien­maler, die im weiteren Strahlungskreis Münchens tätig waren und einerseits mit der Vielfalt des Münchner Kunstgeschehens in Berührung kamen und anderer­seits den von Generation zu Generation tradierten Techniken, Arbeitsweisen und ikonographischen Mu­stern folgten und sich den vom ländlichen Publikum vorgegebenen, längst überholten künstlerischen For­mulierungen unterwarfen….In dieser Zeit setzte sich die romantisch-idealisierende und verklärende Malerei der Naza­rener trotz aller Kritik im süddeutschen Raum als der sakrale Malstil durch, trotz aller – oder vielleicht ge­rade wegen – zunehmender Konkurrenz künstleri­scher Strömungen wie dem Realismus und dem Impressionismus ab den 1850er und 60er Jahren. Da die »modernen« Kunststile sich aber vorwiegend im profanen Bereich, in der Landschaftsmalerei und im Genre weiterentwickelten, da sie von vornherein profaner ausgerichtet waren, glaubte die restaurative Kirche dem Glauben am besten durch eine betonte Distanz zur Moderne dienen zu können. Die Aus­gangssituation der Spätnazarener war somit eine völlig andere als die der frühen Nazarener. Während die Triebkräfte der ursprünglichen Nazarenerbewegung künstlerischer Natur waren, hing die Reaktualisierung der nazarenischen Kunst mit der Restauration des Katholizismus unter Papst Pius IX. zusammen, hatte also vor allem einen kirchenhistorischen Hintergrund. Der Rückgriff auf den Nazarenerstil wurde von den Auftraggebern in den ländlichen Gemeinden diktiert. Die besondere Fruchtbarkeit der Nazarenerkunst in Schwaben und im Allgäu ist nicht zuletzt die Folge einer besonders dogmatischen Haltung des Bistums Augsburg228 gegenüber der vergleichsweise liberaleren Haltung im benachbarten Bistum Freising.

Zusammenfassend ist die Pfarrkirche Sulzschneid insofern von kunst- und kulturhistorischer Bedeutung, als sie den größten bekannten Werkkomplex an Fresken und Ölbildern Karl Kellers birgt, dessen Werkerschließung erst am Anfang steht. Zugleich gibt die Malweise Kellers durch die Synthese aus Spätnazarenertum und Spätbarock einen Einblick in die Kirchenpolitik in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Bistum Augsburg. Erfreulich ist, dass in den letzten Jahren diese Malweise auch kunsthitorisch wieder geschätzt und damit erhalten wird, wie die Renovierung der Kirche und seiner Fresken in den letzten Jahren gezeigt hat. Damit kann ein Kunstwerk, das die Einwohner von Sulzschneid schon immer geschätzt haben, auch zukünftigen Generationen als Andachts- Friedens- und Kirchenraum dienen.

3.3 Restaurierung 1891/94

Die Kirche wurde 1891/94 erneut restauriert, dabei entstand das Hochaltarbild, das den Pfarrpatron Pankratius als Jüngling zu Maria aufschauend zeigt. Unten ist der Ort Sulzschneid dargestellt. Maria überreicht Pankratius den Lorbeerkranz des Sieges über den Götzendienst. Sie führt ihn zum dreifaltigen Gott, dem Ziel seines Lebens und Glaubens229. Das Altargemälde wurde von dem Reataurator Prof. Anton Ranzinger230 aus Regen erstellt.231

4 Bildung

5 Schule

5.1 Chronologie

Da bisher nicht bekannt ist, wann in Sulzschneid die erste Schule errichtet wurde, kann der Beginn der Schule nur daran festgemacht werden, ab wann es in Sulzschneid einen Mesner gab, da der Schulunterricht auf dem Dorf normalerweise zu dessen Aufgaben gehörte. Pfarrer Edel, dem ich im im weiteren weitgehend folge, berichtet, dass im 17. Jhd. folgende Mesner nachweisbar sind:232

1628 Mesner Hans Kloß
1638 Mesner Georg Scharpf
1641 Mesner Michael Merz
1722 Mesner Georg Mayrendras (ledig gestorben mit 78 Jahren)
1738 Mesner Martin Scheiber: erbaut neues Mesnerhaus, Unterricht in der Wohnstube
1758 Pfarrer Joseph Waldmann (Aufkirch) stiftet 200fl.
1803 Erste Aufzeichnung Schulbetrieb, weitere 1810 und 1833 (s.u.)
1813 Pfarrer Kollmann vermacht 50 fl. des von ihm gezahlten Landanlehenskapitals an hiesige arme Schulkinder
1814 Anbau eines (sehr unzweckmäßigen) Schulzimmers im Nordosten
1830 Schulvermögen 220 fl.
1833 Der Lehrplan von 1806 wird genau eingehalten
1863 Anton Holzheu 100f. Zustiftung
1868 Bau eines Neuen Schulhauses südlich des Pfarrhofes für 3700 fl.
1884 Franz Xaver Bauer 600 M. Zustiftung
1900 Brand im Schulgebäude (Blitzschlag)
1904 Schulvermögen 5439 Mk. (s.u.)

5.2 Lehrer in Sulzschneid

1722 Martin Scheiber erbaut 1738 ein neues Mesnerhaus
1734 Johannes Geiselhart verehelichte sich am 4. Februar 1760 zum zweitenmale mit Johanna Scharpf, entfernte sich aber am 15. April heimlich mit der Schwester seiner Frau und ließ nichts mehr von sich hören.
1760 Anton Martin
1766 Franz Xaver Julius war geboren am 28. Mai 1747 zu Gennachhausen, Pfarrei Stöttwang, heiratete am 17. November 1766 die Franziska Geiselhart; als er am 18. Dezember 1793 starb, schrieb der Pfarrer ins Sterbebuch: “Ein Mann ohne alles Falsch, gerade, tätig und sowohl bei den Leuten im Orte als in der Nachbarschaft äußerst beliebt und wohlgelitten.”
1794 Johann Babtist Julius als Sohn des vorigen am 27. März 1778 hier geboren, war auch Kirchenpfleger; heiratete 1811 die Jägerstochter Walburg Lutz;233 übersiedelte 1829 nach Altdorf und starb daselbst anfangs 1836 (siehe Persönlichkeiten)
1830 Hohenegg prov. Lehrer
1830 Eusebius Schneider wurde wegen unordentlichen Lebenswandels im Strafwege versetzt.
1835 Franz Joseph Gebele geb. 1802 zu Obergünzburg, hier gestorben 9. Dezember 1844, äußerst fleißig und pünktlich.
1844 Thaddäus Heimbach Schulverweser, ein junger, trefflicher Mann; erhielt 50 fl. Gehalt, freie Verpflegung und Logis.
1846 Franz Weber aus Kirchheim (Württemberg), spielte eine erbärmliche Rolle und entlief mit Hinterlassung vieler Schulden.
1847 Klemens Batzer “ein Lehrer von unermüdetem Eifer, von vorzüglichen Fähigkeiten und liebevollem Benehmen gegen die Kinder, ein Mann von echtem Charakter”; kam von hier nach Buchenberg.
1860 Nikolaus Pfanner gleichfalls ein tüchtiger Lehrer, wurde nach Frauenzell versetzt.
1865 Frz. Xav. Bachmair das Gegenteil seiner Vorgänger, kam nach Altenbaindt.
1867 Max Kramer übersiedelte nach Wald.
1871 Johann Nep. Briemann Schulverweser
1872 Johann Evang. Dodel zog nach Stoffenried.
1875 Andreas Müller
1886 Michael Faller Verweser
1886 Richard Edel
1890 Kasimir Eder

5.2.1 Martin Scheiber

1682 geboren in Sulzschneid (Eltern Andreas und Katharina Scheiber
1719 Zwillinge (Frau Anna Maria)
1722 Zwillinge
1738 Bauplatz für eigenes Haus erhalten (Nr. 47), teils vom Pfarrwiddum, teils Mesnergut. Auflage vom Pfarrer: Die Stirnseite des neuen Hauses muss gegen den Pfarrhof, also gegen Westen gerichtet sein.

Martin Scheiber erbaute im Jahr 1738 das Schul- und Mesnerhaus (Hausname beim Demalar), in dem bis 1868 in der Stube und späteren Werkstätte der Schulunterricht abgehalten wurde.

5.3 Aufzeichnungen aus dem Schulbetrieb 1758-1904

1758 Pfarrer Joseph Waldmann stiftet 200 fl.

Pfarrer Waldmann wurde in Sulzschneid geboren und später Pfarrer in Aufkirch. In seinem Testament 1758 stiftete er 200 Gulden zur Schule in Sulzsschneid mit folgender Verfügung: >“Damit die arme Kinder der Pfarr Sulzschnait in der gewöhnlichen Schul alldorten in Lesen, Schreiben, Rechnen u. ohne derselben Entgelt oder Schullohn frey fürohin mögen unterwiesen werden, so verordne dorthin ein Capital ad 200 fl., welche verzinslich anzulegen und vom jährlich abfallenden Zins dem Schulmeister des Orts für derley arme Kinder den wöchentlichen Schul-Lohn zu bezahlen einen jeweiligen H. Pfarrer zugedachtem Sulzschnait anmit bittlich ersucht und gebeten haben will. act. 4. octb. 1758.”

1803 Erste Aufzeichnung Schulbetrieb: 8-10 Kinder aus Oberdorf gehen in Sulzschneid zur Schule

“Die Schulzeit nimmt den Anfang nach Martinitag und dauert an bis Ostern, in welcher Zwischenzeit die Kinder nach und nach in die Schule eintreten, so daß einige nur 3 oder 4 Wochen lang, andere aber 6—8 Wochen, endlich die übrigen die ganze Zeit in der Schule verharren. Jedes Kind bezahlt wöchentlich 2 kr. und 1 Scheit Holz. Weiter ist keines zum Dorf gehörig, nur werden von der Pfarrei Oberdorf Gelegenheitswegen hieher in die Schule geschickt jährlich 8—10 Kinder. Die Verbesserungen des Schulwesens und weitere nützliche Einrichtungen werden hoher Obrigkeit und dem Herrn Ortspfarrer überlassen.”

1810 Schüler nicht sehr an Musik interessiert

“Die Schule wird hier noch meistenteils nach alter Art gehalten, weil die neue wegen der kleinen Schulstuben und anderen Bedürfnissen nicht wohl könnte eingeführt werden. Der Anfang bei der Werktagswinterschule wurde gemacht im Dezember und dauerte bis April, Zahl der Schüler 31; die Feiertagsschule fing an nach Ostern und dauerte bisher (19. August), Zahl der Schüler 9, der Schülerinnen 18. Singschule wurde keine gehalten, weil keine Schüler in solche kamen.”

1830/31 Das Schulvermögen liegt bei 220 fl.: >„Da das Schulvermögen nur an 220 fl. Kapital besteht, wurden bis 1830/31 die jährlichen Renten zu 11 fl. mit dem abgegangenen H. Pfarrer Lechner als Lokalschulinspektor ohne eine besondere Rechnung vom Stiftungspfleger verrechnet“.

1833: Der bayerische Lehrplan von 1806 wird genau eingehalten.

“Der bayerische Lehrplan von 1806 wird genau eingehalten. In der Feiertagsschule werden die Jünglinge von 12—2 Uhr, die Mädchen von 3 – 5 Uhr unterrichtet.”

1904: Schulvermögen 5439 Mk.

Das Schulvermögen setzt sich folgendermassen zusammen:

8571 Mk. Realitäten: Äcker, Wiesen, Torfstich 8 ha
1744 Mk. Kapitalien
424 Mk. Mobilie
-5300 Mk. Passsivkapitalien
5439 Mk. Saldo

5.4 Schulgebäude

1738 wird ein neues Mesnerhaus (Nr. 47) erbaut, in dessen Wohnstube der Unterricht zunächst stattfindet.
Im Jahre 1814 würde nordöstlich ein Schulzimmer an das Mesnerhaus angebaut, das allerdings sehr unzweckmäßig war. Trotzdem wurde in diesem Zimmerchen über 50 weitere Jahre der Unterricht abgehalten.
1868 konnte endlich südlich es Pfarrhofs ein Bauplatz erworben und mit dem Bau begonnen werden. Der Bauplan stammte von Zimmermeister Linder aus Oberdorf und Maurermeister Johann Angerer ebenfalls aus Oberdorf führte den Bau sehr rasch aus. So konnte die Schule bereits im Herbst desselben Jahres eröffnet werden. Die Kosten betrugen 3700 fl., dazu wurde das alte Schul- und Mesnerhaus öffentlich versteigert. Der Söldner und Rechenmacher Joseph Schmid ersteigerte das Anwesen für 1315 fl.
1900 setzte ein Blitz das Schulgebäude in Brand und der oberste Stock brannte ab. Es wurde rasch wieder hergestellt.

5.5 Zusammenfassung

Die Blütezeit erlebte die Schule in den über 60 Jahren, in denen Vater und Sohn Julius unter dem Einfluss von Pfarrer und Distriktschulinspektor Ehrhard sowie Kurfürst Wenzeslaus in Sulzschneid wirkten. Sie führten die Reformpädagogik von Pestalozzi in ihrer kleinen und sehr bescheidenen Dorfschule ein. Mit dem Neubau der Schule und dem Wegfall der Kombination von Schule und Landwirtschaft trat ein enormer Wechsel der Lehrer in Sulzschneid ein, der sicherlich nicht zur Förderung der schulischen Ausbildung der Kinder beitrug.

6 Handwerk und Berufe

6.1 Rechenmacher

1868 ersteigerte der Söldner und Rechenmacher Joseph Schmid das alte Mesner- und Schulhaus (Nr. 47, Beim Demalar)234.

7 Einwohnerzahl

Jahr Einw. Literatur und Bemerkungen
1816 246 Schematismus Diözese Augsburg235
1827 297 Schematismus Diözese Augsburg236
1829 295 Schematismus Diözese Augsburg237

8 Bedeutende Persönlichkeiten

8.1 Pfarrer Johann Michael Erhard

Distriktschulinspektor und Dekan.

1771 geboren in Marktoberdorf
1798 Priesterweihe
1805 Frühmesser in Marktoberdorf
1814 Pfarrer in Sulzschneid
1825 Pfarrer in Stötten
1844 in Stötten gestorben

Pfarrer Erhard wurde 1771 in Marktoberdor geboren238, ab 1805 Frühmesser in Marktoberdorf und war bereits Distriktsschulinspektor, als er 1814 als Pfarrer nach Sulzschneid kam[239. Dadurch wurde die Stelle als Frühmesser in Marktoberdorf frei und im Kgl. Bay. Intelligenzblatt beschrieben und ausgeschrieben240. In Sulzschneid kümmerte sich Pfarrer Erhard sehr um das Schulwesen im Ort, indem er sowohl die Schule als auch die Lehrer sehr förderte. So bildete er Johann Babtist Julius zu einem hervorragenden Lehrer aus und legte damit den Grundstein dafür, dass

“von nun an die Schule in Sulzschneid immer eine der besten im ganzen Distrikte war”241

Im folgenden blieb das Amt des Distriktschulinspektors für nahezu 100 Jahre mehrfach in der Hand der Sulzschneider Pfarrer bis zu Simon Baumann, des es bis 1904 innehatte.242

Pfarrer Erhard war auch an den aktuellsten pädagogischen Entwicklungen sehr interessiert. So abbonierte er 1817 die Schriften Pestalozzis,243 wie aus einem Brief, den der Marktoberdorfer Landrichter Gramm zusammen mit dem Rentbeamten Schanzenbach und Pf. Erhard an “Seinr Wohlgebohren Herrn Pestalozzi, Direktor des Erziehungsinstites zu Yverdon” schrieb.244 Dort sind auch kurze biographische Daten zu Pf. Erhard erwähnt, u.a. dass er zum Dekan ernannt wurde.

8.2 Lehrer Johann Babtist Julius

Johann Babtist Julius, der 1778 in Sulzschneid geboren wurde, entwickelte sich dank der Ausbildung bei Pfarrer Erhard zu einem hervorragenden Lehrer. In der Quartalschrift für praktisches Schulwesen, die 1937 neu gegründet wurde245 und die erste katholische Schulzeitschrift in Deutchland war246 erschien in Heft 4 von 1940 ein längerer Aufsatz mit dem Titel “Einiges aus dem Leben eines Schullehrers”, der in liebenswerter und zugleich pädagogisch engagierter Weise Johann Babtist Julius würdigt. Zugleich gewährt er einen einzigartigen Einblick in den Schulbetrieb auf dem Lande in der Mitte des 19. Jhd..247 In diesem Aufssatz zeigt sich auch klar der starke Einfluss, den Erhard und Pestalozzis Reformpädagogik auf Julius Lehrtätigkeit ausübten, der eine Grundschulbildung mit “Kopf, Herz und Hand248” vermittelte und vorlebte.

8.3 Philomena Julius

Jungfrau Philomena Julius wurde 1824 in Sulzschneid geboren….

8.4 Pfarrer Isidor Lechner

Pfarrer Isidor Lechner wurde 1791 geboren,249 1814 wurde er zum Priester geweiht, 1835 als Pfarrer in Sulzschneid angestellt250. Er war Distriktsschulinspektor in Oberdorf. Bei Baumann251 und Dömling252 wird sein Vorname fälschlicherweise mit Ignaz angegeben.

1791 geboren in Kirchheim bei Wallerstein (Ries)
1814 Priesterweihe
1825 Pfarrvikar Sulzschneid
1828 Vortrag Pastoralkonferenz Bertoldshofen
1829 Erstellung der ersten Chronik von Sulzschneid
1829 Pfarrer Lechner dotiert mehrere alte Münzen ans Antiquarium in Augsburg
1832 Pfarrer Lechner erhält die Pfarrei Oberdorf
1848 Publikation des Vortrags der Pastoralkonferenz 1828
1849 in Marktoberdorf gestorben
Abbildung 38: Vikariat Pfarrer Lechner 1827

Abbildung 38: Vikariat Pfarrer Lechner 1827

Pfarrer Isidor Lechner war ein sehr gebildeter und fortschrittlicher Priester. Er erstellte 1829 die früheste bekannte Chronik von Sulzschneid, deren Publikation im Bayerischen Intelligenzblatt vom 10.Juni 1829 angekündigt253, aber nie realisiert wurde. Die Handschrift befindet sich im Stadtarchiv Augsburg, das die Archivalien des Historischen Vereins aufbewahrt. Im Jahresbericht des Historischen Kreisvereins Schwaben-Neuburg von 1841 wird die Einsendung des Manuskripts bestätigt.254

Abbildung 39: Chronik Pfarrer Lechner

Abbildung 39: Chronik Pfarrer Lechner255

Im gleichen Jahr dotierte er mehrere alte Münzen ans Antiquarium Augsburg256 (siehe Abb. 40).

Abbildung 40: Münzdotation Antiquariat Augsburg

Abbildung 40: Münzdotation Antiquariat Augsburg

Außerdem nahm er bereits 1828 an den Pastoral-Conferenzen des Bistums Augsburg teil und hielt am 21. Juli diesen Jahres in Bertoldshofen einen so bedeutenden Vortrag, dass dieser noch 20 Jahre später von Prof. Merkle, Professor der Moraltheologie und Pädagogik am k. Lyceum zu Dillingen, in den ersten Band des “Archives für die Pastoral-Conferenzen im Bisthume Augsburg” aufgenommen wurde,257der 1848 erschien (siehe Abb. 41). Auch an seinem Thema “Wie hat sich der Seelsorger bei Ehedissidien in seinem Pfarrorte zu benehmen?” erkennt man den modernen pädagogischen Ansatz von Pfarrer Lechner.

Abbildung 41: Vortrag Pfarrer Lechner Pastoralkonferenz 1828

Abbildung 41: Vortrag Pfarrer Lechner Pastoralkonferenz 1828

Im Jahr 1832 erhält Pfarrer Lechner die Pfarrei Füssen (Königlich Bayerisches Intelligenzblatt vom 23. April 1832258) oder Oberdorf ( Der Bayerische Landbote vom 15. September 1832259).

8.5 Pfarrer Joseph Anton Rietzler

1803 geboren in Oberstdorf
1828 Ordination, Kaplan in Nesselwang
1834 Pfarrer Sulzschneid
1838 Ortsmonographie von Sulzschneid erstellt
1845 Vortrag Pastoralkonferenz Altdorf “Über die Kindlichkeit der Jugend”
1846 Pfarrer in Altstädten (Kempten)
1848 Publikation des Vortrags der Pastoralkonferenz 1845

Pfarrer Rietzler ist am 17.12.1803 in Oberstdorf geboren,260 war Kaplan in Nesselwang und wurde 1834 Pfarrer in Sulzschneid261.

Er war Mitglied im Historischen Verein Schwaben Neuburg und hat 1838 eine Ortsmonographie von Sulzschneid als Material zum topographisch-historischen Lexikon des Königreichs Bayern erstellt, wie im Jahresbericht des Historischen Kreisvereins von 1941 zu lesen ist.262

Abbildung 42: Jahresbericht Historischer Verein Schwaben-Neuburg 1841

Abbildung 42: Jahresbericht Historischer Verein Schwaben-Neuburg 1841

Nachdem das Bistum Augsburg nach 20 Jahren Pause die gegenseitige Ausbildung der Pfarrer untereinander in Form von Pastoral-Conferenzen wiederbelebte, nahm Pfarrer Rietzler 17. Juni 1845 bei einer Konferenz in Altdorf teil und hielt dort einen Vortrag mit dem Thema: “Über die Kindlichkeit der Jugend” (siehe Abb. 43). Dieser Vortrag war Prof. Merkle erneut so wichtig, dass er auch diesen Aufsatz eines Sulzschneider Pfarrers in den ersten Band des “Archives für die Pastoral-Conferenzen im Bisthume Augsburg” aufnahm.263

Abbildung 43: Vortrag Pfarrer Rietzler Pastoralkonferenz 1845

Abbildung 43: Vortrag Pfarrer Rietzler Pastoralkonferenz 1845

8.6 Geistlicher Rat Simon Baumann: Pfarrer und Historiker – Lehrer – Imker

Pfarrer Simon Baumann (siehe Abb. 44) war sicherlich einer der bedeutendsten Einwohner von Sulzschneid.

Abbildung 44: Pfarrer Baumann, S.158

Abbildung 44: Pfarrer Baumann264

8.6.1 Biographie

1823 in Birkhausen geboren
1843 Studium in Dillingen
1850 Priesterweihe
1850 Kaplan in Baisweil
1852 Kaplan in Murnau, Monographie Murnau erstellt
1856 Frühmessbenefiziat und Studienlehrer in Marktoberdorf
1858 Mitglied Historischer Kreisverein im Regierungbezirk Schwaben und Neuburg
1863 Pfarrer in Sulzschneid
1864 Chronik Marktoberdorf verfasst
1864 Renovierung Kirche Sulzschneid: Freskierung durch Karl Keller
1865 Leiter landwirtschaftliches Kränzchen Sulzschneid
1868 Vortrag bei landwirtschaftlicher Wanderversammlung in Sulzschneid
1868 Gründung Imkerverein, Vorstand Pfarrer Baumann. Herausgabe Blätter für Bienenzucht
1869 Bau Josefskapelle an ehemaliger Pfarrkirche
1870 Gast in München im Hotel Augsburger Hof
1870 Distrikts-Schulinspektor bis 1904
1874 Inspektor Präbarandenschule Marktoberdorf
1877 Gründung Imker-Kreisverein Schwaben und Neuburg, Leitung bis 1882
1880 Pfarrei Ebenhofen
1883 Abgabe Position Imker-Kreisvorstandschaft
1907 in Marktoberdorf gestorben

8.6.2 Pfarrer und Historiker

Er wurde 1823 in Birkhausen bei Nördlingen geboren265 und nach seinem Studium im königlichen Priesterseminar in Dillingen (Abschluss mit Note 1)266 1850 zum Priester geweiht. Nach eineinhalb Jahren als Kaplan in Baisweil war er viereinhalb Jahre Kaplan in Murnau. Dort zeigt sich erstmals sein historisches Interesse. Er verfasste eine Monographie über Murnau, die 1858 vom Historischen Kreisverein Schwaben und Neuburg, dem er ebenfalls angehörte, erworben wurde.267 1856 gelangte er nach Marktoberdorf, wo er viele Jahre als Frühmessbenefiziat und Studienlehrer arbeitete. Dabei entwickelte die dortige Lateinschule zur Musterschule . Zudem verfasste er im Jahre 1864 eine bedeutende Chronik über Marktoberdorf (siehe Abb. 45).268 Dabei wertete er vor allem die Marktbücher aus. Durch dieses Werk wurde er zum ersten Chronisten von Markoberdorf. Im Jahre 1863 wurde er Pfarrer in Sulzschneid und widmete sich dort intensiv der Bienenzucht.

Abbildung 45: Chronik Marktoberdorf Baumann 1864

Abbildung 45: Chronik Marktoberdorf Baumann 1864269

Pfarrer Baumann war von 1863 bis 1880 Pfarrer in Sulzschneid, danach bezog er die Pfarrei Ebenhofen.270

Er war

  • Dekan und Distriktsschuldirektor
  • kgl. geistl. Rat (Ehrentitel, der vom König von Bayern verliehen wurde.)
  • Inhaber des Ehrenkreuzes des Ludwig-Ordens271
  • Kommorant in Marktoberdorf (Seelsorger ohne Ausübung seines Amtes)
Abbildung 46: Foto aus Dömling Oberdorfer Heimatbuch, S.397

Abbildung 46: Foto aus Dömling Oberdorfer Heimatbuch272

In Sulzschneid kümmerte sich Pfarrer Baumann unter anderem um die Freskierung der Sulzschneider Kirche. Dazu übertrug er die Ausführung der Skizzen für die Fresken 1864 an Karl Keller in München, der die Arbeit in 4 Monaten zu Ende brachte.273

1869 baute er die Josefskapelle an der Stelle, wo ehemals die Pfarrkirche stand.274

8.6.3 Imker und Landwirt

Dazu nahm er Kontakt zu Imkermeister Pfarrer Klein und zu den Gebrüdern Gschwendtner aus Marktoberdorf auf. 1968 gründete er als erster Bienenzüchter in Schwaben einen Imkerverein in Marktoberdorf, zu dessen Vorstand er einstimmig gewählt wurde275. Der Lehrer Weichselfelder aus Kaufbeuren und Eduard Gschwender aus Oberdorf waren Paten. Pfarrer Kneipp, der oft der “schwäbische Bienenvater” genannt wird, gründete seinen Verein erst vier Jahre später. Pfarrer Baumann gab ebenfalls als erster in Schwaben ein eigenes Publikationsorgan für die Imkerei, die “Blätter für Bienenzucht, Haus- und Landwirtschaft” heraus276. Darin verfasste er neben Fachbeiträgen auch Gedichte und Rätsel, die bei den Imkern Schwabens großen Anklang fanden. Er war dadurch in Schwaben der am besten mit der Imkerliteratur vertraute Bienenzüchter.

1877 gründete Pfarrer Baumann einen Kreisverein für Schwaben und Neuburg, den er mit “Einfachheit und Korrektheit”277 leitete. Er führte den Kreisverein weiter, bis dieser 1882 im Bayerischen Landesbienenzüchterverein aufging.

1883 gab Pfarrer Baumann sein Mandat als Kreisvorstand zum großen Bedauern der Vorstandschaft auf, da er durch seine Tätigkeit als königlicher Distriktschulmeister zu sehr in Anspruch genommen wurde.

“Von jener Zeit an sehen wir Baumann nur mehr in seinem bescheidenen Bienenheim wirken; wann immer aber ein Imker, des Rates bedürftig, zu ihm kam, sehen wir, wie Baumann mit aller Liebenswürdigkeit demselben an die Hand ging und noch geht”278.

Insgesamt kann Pfarrer Baumann ohne Übertreibung als einer der Gründungsvater und sicherlich als der intellektuelle Kopf der Bienenzüchter in Schwaben bezeichnet werden.

Abbildung 47: Imkeralbum

Abbildung 47: Imkeralbum279

Auch im Bereich der Landwirtschaft war Pfarrer Baumann in Sulzschneid aktiv. So wird er im Jahresbericht der landwirtschaftlichen Blätter von 1865 n als Leiter eines landwirtschaftlichen Kränzchens in Sulzschneid genannt. Diese Kränzchen, die der Fortbildung landwirtschaftlicher Erkenntnisse dienten, wurden in Sulzschneid in den Wintermonaten wöchentlich abgehalten.280

Am 25. August 1868 fand in Sulzschneid eine landwirtschaftliche Wanderversammlung statt, bei der von Marktoberdorf nach Thalhofen, Kohlhunden nach Sulzschneid gegangen wurde. In Marktoberdorf berichtete Herr Schmiedemeister Gschwendner über die Bienenzucht, in Sulzschneid hielt Herr Marktgemeindevorsteher Gschwendner aus Marktoberdorf einen allgemeinen Vortrag über Landwirtschaft. Herr Pfarrer Baumann berichtete dann speziell über die Landwirtschaft in Sulzschneid und teilte stolz mit, dass im Herbst 1867 und Frühjahr 1868 120 Zentner künstlicher Dünger zur Verwendung kamen.281

8.6.4 Lehrer

1870 wurde Pfarrer Baumann die Stelle eines Distriks-Schulinspektors übertragen:282

“Mit Entschließung der königl. Regierung von Schwaben und Neuburg wurde in Übereinstimmung mit dem bischöflichen Ordinariate Augsburg der königliche Distrikts-Schulinspektor, Pfarrer Jos. Ant. Steidle in Altdorf, auf Ansuchen, und unter Anerkennung seiner großen Verdienste, sowie unter Belassung als Inspektor der königlichen Präparandenschule in Oberdorf, von der Inspektion der Schulen des Distrikts Oberdorf enthoben, und die Stelle des Distrikts-Schulinspektors allda dem Pfarrer Simon Baumann in Sulzschneid übertragen.”

Diese Ankündigung erschien in mehreren Zeitungen, unter anderem in der Neuen Augsburger Zeitung (siehe Abb. 48), in der Bayerischen Lehrerzeitung.283

Abbildung 48: Pfarrer Baumann wird Distriks-Schulinspektor

Abbildung 48: Pfarrer Baumann wird Distriks-Schulinspektor

1874 wird Pfarrer Baumann zusätzlich Inspektor über der Präbarandenschule Marktoberdorf.284 Eine Präbarandenschule war die unteste Stufe der Volksschullehrerausbildung.285.

8.6.5 Sonstiges

Am 26. Januar 1870 finden wir Pfarrer Baumann zusammen mit einem gewissen Herrn Pfarrer Pannleim als Gäste in München im Augsburger Hof (siehe Abb. 49).286

Abbildung 49: Pfarrer Baumann in München

Abbildung 49: Pfarrer Baumann in München

9 Kartographie

9.1 Römerzeit

Die älteste kartographische Darstellung des Allgäuer Raums stammt aus der Römerzeit, diese Wegekarte stellt die Orte und Raststationen sowie die Entfernungen der einzelnen Orte in schematischer Weise dar.287 Diese Karte ist nur in einer Pergamenthandschrift aus dem 12. Jhd. erhalten, die lange im Besitz des Augsburger Humanisten Konrad Peutinger war und nach diesem benannt ist. Heute ist sie im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. (Abb. 50).

Abbildung 50: Tabula peutingeriana ca. 1200

Abbildung 50: Tabula peutingeriana ca. 1200

Ein Ausschnitt aus dieser Tafel zeigt Augsburg (augusta vindelicorum), Kempten (campodiacum), Altdorf (escone) und Epfach (abodiacum) (Abb. 51). Die via Claudia von Epfach nach Füssen und auch der Ort Füssen selbst sind erstaunlicherweise nicht erwähnt, obwohl die Via Claudia eine bedeutende römische Handelsstraße war, vor allem, wenn man sich die Ausdehnung des römischen Reiches vor Augen hält: Es reichte von England bis zur Türkei und Indien und das Lechgebiet mit der Route Fernpass – Füssen – Augsburg lag für den Warentransport aus dem nordwestlichen Europa zum Mittelmeer gewissermaßen im Zentrum des Transportweges.

Abbildung 51: Tabula peutingeriana Ausschnitt Bistum Augsburg

Abbildung 51: Tabula peutingeriana Ausschnitt Bistum Augsburg

9.2 Mittelalter

Aus der Zeit der Allemannen und Franken sind keine Kartenwerke überliefert. Die moderne geographische Kartographie beginnt in Europa erst mit der Rezeption der Geographie des Ptolemäus, die von griechischen Gelehrten, die vor den Türken flohen, Anfang des 14. Jhd. nach Italien gebracht wurde.288 Dieses Maßstäbe setzende Werk enthält die erste Anleitung zur Kartendarstellung (Kartenprojektion) und wurde rasch auch in Deutschland verbreitet. Entscheidend war ein Exemplar der Truchsessen von Waldburg auf Schloss Wolfegg aus dem Jahr 1478, das nur 4 Jahre später als Vorlage des ersten Drucks dieses Werkes von Lienhart Holl in Ulm diente.289

9.3 Frühe Neuzeit

Die Renaissance, von Italien ausgehend, brachte den Humanismus nach Mitteleuropa, zugleich entdeckten die Portugiesen und Spanier neue Kontinente. Oehme schreibt 1961:

“Die Männer, die diese Bewegung trugen, waren vielseitig tätig als Philologen, als Pädagogen, als Poeten, als Theologen, als Historiker, als Kosmographen……Zwei neue Welten eröffneten sich damit den Menschen, eine Welt des Geistes und eine Welt fremder Meere, fremder Länder und fremder Völker. Es muß eine erregende Zeit gewesen sein, die sich mit unserer Gegenwart, die gleichzeitig in die Welt des Atomkernes wie in den großen Weltenraum jenseits des Erdballes vorstößt, wohl messen läßt290.”

Martin Waldseemüller (1473-1518) aus Freiburg vereinte in seiner bahnbrechenden großen Weltkarte von 1507 das klassische ptolemäische Weltbild mit der Entdeckung der neuen Kontinente und führte als erster die Bezeichnung Amerika nach dessen Entdecker Amerigo Vespucci aus Florenz ein. Er war Vorbild für die berühmten süddeutschen Kartographen Peter Apian, der die erste Karte Bayerns erstellte, sowie für Sebastian Münster (siehe unten). 7 Jahre später gab Waldseemüller mit seiner Tafel des Oberrheins die erste detaillierte Karte einer Landschaft in größerem Masstab heraus (1:600.000). Damit war er an Genauigkeit vielen Karten des 17. Jhd. weit voraus.291 Waldseemüller war der erste wissenschaftliche deutsche Kartograph und begründete zusammen mit Sebastian Münster die Blütezeit der südwestdeutschen Kartographie.

Sebastian Münster (1492-1552) war einer der ersten Kartographen, der zur Kartenerstellung ins Gelände ging und damit ein Vorläufer der modernen kartographischen Forschung. Er erstellte auch die erste gedruckte Karte des Allgäus. Die Berge wurden dabei von Waldseemüller ausgehend in Maulwurfshügel-Darstellung gezeichnet. Sie erschien erstmals 1550 in der 3. Auflage seiner “Cosmographia, Beschreibung aller Lender…”, die ein Welterfolg wurde und in 49 Ausgaben erschien, davon 39 nach seinem Tode. Die als Holzschnitt ausgeführte Karte wurde in dieser Auflage erstmals der Beschreibung des Allgäus beigefügt. Nach Oehme ist sie und Beschriftungen sind nicht alle von gleicher Qualität, da Münster nicht die Zeit hatte, die Arbeit der Formschneider ständig zu kontrollieren292. Münsters Karten sind desungeachtet als Höhepunkt der Holzschnittkartographie zu werten und durch seine Vogelschaubilder hat Münster dem Volk erstmals seine geographische Heimat erschlossen293.

Interessant ist auch der Text, der dem Allgäu gewidmet ist. Zunächst der Text der ersten Edition von 1544294 :

Von dem Teutschland. Von den hoch Schneegebirg bey Ursprung des Rheis und Roddans item von den völckern so do seligen wohnen…/ Von dem Algöw. Das Allgöw ist ein gegne in Schwaben wirt ingeschlossen vo Orient mit dem Lech / gegen mitnacht mit der Tonaw / gegen Occidet reicht es an bodensee / und gegen mittag streckt es sich gegen dem Schnegebirg. Es ist ein tüch winterig land / hat aber schöne und starck leüt / weyb und man / die können alle trefflich wol spinnen / und es ist den mannen nit spotlich besundern in den Dörffern. Es hat auch viel viech / winterkorn / gersten un vil thanweld / Bech / vogel unnd fisch. Es heißt Algöw / solt aber billicher heißen Almangöw vo Almannia / oder wie etlich andere meynen / das Albgöw / von den vile alpe die darin seind. Es haben die herren von Oesterich / der bischoff von Augspurg / der apt von Kempten / die graven von Montfort / den grössern theil daran / wie wol sunt auch vil edel leüt jren sitz darin haben / on die reichstett. Es ist ein grosse begangenschafft (Gewerbe) darin mit garn / viech / milch und holtz. Der gemein man ißt gar rüch und schwarz gersten oder haber brot. Es hat trefflich vil thäler / die so genennt werden nach den wässern die dar durch fliessen / als das Tretacher thal von dem wasser Tretach / Irracher thal von dem wasser Irrach / Breitacher thal von der Breitach / das yler thal von der yler / etc. Die yler ist ein gros wasser / unnd entspringt oberhalb einem dorff genant Oberndorff / aus einem Berg / unnd rinnen darin die drey wässer Tretach / Irrach un Breitach ob de dorff lange Wang / ein halb meil von dem ursprung. Dis wasser fleüst für Kempten und Memmingen / unnd kompt bey dem galgenberg bey Ulm in die Thonaw. Item Buchenberg ein gegne drey meilen lang und ein halbe breit / stoßt an eine ort an ysne / hat etlich dörffer unnd höff / ist des apts von Kempten. Ich laß sie faren das Staufferthal / das Hindenlengerthal / Thanheim / Disserthal / Weytnaw / die Wagetaig / die ghat vo ymenstat biß an das kainkine ein alp vn gegne / ht vil bewwachß. Ite Deüssenbach ein schwebel bad zwo meyl hund ymestat stoßt an die Alpe un ist güt für das fieber. Ite Zellerthal streckt sich gege Kempten / und röteberger thal streckt sich biß ghen Saltzburg. Die stete in de Algöw werde also genent / ymenstat / Kempten / yßne / Wangen / Lütekirch / Ravespurg / Memminge / Bibrach / Mindelheim / etc. Berg im Algöw / die Rucksteig / Tanheim im loch / der Grünten / die Gach / der Pyler / etc. Schlösser im Algöw / Röteberg / Krazeck / Nesselwang / Lüchtenstein / falkenstein / alle des bischoffs von Augsburg / Item Rotenfels / Haugenfels / Bleichach / Stoffen / Summeraw / Leibnw / Zum Eglutz / der graven von Montfort. Des apts vo Kempten schloß im Algöw seind / Wolckeberg / Liebenthan / Nüburg / Logo / Fischen etc. Es haben darnach auch etlich freyherren und edlen schlösser unnd flecken im Algöw / nemlich die Trüchsessen von Walpurg / die Schelleberger / die Schönsteiner / die Werdesteiner / die Hochnecker / Langenecker / Rotensteine / Freyberger.

Die erste Ausgabe zeigt noch keine Karte des Allgäus, aber zwei kleine Holzschnitte. Der eine zeigt einen Mann beim Spinnen (siehe Abb. 52), der andere Menschen beim Baden im Schwebelbad Teissenbach. Auch im Text wird betont, dass die Männner “trefflich” Wolle spinnen können, ohne dass darüber gespottet wird, besonders in den Dörfern.

Abbildung 52: Münster: Cosmographia 1544 Kapitel Allgäu: Mann beim Spinnen

Abbildung 52: Münster: Cosmographia 1544 Kapitel Allgäu: Mann beim Spinnen

Im Vergleich dazu hier der Text der Ausgabe von 1550295 :

Von dem Teutschland. Von den hoch Schneegebirg bey Ursprung des Rheis und Roddans item von den völckern so do seligen wohnen…/ Von dem Algöw /und seinen Stätten. Das Allgöw ist in Schwabe ein gegne wirt ingeschlossen von Orient mit de Lech / gegen mitnacht mit der Thonaw / gegen Occidet reicht es an bodensee / und gegen mittag streckt es sich gegen dem Schneebirg. Es ist ein rauchs winterig land / hat aber schöne und starck leüt / weyb und man / die können alle trefflich wol spinnen / und es ist den mänen nit spöttlich besund in den Dörffern. Es hat auch viel viechs / kuw und roß / es zeücht sonderlich gar schöne junge Fülle / es hat winterkorn / gersten un vil thanweld / Bäch / Vögel unnd fisch umb und umb mit grossen un vilen See / und Fischreiche Weyern erfült / dere etlich groß Krebs / etlich wundergroß Fisch besonder Hecht / Karpfen / Trüschenn / und allerley geben / in etliche finde man auch vierzig und fünffzig pfündig Walinin / die grossen Schaden thund in den Weyern / fressen Fisch und Wasservögel. Es heißt Algöw / solt aber billicher heißen Almangöw vo Almannia / oder wie etlich andere meynen / und ich in alten Briefen zu Kempten gesehen hab/ das Algöw / von den vile alpe die darin seind. Es haben die herren von Oesterich / der bischoff von Augspurg / der apt von Kempten / die graven von Montfort / den grössern theil daran / wie wol sunt auch vil edelleüt jren sitz darin haben / on die reichstett. Es ist ein begangenschafft (Gewerbe) darin mit garn / viech / milch und holtz. Der gemein man ißt gar rauch schwarz Gersten oder Habern brot. Es hat trefflich vil thäler / die so genennt werden nach den wässern die dar durch fliessen / als das Tretacher thal von dem wasser Tretach / Irzacher thal von dem wasser Irzach / Breitacher thal von der Breitach / das yler thal von der yler / etc. Die yler ist ein gros wasser / Fisch und flosreich / unnd entspringt vier meil ob Kempten / oberhalb einem dorff genant Oberndorff / aus einem Berg / unnd rinnen darin die drey wässer Tretach / Irzach un Breitach ob dem dorff langenwang / ein halb meil von dem ursprung. Hernach köpt auch die Aitrach darin. Dis wasser fleüst für Kempten / und zum Theil durch die Stadt / und Memmingen / unnd kompt bey dem galberberg bey Ulm in die Thonaw. Item die Argen / zwey eben grosser Wasser / entspringt die ober ob Jubeder hinder Rossfels / laufft für Ysne und Wangen / kommt hernach bei Achberg in der anderen Argen / und fliessend also miteinandern fürtan / bis oberhalb langen Argen in Boden See. Ysne hat etlich dörffer unnd höff / ist des apts von Kempten. Ich laß sie faren das Staufferthal / LyblacherS Tal / das Hindenlengerthal / Thanheim / Misserthal / Weytnaw / die Wangenstanz / die ghat vo ymenstat biß an das kainkine ein alp vn gegne / ht vil bewwachß. Ite Tieffenbach ein Schwebel bad zwo meylen hinterd ymestat stoßt an die Alpen und ist für das Fieber. Ite Zellerthal streckt sich gege Kempten / und röteberger thal streckt sich biß ghen Saltzburg. Die Stet im Algöw werde also genent / ymenstat / Kempten / yßne / Wangen / Tettnang / Lütekirch / Rauespurg / Waldsee / Memminge / Bibrach / Wurzach / Füssen / Mindelheim / etc. Berg im Algöw / die Rucksteig / Tanheim im loch / der Grünten / die Gach / der Pyler / etc. Schlösser im Algöw / Rotenberg / Kranzeck / Nesselwang / Luchtenstein / Falkenstein / alle des bischoffs von Augsburg / Item Rotenfels / Hagenfels / Bleichach / Stauffen / Summeraw / Liebnaw / der graven von Montfort. Des apts von Fischen / sc. Die Truchsessen sind Waldpurg / Truchpurg / Wolfeck / Zil. Es haben darnach auch etliche Edlen Schlösser unnd flecken im Algöw / nemlich die Scholleberg / Hochneck / welche Herrschaft jetzund der Grafeschafft Tyrol erwandt / Fryberg / Werdestein/ Löwenberg / Sergenstein / Langeneck / Rätzenried / Rotenstein. Item auch so etlichen Stetten unnd Burgen zu gehören als Eglys / Schonburg / Reitwen Ravenspurg / zum Giessen / Schmaleck.

Neben einigen Änderungen in den Besitzverhältnissen zeigt sich vor allem eine genauere Beschreibung der Fischerei. Diese Ausgabe enthält auch die erste Landkarte des Allgäus (siehe Abb. 53). Nach Oehme ist die Allgäu-Karte von nicht sehr hoher Qualität, obwohl Münster wohl eine bessere Karte von Gasser zur Verfügung stand296. Auffallend ist, dass erneut das Thema des gemeinsamen Spinnens von Wolle durch Frau und Mann die erste Abbildung des Allgäus bildet. In Bezug auf Sulzschneid zeigen sich interessante Parallelen. Zum einen ist bereits in dem Urbar aus dem Kloster Stams von 1312297 von Abgaben eines Rudolfus von Sultzsnaiter in Form von Flachs die Rede (siehe Abb. 12), zum anderen beschreibt Pfarrer Isidor Lechner in der Sulzschneider Monographie von 1829,298 dass

die Spinnerey..vorzüglich von allen Bewohnern ohne Unterschied des Geschlechts im Winter stark getrieben wird…

Die hohe Qualität des Sulzschneider Flachses wird auch im Jahresbericht der königlichen Gewerbeschule Kaufbeuren von 1855 beschrieben. Dies berichtet Karl, Lintner, königl. Lehrer der Natur- und Gewerbekunde in seinem Aufsatz “Der Flachsbau und die Röstanstalt zu Kaufbeuren”299 :

Besonders haben sich durch Menge wie durch Schönheit der Flachsstengel, die bisher geliefert wurden, die Bewohner an der Iller hervorgethan…, nicht weniger die von Sulzschneid und Wald im Landgerichtsbezirke Oberdorf…

Abbildung 53: Münster: Cosmographia 1550 Allgäu: Erste Karte des Allgäus und Familie beim Spinnen

Abbildung 53: Münster: Cosmographia 1550 Allgäu: Erste Karte des Allgäus und Familie beim Spinnen

Nach diesem kleinen Exkurs über den Flachsanbau in Sulzschneid zurück zur Kartographie. Nach Sebastin Münsters Tod im Jahre 1552 ergab sich ein starker Wandel in der Kartographie. Die Führung ging von den süddeutschen Humanisten auf niederdeutsche und niederländische Kartographen über, der Holzschnitt wurde durch den Kupferstich abgelöst und die Humanisten wurden durch Kupferstecher, Verwaltungsbeamte, Techniker und Soldaten ersetzt. Die erste Karte, auf der Sulzschneid erwähnt ist, stammt aus dem Jahre 1625 und wurde don dem berühmten Hurter erstellt.

10 Höfe

Im Anschluss an die Eingemeindung von Sulzschneid nach Marktoberdorf erstellte Baumeister Josef Schmid nach 1972 eine Aufstellung sämtlicher Höfe von Sulzschneid, Baltratsried und Humratsried300. Als Quellen für diese Aufstellung nutzte er die Chronik von Pfarrer Edel von 1905, die von Dr. Weitnauer editierte Erbhuldigung von 1650, Protokoll (1899) und Viehlisten des Notschlachtvereins Sulzschneid sowie Amtliche Angaben des Vermessungsamtes aus den Jahren 1830 und 1888. Zudem verwendete er Erhebungen von Xaver Klaus aus Sulzschneid und Martin Kelz aus Marktoberdorf. Die Zusammenstellung enthält Viehlisten aus den Jahren 1900 und 1972, die Hausnamen und deren Vorbesitzer sowie viele interessante Anmerkungen zu den einzelnen Höfen. Diese nicht publizierte Zusammenstellung wurde mir freundlicherweise von Dorfsprecher Roland Müller zur Verfügung gestellt.

10.1 Hexenverfolgung

Diepold vom Stein hat in Sulzschneid im Jahre 1602 Hexen verbrannt. Dazu schreibt Steichele:301

“Auch dieser kleine Gerichtsbezirk liefert seinen Beitrag zur Geschichte des Hexenwahnes; unter dem gewalttätigen Diepold vom Stein wurde 1602 eine größere Zahl von Hexen verbrannt.”

10.2 Judenprotokelle

Auch das Hochgericht Sulzschneid hatte Judenprozesse durchgeführt. Die Akten dazu liegen in der Bay. Staatsbibliothek Augsburg,302 sie enthalten die Judenprotokolle der Vogtei Sulzschneid aus den Jahren 1697-1742 und sind noch nicht ausgewertet.

11 Vereine

11.1 Imkerverein

11.2 Gründung Leseverein

1905 wurde in Sulzschneid ein Leseverein gegründet sowie eine Volks- und Jugendbibliothek eingerichtet303

12 Photographien

Die älteste Photographie von Sulzschneid ist vor 1895 von J. Hotter entstanden und im Reisers Sagenbuch aus dem Allgäu304 abgedruckt (siehe Abb. 54).

Abbildung 54: Ältestes Photo Sulzschneid

Abbildung 54: Ältestes Photo Sulzschneid

13 Anhänge

13.1 Brauchtumsumfrage 1908

13.1.1 Vorbemerkung

Der Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde führte 1808 eine genaue Befragung aller bayerischen Gemeinden zum Thema “Volkstümliche Überlieferungen und Gebräuche” durch, die aus 400 Punkten bestand. Die Ergebnisse der Befragung, an der in Schwaben 118 Gemeinden teilnahmen, wurden von Gerhard Willi 1999 erstmals editiert.305 Sulzschneid nahm ebenfalls an der Umfrage teil, die Originaleinsendung ist allerdings verschollen, es haben sich aber 197 Karteikarten erhalten, sodass der Bericht von Herrn Willi teilrekonstruiert werden konnte. Der Autor der Einsendung ist bis dato unbekannt. Seine Karteikarten von Sulzschneid wurden nachfolgend inhaltlich soweit möglich wieder den 27 Kategorien zugeordnet, in denen sie sich urspünglich befanden.

Diese Bestandsaufnahme ist nach Georg Simmnacher, dem langjährigen Bezirkstagspräsidenten Schwabens, die bis dato dichteste Beschreibung des bayerisch-schwäbischen Brauchtums, die derzeit verfügbar ist.306 Die Anfänge dieser Art von Befragungen geht auf König Ludwig I., dem wir die Erstellung der ersten Chronik von Sulzschneid verdanken, und seinen Sohn Maximilian zurück, der die Erstellung der Physikatberichte307 veranlasste. Bereits 1827 erlies Ludwig I. von der Villa Colombella bei Perugia einen berühmten Erlass, der der “Belebung des Nationalgeistes” dienen und die Integration der neubayerischen Gebiete, u.a. Schwaben, ins Königreich Bayern fördern sollte (P. Fassl308). Die Antwort aus Suzschneid ist nur im Zusammenhang mit dem vorgegebenen Fragenkatalog verständlich und einordenbar, daher ist zunächst das Rundschreiben des Vereines für Volkskunt und Volkskunde in vollem Wortlaut wiedergegeben.

13.1.2 Aufruf zur Teilnahme an der Umfrage

Volkstümliche Ueberlieferungen und Gebräuche309

Wir bringen nachstehend ein Rundschreiben zum Abdruck, das unser Verein an die sämtlichen baperischen Bezirksämter mit der Bitte gerichtet hat, Mitarbeiter für unsere Sammlung volkstümlicher Überlieferungen und Gebräuche zu gewinnen. Wir bitten an dieser Stelle unsere Mitglieder um Beiträge. Herr Professor Dr. von der Leyen hat die Verarbeitung des Materials gütigst übernommen:

»Der Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde in München verschickt nach bewährten Mustern hergestellte Fragebogen für eine Sammlung volkstümlicher Überlieferungen und Gebräuche. Der Wert der Volkskunde wird jetzt überall eingesehen, im Volk bewahrt sich viele alte und sinnvolle Sitte, die sonst dem Untergang verfiel, und die Volkskunde kann im Unterricht überall Segen stiften, sie kann den Kindern den Sinn für die Heimat und ihre nächste Umgebung wecken und sie schafft auch das rechte Verständnis und die rechte Liebe zur Heimat. Die Fragebogen stehen jederzeit kostenlos zur Verfügung (sie sind beim Sektertariat des Vereines, Gruftstraße 1, zu beziehen). Wir bitten herzlich darum, daß recht Viele diese Fragebogen verlangen und uns beantworten, was sie beantworten können. Auch der kleinste Beitrag ist uns willkommen; insbesondere ersuchen wir die Herren Geistlichen, die Herren Bezirksamtmänner und die Herren Lehrer freundlichst, uns zu unterstützen und die Fragebogen auch in die Hände aller derer gelangen zu lassen, von denen sie glauben, daß sie uns gern helfen oder daß sie der alten Uberlieferung besonders kundig sind. Auch wäre uns sehr damit gedient, wenn die verehrten Redaktionen der Lokalblätter sich unserer Bestrebungen annähmen, unsere Fragebogen abdruckten und auch alle Nummern, in denen volkstümlich Merkwürdiges enthalten ist, an den Verein gelangen ließen. Mitteilungen über volkstümliche Überlieferungen und Gebräuche, von denen die Fragebogen nichts bemerken, nehmen wir natürlich auch dankbar entgegen.

Alle Antworten bitten wir an den Bayerischen Verein für Volkskunst und Volkskunde, München, Gruftstraße 1/III, zu senden. Der Einlauf wird in der Zeitschrift vermerkt und diese wird auch Mitteilungen aus dem ihr zugehenden Material regelmäßig veröffentlichen.«

Fragebogen des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München e. V

I. Sitte und Brauch.

  1. Im Alltagsleben: Zeit der Mahlzeiten, Bräuche beim Kuchen, Anrichten, Essen, Zutrinken, Beschäftigung an den Abenden, besonders Winterabenden (Spinnstuben, Lichtstube), Zeit des Zubettgehens, Aufstehens.
  2. An Fest- und Feiertagen: Advent (Andreas, Nikolaus, Lucientag, Thomas), Zwölfnächte, Weihnachten, Stephan, Silvester, Neujahr, Epiphanien. Finden am Dreikönigstag Umzüge statt? — Jst der Glaube an Frau Perchte noch lebendig? Wo kennt man Perchtentänze? Lichtmeß, Fastnacht, Aschermittwoch, Lätare, Karwoche, Ostern (Osterfeuer, Osterwasser, Ostereier), 1. Mai, Himmelfahrt, Pfingsten (finden Pfingstumzüge statt? Wo lebt noch der Umzug des Wasservogels oder Pfingstvogels?) Fronleichnam, Johannistag (Sonnwendfeuer), Kirchweih, Allerseelen, Martini, Glücks- oder Unglückstage, örtliche Festlichkeiten, Volks- und Kinderbelustigungen, Feierabend und Sonntags- vergnügungen.
  3. Im menschlichen Lebenslauf: Geburt (dazu: Versehen und Vorrechte der Schwangeren. Woher kommen nach Kinderglauben die Kinder? Das erste Geschenk und der erste Ausgang der Wöchnerin), Taufe (wann, wer sind die Paten? Der Taufschmaus). Namengebung (bevorzugte Namen, etwa nach Großeltern, Paten, Heilien; Doppelnamen als Rufnamen, wie Hansjörg), Liebes- und Eheleben (Werbung, Aussteuerwagen, Wochentag und Jahreszeit der Hochzeit, Einholen der Braut, Polterabend, Brautkranz, Aberglaube beim Kirchgang am Altar, Hochzeitsessen, Geschenke, Bräuche am Abend, am nächsten Morgen, der erste Besuch der Eltern), Krankheit (auch Namen der Krankheit), Volksheilkunde, Besprechung, Verwünschung der Krankheit in den Wald, Glaube an die Heilkraft des zunehmenden Mondes, Sympathie, Tod und Begräbnis (Fenster und Tür öffnen nach dem Tode, Lichter bei der Leiche, Verhängen der Spiegel mit schwarzen Tüchern, Tod ansagen an das Vieh, die Bienen, Totenklage, Leichenwache, Mitgaben ins Grab, Leichenzug, Totenschmäuse, Schließen des Grabes, Mittel gegen Wiederkehr des Toten), Trauerzeit, Marterln, Abbildungen auf Marterln und Inschriften, Totenbretter, (Rechbretter).
  4. In Haus- und Feldwirtschaft: Brauch in Haus und Stall (Halten eines Bockes gegen Viehkrankheiten, Bockshörner auf der Stalltür), Brauch am Bienenstand, Hof und Garten, bei Pflügen, Aussaat, Flurumgaug, Frucht- und Heuernte, Bräuche beim Schneiden (wird die letzte Garbe aufbewahrt? Wird der letzte Schnitter Verspottet?) Mittel gegen Hagel, Dürre, Ungeziefer; Erntefeste, Dreschen, Bräuche bei Kartoffelernte, Rübenernte ec., Obstbäume, Obsternte, Überreste auf dem Feld, am Weinstock, am Baum, für wen? Bräuche beim Hecheln, Rösten, Brechen, Hirtenbräuche, Viehkrankheiten, Heilmittel und Segen für das Vieh, Schmuck für das Vieh beim Austreiben auf die Weide und beim Heimtreiben, Wetterregeln, Mittel zum Stillen des Windes, gegen Regen, Hagel ec., Bauernkalender.
  5. Beim Handwerk: Bräuche einzelner Handwerker, (der Schmiede, der Tischler, der Schneider ec. ec.), welche Werkzeuge und Kleidungsstücke stellt der Bauer selbst her? Welche Handwerker gibt es im kleinen Dorf, Arbeit im Hause der Kunden? Meister und Gesellen, Lehrlinge, Rechte der Bäckerbuben, Müllerknechte, Scherenschleifer ec. ec. an besonderen Tagen, trinkt man noch die Johannisminne, Gertrudenminne? Eigentümliche Handwerkszeuge und deren Benennungen.
  6. Rechts- und Verwaltungsbräuche: Volkstümliche Rechtsanschauungen, Gewohnheiten, Formeln beim Kauf und Verkauf, Dingen und Verdingen, wann wechselt das Gesinde? Ausdingrecht der Alten. Wer erbt den Hof? Haben alle Geschwister Anrecht auf Verbleiben im Hause? Grenzen, Untergang (Grenzsteine, Grenzsteinverrücken) Bräuche beim Ruggericht (Scheltgericht), (alte Dingstätten? Gerichtsstätten? deren Namen ?) Welche Bäume, Steine dort? (besondere Bräuche bei Gemeindewahlen?) Rechte der Dorfhirten, Schäfer, Flurwächter? Gehen gewisse Lasten (Frohnen) Rechte Reih’ um? Flurzwang und Zelgeinteilung. Womit Flurgrenzen bezeichnet? Wohin hauptsächlich geht der Marktverkehr?
  1. Nahrung und Kleidung, Wohnung nud Geräte.
  1. Nahrung: Hauptnahrung. Eigentümliche Speisen und Getränke. Speisen und Getränke bei bestimmten Geschäften, an bestimmten Wochentagen, zu bestimmten Zeiten und Festen, bei bestimmten Gelegenheiten.
  2. Kleidung: Für Alltag, Festtage, Trauer, Halbtrauer, Kinder, Ledige, Verheiratete, Verwitwete, Kranz und Zitronenstrauß (Myrthenzweige in Zitronen), Trachten, Schmuck.
  3. Wohnung und Geräte: Pferdekopf an gekreuzten Giebelsparren? Hausmarken, Haussprüche, merkwürdige Haus- und Landwirtschaftsgeräte, Besonderheiten an Betten, Tischen, Bänken, Wiegen, Schränken, Truhen, Ofen, Leuchtern, Kochgeschirren, Back- und Butterformen, Löffeln, Gabeln, Tellern, Gläsern. Gesponnen mit Spindel, Spinnrad, Doppelspinnrad? Gezäum der Zuchttiete, Kummetschmuck der Rosse, Reste von Dorfbefestigung, Jagdhecken und befestigte Friedhöfe? Besonderer Platz für Belustigung, Spiele, etwa unter der Linde?
  1. Glaube und Sage.
  1. Gespenster und umgehende Tote, gespenstische Tiere (Pferde, Hunde, Böcke, Drachen usw.), Irrlichter, Spuk, Wildes Heer, Wilder Jäger (Meute?)
  2. Teufel, Riesen, Zwerge, Haus- und Naturgeister, die Druden, die Mahren, die Alpgeister (männliche, weibliche, Wald-, Wasser-, Korngeister, der Pilwis (oder Pilmes) und der Pilmesschnitt (Durchschnitt), Haus-, Stall-, Speicher- und Scheuerngeister, Hausschlangen, Hauskröten.
  3. Zauber, Weissagung, geeignete Zeiten, Mittel, Träume, Zauberer, Hexen, Wechselbälge, Gegenswünsche, Amulette.
  4. Sagen über Pflanzen und Tiere, Himmelserscheinungen, (Wind, Gewitter, Wolken, Regenbogen, Schnee). Gestirne (besonders Mondeinfluß), Wasser und Feuer. Welche begegnenden Tiere und Menschen bringen Glück, welche Unglück?
  5. Sagen über Entstehung, Untergang Von Ortschaften, Höfen, Burgen, Klöstern, über versunkene Glocken, unterirdische Gänge, Höhlen-Schätze und derer Bewachung etwa durch gespenstische Hunde, verzauberte Menschen, wütende Drachen, Heilige, Kaiser, Ritter.
  6. Sagen über Ein- und Auswanderung der Bevölkerung. Landplagen, Krieg.
  1. Volksdichtung.
  1. Volkslieder womöglich mit Melodie), Handwerks-, Kirchen-, Ernte-, Mägde-, Soldaten-, Liebes-, Spott-, Scherzlieder. Lieder für besondere Anlässe, Jahreszeiten, Handwerkssprüche, Jägersprüche- und Schreie.
  2. Kinderlieder: Wiegen-, Reitliedchen, Sprech- und Gedächtnisübungen. Reime über Regen, Schnee, Sonnenschein, Storch, Kuckuck, Maienkäfer, Schnecken usw. Reime beim Beerensammeln, Pfeifenschneiden. Kinderspiele, Abzählverse.
  3. Märchen, Schwänke, Schnurren, Nachbar- nnd Ortsneckereien (Sagmandl).
  4. Rätsel- und Scherzfragen.
  5. Sprichwörter, Sinnsprüche, Redensarten, Bauernregeln, Inschriften an Haus und Gerät.

V. Mundart.

  1. Name des eigenen Orts. In mundartlicher Form, Namen der Dorfstraßen und des Dorfes, merkwürdige Flur-, Weg-, Bach- und Hofnamem. Namen der Felder, der Wiesen, der Berge, der Wälder und Waldschneisen, der Bäche, Flüsse, Gräben, Teiche, Seen, Moore.
  2. Spitznamen für Einzelne, ganze Städte, Ortschaften.
  3. Ruf- und Locknamen für Haustiere, merkwürdige Tier-, Pflanzen-, Gesteins- und Bodennamen
  4. Merkwürdige Bezeichnungen für menschliche Körperteile, für deren Tätigkeit, für geistige Tätigkeit, für Verwandtschaftsgrade, Gesinde, merkwürdige Ausdrücke aus Haus- und Landwirtschaft, Forstwesen, Jagd, Fischerei, Handwerken. Merkwürdige Bezeichnungen für Tages- und Jahreszeiten, Wochentage und Monate
  5. Besondere Redensarten, Vergleiche, Ubertreibungen, Verwünschungen, Bejahung, Verneinung, Verwunderung, Gruß und Antwort darauf, Höflichkeitsformeln.

In den Aufzeichnungen bitten wir die Eigentümlichkeiten der Mundart möglichst genau anzugeben; die Doppellaute ea, ia (Liad Lied) oa, öa, ua, üa immer als solche zu bezeichnen, auch hervorzuheben, wenn e dem ö ähnlich klingt (z. B. nöt nicht, dös dies), wenn l zu i oder ö (e) im Auslaut und vor Konsonanten wird (Dai Tal, Mai Maul, Himmi Himmel) wenn r zu a wird (voan vorn, Stean Stern ec.), und so wäre noch manches zu wünschen, doch möchten wir unsere Gewährsmänner nicht durch zu viele Vorschriften verwirren und überlassen das weitere gern ihrer Bereitwilligkeit.

13.1.3 Brauchtum in Sulzschneid um 1910

13.1.3.1 Taufe und Geburt

Die Nachgeburt soll in einem Orte vergraben werden, wohin nie der Mond scheinen kann, dann bekommt die Wöchnerin kein Kindbettfieber.

13.1.3.2 Namensgebung, Taufpaten

Die Taufe des Neugeborenen findet in der Regel am nächsten Tage statt.

Als besonders bevorzugte Namen gelten: Joseph, Johann, Baptist, Frz. Xaver, Maria Theresia, Josepha.

Namengebung: Der erstgeborene Knabe erhält den Namen des Paten, das erstgeborene Mädchen den der Patin, während die nächstfolgenden Kinder nach den Eltern od. Großeltern, Tanten u. Onkels u. wenn diese alle daran waren, oft auch nach dem Pfarrgeistlichen getauft werden.

Der Pate u. die Patin heißen „Dodle“.

Die Paten werden aus der Verwandtschaft genommen.

13.1.3.3 Wöchnerin, Geschenke

Der erste Ausgang der Wöchnerin ist 3 – 4 Wochen nach der Geburt zur Vorsegnung in die Kirche.

Die Wöchnerin wird auf dem Gange zum Vorsegnen in die Kirche von einer Nachbarin bis vor den Priester hin begleitet.

Das erste Geschenk erhält die Wöchnerin nach der Taufe des Kindes von dessen Paten (Weisung genannt).

13.1.3.4 Werbung, Aussteuer

Werbung. Der Anfang der Werbung wird damit gemacht, daß sich der künftige Bräutigam seine Ausersehene von deren Eltern zu einer öffentlichen Tanzmusik (Kirchweih, Fastnacht) erbittet. Diese Bewilligung erhält er dann, wenn die Eltern annehmen dürfen, daß ihre Tochter eine ihren Verhältnissen entsprechende „gute Heirat“ machen kann. Soll es dann damit ernst werden, so erklären die Beiden: „Vater, Mutter, wir wollen heiraten!“

13.1.3.5 Hochzeit

Der Hochzeitslader gibt am Ende des „abschaffens“ den Preis des Hochzeitsmahles bekannt.

Die meisten Hochzeiten werden zur Fastnachtzeit u. zwar nur an einem Montag od. Dienstag gehalten.

Der Hochzeitszug geht nach der Trauung in derselben Ordnung wie er gekommen ist, in das Gasthaus.

Hochzeitszug: Voran gehen die Jünglinge (Hochzeitsbuben geheißen) mit künstlichen Blumensträußen auf den Hüten. Sodann folgt der Bräutigam mit dem Hutträger. Dann folgen die verheirateten männlichen Hochzeitsgäste, deren Hüte auch mit Blumensträußen geziert sind. An diese schließen sich die Jungfrauen, mit Kränzen in den Haaren u. Sträußen an der Brust, an. Ihnen zunächst folgt die Braut. Zu ihrer Linken geht der Bürgermeister als Brautführer. Er hält sie dabei am linken Arm. Hinter der Braut folgt die Ehrenmutter od. Schlotterköhl (Schlotterföhl), die ebenfalls aus der nächsten Verwandschaft genommen wird. Die verheirateten Hochzeitsgäste weibl. Geschlechts bilden den Schluß des Zuges.

Abholung der Brautleute: Gehören Braut u. Bräutigam dem jungfräulichen Stande noch an, so werden sie vom Pfarrer, der dann mit dem Huttrager den Bräutigam begleitet, zur Kirche abgeholt u. nach der Trauung auch zum Gasthause begleitet.

Hochzeit: Erschallt vom Turme das erste Zeichen mit der großen Glocke, so ordnet sich der Zug mit od. ohne Musik zum feierlichen Kirchgänge. Nach der Trauung werden Braut u. Bräutigam wenn sie noch dem jungfräulichen Stande angehören, vom Pfarrer ins Gasthaus begleitet.

Hochzeit: Der Huttrager geht mit dem Bräutigam in die Kirche. Es ist meist ein Bruder des Bräutigams oder ein anderer Verwandter. Seine Aufgabe ist, den Hut des Bräutigams beim Ein= u. Austritt in resp. aus der Kirche zu tragen u. denselben während des Gottesdienstes zu verwahren. Hochzeit: Die Jungfrauen haben bei der Hochzeit Kränze in den Haaren u. Sträuße an der Brust.

Die Braut ist in schwarzem Kleid, mit dem Jungfernkranze auf dem Haupte u. einem Strauß an der Brust.

Hochzeit: Die Jünglinge Hochzeitsbuben geheißen, haben künstliche Blumensträuße auf den Hüten.

Die männl. Hochzeitsgäste tragen alle auf den Hüten Blumensträuße. Die Trauung u. das HocJizeitsamt geht nach kirchlicher Vorschrift von statten.

Hochzeitsamt. Nach der hl. Wandlung kommt der Mesner mit einem Meßbuche u. bietet dem Bräutigam das Christusbild, das unmittelbar vor dem Canon der Messe angebracht ist, zum Kusse dar. Dieser küßt es dreimal. Nach jedem Kusse macht er mit dem sogenannten Schenktaler, wozu eine alte frisch geputzte Münze (Marientaler) genommen wird, drei Kreuze darüber u. legt dann den Taler in das Meßbuch. Damit geht der Mesner zur Braut, welche die Küsse u. Bekreuzigungen wiederholt, den Schenktaler herausnimmt u. dem Mesner dafür ein Trinkgeld hineinlegt.

Wird nach der Trauung Wein getrunken, so gehen die Hochzeitsleute um den Hochaltar. Der Geistliche reicht ihnen dann Wein in einem Becher. Die Brautleute trinken dreimal, die Hochzeitsgäste nur einmal.

Besuch der Eltern 8 od. 14 Tage nach der Hochzeit werden die Eltern besucht, um den „Löffel“ zu holen, wobei früher wirklich ein silberner Löffel gegeben wurde, jetzt aber ein anderes Geschenk verabreicht wird.

Schenkung Jeder Hochzeitsgast zahlt mit dem Mahlgeld 1 – 2 M mehr, als Geschenk für die Brautleute.

Abgeschafft wurde früher gegen neun Uhr abends. Es geschah dies von Seite des Hochzeitladers durch einen passenden Spruch.

Ist die Heirat durch Antrag od. wie man hier zu Lande sagt, durch kupeln zustande gekommen, so wird der betr. Person, welche den Antrag gemacht hat, ein mit dem Haarbüschel versehenes Ende eines Kalbschwänzchens mittels eines Drahthackens unbemerkt an den Rücken gehängt, damit sie denselben möglichst lange herumträgt, um zuletzt tüchtig ausgelacht zu werden.

Hochzeit: Während des Tanzens darf kein Tisch ganz leer von Gästen sein; wenigstens muß ein Tischhüter od. eine Tischhüterin sitzen bleiben. Immer wird dann List angewendet, um diese seßhafte Person fortzubringen. Dann wird der Tisch sofort von anderen Hochzeitsgästen besetzt, welche auf Kosten der wirklichen Tischinhaber oft 4 – 6 Flaschen Wein trinken. Die Betten werden dem Brautpaar zusammengenäht. Oft werden den Brautleuten während des Tages die Betten (Unter- mit Oberbett) zusammengenäht, damit sie in der Hochzeitsnacht nicht, wie meistens beabsichtigt, schnell ins Bett kommen.

Hochzeit: Glocken oder Schellen werden dem Brautpaare manchmal unter der Bettlade aufgehängt.

Hochzeit: Das Stehlen der Braut ist Sitte. Die Schlotterköhl hat die Aufsicht über sie. Aber ehe sie sich’s versieht, entführt sie ein Tänzer in ein anderes Gastlokal od. wenn mehrere Wirtschaften im Dorfe sind, in eines derselben. Hier wird von Gästen u. Nichtgästen oft viel gezecht, namentlich in Wein, was alles die Schlotterköhl bezahlen muß. Ist aber der Aufgang dabei zu groß, so steuern auch die übrigen Hochzeitsgäste bei.

Die Mutter der Braut ist an der Hochzeit nicht Gast, sondern begibt sich nach dem Trauungsgottesdienste nachhause, um dort die täglichen Arbeiten zu verrichten u. den im Laufe des Tages eintreffenden Neugierigen die Aussteuer der jungen Frau zu zeigen. Das Essen bekommt sie aus dem Gasthause zugeschickt.

Die Brautleute empfangen im Tanzsaale die Glückwünsche sämtlicher Hochzeitsgäste.

Plätze der Hochzeitsgäste. Im Speisesaal werden die Plätze für die Gäste ausgeteilt.

Hochzeit: Den Haupttisch nehmen die Brautleute, Schlotterköhl, Huttrager, Bürgermeister u. die nächsten Verwandten ein.

Nachhochzeit: Am Tage nach der Hochzeit nehmen die Neuvermählten ihr Mittagsmahl wieder im gleichen Gastehause ein; es ist dies die sog. Nachhochzeit. An dieser nimmt auch die Mutter des Bräutigams u. der Braut teil. Am Morgen des Hochzeitstages füllt sich die Stube der Brautleute allmählich mit Hochzeitsgästen.

Als Brautführer wird der Bürgermeister genommen.

Die Ehrenmutter od. Schlotterköhl (Schlotterföhl) wird aus der nächsten Verwandtschaft genommen.

Beim Hochzeitsmahle ißt je ein Hochzeitsbursche u. ein =mädchen die Fleischspeisen aus einem Teller; der Bursche schneidet das Fleisch vor u. es gibt oft große Brocken, mit welchen auch das Mädchen fürlieb nehmen muß. Das Hochzeitsmahl besteht aus xi – 12 Gängen. Zwischen denselben sind Pausen von 1 / 2 – 1 Stunde, während welcher getanzt wird.

Hochzeit. Nachdem der Hochzeitslader den Preis des Hochzeitsmahls bekannt gegeben hat, kommt noch Kalbsbraten mit Salat u. Zwetschgen.

Am Vorabend des Hochzeittages begibt sich der Hochzeiter mit einigen Verwandten in das Gasthaus, in welchem die Hochzeit gefeiert wird, zu einem kleinen Mahle. Man nennt dieses das „Hochzeitansagen“ od. „Hochzeitandingen“.

Den Preis des Hochzeitmahles gibt der Hochzeitlader am Ende des „abschaffens“ bekannt.

Hochzeit Übergabe der Zeche: Haben sämtliche Gäste an den Bürgermeister die Zeche entrichtet, so übergibt dieser das Geld u. die Liste dem Bräutigam, der beides mit nachhause nimmt.

Einnehmen der Hochzeitszeche In etwa einer Stunde nach dem Abschaffen beginnt durch den Bürgermeister das Einnehmen der Hochzeitszeche. Jeder Zahler wird in die eigens geführte Liste gebucht. Er zahlt außer dem für das Mahl festgesetzten Betrag x – 2 M mehr als Geschenk für die Brautleute. Als Geschenk für die Brautleute zahlt jeder x – 2 M.

„In’s Tüchle schenken“ Die Braut erhält von jedem Hochzeitsgaste eigens ein kleines Geschenk (: 50 Pfg. – x M:) welches sie in ihr Sacktuch legt. Daher den Spruch „in’s Tüchle schenken“. Letzteres tun öfters auch Nichthochzeitsgäste, besonders Freundinnen od. gute Bekannte der Braut.

13.1.3.6 Fest- und Feiertage

An Lichtmeß werden die Kerzen geweiht u. während des Hauptgottesdienstes von groß u. klein solche gebrannt, wobei jedoch, besonders von den Burschen viel Unfug getrieben wird.

Weihe der Kerzen. An Lichtmeß werden die Kerzen geweiht.

Fastnachtsmaskerade mit Tanz findet statt.

Fastnacht. Die Bezeichnung: gumpiger Donnerstag, Pfraumiger Freitag, schmalziger Samstag (gumpen = ziehen, pfraumen = pfreimen = schwärzen, schmalzig = fettig, weil es da Küchlein gibt.) findet man für die letzten drei Tage vor Fastnachtssonntag.

Es heißt auch: unsinnige Donnerstag, rusige Freitag.

Am Donnerstag suchen sich die Kinder an den Nasen zu ziehen, am Freitag schwärzen sie sich mit Kohle, am Samstag beschmieren sich einige mit Schmalz.

Während der Fastnachtszeit wird alle Tage bald in diesem bald in jenem Hause „ein Kränzchen“ von den Mädchen u. Frauen gehalten.

Das „Kränzchen“, das während der Fastenzeit [Faschingszeit?] bald in diesem, bald in jenem Hause von den Frauen u. Mädchen gehalten wird, beginnt nachmittags 2 u. endet u. 6 Uhr. Bis der Kaffee fertig ist, wird gestrickt, gestickt od. gehäckelt, dann dem Mokka mit Kuchen u. Kücheln, auch dem Bier zugesprochen u. zuletzt bei den Mädchenkränzchen, mit den später erscheinenden, eingeladenen Burschen getanzt. Musik – Zug= od. Mundharmonika.

Tanz: Bei den während der Fastenzeit [Faschingszeit?] gehaltenen Kränzchen wird am Ende getanzt. Musik= Zug oder Mundharmonika.

Maskenzüge finden meistens am lumpigen Donnerstag u. Fastnachtdienstag statt (Scherenschleifer, Pfannenflicker, Alteweibermühle.)

Am Aschermittwoch wurde früher auch die Fastnacht vergraben u. der Geldbeutel gewaschen.

Aschermittwoch findet „Geldbeutel wäsche“ statt.

Geschenk. Am lumpigen Donnerstag erhält der Lehrer von sämtlichen Schülern ein Geschenk (Geld, Fleisch, Zucker od. Kaffebohnen) wofür er wieder ein Gegengeschenk gibt (Schulartikel)

Gegen Blitz. Von dem Feuer, welches am Karsamstag geweiht wird, werden noch heutzutage die Kohlen gesammelt u. dann im Hause an verschiedenen Orten ausgelegt, damit der Blitz nicht einschlagen kann.

Der Osterhase legt für die kleinen Kinder die Ostereier.

Das Maifeuer wird am 1. Mai abgebrant. Das Holz dazu wird von der größeren Schuljugend von Haus zu Haus gebettelt u. auf einem Wagen selbst auf die Anhöhe gezogen, wo das Feuer abgebrannt wird. (Strohhexe, glühende Holzscheiben werfen.)

Am 1. Mai wird das Maifeuer abgebrannt.

Am Fest des hl. „Antonius des Einsiedlers“ vom Volke der „Wanzentoni“ genannt (17. Januar) dürfen nur die notwendigsten Arbeiten in Haus u. Stall verrichtet werden, wenn man keine Wanzen im Hause haben will. In manchen Häusern wird darum weder gekehrt noch gewischt; auch kommt der Mist nicht aus dem Stall. Früher hat man in vielen Häusern nicht einmal warm gekocht.

Lichtmeß. Aus folgenden Orten wird nur von der Weihe der Kerzen berichtet und zwar an Lichtmeß früh in der Kirche, zum Gebrauch der Kirche und der Geistlichen und für jedes Haus: [u.a. Sulzschneid].

1.Mai werden Maifeuer abgebrannt. Es wird auch oft dabei eine „Hex“ verbrannt u. „Scheibenwerfen“.

Tanz Am Kirchweih Montag ist Tanz.

Kirchweih Tanzmusik am Montag.

Am Kirchweihsamstag hört das Austreiben des Viehes (mit Glocken) allgemein auf.

„Dodles Klaus“ Spielzeug, Kleidungsstücke bringen die Paten am Nikolausvorabend selbst den Kindern; das ist „Dodles (Patens) Klaus[“j. Der „Nachtklaus”. In den meisten Familien kommt Ruprecht nicht mehr ins Haus. In diesem Falle stellt jedes Kind vor dem Schlafengehen eine große Schüssel auf den Tisch, in welche die Eltern dann die Geschenke legen u. am Morgen den Kindern sagen, das habe der „Nachtklaus“ gebracht. Am Vorabend vor Nikolaus erhalten die Kinder Geschenke von den Paten, welche aber der sog. „böse Klaus“ (Ruprecht) bringt.

Der „Böse Klaus“ (Ruprecht) kommt am Vorabend vor Nikolaus. Er poltert mit Stecken u. Ketten an den geschlossenen Fensterläden, bis ihm die Haustüre geöffnet wird. Dann wirft er, unter großem Gepolter eintretend, Äpfel, Nüsse, Lebkuchen u. verschieden geformte Bäckereien nebst einer großen Rute in die Stube. Waren die Kinder bös u. faul, so darf er wohl auch eintreten u. die erschreckten Kleinen müssen ihm, nachdem er sie schimpft, oft auch leichte Schläge bekommen haben, das „Vater unser“, ein anderes Gebet, Sprüchlein, Gedichte, Antworten aus dem Katechismus vorsagen.

Im Advent kleiden sich die Mädchen u. Frauen dunkel od. schwarz. In vielen Familien wird jeden Abend ein Rosenkranz gebetet.

Gebet In vielen Familien wird jeden Abend ein Rosenkranz gebetet; (im Advent)

An Weihnachten wird nur in wenigen Familien ein Christbaum hergestellt u. die Kinder erhalten in diesem Falle nur die Süßigkeiten, Äpfel u. Nüsse die daran hängen aber keine weitere Bescherung. Der Christbaum (der nur in wenigen Familien zu finden ist) wird von den größeren Kindern meist selbst aufgebunden. Daher ist der Kinderglaube an das Christkind nicht so tief gewurzelt wie an den Nikolaus.

An Sylfester ist das Neujahrschießen Sitte.

An Sylfester Mitternachts 12 Uhr steht der Verehrer vor dem Kammerfenster seiner Liebsten u. feuert an demselben hinauf. Die Angebetete ladet ihn dann ein, in die Wohnstube zu kommen, wo er dann mit Schnaps, Likör u. Früchtebrot (Bimzelten) bewirtet wird.

13.1.3.7 Feierabend, Gebet

Beschäftigung an den Winterabenden (d. männl. Personen) An den Winterabenden, nachdem die Zeitung gelesen ist, legt sich der Bauer u. der Knecht od. ein Sohn aufs Kanapee; (es sind fast in jeder Stube zwei vorhanden) oder die männlichen Erwachsenen spielen Karten. Oft auch schnitzen die Burschen (Kerbschnitzerei, BilderrahmenJ)] od. fertigen Laubsägearbeiten.

Beschäftigung an den Winterabenden (d. weibl. Personen) Die Bäuerin, die weibl. Dienstboten u. die Töchter spinnen, nähen, stricken, sticken od. häkeln.

13.1.3.8 Haus- und Stallarbeit

Das Zubettgehen fällt im Winter zwischen die 8. u. 9., im Sommer zwischen die 9. u 10. Stunde.

Aufstehen. Im Winter zwischen 5 u. 6h im Sommer zwischen 1/2 4h u. 1/2 5 Uhr.

13.1.3.9 Ernte, Alltagsleben

Die Hirten binden am Kirchweihsamstag jenen Kühen, die sich einfangen lassen, Kränze um die Stirne u. Hörner. Dafür erhält er vom Bauern 30 Pfg. – 1 M.

Der Kummetschmuck der Pferde war Messing. Das schönere Handpferd hatte am Kummet auch eine Dachshaut mit rotem Tuch.

Das Wintergetreide gedeihe am besten, wenn es in der Quatemberwoche (Herbst) gesät werde.

Das Sommergetreide gedeihe am besten, wenn es im Frühjahrsquatember, wenn es die Witterung zuläßt, gesäht wird.

Das Dreschen mit Flegeln begann früher um Martini u. endete gegen Neujahr od. Lichtmeß.

“Scherz beim Dreschen: Wer den letzten Schlag mit dem Flegel machte, erhielt die „Sau”“; eine Nachbildung aus Stroh. Diese mußte er in eine Tenne werfen, in welcher noch gedroschen wurde. Sein Kommen wurde jedoch schon dort vorher heimlich angesagt. Damit nun das Einfangen des „Saubringers”“ leichter gelinge wurde nach dem „Ansagen der Sau“” eine kräftige Wache aufgestellt, welche auch scJmell springen konnte. Er wartete daher mit dem Hineinwerfen der „Sau“”, bis die Drescher ganz hinten in der Tenne waren, denn wurde er erwischt, so wurde er vollständig mit Ruß u. Fett angestrichen, in der Tenne an einem Seil unter den Armen aufgezogen u. dann setzte es von den Dreschern, die unter ihm weiter droschen, mit den Flegel manchen unliebsamen Puffer ab. Die „Sau“” konnte gegen angemessene Entschädigung (Zigarren, Bier od. Geld) auch ein anderer von den Dreschern übernehmen, der glaubte, er komme bei der üblichen Prozedur heil davon. “

Die Überreste auf den Getreideäckern gehörten früher den Armen (Ährenlesen) heutzutage sammeln diese nicht mehr.

13.1.3.10 Handwerk

Handwerker: Schuster, Schmied, Wagner, Bäcker, Schreiner, Maurer, u. Müller sind die Handwerker in unserer Gemeinde.

Die Störarbeit dauert täglich von Morgens 6 Uhr bis abends 8 Uhr. Der Schuster arbeitet auch im Hause der Kunden sog. Störarbeit. Am letzten Tag erhält er außer dem Lohn auch einen halben Laib Brot mit nach Hause. Bei Kauf u. Verkauf gilt der Handschlag; dann folgt noch das Drauf= od. Handgeld

13.1.3.11 Handwerkszeug, Dienstboten, Bräuche bei Kauf und Verkauf

Die Flurgrenzen sind mit den vorgeschriebenen Markierungen bezeichnet. Der Marktverkehr geht hauptsächlich nach Mkt Oberdorf für das Rindvieh aber nach Reutte in Tirol, für Pferde nach Nesselwang, Unterthingau u. Rotenbuch, für Ochsen nach Schongau Weilheim Landsberg u. Kaufbeuren.

13.1.3.12 Dienstboten

An Lichtmeß wechselt das Gesinde.

„Schlingeln“ Nach dem Eintritt bei der neuen Dienstherrschaft erhält der Dienstbote noch acht Tage Urlaub, der mit dem Namen „Schlingeln“ bezeichnet wird.

Die Dienstboten werden an Jakobi od. einige Tage später gedingt. Dingen der Dienstboten: Will der Bauer einen Dienstboten, der schon bei ihm im Dienste stand, wieder auf ein Jahr weiter dingen, so fragt er denselben zu

Dingen der Dienstboten: Will der Bauer einen Dienstboten, der schon bei ihm im Dienste stand, wieder auf ein Jahr weiter dingen, so fragt er denselben zu Jakobi, ob er wieder bleiben wolle. Fragt der Bauer nicht, so weiß der Dienstbote, daß seines Bleibens nicht mehr sei.

Beim Dingen erhalten die Dienstboten das Haftgeld.

13.1.3.13 Ausdingrecht

Pfründehaus. Heiratet das älteste Kind so kommen die Eltern u. Geschwister in ein eigenes Haus, in das Pfründehaus (wenn eines vorhanden ist.) „Winkel“ Das Austragstübchen der Eltern u. Geschwister wird hier „Winkel“ genannt.

Anrecht auf Verbleiben im Hause: Die Geschwister haben mit den Eltern das Anrecht zum Verbleiben im Hause, im sog. Austragstübchen, hier „Winkel“ genannt, wenn nicht ein eigenes Haus, Pfründehaus geheißen, für sie vorhanden ist od. sie von diesem Anrecht losgekauft werden.

13.1.3.14 Kleidung und Tracht

Die Trauerkleider sind schwarz, Hut mit langem schwarzen Rückenschleier.

Bei Halbtrauer trägt man dunkle Kleider.

Schmuck: Männer wie Frauen tragen schwere, silberne lange Ketten. (Letztere auch Mieder mit Schnürketten.)

Kleidung Die Frauen trugen früher an Sonn= u. Festtagen weite, glatte Rökke, vielfach aus Seide u. darüber eine anders farbige, große Schürze mit langen Bändern. Diese Jacke (Bluse) hatte nach der Mode bald weite, bald enge Ärmel. Um den Hals trug man schwerseidene Tücher mit Gold= Silber od. Perlenspitzen. Die Kopfbedeckung war ein Tuch od. auch eine Spitzenhaube. Die Frauen trugen auch Mieder mit Schnürketten. Ähnlich wie die Frauen waren die Mädchen bekleidet. Fußbekleidung war: weiße Strümpfe, Halbschuhe, bei trockenem Wetter vielfach Pantoffel. Jetzt kleidet sich das weibl. Geschlecht ganz nach der herrschenden Mode. Frauen u. Mädchen haben ein eigenes Kleid für die Sonn= u. Festtage zum Vörmittags= u. Nachmittagsgottesdienste, sowie zum Heimgarten. Auch gehört jedesmal ein anderer Hut in die Kirche.

Kleidung: Früher trugen die Männer vielfach lange Stiefel, Westen, u. kurzen Spenser aus Sammt mit silbernen Knöpfen u. einen runden, hohen od. niederen, langhaarigen, glänzenden Hut. Auch Schildkappen aus Seide od. Tuch wurden besonders an Werktagen u. an den Nachmittagen von Sonn= u. Feiertagen getragen. Jetzt a la mode.

13.1.3.15 Nahrung

Nahrung: An gewöhnlichen Sonn- u. Festtagen wird seit jeher durchwegs am einfachsten gekocht nach dem Spruch, „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“

Kirchweihschmaus Fleisch mittags, Braten abends. Nahrung: Fleisch gab u. gibt es auch jetzt nur an den Hauptfesttagen: Weihnachten, Ostern u. Pfingsten, sowie am Patrozinium (12 Mai) u. am Skapulierbruderschaftsfeste (16. Juli.)

Hauptnahrung sind seit den ältesten Zeiten Mehlspeisen, Milch u. Kartoffel mit Kraut

„Frühstück“ morgens zwischen 6 u. 7h

Brotessen (Vesperbrot) vormittags zwischen 10 u. 11 h; nachmittags zwischen 5 und 7 h.

Das Mittagessen wird zwischen 12 u. 1 h eingenommen.

Abendessen zwischen 7 u. 8h.

Tischgebet Der Knecht fängt das Tischgebet vor u. nach dem Essen an.

Beim Essen: Die Magd muß den Tisch decken u. sämtliche Speisen auftragen.

Beim Essen: Der Knecht beginnt mit dem Essen zuerst; alles benötigte Brot schneidet er vor, auch dem Bauern u. der Bäurin.

Abendessen: Jeden Abend an den Werktagen gibt es als Spezialität eine sog. Brösel=(Riebel)suppe in Wasser od. Milch gekocht u. aufgeschmalzen.

Beim Essen: Die männlichen Dienstboten stecken nach der Mahlzeit zum Aufheben ihre Löffel zwischen Tischplatte u. Zarge.

Irdene u. porzellanene Teller u. Schüsseln waren fast immer bunt verziert u. mit Reimen od. Sprüchen versehen.

Nahrung: Besser gekocht wurde von jeher wenn der Schuhmacher, die Näherin oder ein anderer Handwerker im Hause arbeitete. Es gibt dann meistens rin oder ein anderer Handwerker im Hause arbeitete. Es gibt dann meistens Kücheln.

Beim Zutrinken heißt es: „Hast’s g’seha! Dau trink (sauf)!“

13.1.3.16 Volksglaube und Sagen

Bei zunehmendem Mond soll man die Haare u. die Hühneraugen schneiden.

“Sage Nach der Sage soll in dem Torfmoore zwischen Sulzschneid u. Sigrasbold ein Pudel, der sog. „Moospudel”“ hausen, der sich besonders Furchtsamen, welche nachts auf der Straße zwischen den genannten Orten wandeln, zeigt u. dieselben durch seine fürchterlich leuchtenden Augen bannen soll.“

Der Mist soll bei abnehmendem Monde auf die Felder gebreitet werden, dann wachse er in den Boden, während er bei aufnehmendem Monde auf dem Grase liegen bleibe.

Waidmannsunglück = glück Begegnet dem Jäger zuerst ein altes Weib, so ist es mit dem Waidmannsglück vorbei; begrüßt ihn zuerst eine schöne Holde, so ist die gesuchte Beute sicher.

Unglück kommt, wenn schwarze Schnecken über den Weg kriechen. Glaube u Sage: Hexen: Hexen können allerlei Unheil anrichten: Das Geld aus dem Beutel u. die Milch aus dem Stall in ihr Haus zaubern, Krankheiten von einem Menschen auf den andern übertragen; machen, daß man diese oder jene Person heiraten müsse.

Will man ein Übel verwünschen so sagt man: „Wenn dös (dieses) no (nur) dr (der) Guggar (Kuckuck) hätt!“

Wer sich bei abnehmendem Monde die Haare schneiden läßt, bekommt dünne Haare u. bald eine Glatze.

13.1.3.17 Volksmedizin

Krankheiten: Ein gewöhnliches Unwohlsein z.B. Katarrh, Mattigkeit, Kopfweh wird mit dem Namen „Nitte“ auch „G’schnudr“ bezeichnet.

Tiernamen: Der Hund heißt Boßl, die Katze Mull.

13.1.3.18 Flachs

Beim Hecheln, Rösten od. Brechen des Flachses werden die Vorübergehenden um ein Trinkgeld angehalten mit den Worten: ,,s’ Flächsle reiben!“ Tanz In den Spinnstuben wird gegen Schluß, nachdem sich die Burschen eingestellt haben, meistens getanzt.

13.1.3.19 Spinnen, Spinnstuben, Wohnungen, Hausgeräte, Höfe, Beleuchtung

Spinnstuben finden im Winter an den Nachmittagen statt, besonders zur Fastnachtzeit. Die meisten Teilnehmerinnen aber spinnen nicht, sondern stricken od. häkeln. Der Hauptzweck der Zusammenkunft gilt aber dem edlen „Kaffee“, wozu eigens Kuchen gebacken wurde. Auch dem Gerstensafte wird etwas zugesprochen u. gegen den Schluß wird meistens getanzt, nachdem sich die Nachbarsburschen eingestellt haben.

Gesponnen wurde mit Spindel, Spinn= u. Doppelspinnrad.

Die Möbel waren meistens bläulich gestrichen u. mit roten Blumen bemalt. An Kästen u. Truhen durften die Anfangsbuchstaben des Namens der Besitzer, sowie die Jahreszahl der Fertigung nicht fehlen. Viele derselben waren auch mit prächtigen Schnitzereien u. schweren künstlichen Beschlägen ausgestattet.

Im Schlafzimmer der Eheleute traf man die „zweischläfrige Himmelbettstatt“ vielfach mit Gardinen.

Unter den langen Wandbänken war in halber Höhe ein Brett angebracht, worauf die blank geputzten Sonntagsschuhe standen.

Ein Teil einer Bank war unter dem Sitzbrett kastenartig verschlagen u. hatte statt der Türe ein Schubbrett. Das war der sog. Rumpelkasten, welcher alles Mögliche aufnehmen mußte, damit die Stube schnell aufgeräumt war; auch ein beliebter Zufluchtsort beim „Versteckspiel[“] der Kinder oder bei der Niederkunft der „Miezi“ od. des „Minor“.

Um den Ofen an der Zimmerdecke hingen 3 lange Stangen (Ofenstangen) zum Trocknen der Kleider u. Wäsche.

Öfen: In den Wohnstuben fielen früher besonders die mächtigen, gemauerten, weiß getünchten Öfen auf. Ein Ofen= u. Bratrohr hatten dieselben in den wenigsten Fällen.

In der Küche war ein offener Herd, darauf der „Dreifuß“.

13.1.3.20 Wetterregeln und Bauernregeln

Wetterregeln: Regnet es am Vitustag ein gutes Jahr man hoffen mag.

Wetterregel „Mathäus bricht’s Eis, hat er kein’s, so macht er eins.“

Wetterregel Gefriert’s an „40 Ritter“ so gefriert’s 40 Tage lang.

Wetterregel Ist der erste Dienstag im Monat schön, so ist es der ganze Monat od. das Gegenteil.

Wetterregel: Regnet es an „Maria Heimsuchung“ so regnet es 40 Tage lang.

Wetterregel Hat der Auerberg einen Hut, tuts Wetter kein gut.

Wetterregel: Wenn am Morgen die Hennen krähen, tritt schlechtes Wetter ein.

Wetterregel: Wenn es an Lichtmeß weich wird (der Schnee geht) so sagt man, die Mägde müssen beim Wandern arg weinen. Ist große Kälte, so heißt es, sie seien hartherzige „Luder“.

Wetterregel: Regenwetter tritt ein wenn „schwarze Schnecken“ über den Weg kriechen.

Wetterregel: Wenn die Kröten vor dem [Wort fehlt] kriechen, so tritt sicher schlechtes Wetter ein.

Wetterregel: „Hat der Mond einen Hof, so geht nach drei Tagen s’Trof“. (Regentraufe).

Wetterregel: Schön’ Wetter od. Kälte bei wachsendem Monde hält an, bei abnehmendem ändert es sich schnell.

Bauernregel: Regnet es an Vitustag, ein gutes Jahr man hoffen mag. Lichtmeß. Aus folgenden Orten wird nur von der Weihe der Kerzen berichtet und zwar an Lichtmeß früh in der Kirche, zum Gebrauch der Kirche und der Geistlichen und für jedes Haus: [u.a. Sulzschneid].

Bauernregel: Wenns um Lichtmeß stürmt u. schneit, ist der Frühling nimmer weit.

Bauernregel: Kunigund macht warm von unt(en).

Bauernregel: Gertraud tut d’ Immen naus.

Bauernregel: Feuchter März ist der Bauern Schmerz.

Bauernregel: Im Februar muß die Lerch’ auf die Heid, sei’s ihr lieb od. leid. Bauernregel: Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee.

Bauernregel: Ist Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein.

Bauernregel: Nasser April ist des Bauern Will.

Bauernregel: Märzenwind, Aprilenregen verheißen im Mai großen Segen.

Bauernregel: Welcher Wind an Gregori weht (12. März) hat den Vorzug bis wieder Gregori (9. Mai)

Bauernregel: Gefrierts an den 40 Rittern (10. März) gefrierts noch 40 Tag.

Bauernregel: Märzengrün, Altweiberschön(heit) Aprilenbluh (blüte) tut selten gut.

Bauernregel: Ist an Jakobi das Wetter gut, gehen Müller u. Bäcker zum Wein.

Bauernregel: Regnet’s an Maria Heimsuchung, so regnet’s noch 40 Tage.

Bauernregel: An Barthelmä ist kein (koi) Apfel u. keine (koi) Birne (Biara) mehr (mea) zu grün (z’grea)

Bauernregel: Ist Aegidi ein schöner Tag, ich dir einen schönen Herbst ansag.

Bauernregel: Simon u. Jaud (Judas) hängt den Schnee an d’Staud.

Bauernregel: An Maria Geburt ziehen die Schwaben u. Studenten furt (fort).

Bauernregel: St. Gail bleibt d’Kuh im Stall.

Bauernregel: Andreasschnee tut dem Samen weh.

Bauernregel: Martin (St) muß noch Heu für sein(en) Schimmel haben.

Bauernregel: Dezember kalt mit Schnee, gibt Korn auf jeder Höh!

Bauernregel Weihnachten im Schnee, Ostern im Schnee [Klee?], (u. umgekehrt)

Bauernkalender: Wenn an Fronleichnam das Gras, welches auf die Straßen gestreut wird, durch welche die Prozession zieht, dürr wird, so tritt zur Heuernte gutes Wetter ein, wenn nicht, so kann der Bauer zu dieser Zeit nicht ruhig zu Mittag essen, weil täglich ein Gewitter sich einstellen wird.

Bauernkalender: Um voraus zu bestimmen, welche Monate des kommenden Jahres naß oder trocken sein werden, wird eine Zwiebel halbiert u. zwölf Schalen derselben werden nach der Reihenfolge der Monate auf den Tisch gelegt. Jede Schale wird mit Salz gefüllt. Ist dann z. B. in der 4. Schale das Salz recht feucht, so ist der April naß; ist es in der 7. Schale trocken, so ist der Juli trocken u.s.w. Das Experiment muß nachts 12 Uhr gemacht werden, während es zur Christmette läutet.

13.1.3.21 Gemeindeangelegenheiten

Die Armen mußten früher von Haus zu Haus umessen u. zwar je nach dem Besitze des betr. Bauern od. Söldners x – 2 Tg. od 1 Woche. Dafür mußte der Arme, wenn er arbeitsfähig war, während des Tages im Hause od. auf dem Felde mithelfen.

13.1.3.22 Spiele, Scherze, Sprechübungen

Sonntagsvergnügungen: früher: Heimgarten gehen, Kartenspiel um Bohnen, Singen – jetzt Wirtshausbesuch, Karten= Kegelspiel um Geld od. Bier, Zimmerstutzenschießen, Radtouren, Vereinsfeste.

Spiel der Erwachsenen: Kegelspiel um Bier od. Geld.

Spiel der Erwachsenen: Kartenspiel früher um Bohnen, jetzt um Geld od. Bier.

Schnellsprech-Übung d’Sulzschneid scheint d’Sonne.

Schnellsprech= Übung Hinter Hansa Herra Haus hau i hundert Hasa heara huasta.

Schnellsprech= Übung Welcher Metzger ka sei Metzgermesser besser wetza.

13.1.3.23 Namensgebung, Taufpaten

Gebildbrote: Am Sonntag in der Allerseelenoktav erhalten die Kinder von den Paten Semmel, die vom Bäcker eigens größer gebacken u. mit Zuckerwasser bestrichen werden

Am Sonntag in der Allerseelenoktav erhalten die Kinder von den Paten Semmel, die vom Bäcker eigens größer gebacken u. mit Zuckerwasser bestrichen wurden. Dafür sollen sie für die Verstorbenen, besonders der der Paten, in dieser Zeit fleißig beten.

13.1.3.24 Erbfolge

Vererbung des Hofes Den Hof erbt in der Regel der älteste Sohn od., wenn keiner da ist, die älteste Tochter, sofern das betreffende Kind denselben übernehmen will u. gegebenen Falls auch so viel Geld verheiratet, daß es auf demselben fortwirtschaften u Eltern u. Geschwistern den treffenden Teil dann herauszahlen kann.

13.2 Sagen aus Sulzschneid

1954 veröffentlichte Dr. Herman Endrös zusammen mit Dr. Alfred Weitnauer, dem damaligen Heimatpflerger von Schwaben, das Allgäuer Sagenbuch, das mittlerweile in der 9. Auflage vorliegt.310Es enthält 12 Sagen über Sulzschneid, die im folgenden wiedergegeben werden. Die Hälfte dieser Sagen sind bereits 1895 in der Sagensammlung von Dr. Karl Reiser311 enthalten, der im Zuge der Spätromantik auch eine Allgäuer Sagensammlung publiziert hatte, die zum damaligen Zeitpunkt völlig vergriffen war. Bei der stark erweiterten Neuausgabe verwendete Endrös sehr frühe sagenkundliche Aufzeichnungen des schwäbischen Volksschriftstellers und Domkapitulars Christoph von Schmid (Autor von “Ihr Kinderlein kommet”) aus dem Augsburger Ordinariatsarchiv. Dieser wollte ein Schwäbisches Volksbuch herausgeben. Viele der Notizen Christoph von Schmid´s stammen aus der Zeit, als dieser Kaplan in Seeg war und er selbst damit auf einem Außenposten Im Kampf des Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus gegen eine kirchliche Reform. Clemens Wenzeslaus wollte jegliche “Superstition und mißbräuchliche Mirakelgläubigkeit” im Sinne der Aufklärung bekämpfen.312 Ziel von Endrös und Weitnauer war es, den “gebleichten Gebeinen der Aufklärungsopfer” wieder Fleisch und Blut zu geben:

Wer die alten Geschichten heute wieder liest, wird freilich kaum mehr von jenem ehrfürchtigen Schauder berührt werden, den sie ehedem in den Bauernstuben des Allgäus verbreiteten; dennoch wird erspüren, daß sich wohl äußere Seinsformen wandeln, nicht aber der Mensch. Genau wie heute in den Philosophemen des Tages, so kämpfte einst, in der Volkssage zu primitiver dichterischer Gestalt gelangt, das ewige Gewissen mit der ewigen sittlichen Gefährdung, mag sich diese heute im Gewände einer allgemeinen Daseinsangst darbieten, oder mag sie damals als dämonische Anfechtung empfunden worden sein. Vergessen wir es nicht: die Volkssage ist die letzte Ausdrucksform des Fühlens einer ihrem eigenen Wesen lebenden Welt. Dieses Fühlen liebend bewahren zu helfen, kann einen nicht geringen Beitrag zur Rettung unserer Kultur bedeuten-, denn wir sollten uns an den Gedanken gewöhnen, „daß man eine Kultur nicht nur durch Waffen, sondern auch durch Liebe verteidigen kann’ (Gertrud von LeFort)313.

Eine kulturanthropologische Auswertung in Bezug auf das Dorf Sulzschneid, insbesonders auf die Beziehung der Märchentopographie314 zum “Wald”315 und zu den “Grenzen” der Gemarkung stehen noch aus.

Auf den ersten Blick auffallend ist, dass nahezu alle Sagen im Wald, d.h. an der Rodungsgrenze und zugleich an der Markgrenze von Sulzschneid, also im Grenzgebiet zum “Urwald”, einer Art Niemandsland, stattfinden. Die Notwendigkeit einer Abgrenzung zur Umgebung zeigt sich unter anderem daran, dass es bis vor ca. 15 Jahren einen künstlichen Erdwall auf dem Weg von Sulzschneid nach Buchach gab, um zu verhindern, dass Autos oder Radfahrer über die Gemeindegrenze gelangen konnten, obwohl der Weg vorhanden war. Auch heute noch gibt es kaum Rundwege im Sulzscheider Forst, die von Sulzschneid aus begangen werden können (von den großen Radwegen abgesehen).

011 A B R260 Bodenloser See am Auerberg
047 A Irrlichter werden erlöst
095 A B R348 Brückenpudel
110 R328 Feurige Sau an der Geltnach
159 A Wilde Männle wissen Rat
229 A Das Tirolerweible vom Kreuzbachmoos
237 A B R433 Holzende Waldgeister
246 Unheimlicher Jäger bei Sulzschneid
262 R264 Der feurige Lunkel
363 A Die Hexen im Sibillenmoos
391 A B R384 Schimmels Mang
477 B v.Schmid Der “Wilde Hund” von Sulzschneid und seine Entführung

A: vor 1800 (früheste Traditionsgruppe)
B: 1800-1850 (mittlere Tradtionsgruppe)
R: Sagensammlung Dr. Karl Reiser (mit Nummer der Sage)
mü: mündliche Überlieferung der letzten 20 Jahre

13.2.1 Bodenloser See am Auerberg

Verträumt und tannenumgrünt liegt an der Südseite des Auerberges der „Bodenlose See“. In schauriger Tiefe bewacht ein Ungeheuer einen unermeßlichen Schatz. Die Venedigermännlein, die durch ihre Erdspiegel um alle Schätze wußten, konnten ihn vorzeiten nicht heben; sie kamen in Streit und balgten sich am Seeufer aus Habsucht, Neid und hilflosem Zorn. Seitdem haben es immer wieder Menschenkinder versucht, den See zu ergründen. Doch das Unendliche läßt sich nicht mit endlichen Maßen bezwingen.

Das mußten auch zwei Jäger aus Sulzschneid erfahren. Sie hatten eigens im Unterland ein riesiges Seil winden lassen. Daran ließen sie von einem Kahn in der Mitte des Sees eine vierzigpfündige Bleikugel als Lot in die Tiefe. Je tiefer das Lot sank, desto schneller sauste die Winde, auf die das Seil gewickelt war. Aber das Lot faßte nicht Grund. Das Seil war aus. Mit einem jähen Ruck schlug der Kahn um und verschwand in einem unheimlich gurgelnden Strudel des sich hoch aufbäumenden Sees. Die beiden Burschen waren ins Wasser gefallen und nur mit Müh und Not erreichten sie das Ufer. Sie wußten: das Ungeheuer im Bodenlosen See hatte nach ihnen gefaßt.

Beim Wirt in Roßhaupten schwemmten sie hinterher ihren Schrekken hinunter und tranken sich soviel Mut an, daß sie behaupteten, sie hätten die Tiefe des Sees gemessen. Sie logen, daß sich die Balken bogen. Da wollten die Bauern die beiden Helden mit Gewalt zwingen, das Abenteuer in ihrem Beisein zu wiederholen. Aber so weit reichte der Mut doch nicht; die Jäger nahmen heimlich Reißaus.Noch lange später wurden die Sulzschneider im Auerberger Gebiet gefoppt: „Sulzschneiderle, da, miß unsern Seeal“, wobei man ihnen einen kurzen Bändel hinhielt zur Erinnerung an das zu kurze Lot.

13.2.2 Irrlichter werden erlöst

So wie die sprechenden Irrlichter aus dem Guggenmoos bei Haslach haben auch die Seelen aus den Geltnachmösern bei Steinbach und Stötten durch barherzige Beter schließlich ihre Ruhe gefunden und brauchen nicht mehr als Flämmlein im Sumpf zu irren. Da, wo südöstlich von Sulzschneid der Sibillenberg gegen Heggen abfällt, stand noch um 1800 eine Seelenkapelle mit einem Votivbild. Auf diesem sah man eine Prozession mit dem Allerheiligsten durch den dunklen Moosgrund gehen. Links und rechts aber leuchteten Hunderte von hellen Punkten, die irrlichtenden Seelen. Darunter stand zu lesen:

Gottsohn die armen Seelen bsuecht,
Viel Lichter hant den Weg gesumt.
Nu haltend still und wartend guet,
Daß Christ euch in den Himmel tuet.

13.2.3 Brückenpudel

Brückenpudel schrecken entweder müde Wanderer oder sie hocken eine Brückenlänge auf den durchfahrenden Wagen und machen ihn dabei so schwer, daß die Rosse die Last nimmer ziehen können, oder aber sie machen die Pferde scheu, daß diese nicht selten samt dem Fuhrwerk in die Tiefe stürzen. Die meisten Brückenpudel haben eine menschliche Stimme, was darauf schließen läßt, daß sie vor dem Menschen gewesen sind.Freilich muß man genau hinhören, um im Knurren des Geltnachpudels auf der Brücke zwischen Sulzschneid und Heggen die Auffoderung zu einem bestimmten Gebet zu verstehen. Einer, der diesen Weg jede Woche regelmäßig ging, hat immer gebetet, wie es der Pudel begehrte; nach ein paar Jahren aber blieb dieser plötzlich aus; er war also wohl durch das Gebet erlöst worden.

13.2.4 Feurige Sau an der Geltnach

Eine feurige Sau zeigte sich vordem im Ochsenstall bei Sulzschneid, am Sibillenberg oberhalb des mittleren Geltnachtais und im Waldteil Schmugge. In gewissen Nächten bellte sie dort wie zehn Hunde und ließ dabei immer einen Feuerstrahl aus ihrem Rüssel fahren, der zwar nicht zündete, aber einem das Augenlicht kosten konnte. Einer aus Heggen begegnete der feurigen Sau einmal im Geltnachmoos, und weil er sich gerade viel Schneid beim Wirt in Stötten angetrunken hatte, wollte er es gleich mit der Sau aufnehmen und schwang einen Mordsprügel gegen sie. Aber die Sau bellte bloß ein einzigesmal, und schon warf der Feuerstrahl den Mann in ein Wasserloch, wo er jämmerlich ertrunken wäre, hätte ihn nicht seine Frau im letzten Augenblick herausgezogen. Sie hat nachmals oft und feierlich vor allen Leuten bezeugt, daß die feurige Sau ihn hineingeworfen hatte.

13.2.5 Wilde Männle wissen Rat

Vielleicht weil sie nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Tirol eingewandert sind, nennt man die Sulzschneider heutzutage noch „Trolar“. Als solche hatten die Sulzschneider allerlei Beziehungen zum Hochgebirg und natürlich auch zu den Wilden Männle. Diesem Umstand schrieb man es zu, daß die „Trolar” bis ins 18. Jahrhundert fast immer von Viehseuchen verschont blieben. Sogar gegen die Pest hatten sich die Sulzschneider Rat bei einem Wilden Männle geholt. Als der erste Einwohner Schwären bekam, riet ein Männlein, man solle nur die Beulen von einem Hund ablecken lassen. Der sollte dann getötet, verbrannt und die Asche in einem eisernen Hafen eingeschmiedet werden. Die Trolar folgten, und es gab damals keinen einzigen Pesttoten in ganz Sulzschneid.

13.2.6 Das Tirolerweible vom Kreuzbachmoos

Nachdem die Sulzschneider schon als „Tiroler“ geneckt werden, nimmt es nicht wunder, daß südlich von Sulzschneid eine Sagengestalt in Tirolertracht, ein Weible mit einem riesigen Federhut anzutreffen ist, das „Tirolerweible“. Es trägt einen großen Korb auf dem Rücken, in den es allerlei Kräuter, insbesondere aber Enzian samt den Wurzeln sammelt. Oft schon hat es späte W anderer in die Irre geführt, nachdem es ihnen zuerst schön getan und sich hilfreich aufgespielt hatte. Einer von Lengenwang fand gleich drei Tage nimmer aus dem Moos heraus. Natürlich hatte der eine Schandwut auf das Tirolerweible und ließ nicht nach, bis er’s mit List und Tücke erwischte. Das Tirolerweible aber wurde derart wild, daß er’s gern wieder laufen ließ. Es hat den Lengenwanger so zerkratzt und gebissen, daß dieser, weil die Wunden nie mehr heilten, sein Lebtag wie ein Geschundener herumlief. Vom Tirolerweible hat man seitdem nichts mehr gehört.

13.2.7 Holzende Waldgeister

In zahlreichen Gegenden des Allgäus erzählen sich die Leute gruselige Geschichten von Waldgeistern, die da und dort nächtlicherweile Holzarbeit verrichten. Im Ochsenstall, einem Waldstück östlich Sulzschneid geht es in den Nächten vor hohen Feiertagen laut zu. Man könnte glauben, ein ganzes Regiment Holzfäller sei am Werk, und mancher Bauer der umliegenden Ortschaften ist schon mit Dreschflegel oder Flinte samt seinen Knechten hinausgezogen, um die Übeltäter zu erwischen. In dem Augenblick aber, da sie den Wald betraten, war stets mit einem Mal vollkommene Stille. Kein Spreißlein war zu sehen, kein frischer Span zu finden, nicht ein einziger Baumstumpf oder auch nur ein Ast, durch den eine Säge gegangen wäre.

13.2.8 Unheimlicher Jäger bei Sulzschneid

Im Bannholz nordöstlich Sulzschneid sollte sich nach dem Gebetläuten niemand mehr zu schaffen machen. Das Holz hat früher einem Sulzschneider gehört, der es aber aufgegeben hat; denn fast immer, wenn er in seinem Waldstück arbeitete, wurde er von einem Jäger erschreckt, der wie aus dem Boden geschossen vor ihm stand und in einer fremden Sprache zu reden anfing. Einmal hielt ihm der Bauer einen geweihten Rosenkranz hin, da liefen dem Jäger die Schweißbäche nur so herunter: er fing an, am ganzen Leibe zu zittern und verschwand. Aber bald darauf kam er aufs neue, und weil des Bauern Föhl dabei fast zu Tode erschrak, gab dieser das Waldstück ab. Später hat man von der Erscheinung nichts mehr gehört.

13.2.9 Der feurige Lunkel

Dem Rötenbach, der von Sulzschneid nach Stötten hinunterfließt, entstieg bisweilen kurz vor seiner Einmündung in die Geltnach eine riesengroße feurige Mannsgestalt, „der fuirige Lunkel“. Der soll zuvor ein schlimmer Mordbrenner gewesen sein, der in der Gegend früher entsetzlich gehaust hat, aber dabei sein Leben lang ungerichtet geblieben ist. Das schlechte Gewissen habe ihn zuletzt zum Selbstmord getrieben. An einem Georgitag in aller Frühe, als noch bei Dunkelheit viele Menschen zum „Fest” dem Auerberg zuströmten, hat man ihn zum letzten Male gesehen. Ein Geltnachgumpen, nahe der Stelle, wo der Geist einst auftauchte, heißt der „Lunkelesgumpen“.

13.2.10 Die Hexen im Sibillenmoos

Die Moore, besonders die Hochmoore mit ihrer eigenartigen Pflanzenwelt, sind im Allgäu fast durchweg Hexenplätze. Im Walde östlich von Sulzschneid liegt ein zauberhaft schönes Hochmoor versteckt, das Kesselmoos oder Sibillenmoos. Wer diesen weltfremden Ort einmal im fahlen Licht des Mondes gesehen hat, glaubt es gerne, daß er in der Gegend um Heggen, Sulzschneid und Auerberg der berühmteste Hexenplatz ist. Allnächtlich, mit Ausnahme der Christnacht und der Osternacht, ist das Sibillenmoos von Hexen bevölkert, die zum Teil von weither kommen, „wenn wo anders nichts los ist.“ Wehe dem nächtlichen Wanderer, der in die Nähe dieses unheimlichen Versammlungsortes gerät! Eh er sidis versieht, hat ihn eine schwarze Sau auf den Buckel genommen und trägt ihn in den Hexenkreis. Da kratzen, beißen und zwicken ihn dann die Hexen so lange, bis er mitmacht und damit dem Bösen verfällt. Bleibt er jedoch standhaft, dann wird er bis zum Aveläuten gefoltert. Zum Schluß hebt ihn die wildeste aller Hexen im Flug in die Lüfte, um ihn beim ersten Glockenschlag fallen zu lassen. Wie durch einen geheimen Zauber aber werden die Willfährigen immer wieder zu diesem Platz gezogen, bis sie zum Schluß dem Bösen ganz und gar verfallen sind.

13.2.11 Schimmels Mang (Herkules vom Allgäu)

Als man zu Sulzschneid die alte Kirche abbrechen wollte, um Platz für eine neue zu haben, da bot der Mang seine Hilfe an. Aber anstatt nun brav Stein um Stein des alten Gemäuers abzutragen, machte er kurzen Prozeß, stellte sich mitten ins Kirchenschiff und hub an, mit seinen langen Armen die beiden Kirchenwände so zu schütteln, daß die ganze Kirche einfiel und in Staub sank. Die Steine waren nicht mehr zu brauchen.

13.2.12 Der “Wilde Hund” von Sulzschneid und seine Entführung

Wenn man von Sulzschneid in Richtung Balteratsried wandert, liegt rechterhand, etwas tiefer als die Straße, von Wald und Wiesen umgürtet, ein kleiner Moorsee. Darin liegt seit langer Zeit eine Glocke versenkt.Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll der nahezu ausgestorbene Ort Sulzschneid von Leuten aus dem Tirol aufs neue besiedelt worden sein. Diese Tiroler sollen aus ihrer Heimat, damit sie kein Heimweh be­kämen, eine Kirchenglocke mitgebracht haben. Nun habe aber diese Glocke überaus jämmerlich gescheppert und geklappert. Als man nun nach dem Krieg allenthalben wieder zu Wohlstand kam, suchten sich die Ortschaften ringsum gegenseitig durch besonders schöne Glocken zu übertreffen. Wenn aber dann in das vielstimmige sonntägliche Gotteslob der neuen Kirchenglocken vom Auerberg bis nach Seeg der „wilde Hund“ von Sulzschneid recht mißtönig hineinbellte, dann war das recht übel anzuhören. Deswegen legten die Nachbarorte den Sulzschneidern nahe, sie sollten sich doch auch ein neues Geläut anschaffen. Aber die Sparsamkeit und Pietät der „Trolar“ ließen das nicht zu.Eines Sonntagmorgens nun kam der Sulzschneider Mesner bleich und erschrocken die Turmstiege herab mit dem Vermelden, es hänge keine Glocke mehr auf dem Turm. Was war geschehen? Die Oberdörfer, die Lengenwanger und die Auerbergler hatten sich heimlich zusammengetan, hatten den Sulzschneidern die mißtönende Glocke nächtlicherweise entführt und im nahen Weiher versenkt, wo er am tiefsten war. Natürlich kam zum Schaden auch noch der Spott: Während des ganzen 18. Jahrhunderts hießen die Sulzschneider nicht anders als die “Bimmeltrollar” oder auch die “Glockatroller”. Der Wahrheit und den Sulzschneidern zu Ehren muß allerdings gesagt werden, daß man sich zuletzt nicht lumpen ließ und ein besonders schönes Geläut für den Sulzschneider Turm anschaffte, das sich nun wirklich hören lassen konnte.

13.2.13 Die seltsame Kutsche (Reiser No. 33,316)

Eine Viertelstunde östlich von Sulzschneid liegt ein Wald, den man Ochsenstall heißt. Hier war es früher nie ganz geheuer; man hörte oft, wenn es auch windstill war, nächtlich ein lautes “Braschlen und Tosen”, und die Fuhrleute hatten oft Anstände, daß ihnen die Roß nicht mehr weiter Wollten und “sich fürchteten”.

Einmal sahen einige Sulzschneider am hellichten Tage ein fremdartiges Gefährte, eine Schöße, bespannt mit vier Rappen, daherfahren. Die Buben sprangen ihr nach, um hinten auf das Sitzbrett zu sitzen. Auf einmal bog aber das sonderbare Gefährte vom Wege ab und fuhr schnurstracks in den Wald hinein. Nun ließen die Jungen freilich von ihrem Vorhaben ab und sprangen davon; denn es war kein Zweifel mehr, daß “dies kein natürliched Fuhrwerk war”. (Sulzschneid)

13.2.14 Geist sitzt einem Fuhrwerk auf (Reiser No. 411,317)

In der “Hölle”, einer Waldung oberhalb Kohlhunden, durch welche die Straße von Oberdorf nach Sulzschneid führt, war es ehedem nicht geheuer. Als vor etwa neunzig Jahren einmal ein Bauer von Sulzschneid des Nachts hier durch fuhr, bemerkte er, daß plötzliche jemand hinten auf den Wagen aufgesessen sei. Als er umsah, erblickte er zu seinem Entsetzen einen Mann ohne Kopf.

Noch vor ein paar Jahrzehnten kam es vor, daß hier einem Sulzschneider, der nachts den Weg fuhr, auf einmal die Rosse zum Schwitzen anfangen und den leeren Wagen nicht mehr verzogen. (Nach L. Fischer)

13.2.15 Kleintirol (Reiser No. 583,318)

Von Sulzschneid geht die Sage, es sei einst im Schwedenkrieg und zur Pestziet gänzlich oder nach anderen doch fast ganz ausgestorben. Da seien hernach Leute aus Tirol eingewandert und hätten den menschenleeren Ort wieder bevölkert, weshalb man noch heutigentags im Scherz Sulzschneid “Kleintirol” nennt.

An die Schweden aber soll noch ein Bildtöckle oder kleines Kapellchen erinnern, das bei dem äußersten Hause gegen Lengenwang steht. Auf dem Platze soll nämlich der damalige Besitzer des Hauses, ein erstarkter Mann, sieben Schweden erschlagen und sich dann in das Haus geflüchtet haben. Zum Andenken an den Vorfall sei hernach das Bildstöckle errichtet worden. (Oberdorf b.B., Hopferau, Bernbach, Stötten und z.T. nach L. Fischer)

13.3 Die Erste Monographie über Sulzschneid aus dem Jahre 1829

13.3.1 Historischer Kontext der Entstehung

Am 30. Juni 1827 hat König Ludwig I. ein die Behörden beauftragt, vollständige Berichte über die in ihrem Kreise “vorfindlichen historischen und artistischen Gegenstände” vorzulegen.319 Die Beamten waren allerdings nicht gewillt, diesem Ausschreiben zu folgen, es wurde nur 1 Bericht (aus Buchloe) eingesandt. Da dieses Projekt bei Ludwig jedoch hohe Priorität besaß, versuchte er einen erneuten Anlauf, indem er sein Ansinnen im Intelligenzblatt des königlich bayerischen Oberdonaukreises eineinhalb Jahre später erneut ankündigte und mit einer mehrseitigen Begründung versah.320 Die ausführliche Begründung ist in kunsttheoretischer Hinsicht interessant, da sie einen Einblick in Art und Funktion von Historie und Kunstgegenständen bei Ludwig I. erlaubt. Dies genauer auszuwerten, wäre sicherlich auch für die Analyse von Lechners Monographie lohnenswert.

Isidor Lechner, der zu dieser Zeit Pfarrer in Sulzschneid war, erstellte aufgrund dieses Aufrufes eine erste und bereits sehr detaillierte Monographie über Sulzschneid und sandte diese bereits wenige Monate später, am 13. April 1829 direkt an das Präsidium der Regierung des Oberdonaukreises.321 Im Anhang ist das Anschreiben von Pfarrer Lechner transkribiert.

Vergleicht man den Aufruf von 1828 mit dem Anschreiben, wird auch verständlich, warum Pfarrer Lechner einige Münzen der Einsendung beilegte.

1830 gründete Ludwig I. in allen 8 Kreisen des Königreichs Bayern historische Vereine,322 um die regionale Geschichte und Kulur jedes Kreises wieder zu beleben, nachdem zuvor, vor allem durch Montgelas, versucht worden war, einen sehr zentralistischen Staat zu etablieren.

13.3.2 Bekanntmachung der kgl. Regierung des Oberdonaukreises von 1828323

Königlich Bayerisches Intelligenz-Blatt für den Ober-Donau-Kreis

Augsburg 1828

4 Bavar. 3035-1828 urn:nbn:de:bvb:1Z-bsb10345491-7

Bekanntmachung

An sämtliche Polizey-Behörden, unmittelbar untergeordnete Magistrate, Physikate- und Distrikts-Schul-Inspektionen des Oberdonau-Kreises.

(Die Erhaltung and Aufzeichnung der in dem Königreiche zerstreuten architektonischen- plastischen, und sonstigen Denkmale der Vorzeit betreffend)

Im Namen Sr. Maiestät des Königs.

Die unterfertigte k. Regierung hat bereits bei mehrfachen Anlässen, namentlich bei Gelegenheit des Ausschreibens vom 30. Juny 1827 Nr. 17.600,die Aufmerksamkeit der Behörden auf die in dem Kreise vorfindlichen historischen und artistischen Gegenstände geleitet, und die Vorlage vollständiger Berichte angeordnet.

Bis zu dieser Stunde lief jedoch nur ein einziges Exhibit dieses Betreffs, und zwar eine Anzeige des k. Landgerichts Buchloe ein.

Die unterzeichnete k. Regierung glaubt die Veranlassung dieser Nicht-Entsprechung bloß in einem irrigen Aufgreifen der Ausschreibung vom 30. Juny 1827, und in dem Umstande suchen zu müssen, daß jener Befehl nur zu sehr mangelhafter Publicität gelangte.

Sie erneuert daher die frühern Aufträge, und wählt hiezu den Weg des Kreis-Intelligenz-Blattes, damit nebst den königlichen Administrativ- und Bau-Behörden auch der gesamte Clerus, die Gesamtheit der Communal-Beamten jeder Cathegorie, und überhaupt jeder für National-Ruhm und National-Interessen empfängliche Bewohner des Kreises — unterrichtet von den höhern Tendenzen der Verfügung, — an dem wahrhaft patriotischen Beginnen Antheil zu nehmen Vermöge.

Die erklärte Absicht Seiner Majestät des Königs ist, die Behelfe der vaterländischen Geschichte, insbesondere die Belege der vaterländischen Kunst-Geschichte zu Lichte gefördert, den artistischen Reichthum der Monarchie in Evidenz gestellt, jedem Orte die Ueberlieferungen seiner Vorältern, und die künstlerischen sowohl als sonstigen Urkunden seiner Vergangenheit bewährt, und alle jene Objekte vor Beschädigung oder Untergange gesichert zu wissen, welche in irgend einer historischen oder artistischen Beziehung eine Art von Werth, sey es für Kunst und Wissenschaft und deren Geschichte überhaupt, sey es für das Königreich insbesondere, oder für die Lokalität einzelner Distrikte und Orte behaupten.

Gegenstände der Erforschung und Aufzeichnung sind daher:

I.) alle aus der Anwesenheit der Römer, und aus den ältesten Zeiten der germanischen Völker stammenden Strassen-Ueberreste, Gebäude, Statuen, Denksteine, Münzen, Geräthschaften und Fragmente jeder Art, mit genauer Angabe der Zeit, der Art, und des Ortes ihrer Auffindung, — der an solche Gegenstände etwa geknüpften Volks-Sagen – und der über ihre frühere Schicksale etwa vorhandenen Notizen, dann wo möglich mit einer einfachen Abzeichnung, oder doch mit Hinweisung auf die darüber erschienenen gedruckten Beschreibungen.

Il) Eben so alle vorhandenen bestimmt oder wahrscheinlich als antike Gräber zu betrachtenden Hügel mit gleichmäßigen Zeichnungen, oder Hinweisungen auf gedruckte Beschreibungen.

III.) Alle in der christlich Vormittelalterlichen und mittelalterl. Zeit, und überhaupt vor dem Jahre 1600 entstandenen noch existirenden Kirchen, öffentlichen oder merkwürdigen Privat-Gebäude, Denksteine, Inschriften, Gemälde, Schnitzwerke, Altäre, Grabsteine, Waffen, Geräthschaften, mit genauer Angabe der Zeit und der Art ihrer Entstehnng, der an diese Gegenstände etwa geknüpfte Volks-Sagen, und der sie betroffenen Schicksale, dann wo möglich mit einfachen Abzeichnungen, oder doch mit Hinweisung auf die darüber erschienenen gedruckten Beschreibungen.

IV.) Alle alte Handschriften, insbesondere alle in den städtischen Archiven in öffentlichen oder Privat-Bibliotheken etwa vorfindlichen ältern Urbarien, Saalbücher, Orts-Verzeichnisse, Bürger-Register, Malerbücher, und alle sonstige Notizen über Künstler, Gelehrte, oder sonst merkwürdige Männer des Vaterlandes.

V.) Endlich alle durch ihren Kunstwerth, oder durch ihre historische Beziehung denkwürdigen öffentlichen Denkmale und Kunst-Produkte neuerer Zeit.

Bei Aufzeichnung dieser Gegenstände selbst kömmt es nicht darauf an, blos das zu beschreiben, was dem Aufschreibenden wichtig oder schön erscheint. Es ist vielmehr nöthig, alles alterthümliche oder historische ohne Unterschied des inneren Werthes, und dess Erhaltungs-Grades zu notiren, und der königlichen Regierung das Urtheil darüber zu überlassen, ob das Aufgezeichnete zur Vorlage an die allerhöchste Stelle würdig erscheine oder nicht? Oft ist die einfachste alte Inschrift-, der anspruchloseste alte Grabstein, die aller unbedeutendst-scheinende Schnitz-Arbeit oder Münze, ja eine kleine Inschrift, ein halb verfallennes Gebäude-, eine Ruine von höchster historischer Bedeutenheit, und dem Geschichts- oder Kunst-Forscher wird zum wichtigen Belege, was selbst dem Gebildeten nur als werthloser Ueberrest erscheinen möchte-. So wurde jüngst der Grabstein des berühmten Conrad Peutinger seiner Kegelstätte entrissen, auf welcher er seit langer Frist gleich unbeachtet von höhern wie von geringeren Gästen, die Stelle einer Kegel-Platte vertreten hatte; und so entdeckte der k. General-Kreis-Commissair bei Anlaß seiner jüngsten Visitations-Reise kostbare altdeutsche Gemälde in Kirchen, deren Abbruch längst beschlossen, und deren Fenster längst aller Wehre gegen Schnee und Regen beraubt waren.

Es ist ferner nöthig, daß die Angelegenheit dieser Aufzeichnung nicht als gewöhnliches Geschäft, sondern als gemeinsame Aufgabe aller für Höheres empfänglichen Kreis-Bewohner behandelt werde.

Die wichtigsten Monumente befinden sich oft in den verborgendsten Plätzen, und das Auge der Geschäfts- Männer allein würde in Jahre langer Bemühung nicht vermögen, nur einen Theil desjenigen aufzufinden, was der Geschichte zum Nutzen und dem Vaterlande zur Ehre gereicht.

Es ist endlich nöthig, die Notizen nicht blos auf das im öffentlichen Eigenthume befindliche, sondern auch aus dasjenige auszudehnen, was dem Privat-Besitzer und insbesondere Privat-Sammlungen angehört.

Privat-Sammlungen zieren ebensowohl als öffentliches Eigenthum das Vaterland; Italien glänzt ebensosehr durch die von Privaten, als durch die vom Staate oder Gemeinden besessenen Kunst-Schätze; und die Stürme der jüngsten drei Dezennien haben ohnehin den größten Theil dessen verschlungen, was nicht Kunstliebe oder zarter Sinn Einzelner vom Ruine zu entreissen wußten.

Die Resultate aller dieser Forschungen werden zusammengestellt, und in systematischer Ordnung Seiner Königlichen Majestät mit einem Verzeichnisse aller derjenigen Behörden und Personen unterstellt werden, deren Theilnahme zu Förderung des Beginnens mitwirkte.

Die kgl. Regierung erwartet nicht nur von den k. Landrichtern und Landgerichts-Assessoren, von den unmittelbar untergeordneten Bürgermeistern und Mitgliedern der städtischen Magistrate, und insbesondere von dem gesamten Königlichen und Communal-Bau-Personale, sondern auch von der gesamten die Seelsorge übenden Geistlichkeit, von allen Staatsdienern und Communal-Beamten des Kreises, und überhaupt von jedem gebildeten Kreis-Bewohner, die thätigste und freudigste Mitwirkung.

Die Einsendung der einzelnen Beiträge kann entweder durch die k. Landgerichte, oder auch unmittelbar unter der Addresse des Präsidiums der k. Regierung statt finden.

Jeder Beitrag wird dankbar angenommen werden, und die unterzeichnete Regierung wird ihren Stolz darin finden, in dem bei diesem Anlasse kundwerdenden Eifer einen neuen Beweis der die Angehörigen des Ober-Donau-Kreises betreffenden trefflichen Gesinnung ihres Cultur-Grades, und ihres geläuterten Sinnes für alles wahrhaft Edle, Gute und Patriotische anerkennen und zur Anzeige bringen zu können.

Augsburg den 10. November 1828.

Königliche Regierung des Oberdonau-Kreises.

Kammer des Innern.

Fürst von Oettingen-Wallerstein

Präsident.

coll. Thugud.

13.3.3 Anschreiben zur Geschichte Sulzschneids 1829324

Sulzschneid

Königl. Bayersch. Präsidium der königl. Regierung des Oberdonau Kreißes!

Abgedruckt [?] in der […] vom 10. Juny 1829. […] 16. p. 761.-762. ad I Nr. 1. [?] (+) die Geschichte von Sulzschneid für die Auszüge captirt [?]

Um der allerhöchsten Aufforderung vom vorigen Jahre /: die Sammlung vorhandener Alterthümer, Kunstwerke, und anderer geschichtlicher Notizen im Oderdonau-Kreiße betreffend :/ zu entsprechen, versuchte es der gehorsamst Unterzeichnete, über den uralten Ort Sulzschneid und dessen ehemalige Besitzern, den Edlen von Hohenegg, einige Notizen zu sammeln, und dieselbe in der Anlage einem königl. Prafidio unterthänigst vorzulegen. Diese erwähnten Notizen sind freylich sehr unvollständig und ungeordnet, wegen Mangel an Urkunden über die Herrschaft Sulzschneid und die Edlen v. Hohenegg und wegen Mangel der älteren Pfarrbücher, welche selbst zu Oberdorf als der ältesten Pfarrey in der Umgebung nur bis zum Jahre 1612 reichen. Der gehorsamst Unterzeichnete hatte daher keine anderen Quellen, aus welchen derselbe einige Notizen schöpfen konnte, als ein beym Königl. Landgerichte Oberdorf vorliegendes Gantinventar über die hoheneggische Herrschaft Sulzscheid, einige Notizen von dem vormaligen Pfleger zu Oberdorf [Johann Nepomuk] von Schad – die Diözesen Geschichte v. Augsburg, einige Urkunden des Stifts St. Mang in Füssen und wenige Bemerkungen in den Pfarrbüchern und Akten der Pfarrey. In diesen wurde alles gesammelt, was sich zu obigem Zwecke eignete.

Der gehorsamst Unterzeichnete wagt es auch, in der Anlage, einige alte Müntzen dem königl. Prasidio unterthänigst vorzulegen, welche früher in der Umgebung von Ziertheim im königl. Landgerichte Lauingen gefunden wurden. Diese sind: 1) ein böhmischer Groschen von den Zeiten Kaisers Wenzel, Sohn des Kaysers Karl II., welcher als König von Böhmen auch die deutsche Krone vom Jahr 1378 bis 1400 getragen hatte. 2) Eine mailändische Müntze ungefähr von gleichem Zeitalter. 3) Eine nürnbergische Stadtmünze vom Jahr 1622. 4) Einen augsburger Pfennig vom Bischof Marquard I.. welcher vom Jahr 1346 bis 1365 Bischof zu Augsburg war. 5) Vier Augsburger Pfennige vom Bischof Burkhard, welcher vom Jahr 1373 bis 1404 Bischof zu Augsburg war. 6) Fünf landshuter Pfennigstücke vom 13ten Jahrhundert. 7) Zwei rechberger Pfennig und 8) einige Ulmer Pfennige und andere. Sollten sich beiliegende Müntzen für das Antiquarium zu Augsburg eignen, so rechnet sichs der gehorsamst Unterzeichnete als vorzügliche Ehre an, dieselben dem Antiquario überlassen zu dürfen.

In Ehrfurcht erharret Seines königl. b. Präsidiums

Sulzschneid a. 13ten April 1829

unterthänigst – freigehorsamster

Isidor Lechner Pfarrer […]

Sulzschneid

Königl. Bayersch. Profidium der königl. Regierung des Oberdonau Kreißes!

Abgedruckt [?] in der […] vom 10 Juny [?] 1829. […] 16. p. 161.-62. ad I Nr. 1. [?] (+) die Geschichte von Sulzschneid für die Auszüge captirt [?]

Um der allerhöchsten Aufforderung vom vorigen Jahre /: die Sammlung vorhandener Alterthümer, Kunstwerke, und anderer geschichtlicher Notizen im Oderdonau-Kreiße betreffend :/ zu entsprechen, versuchte es der gehorsamst Unterzeichnete, über den uralten Ort Sulzschneid und dessen ehemalige Besitzern, den Edlen von Hohenegg, einige Notizen zu sammeln, und dieselbe in der Anlage einem königl. Prafidio unterthänigst vorzulegen. Diese erwähnten Notizen sind freylich sehr unvollständig und ungeordnet, wegen Mangel an Urkunden über die Herrschaft Sulzschneid und die Edlen v. Hohenegg und wegen Mangel der älteren Pfarrbücher, welche selbst zu Oberdorf als der ältesten Pfarrey in der Umgebung nur bis zum Jahre 1612 reichen. Der gehorsamst Unterzeichnete hatte daher keine anderen Quellen, aus welchen derselbe einige Notizen schöpfen konnte, als ein beym Königl. Landgerichte Oberdorf vorliegendes Gantinventar über die hoheneggische Herrschaft Sulzscheid, einige Notizen von dem vormaligen Pfleger zu Oberdorf [Johann Nepomuk] von Schad – die Diözesen Geschichte v. Augsburg, einige Urkunden des Stifts St. Mang in Füssen und wenige Bemerkungen in den Pfarrbüchern und Akten der Pfarrey. In diesen wurde alles gesammelt, was sich zu obigem Zwecke eignete.

Der gehorsamst Unterzeichnete wagt es auch, in der Anlage, einige alte Müntzen dem königl. Prasidio unterthänigst vorzulegen, welche früher in der Umgebung von Ziertheim im königl. Landgerichte Lauingen gefunden wurden. Diese sind: 1) ein böhmischer Groschen von den Zeiten Kaisers Wenzel, Sohn des Kaysers Karl II., welcher als König von Böhmen auch die deutsche Krone vom Jahr 1378 bis 1400 getragen hatte. 2) Eine mailändische Müntze ungefähr von gleichem Zeitalter. 3) Eine nürnbergische Stadtmünze vom Jahr 1622. 4) Einen augsburger Pfennig vom Bischof Marquard I.. welcher vom Jahr 1346 bis 1365 Bischof zu Augsburg war. 5) Vier Augsburger Pfennige vom Bischof Burkhard, welcher vom Jahr 1373 bis 1404 Bischof zu Augsburg war. 6) Fünf landshuter Pfennigstücke vom 13ten Jahrhundert. 7) Zwei rechberger Pfennig und 8) einige Ulmer Pfennige und andere. Sollten sich beiliegende Müntzen für das Antiquarium zu Augsburg eignen, so rechnet sichs der gehorsamst Unterzeichnete als vorzügliche Ehre an, dieselben dem Antiquario überlassen zu dürfen.

In Ehrfurcht erharret Seines königl. b. Präsidiums

Sulzschneid a. 13ten April 1829

unterthänigst – freigehorsamster

Isidor Lechner Pfarrer […]

13.3.4 Geschichtliche Notizen über den Ort Sulzscheid

Geschichtliche Notizen über den Ort Sulzschneid im Königl. Landgerichte Oberdorf und dessen ehemaligen Besitzern von Hohenegg.

Eingesandt vom Isidor Lechner Pfarrer von Sulzschneid. d: 13t April 1829.

Das Pfarrdorf Sulzscheid ist sehr alt und existierte nach einigen beym königl. Landgerichte Oberdorf vorliegenden fast unlesbaren Akten und nach der Diözesan-Geschichte Augsburgs, schon im elften Jahrhundert, als Filialort der von St. Mang ungefähr im Jahr 736 gegründeten Pfarrey Oberdorf im ehemaligen Thintgau gelegen. Die ursprüngliche Benennung von Sulzschneid war laut uralter Akten -Sulzenschnitt- auch Sulzschned & im vierzehnten Jahrhundert Sulzschniid.

Sulzschneid. Die Benennung dieses Ortes mag ihren Ursprung von den alten waidmännischen Worten -Sulz oder Sulzen- haben, einer Anstalt, durch welche dem Hochwilde die Sulzlecke bereitet wird- Dies wird um so wahrscheinlicher, da Sulzschneid eine hohe Lage hat und nach allen Richtungen hin auch jetzt noch mit dichten und großen Waldungen umgeben ist; weßwegen die Gegend für die Jagd und Höckung des Wildes durch Sulzanstalten, zu früheren Zeiten sehr geeignet gewesen seyn muß. Sulzschneid war auch wirklich in den letzten Jahrhunderten die Hauptjagdrevier der Fürstbischöfe von Augsburg- und obgleich in neueren Zeiten das Hochwild allenthalben Jahr vermindert wurde, so ist es doch noch in den Umgebungen von Sulzschneid in ziemlich großer Anzahl anzutreffen – indem sich im ganzen Oberdonaukreiß mit Ausnahme des Kemptenwaldes nirgends eine so lange und breite Waldverkettung findet, als in der Umgebung v. Sulzschneid.

Sulzschneid ist in der ganzen Umgegend unter dem Afternamen [?] – das kleine Tyrol bekannt, so zwar, daß man auf die Frage: wo gehst du hin? die gar nicht befremdende Antwort erhält- ins Tyrol – ins kleine Tyrol. Den Ursprung dieser Afterbenennung [?] wollen Einige von den rauhen und kalten Klima , von der veldigen Umgebung und den charakteristischen Eigenschaften der Bewohner Sulzschneids herleiten; allein nach der Tradition und einigen in den Pfarrakten aufgezeichneten Bemerkungen leitet sich diese Benennung aus nachstehendem Umstande her. Zur Zeit der unglücklichen Pest, welche in einem großen Theile Deutschlands und vor- züglich im Allgäu vom Jahr 1634 bis 1640 wütete, soll Sulzschneid fast ganz ausgestorben seyn. Der damalige Pfarrer Adam Nigg starb selbst an den Folgen des Pestübels und nach ihm blieb die Pfarrey längere Zeit unbesetzt und wurde von den benachbarten Pfarreien Stetten und Seegbis zum Jahr 1660 versehen. Nach aufgehörter Pest sollen Tyroler aus dem Lechthale sich in Sulzschneid eingekauft und niedergelassen haben- wodurch der After- [?]name /: das kleine Tyrol : entstand. Die Wahrscheinlichkeit dieser Herleitung begründen die besonderen Eigenthümlichkeiten der Bewohner Sulzschneids , in Sprache und Kleidung, wodurch sich dieselbe noch vor 20 Jahren und zum Theile auch jetzt noch von den Bewohnern der Umgebung auffallend unterscheiden, und die in den Pfarrbüchern vom Jahre 1660 an verzeichneten Familiennamen, welche mit vielen jetzt noch im Lechthale existierenden Familiennamen gleichlautend sind.

Das Klima und die Fruchtbarkeit von Sulzschneid ist auffallend von dem Klima der Umgegend verschieden. Die Luft ist rauher, der Winter heftiger und andauernder als in der ganzen Umgebung. Wenn im Frühjahre auf den Fluren von Oberdorf, Stetten, und Leuterschach schon die Vegetation beginnt, sind die Gefilde von Sulzschneid nicht selten noch mit Schnee bedeckt, welches in der hohen Lage und in den dichten Waldungen und Mösern, von welchen es umgeben ist, seinen Grund haben mag. Auch die Vegetation überhaupt ist langsamer und das Reifen der Früchte tritt später ein als in der Umgegend. Die Früchte stehen anscheinend, dem Halme nach schöner als in der Umgebung, sind jedoch viel weniger ergiebig sowohl in betref der Quantität als auch der Qualität. Dafür ist der Bewohner in Sulzschneid in etwas dadurch entschädigt – dass sich die Früchte überhaupt, insbesondere der Haber als vorzügliches Samenkorn bewähren und deßwegen von den Bewohnern der Umgegend größtentheils als Samenkorn das Schäffl nur ein – bis zwey Gulden theurer als nach dem gewöhnlichen Schrannenpreiße, aufgekauft werden.

Das vorzüglichste und ergiebigste Erzeugnis der Gemeindeflur ist der Flachs, welcher in größerer Quantität und besserer Qualität als selbst im Unterland gebaut wird. Der Flachshandel und die Spinnerey, welche vorzüglich von allen Bewohnern ohne Unterschied des Geschlechts im Winter stark getrieben wird, nebst Holz und Kohlenhandel, bilden die Hauptnahrungszweige der Gemeinde.

Sulzschneid hat auch eine ziemlich gute Hornviehzucht und vorzügliche Pferdezucht. Es werden in der kleinen Gemeinde nach dem jährlichen Durchschnitte fünfzehn bis achtzehn Pferde gezogen; nur ist zu bedauern, daß die Einwohner der Gemeinde für Veredlung der Pferdezucht zur Zeit noch so wenig Sinn und Eifer besitzen, welches in der zu weiten Entfernung der Stadt Kempten, wo die Königl. Beschälanstalt besteht, und in dem Aufwand und Versäumniß, welche das Hinreiten der Mutterpferde nach Kempten verursachen, seinen Grund haben mag.

Sulzschneid hatte ehemals seinen eigene Adel und gehörte den Edlen von Hohenegg, welche die Herrrschaft als hochstiftisches Lehen besaßen. Die Edlen von Hohenegg bilden nebst den Grafen von Montfort eine der ältesten edlen Familien von Oberschwaben. Nach einer im Archiv bey St. Emmeran in Regensburg vorgefundenen uralten Tabelle, der in der berühmten Alemannenschlacht bey Feilenforst am Lech ( im Jahr 727) gegen die Franken, auf dem Schachtfelde gebliebenen Grafen und Edlen, befinden sich zwey Edle von Hohenegg. Im statistischen Beschreib des Reichsstifts Ottenbeuren von P. Flazidus Feierabend ist die erwähnte Tabelle nachgedruckt:/ Aus diesem hohen Alter der edlen Familie von Hohenegg lässt sich mit Zuverlässigkeit schließen, dass Sulzschneid weder das Stammhaus noch die Residenz der v. Hohenegg in den frühen Jahrhunderten und im Mittelalter, gewesen seyn; indem Sulzschneid keine befestigte Burg hatte und nach der Lage des Ortes und der Gegend auch keine haben konnte. Auch sind weder in der Umgebung von Sulzschneid, noch in den übrigen zur Herrschaft gehörigen Orten, Spuren einer früheren befestigten Burg zu finden. Wahrscheinlich ist das Schloss Vilsegg bey Vils an der Grenze von Tyrol das Stammhaus oder wenigstens die frühere Residenz der Edlen von Hohenegg gewesen, indem dieselben Vilsegg samt der Herrschaft schon im zehnten Jahrhundert besessen und noch im vierzehnten Jahrhundert bewohnt haben. Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts waren die Edlen von Hohenegg /: nach Pfarrakten der Pfarrey Vils und nach mehreren Urkunden des Klosters St. Mang in Füssen :/ auch im Besitz des Schlosses und der Herrschaft Vils. Im Laufe dieses Jahrhunderts aber kam die Herrschaft Vilsegg an andere edle Dynasten, unter denen die Grafen von Montfort die letzten gewesen seyn sollen. Da nun die Zeit der Residenz der Edlen von Hohenegg /: nach den statistischen Bemerkungen des vormaligen Pflegers zu Oberdorf [Johann Nepomuk]: von Schad, welche bei dem Königl. Landgerichte zu Oberdorf vorliegen erst in das fünfzehnte Jahrhundert fällt; so ergibt sich, dass die Edlen von Hohenegg im Besitz der Herrschaft Sulzschneid zwar schon im Mittelalter gewesen seyn auch vielleicht da selbst schon einen Jagdsitz gehabt haben mögen, daß dieselben aber erst nach ihrer Verarmung und nach dem Verluste der Herrschaft Vilsegg zu Sulzschneid residiert haben.

Der gelehrte und wegen seinen vielen Leistungen in diplomatischer und statistischer Hinsicht, um das Hochstift sehr verdiente Pfleger v. Schad in Oberdorf, erwähnt die Edlen von Hohenegg als Ministerialen bey mehreren schwäbischen Herzogen. Nach vom [Johann Nepomuk] v. Schad zitierten Urkunden, welche leider jetzt wahrscheinlich im Archive zu Dilnigen liegen, soll im dreyzehnten Jahrhundert, ein Edler von Hohenegg, gegen den Besitz eines beträchtlichen Lehens, Schirmvogt des Stiftes Kempten gewesen seyn, aber wegen mehreren Bedrückungen und Beeinträchtigungen des Stifts, nach kurzer Zeit die Schirmvogttey über benanntes Stift verloren und dieselbe nebst dem Lehen an die Edle von Ronsberg abgetreten haben. Der in der Geschichte des Klosters Steingaden gründlich bewunderte letzte Prälat, Gilbert Michl versicherte aus Urkunden, des an die Krone Bayern abgelieferten Klosterarchivs, daß ein Edler von Hohenegg im Jahr 1747, in welchem Herzog Welf der VI das Kloster Steingaden stiftete, als Ministerial des Herzogs in mehreren Dotations-Urkunden unterzeichnet und auch in späteren Jahren in mehreren Kaufs & Tauschurkunden des Klosters, Edle von Hohenegg als Zeugen unterzeichnet seyen. Derselbe zeigte auch in einem im Jahr 1792 aus den Archivsakten ausgezogenen Verzeichnisse der Aebte und wichtigsten Mitglieder des Klosters, vom Stiftungsjahre an einen Edlen von Hohenegg als Konventmitglied im fünfzehnten Jahrhundert. Nach einer im Archiv bey St. Mang in Füssen vorliegenden Urkunde vom 15ten Jahrhundert, vergabte ein Edler von Hohenegg an das dortige Stift St. Mang mehrere Grundgefälle von Sulzschneid, welche erst ungefähr in den Jahren 1704 bis 1712 auf Urkunden des Klosters und den Pfarrakten zu Füssen von dem Kloster an das Hochstift überlassen wurden gegen Erlaß einer Vogtey gilt, welche das Kloster St. Mang wegen dem zur Pfarrey Füssen gehörigen Großzehnten jährlich an das Hochstift verabreichen musste. Nach einer anderen Urkunde des Klosters St. Mang vom Jahr 1393, und der diözesan Geschichte v. Augsburg, wurde, vermittelst eines mit den Edlen von Hohenegg als Besitzern der Herrschaft Vilsegg gemachten Vergleichs, die Pfarrey Vils errichtet, nach welcher die Edlen von Hohenegg sich das Ernennungsrecht auf die Pfarrey, das Stift St. Mang aber sich das Präsentationsrecht vorbehalten hat. P. Plazidus Feierabend erwähnt in seiner Chronik des Reichsstiftes Ottenbeuren /: III bis S: 154 :/ daß sich der Edle Albert von Hohenegg an der im Jahre 1544 zu Ottenbeuren neuerrichteten akademischen Schule, der Wissenschaften mit Ruhm beflissen habe, welcher nochmals im Jahre 1585 zum Fürstabte in Kempten gewählt worden aber schon nach zweyjähriger Regierung gestorben seyn. Endlich im Jahr 1602 erlosch der männliche Stamm der Edlen v. Hohenegg auf Sulzschneid mit dem letzten Besitzer Georg v. Hohenegg, die zwey noch lebenden Schwestern Margaritha v. Diepold & Kunigunda von Stein, geboren von Hohenegg suchten wegen zu großer auf dem Gute [?] haftender Schuldenlast um das Beneficium Lehrionio [?] nach, welches denselben auch gestattet wurde, und es trat eine förmliche Gant ein. Der Gantprozeß wurde bey dem kayserl. Landgerichte in Altdorf verhandelt und das zu diesem Behufe aufgenommene Inventar vom Jahr 1612 über die Herrschaft liegt noch abschriftlich im Archive zu Oberdorf. [In der dem Inventar beyliegend Urkunde heißt es-: Zum wüssen [?] und Kundt p:- als Hoheneggische Sulzschneidtsche Erben, wegen zuetringenden [?] Schulden Lasts auf dahero würde [?] sie Ervolgten Achts und Excommunicationo Proceho daß Beneficium Cefrionio angeflohen, und alle ire Sulzschneidsche Haab & Guether vor einer löbl. Ladtgericht ihren Gläubigern Credit und übergeben und darauf wir Endtsbenannte als Theils von den gemainen Gläubigern fürgeschlagen pp:] Dem Inventare gemäß zählte die Herrschaft damals in den Pfarrdörfern Sulzschneid und Remnatsried /: Königl. Landg. Oberdorf :/ Hohenteuch und Geißlatsried /: Kögl. Landg. Schongau :/ alsdann in den Weilern, Fechsen, Ronried, Riedern und Weisen /: K. Landg. Oberdorf Hennenschwang, Sigratsbold, Leithenried und Aleithau /: K. Landg. Füssen :/ im Ganzen 460 leibeigenen Unterthanen, die Ledig und Kinder ausgenommen. Über diese Unterthanen besaßen die Edlen v. Hohenegg alle höhere, mittlere und mindere Gerichtsbarkeit und Herrlichkeiten, Blutbann, Frevelstrafen und Bußen mit Ausnahme von Hohenfurg, wo das Haus Bayern die höhere Gerichtsbarkeit über Mord, Brandstiftung, Diebstahl und Blutschand ausübte.

Das im Jahr 1563 neuerbaute Schloß fasste damals in sich /: laut Inventar :/ 7 Stuben, 8 Kämmern und eine Hauskapelle, 2 Küchen und Gewölbe und 2 Keller, + die Nebengebäude ein Badhaus, ein Oekonomiegebäude mit 2 Stuben und 4 Kämmern, einen Stadl und Pferdestall für 13 Pferde mit […] Ständen, 4 Rindviehställen [+ und zwey grose Gärten]. Auch war ein besonderes Gebäude vorhanden für einen Vogt oder Gerichtsschreiber mit Stadl und Stallungen, und ein Jägerhaus mit dazu gehörigen Persierunge [?]. Alle diese Gebäude sind im Inventar auf 7850 fl angeschlagen. Hierauf folgt im Inventar eine ausführliche Schätzung über alle Gefälle aus der beträchtlich Oeconomie, aus Strafen und Bußen, Grund[…], Gilten, Umgeld, Handlohn Tod und Leibfälle, Frohn und Herrdiensten, aus Hölzern, Weihern und Fischensee, Pacht von sieben Mühlen p.p. Alles dieß – mit Einschluß der Wohngebäude ist gerichtlich angeschlagen auf 78046 fl 29 Xr […][Die Herrschaft hatte das Recht von jedem Unterthanen, welcher aus dem Herrschaftsbezirke hinwegzog – den zehnten Gulden seines Vermögens zu fordern. Auch musste in jedem der vier Orte Sulzschneid, Remnatsried, Hohenfurg und Geißlatsried fortwährend zum willkührlich Gebrauche der Herrschaft eine vierstännige […] unterhalt werden, welche die Herrschaft nach Füssen, Kempten, Schongau & Kaufbeuren führen musste, aber nicht weiter.] Im Jahr 1614 wurde die Herrschaft Sulzschneid von dem Kayserl. Landgerichte Altdorf als amptisch [?] proklamiert, endlich ungefähr um das Jahr 1620 vom Hochstifte Augsburg mit allen Rechten, Renten, Gebäuden und Gütern eingelöst und der bischöflichen Kammer einverleibt. Das Hochstift blieb im Besitze der Herrschaft Sulzschneid bis zum Jahr 1802, in welchem dieselbe nebst dem Hochstifte nach dem Reichsdeputationshauptabschluß zu Regensburg der Krone Bayern einverleibt wurde.

In einer geringen Entfernung v. Sulzschneid stand die St. Pankratz-Kapelle, welche früher ein Eigenthum der Edlen von Hohenegg und wahrscheinlich auch die Begräbnisstätte derselben gewesen war. Allein bey Errichtung der Pfarrey Sulzschneid im Jahr 1527 schenkten die v. Hohenegg diese Kapelle der Gemeinde als Pfarrkirche und überließen auch zur Dotation der Pfarrey von allen ihren liegenden Gütern freiwillig den Zehnten, wogegen selbe das Nominations und Präsentationsrecht auf die Pfarrey erhielten. Da diese Kapelle aber immer zu klein und wegen ihrer Entfernung für die Gemeinde höchst unbequem war; so wurde sie mit bischöfl. Bewilligung im Jahr 1740 abgebrochen und eine neue Pfarrkirche im nämlichen Jahre in dem ehemaligen Schloßgarten gebaut, wozu alle Zedern der uralten Kapelle und wahrscheinlich auch die damals für unnütz gehaltenen Grabsteine der Edlen v. Hohenegg verwendet wurden. Ein Teil des Schloßes und der Oekonomiegebäude wurde von den Fürstbischöfen zu Augsburg bis ungefähr zum Ende des siebenzehnten Jahrhunderts unterhalten und als Jagdschloß benützet. Endlich im Jahr 1708 wurde das baufällige Schloß abgebrochen und es blieben nur mehr die Oekonomiegebäude, das Jägerhaus und ein Nebengebäude stehen, welches als Jagdzeughaus benützet wurde. Die Güter wurden immerhin theils in eigener Regie theils durch Pächter bis zum Jahr 1788 administriert, in welchem dieselbe an die Gemeinde Sulzschneid und die Pfarrey für den Zehententgang [?] mit drey Jauchert Aeckern entschädigt wurden.

Im Jahre 1817 wurden auf allerhöchsten Befehl auch noch die vorhanden gewesenen Oekonomiegebäude und das Zeughaus abgebrochen, und an dessen Stelle die Wohnung des Königl. Revierförsters erbaut. Die vielen Schloßgüter wurden auf allerhöchsten Befehl vom Jahre 1805 an nach und nach verkauft bis auf ungefähr 10 Jaucherte, welche wegen schlechter Qualität zur Zeit noch nicht verkauft werden konnten und deswegen um geringe Pacht der Gemeinde angelassen sind. Die dem Schlosse zunächst gelegenen Güter, welche ehemals den Garten bildeten und immerhin unter dem Namen Hofanger bekannt sind, wurden dem Königl. Revierförster als Dienstgründe zugewiesen. So verschwanden in der Zeit alle Spuren des uralten edlen Geschlechts von Hohenegg, so zwar, dass nicht einmal mehr das Wappen derselben in der Gemeinde gefunden werden kann und ausser dem sogenannten Hofanger nichts mehr an die ehemalige Existenz dieses edlen Geschlechts dahier erinnert.

Bemerkung:

Von dem ehemalig […] der […] in der nahen Umgebung v. Sulzschneid und von alten Kunstwerken in plastischer und romantischer Hinsicht ist zur Zeit noch nichts entdeckt worden. Eine kleine halbe Stunde v. Sulzschneid nahe bey dem Weiler Balteratsried steht ein Kreutz von Massivstein, 9 Schuh hoch und 3 Schuh breit, welches Spuren eines hohen Alters trägt und wahrscheinlich einen im Mittelalter auf dieser Stelle verübten Raubmord anzeigt.

13.4 Pastoralkonferenzen

13.4.1 1848 Vorrede325

Als in den zwanziger Jahren das Institut der Pastoral- Conferenzen in der Diöcese Augsburg wieder eingeführt wurde, waren es in der Seelsorge ergraute und erfahrungsreiche Männer, welche die freudige Hoffnung schöpften:

“daß diese Conferenzen, wenn sie mit jenem Eifer und jener brüderlichen Eintracht, wie sie angefangen hatten, fortgesetzt werden, in vielen Rücksichten die schönsten Früchte, die sonst nie zur Reife gelangt wären, bringen würden. Denn, so urtheilten sie, einer lernt von dem andern, und bereichert sich so für immer mit Kenntnissen, die ihm sonst fremd geblieben wären. Da ferner jedes Mitglied seine Ansichten über bestimmte Gegenstände mündlich oder schriftlich mitzutheilen berechtigt ist, so wird sich auch Jeder bemühen, nur mit Gründen belegte Resolutionen zu bieten, und da Dieses Studium und Nachdenken erfordert, so kann es auf die weitere Fortbildung in den Berufsgeschäften nur heilsam einwirken.”

Die oberhirtliche Stelle ihrerseits hatte von Anfang an das Zweckmäßige und Nutzbringende der Pastoral-Conferenzen wohl begriffen, und es lag ihr deshalb sehr viel an dem Gedeihen eines Institutes, das sie, nachdem die Zeiten ruhiger geworden und die kirchlichen Dinge einen geregelten Gang zu nehmen begonnen hatten, wiederum ins Leben zu rufen nicht versäumte. Um aber allseitig die Kräfte mehr in Thätigkeit zu setzen, den Eifer für eine gute Sache zu beleben und den Fleiß des Einzelnen auch für weitere Kreise fruchtbringend zu machen, ward von der oberhirtlichen Stelle die Bestimmung ausgesprochen, daß die gelungensten Abhandlungen und Aufsätze nicht nur rühmlich vorgemerkt und belobt, sondern auch zur Ehre der Capitel und der Verfasser, sobald ihr Vorrath hinlänglich groß sein werde, durch den Druck bekannt gemacht werden sollen. (Oberhirtl.- Ausschreiben vom 8. März 1827). Wie sehr der hochselige Bischof Ignaz Albert sich für die Verwirklichung dieser Bestimmung interessirte, hat der Unterzeichnete aus einer Randbemerkung, die Hochderselbe zu einem Elaborate aus jener Zeit eigenhändig machte, zu entnehmen Gelegenheit gehabt. Wir finden darum auch alsbald die genannte Bestimmung in Vollzug gesetzt, indem eine Auswahl von Conferenz-Arbeiten in den Jahren 1829 bis 1839 in 4 Bänden dem Drucke übergeben wurden. Verschiedene Umstände veranlaßten jedoch eine Sistirung des Unternehmens und verhinderten bisher dessen Fortsetzung.

Unser gegenwärtiger Oberhirte Petrus, rastlos für alles bestrebt, was seinem Diöcesan-Clerus nutzbringend sein könnte, und gar wohl erkennend, wie viel des Guten die Pastoral-Conferenzen zu stiften geeignet wären, war, seit Er den Hirtenstab über unsere Diöcese in die Hände genommen, für das Aufblühen des höchst anregenden Institutes der Pastoral-Conferenzen unermüdet thätig. Nichts zu erwähnen von den hieher bezüglichen oberhirtlichen Erlassen, wollen wir nur hinweisen aus die lebendige Theilnahme, welche der Hochwürdigste Bischof den Pastoral-Conferenzen der Stadt Augsburg und der verschiedenen Dekanate unserer Diöcese auf Seinen Pastoralreisen fortwährend schenkte, wie Hochderselbe den Pastoral-Conferenzen in eigener Person anwohne, sie leite und so auf dem kürzesten, weil praktischen Wege, zeige, wie solche Conferenzen fruchtbringend gemacht werden könnten. In der sichern Hoffnung, daß die Veröffentlichung gelungener Conferenzarbeiten das Interesse an den Conferenzen selbst aufs Neue beleben, erhöhen, kräftigen und erweitern dürfte, hat sich deshalb das hochwürdige Ordinariat Augsburg, nachdem nunmehr die genannten hemmenden Umstände beseitigt sind, zur erneuten Herausgabe auserwählter Conferenzarbeiten entschlossen und den Unterzeichneten mit der Ehre der Redaction der betreffenden Arbeiten betraut.

Der Unterzeichnete glaubt nun seinen hochwürdigen Mitbrüdern die Hauptgrundsätze, nach welchen er bei der Redaction zu verfahren gedenkt, frei und offen mittheilen zu können. Diese sind aber namentlich folgende: Ohne Ansehen der Person soll nur auf die Sache geschaut werden, so daß keine Namen besonders bevorzugt, keine aber auch, wenn nicht der minder bedeutende Werth der Elaborate es so fordert, ausgeschlossen werden.

Da unter den ältern Arbeiten manche sehr gelungene, aber noch nicht durch den Druck veröffentlichte, sich befinden, so wird einstweilen in jedem Hefte eine oder die andere solcher Arbeiten Berücksichtigung finden. Gewisse Themata, wie z.B. über die Beichte, öftere Communion sc. sind von mehrern Herren Verfassern mit Fleiß und Umsicht in vielfach verschiedener Weise bearbeitet worden. Es dürfte demnach nicht unerwünscht sein, wenn solche verschiedene Bearbeitungen desselben Thema nach und nach veröffentlicht werden, um so ein desto festeres und mehr sicheres Urtheil zu ermitteln. Endlich soll das Archiv nicht ausschließend bestimmte theologische oder disciplinäre Ansichten vertreten; es sollen deshalb, wie es nach dem Sinne des hochwürdigsten Bischofes jedem Geistlichen unverwehrt ist, in seinen Arbeiten für die Conferenzen die Ansichten Anderer zu bekämpfen, so auch derartige Gegenaufsätze von der Aufnahme in unser “Archiv” nicht ausgeschlossen sein. Es dürfte vielleicht gerade dadurch, daß gewisse Fragen pro und contra beantwortet werden, das Archiv an Interesse gewinnen und ein tieferes Eingehen in dieselben ermöglicht werden. Zu dem bereits Erwähnten möge noch die weitere Bemerkung hinzugefügt werden, daß in der frühern Aufnahme eines Elaborates in eines der erstern Hefte kein Präjudiz für den geringern Werth anderer Anfsätze aus demselben Capitel liege oder liegen könne, weil einmal noch nicht sämmtliche Conferenzarbeiten der verschiedenen Capitel dem Unterzeichneten vorliegen, weil ferner die zu erzielende Mannigfaltigkeit des Inhaltes eines Heftes, der größere oder geringere Raum, den eine Arbeit einnehmen soll, und andere derartige Umstände auch ihr Recht behaupten, und weil sich endlich der Unterzeichnete nicht anmassen will, eine Quasiklassification der Conferenzaufsätze indirekte zu veröffentlichen.

Wenn je einmal, so thut gegenwärtig — darin sind wir wohl alle einig — ein kräftiges Zusammenwirken, eine einheitliche Thätigkeit des Clerus noth. Die Zeit, in der wir leben, ist eine vielfach bewegte, eine mit aller Macht vorwärtsdringende, eine, wie sie sich rühmt, von alten Banden der Knechtschaft erlösende, Licht schaffende, Freiheit gebärende, neue. Es kann aber auch nicht in Abrede gestellt werden, daß ihr gar häufig der rechte Einheitspunkt, von dem Alles ausgehen, wohin Alles zurückkehren soll, abhanden gekommen ist, und darum wohl viel Mannigfaltigkeit, aber weil ohne Einheit, keine Ordnung, keine Uebereinstimmung, kein gedeihlicher Fortschritt, darum auch so viel Verwirrung, so viel Unsicherheit, so viel Einseitigkeit im Urtheile, so viel Knechtschaft trotz des Geschreies von Freiheit, so viel Zurücksinken ins Antik-Heidnische, so viel Inconsequenz. Es fehlt nämlich so vielfach an religiösem Glauben, aus dem das allseitig religiöse Leben sich entwickelt; es fehlt so vielfach an christlicher Ueberzeugung, ja man verzichtet nicht selten auf die religiöse Wahrheit, verfallen dem Dienste des Lieblingsgötzen der Zeit- dem religiösen Indifferentismus, man verachtet sogar die geoffenbarte Wahrheit und Den, der sie uns offenbarte, verachtet in Folge deß auch Seine Gesandten, befeindet Seine Kirche, trennt das Untrennbare —— Religion und Tugend, vergottet und verthieret sich selbst, vereinerleit Recht und Unrecht: kurz man ist so vielfach ohne religiöse Festigkeit, ohne religiöse Einheit, und darum entbehrt man des höchsten Einheitspunktes für das gesammte Leben und Wirken. Wem nun, wenn nicht der Kirche, obliegt es, diese Verwirrung und Uneinigkeit, diese Finsterniß und Thorheit zu verdrängen? Ihr Clerus muß für die Wahrheit, die ewig bleibt, jene retten, die noch zu retten sind, muß ankämpfen gegen den Dämon der Negation, soll überwinden im Glauben durch die Liebe thätig die Welt, deren so verschieden aus einander laufende Richtungen sich wenigstens in Einem concentriren, in der Protestation, im Hasse,im Kampfe gegen die Wahrheit und die Kirche. Die Feinde also sind einig im Kampfe gegen die Burg, die wir zu vertheidigen haben: sollten wir darum nicht mit vereinten Kräften uns ihnen gegenüber stellen? Ohne Zweifel. Gerade die Pastoral-Conferenzen aber, wenn sie vom rechten Geiste getragen werden, könnten viel dazu beitragen, daß unter uns ein reges und immer regeres Studium der Zeit und ihrer Bedürfnisse wach erhalten, daß durch wechselseitige Mittheilungen und freundlichen Austausch der Ideen eine gemeinsame Verständigung Mehrerer über die Pläne des Feindes und seine Taktik, die sich in verschiedenen Orten nicht selten verschieden äußern, sowie über die Art und Weise des Gegenkampfes, erzielt werden könnte. Wir leben in einer Zeit der Associationen —; es thut aber noth, daß diese Associationen vom Geiste der Ordnung und Wahrheit durchdrungen seien. Damit jedoch dieß werde, dürfen wir sie nicht gemächlich ignoriren. Die Gemächlichkeit hat noch nie etwas Gutes gebracht, und nichts dürfte uns gegenwärtig mehr schaden, als wenn wir uns auf eine bessere Zeit vertröstend vom Kampffelde zurückzögen. Wir müssen die neuen Schöpfungen der Zeit für Gott und sein Reich erobern, müssen durch die Kraft des Wortes und durch einen untadelhaften Charakter eine höhere, christliche Ueberzeugung allumwärts begründen, müssen durch ein Uebermaß der Liebe namentlich die Herzen gewinnen, müssen der Zeit imponiren — und dann wird es uns gelingen, die Träumereien, Phantasie- und Nebelgebilde einer fälschlich sogenannten Weisheit zu verscheuchen. Wer in unserer Zeit nicht mitredet, wo er reden könnte, nicht mitwirkt für Christus und sein Reich mit aller Entschiedenheit, mit Selbstaufopferung, ohne Furcht, wer in überfeiner Klugheit nach dem Fleische dem Heere der Radicalen auch nur einen Fußbreit Boden freiwillig einräumt, seine Heerde nicht um sich schaaret gegen den höllischen Wolf, der, wenn je einmal, so jetzt, in Schafskleidern herumgeht und bald da bald dort die Schäflein zerfleischt, der macht sich schuldig eines feigen Verrathes an der Kirche Gottes, Gott ist mit uns, wenn wir selbst auch das Unsrige thun und mit unserm Gottvertrauen und Gebete die lebendige That, eine unermüdete Rührigkeit, eine furchtlose und unablässige Thätigkeit verbinden — aber nach Einem Plane, in möglichster Einigkeit der Grundsätze, der Gesinnung, der Liebe. Also seien wir einig — einig, einig! Wohl haben wir einen von Gott gesetzten Einheitspunkt im Bischofe: um jedoch bis ins Einzelnste hinein, entsprechend den verschiedenen örtlichen Bedürfnissen, einheitlich wirken zu können, ist auch eine Vereinigung des Clerus unter sich erforderlich — eine Vereinigung, welche Dem, was von Oben kommt, erst eine rechte praktische Wirksamkeit verleiht. Dazu sind aber Conferenzen, oder wenn wir es so nennen wollen “Associationen” des Clerus unter sich nothwendig: die freiwilligen Associationen desselben würden dann einen weitern Halt- und Stützpunkt finden in den von Oben gebotenen, den vorschriftsmäßigen Pastoral-Conserenzen, und würden diese erst recht interessant machen. So meine unmaßgebliche, aber gut gemeinte Ansicht. Möchten unsere Pastoral-Conferenzen nur recht viel beitragen, zu einem einheitlichen und ersprießlichen seelsorglichen Wirken und zur Zierde unseres gesammten Diöcesan-Clerus!

Dilingen am Feste des heil. Johann von Nepomuk 1848.

M. Merkle.

13.4.2 1828 Wie hat sich der Seelsorger bei Ehedissidien in seinem Pfarrorte zu benehmen?326

Von

Isidor Lechner,

Pfarrer zu Sulzschneid (jetzt Pfarrer zu Oberdorf)

Zur Conferenz in Bertoldshofen am 2l. Juli 1828.

Eines der schwierigsten und undankbarsten Geschäfte des Seelsorgers ist unstreitig das Geschäft: Eheleute, welche im Unfrieden und in gegenseitiger Erbitterung leben, wieder zu vereinigen und den aus ihrer Mitte entflohenen Frieden wieder zurückzurufen und zu befestigen. Selbst das edelste Bemühen erfahrener und kluger Seelsorger ist bisweilen in solchen Fällen ohne Erfolg, und es lassen sich kaum allgemeine Grundsätze aufstellen, nach welchen Ehedissidien behandelt werden sollen, indem die einzelnen Fälle derselben fast so verschieden sein können, als die Fehler, Leidenschaften und Charaktere der Eheleute, aus welchen die ehelichen Zwistigkeiten hervorgehen. Im ersten Keime ließen sich eheliche Zwistigkeiten freilich am leichtesten ersticken; allein bis der Seelsorger davon hört, oder zur Vermittelung aufgerufen wird, sind die oft nur durch geringe Umstände veranlaßten Zwistigkeiten, bereits zu einem hohen Grade von Erbitterung oder wohl gar bis zur Leidenschaftlichkeit entbrannt, und die Herstellung des guten Vernehmens ist alsdann eine um so schwierigere Arbeit.

Allein da einmal der Seelsorger der geistliche Hausvater seiner Gemeinde ist, als welcher er die Pflicht der Aufsicht und Wachsamkeit über den moralischen Zustand der Gemeinde hat, und Alles zu entfernen streben soll, was das sittliche Wohl seiner Untergebenen gefährdet; da er ferner kraft seines Amtes die Pflicht hat, zu vereinigen, was Gott vereiniget wissen will: so soll er nichts unversucht lassen, die Wiedervereinigung getrennter Gemüther zu bewirken, wenn auch nur schwache Hoffnung zu einem guten Erfolge vorhanden sein sollte. Der Seelsorger gehe also mit einem lebendigen Pflichteifer und mit Vertrauen auf Gott ans Werk und thue, was er kann, und Gott, der zu Allem das Gedeihen geben muß, wird sein edles Bemühen segnen und nicht wohl ganz ohne Erfolg sein lassen. Da der Seelsorger bei obwaltenden Ehedissidien nicht immer gleich als Vermittler aufgerufen wird und eine unberufene Einmischung nicht immer zweckmäßig ist; so zerfällt obige Frage füglich in folgende zwei:

I. Wie hat sich der Seelsorger zu verhalten, wenn er hört, daß in einer Familie seiner Gemeinde großer und anhaltender Unfriede herrsche?

II. Wie verhält er sich als wirklicher Friedensstifter?

I.

Es ist hier nicht die Rede von kleinern und vorübergehender Zwistigkeiten und Verstimmungen. Solcherlei kommt fast in jeder Ehe vor — und ein Einschreiten von Seite des Geistlichen würde hier mehr schaden als nützen.

Der Wege nun, auf welchen der Seelsorger in Erfahrung bringt, daß unter Eheleuten seiner Gemeinde grobe und anhaltende Zwistigkeiten obwalten, sind zwei. Er kann dieses durch einzelne Gemeindeglieder erfahren oder durch einen Ehetheil, welcher klagbar bei ihm auftritt. Es zerfällt daher die erste Frage wiederum in zwei untergeordnete Fragen; nämlich: a) Wie hat sich der Seelsorger zu verhalten, wenn durch einzelne Privatpersonen obwaltende Ehedissidien ihm angezeigt werden? b) Wie hat er sich zu verhalten, wenn ein Ehetheil bei ihm klagbar gegen den andern auftritt?

Wenn der Seelsorger durch Privatpersonen von obwaltenden Ehedissidien in seiner Gemeinde benachrichtiget wird, so mische er sich nicht sogleich unmittelbar ein, sondern suche sich zuvor Ueberzeugung von dem wirklichen Vorhandensein der Zwistigkeiten zu verschaffen. Hat der Seelsorger sich diese Ueberzeugung verschafft, so wende er sich an die Nachbarsleute oder Anverwandte der Entzweiten und suche bei dieser Gelegenheit über die bestehenden Zwistigkeiten zu sprechen. Er forsche nach den ersten Ursachen und Veranlassungen der entstandenen Zwistigkeiten; er erkundige sich auf kluge Weise nach den etwaigen Urhebern der Uneinigkeit sc., um so die Quelle des Unfriedens kennen zu lernen und zu verstopfen, und um als kluger Arzt den Entzweiten die rechten Mittel zur Herstellung des Friedens anrathen zu können. Er höre die Nachbarn oder Verwandte der Entzweiten mit gutmüthiger Gelassenheit an, hüte sich aber, sogleich ein Urtheil über die Zwistigkeiten oder über das Benehmen eines oder des andern Ehetheils zu fällen. Denn solch eine Vorschnelle dürfte sich kaum recht mit der Liebe vertragen und würde ihn, falls die Entzweiten davon Kunde erhielten, zu ferneren Vermittelungsversuchen untauglich machen. Er äußere alsdann seinen aufrichtigen Wunsch und seine Absicht, die Zwistigkeiten solcher Eheleute mit Liebe beilegen zu wollen, mit dem Ersuchen, seinen Wunsch auf kluge Art den Entzweiten zu hinterbringen. Es ist nicht zu zweifeln, daß der Seelsorger auf diese Art das Zutrauen der Entzweiten zum Voraus gewinne, und besitzt er einmal dieses, dann wird sein Bemühen gewiß nicht ohne Erfolg sein.

Sind aber die ehelichen Zwistigkeiten schon bereits ortskundig geworden, haben sie schon Scandale oder wohl gar eigenmächtige Trennung bewirkt, bevor der Seelsorger selbe in Erfahrung gebracht hat — so mag der Seelsorger sich unmittelbar einmischen und Wiedervereinigung der getrennten Herzen versuchen; indem er die Entzweiten entweder zu sich ruft oder Gelegenheit sucht, anderswo mit denselben zu sprechen. In diesem Falle aber sei sein Betragen voll Theilnahme und Liebe. Er lasse keine Parteilichkeit, keine Vorliebe zu einem oder dem andern Theile der Entzweiten blicken, sondern höre sie mit Gelassenheit und Ruhe an, in der Ueberzeugung, daß bei solchen Fällen gewöhnlich beide Theile mehr oder weniger fehlen, und daß nur gar zu gern jeder aus Eigenliebe oder Leidenschaftlichkeit bemüht sei, sein Unrecht zu decken oder zu beschönigen, das Unrecht des Andern hingegen zu erheben und zu vergrößern Er mache keinem Theile Vorwürfe, sondern versichere sich vor Allem durch liebreiches und gelassenes Benehmen des Zutrauens der Entzweiten, und begründe so bei denselben die Ueberzeugung, daß er nur Wahrheit und Billigkeit liebe, und die Einsicht und den Willen besitze, ihren Zwistigkeiten ein Ende zu machen, wenn sie sich seiner Vermittelung unterwerfen.

Wenn ein Ehetheil gegen den andern klagbar bei dem Seelsorger auftritt, so hüte er sich den beklagten Theil sogleich vorzurufen; denn dadurch ist nicht selten schon das Uebel vergrößert und die Unzufriedenheit der Eheleute bis zur höchsten Erbitterung und Wuth gesteigert worden, indem dieses Vorrufen fast immer mit einem gewissen Aufsehen in der Gemeinde zur Beschämung des beklagten Ehetheils verbunden ist. Vor Allem muß der Seelsorger darüber im Klaren sein, ob der klagende Theil auch wirklich Ursache zur Klage habe? denn gar oft ist, namentlich bei Weibern, Uebereilung, Zorneshitze, Geschwätzigkeit, Bosheit, übertriebene Empfindlichkeit oder ein augenblickliches Bedürfniß, ihren Kummer Jemanden mitzutheilen, die einzige Ursache, aus welcher sie zu dem Pfarrer laufen. In solchem Falle bemühe sich der Seelsorger, solche erhitzte oder empfindliche Gemüther zu beruhigen und dringe darauf, daß sie zu einer andern Stunde kommen und ihre Beschwerden anbringen. Kommen sie nicht mehr, so mag er die Sache auf sich beruhen lassen; kommen sie wirklich wieder, so werden sie schon milder und weniger heftig in der Klage sein. Der Seelsorger mache alsdann den klagenden Theil aufmerksam auf das Aufsehen, welches zu befürchten wäre, wenn man den beklagten Theil sogleich rufen würde. Er ermahne hernach den klagenden Theil, daß er durch Verträglichkeit und Nachgiebigkeit, durch christliche Sanftmuth und Geduld, durch Beherrschung der Zunge sc. den Frieden und das gute Vernehmen wieder herzustellen versichern solle; man wolle übrigens bei Gelegenheit den Beklagten auf sein fehlerhaftes Benehmen aufmerksam machen und ihn zurechtweisen, ohne den anklagenden Theil zu verrathen sc. Kann aber auf solch gütlichem Wege der Friede und das gute Vernehmen nicht hergestellt werden und erachtet es der Seelsorger für nothwendig, wirklich einzuschreiten und Vermittelung bei beiden zu versuchen, so ergiebt sich die zweite Frage:

II.

Wie hat sich der Seelsorger als wirklicher Friedensstifter oder Vermittler zu benehmen.

Der Weg, auf welchem der Geistliche den Ehezwisten begegnen kann, ist ein zweifacher – ein mittelbarer und unmittelbarer. Mittelbar kann dieß geschehen durch Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde, Wohlthäter, wenn nicht bereits erfahrungsgemäß dieses Mittel der Aussöhnung als fruchtlos erschien, oder wenn nicht gewisse Umstände diese Weise der Friedensstiftung mißrathen. Wählt der Seelsorger diesen mittelbaren Weg, so sei er besonders vorsichtig in der Auswahl solcher vermittelnder Personen — nur jene sind zu diesem Geschäfte tauglich, die auf die entzweiten Eheleute großen Einfluß haben, von denselben wohl gelitten sind und denen gemäß ihrer rechtschaffenen Gesinnung oder doch wenigstens aus andern Gründen das Wohl der bisher uneinigen Eheleute wahrhaft am Herzen liegt. Der Seelsorger unterrichte die vermittelnden Personen, wie und wann sie die Vermittelung anbringen sollen, und präge ihnen namentlich ein, daß sie doch ja nicht parteiisch zu Werke gehen möchten.

Unmittelbar kann der Seelsorger den Ehezwisten begegnen: a) im Beichtstuhle. Dieser wäre überhaupt der geeignetste Ort dazu, wenn nur die entzweiten Eheleute auch recht beichteten und nicht aus Mangel an Selbstkenntniß, aus Rechthaberei und Eigenliebe jeder Theil schuldlos sein wollte. b) Bei einer sich darbietenden besondern Gelegenheit. Dahin gehört z.B. die Krankheit eines Ehetheiles. Die Krankheit namentlich ist am besten geeignet, die entzweiten Gemüther auszusöhnen. c) Nicht jedesmal aber kann man im Beichtstuhle oder bei sich darbietenden besondern Gelegenheiten den Ehezwisten begegnen, sondern der Geistliche wird oft genöthigt, die Unzufriedenen zu citiren. Das Haus der Unzufriedenen selbst zu betreten, kann nicht angerathen werden — meistentheils würde er wenig ausrichten und sich nur Unannehmlichkeiten zuziehen. Selbst wenn ein Theil der unfriedlichen Eheleute ihn zur Schlichtung ihrer Zwiste in ihre Wohnung erbittet, so gehe er nicht hin, ausgenommen er sei von dem andern Theile besser gelitten, als von dem, der ihn ruft und es sei sonst nichts zu befürchten. Für diesen etwas seltenen Fall soll der Geistliche zunächst etwas anderes als Grund seines Erscheinens angeben können, und erst allmählig durch eine gutangebrachte Einleitung, die er entweder selbst macht, oder die — noch besser — aus den Reden und Handlungen der Eheleute wie von selbst sich ergiebt, aus den eigentlichen Gegenstand hinüberkommen. Was nun die Citation selbst betrifft, so rufe der Seelsorger jeden unzufriedenen Ehetheil einzeln vor; denn der vorgerufene Theil ist in Abwesenheit des andern Ehetheils für Belehrung und Mahnungen des Seelsorgers empfänglicher. Der Seelsorger kann mit ihm vertrauter reden, manches sagen und fragen, was in Gegenwart des andern Ehetheils nicht füglich geschehen könnte. Der Seelsorger stelle alsdann dem Vorgerufenen seine redliche Absicht mit Liebe vor, ihrem Streite und Zwiste ein Ende zu machen und sie von den Qualen des Unfriedens zu befreien. Er fordere denselben auf, das Vorgefallene mit aller Aufrichtigkeit zu erzählen und suche ihn vorzüglich durch liebvolles und sanftes Be- nehmen treuherzig zu machen. Er höre ihn im Anfange mit möglichster Gelassenheit an, ohne ihn durch Fragen oder Vorwürfe zu unterbrechen; er forsche hierauf durch geeignete Fragen über so manche Umstände nach, welche dunkel oder ausgelassen zu sein scheinen; er befrage ihn insbesondere, was denn der andere Theil eingestehe oder läugne, wessen er ihn entgegen beschuldige und wie es sich denn mit diesen Beschuldigungen eigentlich verhalte? Auf diese Art wird der Seelsorger die Quelle des Unfriedens, die Umstände und den Grad der Erbitterung, so wie auch überhaupt die Denkungsart und den Charakter der Entzweiten kennen lernen und sich in den Stand setzen, vorerst beide Theile zur Anerkennung ihrer Fehler und Schwächen zu vermögen, und ist einmal diese Selbstkenntniß bei den Fehlenden begründet, alsdann ist die Versöhnung vorbereitet und die Belehrungen und Mahnungen des Seelsorgers zur Aussöhnung, Vertragsamkeit und liebvollen Beurtheilung werden guten Erfolg haben. Erst nachdem beide Theile besonders vernommen, ermahnt und belehrt worden sind, berufe der Seelsorger beide zusammen, um die gänzliche Aussöhnung zu ermitteln. Als Hauptregel, die bei allen Ehedissidien Geltung hat, ist zu nennen: Der Seelsorger mache die Eheleute aufmerksam auf die vom Apostel geforderte Liebe, zeige im Geiste dieses Apostels die Pflichtmäßigkeit ehelicher Liebe und deren Früchte, mache dann begreiflich, daß der Unfriede nie gute Folgen haben könne — daß beide Theile durch Unfriede sich wechselseitig plagen, die Kinderzucht beeinträchtigen, ihre häuslichen Verhältnisse verschlimmern, Aergerniß geben, ihr Seelenheil gefährden.

Hier ist noch zu bemerken, daß die Vernehmung der Vorgerufenen von Seite des Seelsorgers ja nicht in Gegenwart der Domestiken geschehen soll. Der Seelsorger handhabe solche Ordnung in seinem Hause, daß den Ein- und Ausgehenden, vorzüglich den in solchen Fällen Vorgerufenen von den Domestiken mit bescheidener Achtung, fern von höhnischem Lächeln oder beleidigenden Neckereien begegnet werde. Er dulde nicht, daß die Domestiken die Vorgerufenen über die Ursache ihres Kommens befragen — oder wenn die Vorgerufenen sich selbst mit den Domestiken über ihre Verhältnisse ohne Veranlassung einlassen, so sorge der Seelsorger durch öftere Belehrung und Zurechtweisung seiner Domestiken dafür, daß sich dieselben in solchen Fällen ausweichend verhalten, daß sie den Vorgerufenen höchstens ihr Mitleid bezeigen und ihnen den Wunsch äußern, daß der Friede und das gute Vernehmen recht bald in ihre Mitte zurückkehren möge, ohne sich weiters in die Angelegenheiten derselben einzulassen. Es darf nicht den mindesten Anschein haben, als stehe der Seelsorger mit seinen Domestiken in solchen Fällen im Verkehr, oder als hätten dieselben in amtlichen Geschäften einen Einfluß auf ihn, welches seinem Ansehen schaden und das Zutrauen hindern müßte.

Die Veranlassung ehelicher Zwistigkeiten sind gewöhnlich a) Eifersucht, b) natürliche Gebrechen, c) Eigensinn, Rohheit, Zornhitze, üble Laune, Empfindlichkeit, d) Untreue eines Ehetheils, e) Verschwendung, f) Kargheit, g) Trunkenheit. Außerdem wird der eheliche Unfriede nicht selten auch durch andere Personen veranlaßt, die entweder im Hause der Eheleute wohnen (Eltern, Geschwister, Dienstboten), oder außer demselben sich befinden.

Da nun der Seelsorger seine Belehrungen und Ermahnungen nach den Bedürfnissen der Entzweiten einrichten, und nicht nur den fehlenden Theil ermahnen und zurechtweisen, sondern auch den leidenden Theil zur Versöhnung, Nachsicht und zu klugem Ausweichen vermögen soll, so fragt es sich nun: welche Belehrung und Mahnung hat der Seelsorger in obigen Fällen zu geben? Um sogleich von jenen Ehezwistigkeiten zu reden, deren Ursachen von andern Menschen herrühren, nenne ich:

a) Die Eltern. Häufig ereignet sich der Fall, daß die Eltern eines Ehetheils Unfriede in der Ehe stiften. Sie hängen ihrem Kinde an, reizen es zu Vorwürfen, so oft der andere Ehetheil auch nur das Mindeste thut, was ihnen mißfallt, tadeln in Einem fort und bringen Klagen über Klagen. Sie wollen nämlich noch regieren — und jetzt ist ihnen das Regiment entzogen: sie sind eigenliebig, selbstgefällig und mürrisch zugleich, und meinen es darum nicht ertragen zu können, daß die eingeheirathete Person alles anders ordnet, als sie bisher gewohnt waren. Ihre dem Alter eigene Neugierde entdeckt Alles, ihre dem Alter eigene Geschwätzigkeit redet von Allem, und die dem Alter eigene mürrische Laune tadelt Alles. Ihr Sohn oder ihre Tochter glaubt ihnen: der andere Theil will sich von den sogenannten Alten nichts einreden lassen: die Alten wollen alles besser wissen, der jüngere Ehetheil erklärt sie für dumm. Die Liebe zwischen beiden, den Eltern und der eingeheiratheten Person, nimmt immer mehr ab, verschwindet allmählig ganz, geht vielleicht über in Feindschaft, Haß, Verfolgung. So entstehen denn ganz natürlich Ehedissidien. — In solch einem Falle nun wende der Seelsorger sich an die Eltern, zeige Ihnen das Unkluge und Sündhafte ihres Benehmens, mache sie aufmerksam, wie sie das Regiment abgetreten hätten, wie es ihre Pflicht sei, durch Liebe und Nachsicht den ihnen entfremdeten Ehetheil wieder zu gewinnen, und wie sie es nicht unterlassen dürften, das, was sie bisher gefehlt hatten, nicht blos zu vermeiden, sondern auch nach Kräften wieder gut zu machen. Das Kind der alten Insassen weise man hin auf das Wort der Schrift: “Der Mann wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhängen,” und zeige so, wie trotz aller Anhänglichkeit und Liebe zu den Eltern, das Verhältniß zu Vater und Mutter gleichwohl nicht die eheliche Liebe stören dürfe. Dem andern Ehetheil aber sage man, daß die Sache von Seite der Eltern nicht so böse gemeint sei — das Alter sei eben mürrisch und launisch: er solle sie daher schonen, und da wo es leicht thunlich ist und kein Nachtheil entsteht, ihnen folgen, sonst aber, mit aller Milde gegen sie, nach eigener Ueberzeugung handeln.

b) Geschwister. Rührt der Unfriede von Geschwistern eines Ehetheiles her, so entferne man dieselben, wenn es anders möglich ist; muß man sie aber im Hause behalten, so versuche man zuerst Vorstellungen in aller Güte, hernach mit Strenge und wenn Alles fruchtlos bleibt, so suche man Hilfe bei der Obrigkeit.

c) Dienstboten, welche den Ehefrieden stören, sollen so schnell als möglich entfernt werden. Sollte sich ein Ehetheil dagegen sträuben, so zeige der Seelsorger ihm das Unkluge, Verdächtige, Sündhafte seines Entschlusses, den friedestörenden Dienstboten aber mache er aufmerksam, wie es seine Pflicht sei, solch einen Dienst zu verlassen, und wie man nöthigenfalls zu seiner Schande strengere Maßregeln ergreifen werde. — Zu den Personen, die außer dem Hause wohnen und gleichwohl Ursache des ehelichen Unfriedens sind, gehören namentlich solche, welche Schwätzereien ins Haus tragen, welche den einen oder andern Ehetheil lächerlich machen, oder in einer unerlaubten Verbindung zu einem derselben stehen. Was die erste und zweite Klasse von Störefrieden betrifft, so ermahne der Seelsorger, solchen Leuten kein Gehör zu schenken, sie passend abzuweisen oder auch geradezu den Zutritt ins Haus ihnen zu verwehren. Diesen Störefrieden selbst aber schildere der Seelsorger mit lebhaften Farben ihr Unrecht und gebiete ihnen geradezu Stillschweigen unter Androhung einer Klage vor Gericht. In Bezug auf die dritte Klasse aber zeige man solchen Personen das Schändliche und Entehrende ihres Umganges, die schrecklichen Folgen für Zeit und Ewigkeit, die sich hieran knüpfen und biete zuletzt alle gesetzlichen Mittel auf, solche unerlaubte Verbindungen zu lösen. —

Weitere Quellen des ehelichen Unfriedens sind:

l) Eifersucht. Die Eifersucht als vorzügliche Quelle ehelicher Zwistigkeiten ist bei einigen eine traurige Eigenschaft des Gemüthes, bei einigen aber auch veranlaßt durch das verdächtige Betragen des andern Ehetheils. Im erstern Falle führe der Seelsorger dem von Eifersucht Geplagten zu Gemüthe: wie er sich selbst und dem andern Ehetheil durch seine Einbildung und ungegründete Eifersucht zur Plage werde, das häusliche Glück störe und zur Erfüllung der häuslichen Pflicht den Muth verliere; er stelle ihm vor, wie er sich durch seine Eifersucht vor Andern lächerlich, ja selbst verächtlich mache; wie er dadurch das Herz des andern Ehetheils von sich entferne und ihn gleichgiltig gegen sich mache, wie er dagegen durch Zutrauen und liebevolles Entgegenkommen das Herz desselben an sich fesseln könne. Man warne ihn, nicht jeder Klatscherei Gehör zu verleihen und mache ihn aufmerksam, wie er durch sein eifersüchtiges Benehmen so manche in Versuchung führe, seine Schwäche zu mißbrauchen, und durch erlogene Gerüchte und absichtlich darauf angelegte Scherze sc. seine Eifersucht zu erregen und ihn lächerlich machen. Man weise hin auf die guten Eigenschaften des andern Ehetheils, auf dessen unbescholtenen Ruf und seine Rechtschaffenheit, welche er durch solch eifersüchtiges Benehmen in Schatten stellen würde; man weise ihn an, Zutrauen zu dem andern Ehetheil zu fassen und jeden eifersüchtigen Gedanken sich aus dem Kopfe zu schlagen — wenigstens genau, jedoch unbemerkt, das Betragen des andern Ehetheils zu untersuchen und so lange das Beste von ihm zu denken, bis er vom Gegentheil überzeugt ist, wie es die Liebe fordert.

Auf diese Art führe der Seelsorger den Eifersüchtigen zur Einsicht seiner Schwäche und Verblendung, den andern Ehetheil aber ermahne er zur Nachsicht und Schonung, zur Aufrichtigkeit und zur Vermeidung jeder Heimlichkeit, und der Hauptschritt zur Versöhnung ist gethan. Hat aber ein Ehetheil durch anstößiges Betragen die Eifersucht des andern veranlaßt, so führe der Seelsorger dem fehlenden Theile zu Gemüthe, wie er durch seine Unvorsichtigkeit und sein leichtsinniges Betragen nicht nur den andern Ehetheil kränke und betrübe, den ehelichen Frieden störe und das häusliche Glück gefährde; sondern selbst seine Ehre und seinen guten Namen der Gefahr aussetze, das Vertrauen des andern Ehetheils schwäche und seine Ruhe gefährde. Der Seelsorger suche zwar die Unvorsichtigkeit des fehlenden Theils bei dem Eifersüchtigen so gut als möglich zu entschuldigen, er weise ihn jedoch an, fortan jeder neuen Veranlassung zur Eifersucht pflichtmäßig auszuweichen; im Umgange mit andern Anstand und Bescheidenheit zu beobachten, um seine Ehre keiner Gefahr und die Ruhe seines Gewissens keiner Versuchung auszusetzen. Er warne ihn vor allen Heimlichkeiten gegen den Eifersüchtigen und halte ihn an zur Aufrichtigkeit und zu offenem Betragen gegen den andern Ehetheil, um denselben zu versöhnen und seine Liebe und Zutrauen bei ihm zu gewinnen.

2) Körperliche Gebrechen, Naturfehler, Unfruchtbarkeit sind sehr oft Ursachen ehrlicher Zwistigkeiten, indem dieselben nicht selten bei dem andern Ehetheil Abneigung, Verachtung und Vorwürfe erzeugen, und so den ehelichen Frieden stören. Dergleichen körperliche Gebrechen, Naturfehler sc. können schon vor der Verehelichung vorhanden gewesen sein oder sie können sich nach der Verehelichung in Folge einer unglücklichen Krankheit oder anderer Umstände ergeben haben. Im ersten Falle mache der Seelsorger den unzufriedenen Ehetheil aufmerksam, wie er schon vor der Verehelichung um die Gebrechen des andern Ehetheils gewußt und dennoch ihm eheliche Liebe und Treue geschworen habe; wie er durch sein Benehmen Verdacht errege, durch Interesse oder andere irdische Absicht zur Verehelichung verleitet worden zu sein, welches ihn verächtlich vor Gott und der Welt mache. Er führe ihm zu Gemüthe, wie diese natürlichen Mängel und Fehler den ehelichen Zweck und das häusliche Glück nicht hindern; wie körperliche Vorzüge eine Gabe Gottes seien, wofür wir Gott zu danken verpflichtet sind; wie aber andere, denen Gott solche Gaben versagt hat, nicht zu verachten, sondern vielmehr zu bemitleiden und zu ertragen seien. Er mache denselben aufmerksam auf die sonstigen guten Eigenschaften des andern Ehetheils, auf dessen treue Erfüllung der häuslichen Pflichten, seine sittlichen Vorzüge sc., welche die Erkenntlichkeit, Achtung und Nachsicht des andern Ehetheils nach sich ziehen sollen.

Sind die körperlichen Gebrechen aber erst nach der Verehelichung in Folge einer Krankheit oder anderer Umstände entstanden, so führe man dem fehlenden Ehetheil zu Gemüthe, daß solche Fehler nicht das Verschulden des andern Ehetheils, sondern ein Verhängniß Gottes aus weisen Absichten seien; daß er selbst vor ähnlichen Gebrechen nicht sicher sei, weßwegen die christliche Liebe gebiete, dem Unglücklichen so zu begegnen, wie er wünschen würde, daß man ihm im gleichen Unglücke begegnen solle. Der Seelsorger mache den fehlenden Theil aufmerksam, wie er am Altare dem andern Ehetheil versprochen habe, ihn in keinem Unglücke zu verlassen oder zu verachten, sondern jedes Ungemach gemeinsam mit ihm zu tragen; wie er eben dadurch Gelegenheit habe, seine christliche Liebe und Geduld zu bezeugen und durch Nachsicht und Ergebung in Gottes Fügungen sich Verdienste für den Himmel zu sammeln sc.

Ist Unfruchtbarkeit die Ursache der ehelichen Zwietracht — so führe der Seelsorger beiden Ehetheilen zu Gemüthe, wie schwer es sich bestimmen lasse, an wem die Schuld der Unfruchtbarkeit liege, wie Kinder ein Segen Gottes seien, dessen Anordnungen wir uns freudig fügen sollen, da das, was Gott thut, stets wohlgethan ist. Er ermahne sie zur gegenseitigen Treue und Liebe und zum lebendigen Vertrauen auf Gottes weise Vorsehung — welche auch in diesem Betreffe mit jedem macht, was recht ist.

3) Andere Fehler, welche eheliche Zwistigkeiten veranlassen, sind Eigensinn, Zornhitze, Roheit, üble Laune und übertriebene Empfindlichkeit. Diese erzeugen nicht selten gegenseitige Unbilden, ja gar oft die gröbsten Mißhandlungen, welche die Wiedervereinigung der Gemüther sehr erschweren. In solchen Fällen belehre der Seelsorger die erbitterten Gemüther, welch ein großes Glück eheliche Zufriedenheit und eheliche Eintracht sei, welches Glück aber nur durch Sanftmuth und gegenseitige Verträglichkeit begründet werde. Er mache sie aufmerksam auf die vielen Uebel, welche Uneinigkeit und Zwietracht in Betreff der gegenseitigen Ruhe, der Ordnung des Hauses und des häuslichen Wohlstandes, des Ansehens vor den Dienstboten und den Kindern zur Folge haben, indem in solchen Fällen die Dienstboten und Kinder sich gewöhnlich zur Parthei des einen oder andern Ehetheils schlagen und dessen Haß gegen den andern theilen. Er mache beide Theile auf ihre Schwachheiten aufmerksam und überzeuge sie, wie nothwendig ihnen die Pflicht der gegenseitigen Nachsicht und Vertragsamkeit sei, wozu sie das göttliche Evangelium, die christliche Liebe auffordere, und welche Pflicht sie selbst am Altare einander zugeschworen hätten. Er weise sie an, nach christlichen Grundsätzen, wie sie sich der Sanftmuth befleißen, wie sie einander ausweichen und nachgeben sollen; wie sie sich besonders angewöhnen sollen, beim Gefühle der Zornhitze sich zu entfernen und zu warten, bis sich der Zorn gelegt habe, um einander mit Erfolg zurechtzuweisen — welches jedoch nie vor den Kindern oder Dienstboten geschehen soll. Er zeige, wie sie aus solche Art sich manchen Verdruß ersparen, thätiges Christenthum bewähren und ihren Kindern und Untergebenen zur Erbauung sein werden. Eine solche liebreiche und bescheidene Hinweisung der Entzweiten auf ihre gegenseitigen Fehler und Schwachheiten wird gewiß nicht ganz ohne Erfolg sein, es wird sie wo nicht gleich auf der Stelle zur Aussöhnung führen, doch wenigstens dieselbe vorbereiten und erleichtern.

4) Untreue eines Ehetheils ist eine vorzügliche Quelle ehelicher Zwistigkeiten, welche nicht selten gänzliche Abneigung und Trennung bewirkt. Wird nun ein Ehetheil von dem andern der Untreue beschuldigt, so untersuche der Seelsorger, ob die Untreue erwiesen oder nur wahrscheinlich sei. Im erstern Falle stelle der Seelsorger dem schuldigen Ehetheil die Größe seiner Schuld vor Gott vor; er zeige ihm, welche Ungerechtigkeit er gegen den andern Ehetheil begangen , den er tief betrübt und gekränkt, dem er das heiligste Versprechen gebrochen habe; er zeige, welches Aergerniß er durch seine Untreue gegeben, wie er den heiligen Ehestand, der von Gott selbst eingesetzt, von Christus zu einem Sakramente erhoben, im Angesichte der Kirche eingegangen worden, entweihet, und jenes Strafurtheils sich würdig gemacht habe, das Christus und sein Apostel Paulus gegen die Ehebrecher aussprach. Nachdem der Seelsorger auf diese Art den fehlenden Ehetheil auf heilsame Weise erschüttert und zur Selbstkenntniß gebracht hat, stelle er ihm vor, wie viel Ursache er habe, sich zu bessern, das gegebene Aergerniß zu heben und sich mit dem tief gekränkten andern Ehetheile auszusöhnen. Er zeige ihm alsdann, wie die Veranlassung zur Untreue hinweggeräumt, oder wie derselben am füglichsten ausgewichen werden könne — und halte ihn an, dem gekränkten Ehetheil durch das liebvollste Betragen Genugthuung zu leisten und dessen Zutrauens sich würdig zu bezeugen.

Dem unschuldigen Ehetheil stelle er vor, wie schön und edel es sei, Unbilden zu vergessen und großmüthig zu verzeihen und als der gekränkte Theil zuerst die Hand zur Versöhnung zu bieten; wie solcher Edelmuth selbst den fehlenden Theil rühren und dessen Achtung, Liebe und Zuneigung aufs neue erregen und ihre Herzen um so inniger vereinigen müsse. Er erinnere ihn, daß ja die christliche Liebe fordere, jedem Feinde zu verzeihen — um wie viel mehr dem Ehegatten (um so mehr, wenn der eine Ehetheil etwa durch widriges Betragen, durch hartnäckiges Entziehen sc. das Herz des andern von sich abwendig gemacht haben sollte), daß selbst Gott jedem reuigen Sünder verzeihe und uns zu gleicher Erbarmung und Versöhnlichkeit gegen die Fehler anderer einlade. Er führe ihm zu Gemüthe, wie nur durch solche Wiedervereinigung das grobe Aergerniß wieder gut gemacht und den schlimmen Folgen für die Kinder vorgebeugt werden könne. Er erinnere ihn, wie von dieser Wiedervereinigung einzig nur die Ehre und das Seelenheil beider Theile abhänge, indem bleibende Besserung des fehlenden Ehetheils nur im Falle der Wiedervereinigung zu vermuthen sei, während im entgegengesetzten Falle nur noch mehrere Vergehungen und Aergernisse zu befürchten wären. Auf diese Art werden beide Theile sich auf heilsame Weise erschüttert und in Betrachtung der schlimmen Folgen einer Trennung sich zur Versöhnung geneigt fühlen.

Ist aber die Untreue des andern Ehetheils nicht erwiesen, sondern nur wahrscheinlich und vermuthbar, so weise man den klagenden Ehetheil an, nachdem der verdächtige Theil auf ähn- liche jedoch mildere Art wie oben erschüttert und auf die unseligen Folgen eines solchen Vergehens aufmerksam gemacht worden ist, nicht immer gleich das Schlimmste zu denken; sondern den Grund oder Ungrund des Verdachtes in möglichster Stille und unbemerkt zu untersuchen, den verdächtigen Theil auf bescheidene und liebreiche Weise auf sein verdächtiges Benehmen aufmerksam zu machen, nicht aber sogleich durch rohe Beschimpfung und Vorwürfe den fehlenden Theil zu erbittern, und mit Trennung und Unversöhnlichkeit zu bedrohen. Der Seelsorger bemühe sich zwar den verdächtigen Theil durch Hervorhebung feiner guten Eigenschaften so viel als möglich zu entschuldigen, halte ihn jedoch an, jede Veranlassung zum Verdacht und Argwohn zu vermeiden, und so durch gegenseitiges Vertrauen und aufrichtiges liebreiches Betragen den Frieden wiederum in ihre Mitte zurückzurufen.

5) Verschwendung, durch übertriebene Kleiderpracht, Genußsucht, freventliches Spielen sc. Der Seelsorger stelle dem Verschwender das moralische Verschulden seiner Verschwendung und die unseligen Folgen derselben nicht nur für ihn, sondern auch für seine unschuldige Familie, für Zeit und Ewigkeit vor. Er führe ihm zu Gemüthe, daß das Vermögen der Verehelichten gemeinschaftlich sei und keine Verwendung desselben ohne Einwilligung des andern Ehetheils statt finden solle. Er mache ihm daher fühlbar, welcher Verantwortung er sich dadurch vor Gott schuldig mache, wenn er das gemeinschaftliche Gut auf leichte Art verschwende und ohne Einwilligung des andern Ehetheils zu schlimmen Zwecken verwende, wie er dadurch sich selbst Armuth und Schande bereite und mancherlei Gefahren und Versuchungen sich aussetze: wie er als ungerechter Haushalter seine Familie ins Unglück stürze und andern eine Last aufbürde: welch eine Verantwortung er dadurch auf sich lade sc. Er ermahne ihn hierauf zur zweckmäßigen Beschäftigung, zu kluger Lebensordnung, zur Beschränkung jedes unnöthigen Aufwandes aus Liebe zu Gott und den Seinigen, welche ihm mehr als Vergnügen, Putz und Gesellschaft am Herzen liegen sollen. Er berathe sich auch aus bescheidene Weise mit ihm über die Mittel, wie etwa das Hauswesen zweckmäßiger geführt, Ordnung in die Bezahlung der Schulden gebracht und den etwaigen Versuchungen zu fernerer Verschwendung ausgewichen werden könne. — Geschieht dieß, so wird Versöhnung von Seite des andern Ehetheils sich von selbst ergeben.

6) Ist aber übertriebene Kargheit die Veranlassung zum Unfrieden, so bringe der Seelsorger dem Kargen richtige Begriffe von Geiz und kluger Sparsamkeit bei; er zeige ihm das Häßliche und Unmoralische des Geizes und wie aufgelegt der Geiz zur Ungerechtigkeit, zum Betrug, zur Härte und zu jeder Schandthat mache, wenn nur Aussicht auf Gewinn vorhanden ist. “Die reich werden wollen, fallen in die Fallstricke des Satans.” Er lege ihm die Pflicht ans Herz, der Ehegattin und den Kindern das Nöthige zum Unterhalte, zur Erziehung und Bildung nach Kräften zu verabreichen, welche Pflicht er am Altare eidlich beschworen habe. Er mache ihn aufmerksam, wie er durch Kargheit das Herz des andern Ehetheiles, der Kinder und Untergebenen von sich entferne, selbe zu Veruntreuungen, Verschleisungen und zur geheimen Schadloshaltung anrege; wie dadurch nothwendig die Erziehung Schaden leiden und Unordnung in das Hauswesen kommen müsse. Auf diese Art führe der Seelsorger den fehlenden Theil zur Einsicht und billigen Befriedigung der Forderung des andern Ehetheiles und der häuslichen Bedürfnisse; er ermahne aber auch zugleich den andern Ehetheil zur klugen Sparsamkeit, zur Beschränkung unnöthiger Ausgaben und zur freundlichen Behandlung des andern Ehetheils und es wird der Friede wieder in ihre Mitte zurückkehren.

7) Endlich Trunkenheit ist auch eine vorzügliche Veranlassung zu häuslichem Unfrieden und nicht selten auch zu groben Mißhandlungen. Der Trunkenbold beschädigt nicht nur den häuslichen Wohlstand durch ungewöhnlichen Aufwand, sondern auch durch mannigfaltige Versäumnisse der Berufsarbeiten und durch wiederholte Unfähigkeit zur Arbeit in Folge der durch Völlerei bewirkten Zerrüttung der Kräfte und Gesundheit. Im Zustand der Trunkenheit ist der Ehemann nicht selten eine wahre Plage für den andern Ehetheil, welchen er aufs Tollste beschimpft, mißhandelt, den Kindern und Untergebenen ein Aergerniß, ja ein Scheusal. Hat das Eheweib dazu noch eine schlimme Zunge, und macht sie von derselben zur Unzeit Gebrauch, so wird das Uebel gewöhnlich um so größer und der Vorwürfe, Mißhandlungen und des Unfriedens wird kein Ende. In solchem Falle führe der Seelsorger auf ernstliche Weise den Trunkenbold zu Einsicht seines Fehlers, und erinnere ihn an die Thorheiten, welche er in der Trunkenheit begeht, Thorheiten, deren er sich im nüchternen Zustande gewiß schämen wird. Er mache sein Ehrgefühl rege, indem er ihn an die Thorheiten in der Trunkenheit erinnert, wodurch er sich zum Spektakel für andere und zum Gegenstande der Verachtung jedes Rechtschaffenen mache. Er erschüttere sein moralisches Gefühl durch Hinweisung auf die traurigen Folgen der Trunkenheit für Zeit und Ewigkeit, für häusliches Glück, für Gesundheit und Ehre, und überzeuge ihn von der Nothwendigkeit seiner Besserung, von der Schauderhaftigkeit des Verharrens in einem Zustande, der des Menschen und um so mehr des Christen durchaus unwürdig ist. Den andern Ehetheil hingegen weise er an, seine Zunge im Zaume zu halten und dieselbe ja nicht zur Unzeit zu gebrauchen, namentlich dann nicht, wenn er voraussieht, daß dieselbe gerade die entgegengesetzte Wirkung hervorbringen werde. Er ermahne ihn, seine Mahnungen und Vorstellungen dem andern Ehetheil im Zustande der Nüchternheit vorzutragen, ihn so viel möglich von schlimmen Gelegenheiten und Gesellschaften abzuhalten und ihm den Aufenthalt zu Hause so angenehm als möglich zu machen.

So schwierig und undankbar aber gar oft das Bemühen des Seelsorgers in dem Geschäfte der Vermittelung bei entzweiten Eheleuten ist, so wird es doch selten ganz ohne Erfolg sein. Das Ansehen und Vertrauen, welches er nach seiner amtlichen Stellung bei seinen Pfarruntergebenen hat oder wenigstens haben soll, die Kraft christlicher Beweggründe, seine strenge Unparteilichkeit und Gerechtigkeitsliebe, welche er in solchen Fällen kundgiebt, seine mit kluger Rücksicht auf die jedesmaligen Umstände, Denkungsart und den Charakter der Entzweiten gegebenen Belehrungen und Ermahnungen werden, wenn es ihm auch auf Einmal nicht gelingen sollte, Vereinigung zu bewirken, doch nicht wohl ganz ohne Wirkung sein.

Indessen giebt es doch bisweilen Fälle, in welchen das Bemühen des Seelsorgers an der Hartnäckigkeit und Erbitterung der Entzweiten scheitert und wo dann die Einschreitung der Obrigkeit und temporäre Trennung das einzige Mittel zur Wiedervereinigung ist. In solchem Falle weise sie der Seelsorger an, bei der rechtmäßigen Obrigkeit ihre Klagen anzubringen und Hilfe zu suchen; er halte sie aber durch alle Mittel, welche Klugheit, Pflicht und Christenthum anrathen, an, daß sie ihre Sache mit Aufrichtigkeit anbringen, nach Billigkeit gegen einander verfahren, und insbesondere das Beste ihrer Kinder nicht aus dem Auge lassen möchten.

13.4.3 1845 Ueber die Kindlichkeit der Jugend.327

Von

Jof. Anton Rietzler, Pfarrer in Sulzschneid.

Zur Konferenz in Altdorf am 17. Juni 1845

“Wahrlich, sag ich euch, wer das Reich Gottes nicht aufnimmt, wie ein Kind, wird in dasselbe nicht eingehen.” Marc. X. 15.

§. 1. Bald nach den Tagen, als auf des einsamen Berges Gipfel, gleichsam in reineren, ätherischen Lüften dem Himmelreiche näher, Jesus von drei besonders auserwählten Jüngern im himmlischen Glanze verklärt wurde, und dann wieder in das Thal der menschlichen Demuth und Erniedrigung herniedergestiegen war, kam Er in seine Stadt Kaphernaum.

Hier kehrte Er bei einem Freunde ein, um im stillen Genusse einer wohlwollenden Gastfreundlichkeit ein wenig auszuruhen. Freundlich und froh blickte Er im vertraulichen Cirkel umher; indeß wußte Er wohl, daß unter seinen Jüngern seit einiger Zeit ein Rangstreit obwalte. Sie hatten von dem Gottesreiche vielfältig noch verkehrte und blos irdische Ansichten und Begriffe; sie träumen wohl auch von einem goldenen Erdreiche und hätten etwa die Würde eines Ministers in diesem Reiche oder eine Fürstenkrone oder einen Feldherrenstab u. dgl. nicht ausgeschlagen, ja viel mehr mit solchen irdischen Hoffnungen sich geschmeichelt.

Das nun war wohl eine kindische, aber nicht eine ächt kindliche Gesinnung. Sie nun deßhalb bemitleidend, senkte Jesus seinen Blick auf einen unschuldigen Kleinen, der in kindlicher Vertraulichkeit sich an den erhabenen Gast angeschmiegt und sich wohl an dem himmlischen Kinderfreunde nicht satt sehen konnte. Nach einem solchen unschuldigen Kleinen streckte Jesus liebend die Hand aus, stellte ihn mitten unter sie (Marc. 9, 35.) schloß ihn in seine Arme, legte ihm die Hände auf, segnete ihn und sprach voll milden Ernstes zu den Jüngern: (Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht denn für solche ist das Himmelreich) “Wahrlich, sag ich euch, wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird in dasselbe nicht eingehen.”-

§. 2. Dieses nun, gleichsam als einleitendes Vorwort vorausgeschickt, fragt es sich nun zuvörderst, warum oder aus welchen Gründen hatte selbst die im menschlichen Fleische wandelnde Gottheit eine solche Hochachtung gegen die Kinder? Warum sagte der Herr: “Wenn ihr euch nicht bekehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.” Matth. 18, 3., und wieder: “Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn für solche ist das Himmelreich.” Marc. 10, 15. und: “Ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.” Matth. 18, 11., und: “Wer eines aus diesen Kleinen, die an mich glauben, ärgert, dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.” Matth. 18, 6.

Es dürfte hier eine allgemeine und eine besondere Ursache zu Grunde liegen a) Die allgemeine Ursache ist wohl das Menschenkind an und für sich. Denn der ganze Baum künftiger Größe-, aller Tugend, Weisheit, Religion, Seligkeit liegt schon im Kinde als Keim. Während die Pflanze höchstens “zum Baume, aber nimmer zum freiwandelnden Thiere sich erheben kann; während das Thier des Feldes oder des Waldes immer nur zahmes oder wildes Vieh bleiben kann und nie über seine Erdenwiesen sich zu erschwingen vermag — ist das Menschenkind bestimmt, höher und immer höher hinanzurücken zur edlern Menschheit, von dieser zu einer englischen Gesinnung und zur Seligkeit himmlischer Geister.

Wohl dieses im Auge habend sagt Sailer:328 “Den tiefsten Respekt für die Kinder hatte Christus und flößte ihn den Seinen ein. Werdet wie diese. Für diese ist das Himmelreich. Ihre Engel schauen Gottes Angesicht. Wer eines ärgert, ist ein Verbrecher.” —

b) Die specielle Ursache ist unstreitig der Kindersinn, ihre Sittenreinheit und Unschuld u. oder kurz gesagt: die schöne Kindlichkeit. Wer da die Menschheit im Kinde nicht ehrt, wo sollte er sie ehren. Freilich, um wieder Sailers Worte zu gebrauchen, freilich in den Gassenjungen, die ohne Mutterauge, das sie bewachte, ohne Vaterernst, der sie bändigte, ohne Freundeshand, die sie lenkte u. umherlaufen und das Schauspiel der Verwilderung vor unsern Augen aufführen, ist das Liebenswürdige der Kinderunschuld schon unsichtbar geworden; aber gerade dieß ist ein Mitbeweis von der Geistlosigkeit des Zeitgeistes, der es wagt, ein Wort von Cultur (Bildung, Aufklärung, Verfeinerung) zu sprechen, und Verwilderung in dem keimenden Geschlechte organisirt.“ —

§. 3. Sittenreinheit, Unschuld, Kindlichkeit ist der Standpunkt, von welchem der Mensch ausgeht, Heiligkeit und Gottähnlichkeit ist das Ziel, wornach er streben soll. Und eben hierin hat es der allgütige Schöpfer so väterlich geordnet. Von Geburt an ist der Mensch in einen Zustand gesetzt, welcher, je mehr und länger der Mensch sich in demselben behauptet und mit freier Willensthätigkeit und muthiger Festigkeit und Entschlossenheit sich in selbem vervollkommnet, und je mehr er vor feindlichen und verderblichen Einflüssen bewahrt wird und dann sich selbst bewahrt, aus dem nächsten und kürzesten Wege zu Ziele führen würde — er ist gesetzt in den Stand der Kindlichkeit.

Wenn nämlich gleich die ursprüngliche Harmonie der menschlichen Triebe und ihre unmittelbare Richtung zu Gott durch die Sünde des ersten Menschenpaares unterbrochen und das schöne Gleichgewicht gestört wurde, so wurden dennoch die schönen sittlichen Anlagen, die Gott in das Gemüth des Menschen gelegt hat, dadurch keineswegs ganz zu Grunde gerichtet und zerstört. Hiezu liefert das unverdorbene Kind den schönsten und kräftigsten Beweis. Noch rein und unentweiht von eigener Schuld, noch ungetrübt von irgend einer Leidenschaft und noch unbekannt mit dem Verderben dieser Welt gleicht die kindliche Seele einem kristallhellen Bächlein, worin man wenigstens, gleich den Kieselsteinen, die im Grunde liegen, noch die Grundzüge des göttlichen Ebenbildes schauen kann.

§. 4. Die Kindlichkeit ist vorzügliches Attribut des unverdorbenen Kindesalters, und darum vorzüglich hatte Jesus insbesondere so tiefen Respekt für die Kinder. Die Kindlichkeit ist aber auch die Grundbedingung der Theilnahme am Reiche Jesu. Matth. 18, 8. Mögen auch Tausende und Tausende äußerlich Bürger dieses Reiches sein; ohne sie aber gehören sie dem unsichtbaren Himmelreiche nicht an. —

§. 5. Wenn nun, wie oben gesagt worden, der gütige Schöpfer so väterlich gesorgt hat, daß selbst die Sünde des Stammvaters die schönen sittlichen Anlagen, die er in des Menschen Seele gelegt, keineswegs ganz zu Grunde gerichtet und zerstört hat; ja, wenn die Kindlichkeit des Menschen ursprünglichen Zustand in Eden — und das Paradies in der Kinderwelt symbolisirt: sollten da nicht überall heilige Cherubim vor Edens Thore gestellt werden, daß sie mit feurigem zuckendem Schwerte selbe bewahren (I. Genes. III. 24., damit keine Schlange sich einschleiche und die Blume Gottes vergifte! — Das sollte so besorgt und so eifervoll, als je etwas in der Welt, geschehen. Ob es aber auch wirklich und allseitig geschehe? Blickt man auf die leidige Wirklichkeit, betrachtet man aufmerksam die Kinder— und Jugendwelt, so findet man leider nicht selten mit den zunehmenden Jahren eine zunehmende Abnahme derselben. Ja, man gewahrt wirklich nur zu oft: “daß die Jugend-, so bald sie aus den Kindesjahren austritt, so schnell ihre Kindlichkeit verliert, ja ungeachtet des in unsern Tagen se hochgesteigerten Unterrichtes in allem Guten doch so vielfältig in das Böse ausartet.” —

§. 6. Wie dieß? Was ist dagegen zu thun? Die Frage ist allgemein und vielumfassend. Ich möchte mich aber, durch sie veranlaßt, besonders auf folgende specielle Fragen in diesem Betreffe beschränken und noch mehr darthun

I. Was eigentlich unter Kindlichkeit zu verstehen sei?

II. Einige Ursachen angeben, warum unsere Jugend oft so schnell ihre Kindlichkeit verliert?

III. Einige Regeln anfügen, welche Eltern und Erzieher vorzüglich zu beobachten haben, damit die schöne Kindlichkeit unter der Jugend gepflegt und so lange als möglich erhalten werde — ja noch mehr, daß sie, wie Jesus zunehme an Weisheit und Liebenswürdigkeit bei Gott und den Menschen (Luk. II. 52.)

I.

§. 7. Zuvörderst dürfte es meines Bedünkens, hier nicht am unrechten Orte sein, ja vielmehr nöthig erscheinen, den Begriff von Kindlichkeit noch mehr zu entwickeln und klar vor Augen zu legen.

Das Wesen nun der Kindlichkeit möchte am deutlichsten in die Augen fallen und dessen Begriff am klarsten werden, wenn man sich ein ganz schuldloses unverdorbenes Kind vorstellt, ans welchem die liebenswürdigen Eigenschaften der schönen Kindlichkeit gleichsam wie aus einem Spiegel uns entgegenglänzen. Es ist nämlich keineswegs blos die äußere Anmuth und Annehmlichkeit der Gestalt, des Antlitzes u. dgl. was am Kinde so anziehend auf den Menschen wirkt, sondern es ist die von innen ans wirkende Schönheit, die das Äußere durchbricht und gleichsam verklärt, so wie entgegen der Verlust derselben auch schon das Kind widerlich macht und gleichsam abstoßt.

§. 8. In der Engelmilde und Engelhuld, welche einst dort auf Bethlehems Fluren den frommen Hirten, Männern voll Kindersinnes, im neugeborenen Jesuskindlein entgegen lächelte, in dem aufblühenden Kinde und Knaben Jesus, den Nazareths Bewohner leibhaft zu schauen das hohe Glück hatten und der zunahm an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen (Luk. III. 52.) und der voll Weisheit war-, sahen wir das Urbild — die realisirte Jdee aller Kindlichkeit.

Mit Engelmilde blickt das unverdorbene Kind seine Mutter, seinen Vater an; aus dem reinen Auge blickt schuldlose Aufrichtigkeit und Offenheit, die nichts zu verheimlichen hat, weil sie kein Unrecht kennt; die glatte Stirne, welche noch nicht des Lebens Kummer und Sorge, noch weniger wilde entzügelte Leidenschaften durchfurcht haben, ist wie das wolkenlose Himmelszelt, aus dem Ruhe, Friede und Zufriedenheit und heil. Freude hervorstrahlen. Die edlen Blüthen des unverdorbenen Gemüthes zeigen sich im kindlichen Zutrauen und Glauben, in ungeheucheltem Wohlwollen und herzlichem Wesen, in freudiger Folgsamkeit und in willigem Abhängigsein von Eltern und Erziehern, zeigen sich endlich in Wahrhaftigkeit fern von Lüge, in Freundlichkeit, fern von Tücke und Verstellung u f. w.

Den Inbegriff aller dieser und ähnlichen liebenswürdigen Eigenschaften, die man bei Kindern im noch unschuldigen Alter antrifft, nennt man die schöne Kindlichkeit. Dieß ist die Perle des zarten Alters, ist, was anzieht und fesselt, ist was dem Munde des göttlichen Kinderfreundes die inhaltschweren Worte entlockte: “Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn für solche ist das Himmelreich” (Mth. 18, 3.).

Krummacher sagt daher wohl mit Recht: “Wer nicht die Kindlein und ihr Wesen liebt, in seinem Herzen wohnt die Einfalt nicht, die Freude nicht; für ihn verhallt umsonst des Lebens schönster Laut. Kalt ist sein Herz, erstorben ist ihm das – Göttliche.”

§ 9. Die holde Kindlichkeit betreffend, drückt sich Sailer so aus: Unter der schönen Kindlichkeit und der kindlichen Schönheit verstehe ich

a) das rege Gefühl des Trauens und Glaubens an die Menschheit, des Wohlwollens und Dankes;

b) die ungetrübte durchsichtige Aufrichtigkeit, Offenheit, Herzlichkeit;

c) das Gerngehorchen und das willige Abhängigsein, das im Grunde nur das eine der tausendgestaltigen Liebe ist, das im Aeußern das Bild des lieblichen Frohsinnes, das Bild der frohen Geschäftigkeit, das Bild der regen Mittheilsamkeit und der stillen Genießbarkeit darstellt, das endlich das kurze Paradies in der Kinderwelt in unserm unparadisischen Klima gründen, bauen kann und das wahre Paradies der ersten Unschuld unsers Geschlechtes symbolisirt. Diese Kindlichkeit ist das eigentlich Kindlich-Moralische hinsichtlich des Gewissens und in Beziehung auf Gott das eigentlich Kindlich-Religiöse, sie ist aber auch in Hinsicht auf die schönere Zukunft, die aus der schönen Gegenwart hervorgeht, der Keim aller wahren Tugend und der Religion, welche sich aus ihr, wie die Mannheit aus der Kindheit entwickelt. Daß diese Züge, sagt Sailer wieder, die schöne Kindlichkeit ausmachen, erhellet, auch schon für gemeine Augen, klar genug aus dem Gegentheile. Denn sobald der Junge sich mißtrauisch, köpfisch, hart zum Geben, roh im Nehmen, verschlossen, trotzig, unabhängig, selbstständig zeigt; von diesem Augenblicke an bringt er die Hölle mit in die Kinderwelt; er muß sie unausgeboren, also auch schon in sich haben. —

II.

Woher kommt es, daß die Jugend oft so schnell ihre Kindlichkeit verliert sc.?

§. 10. Niemand kann es in Abrede stellen, daß nicht leicht in einer Zeit der Unterricht in allem Guten so hoch gesteigert war, wie in der unsrigen. Von allen Seiten wird dem Unterrichte in allem Guten, der Erziehung, Bildung und ächten Veredelung der Jugend alle nur mögliche Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet u.*

* Trotz des vielen Lehrens und Lernens gebricht es auch unsern Schulen nicht selten an dem, was noth thut zu wahrer Erziehung – eine Thatsache, die von den einsichtvollsten Männern zugestanden wird. A.d. B. Archiv f.d. Pastoral-Conferenzen. I. Bd. 3. Heft.

Dessen ungeachtet bemerkt man leider nur zu oft und auffallend schnelles Verblühen der schönsten und kräftigsten Kindestugenden, bemerkt man wie z.B. Aufrichtigkeit und Offenheit in Lüge und Heuchelei, Güte in Schwäche, Gehorsam in Trotz, Heiterkeit in sündhafte Schwermuth schimpflich verwandelt werden. Zum Theil läßt sich das eine und das andere mehr oder weniger schon bei Kindern der Werktagschule wahrnehmen, zum Theil aber und vorzüglich ist dies der Fall bald nach dem Uebertritte in die Feiertagsschule, wo nur zu bald die jugendlichen Pflanzen gar oft verkrüppeln und der Gefahr hingegeben sind, zu Grunde zu gehen. Ich will nichts weniger als ein finsterer Ankläger der Jugend sein, aber doch meine ich, dürfte mancher meiner HH. Amtsbrüder mit mir schon manchmal die Beobachtung gemacht haben, daß in fraglichem Punkte bei der Jugend unserer Zeit oft selbst die Spiele und Erholungen u. nicht allemal das Gepräge des kindlichen Sinnes nnd der schönen Kindlichkeit an sich tragen, wie ehemals; denn wie ganz einen verzerrten Charakter haben dieselben oft nicht? — Und so mancher dürfte, wenn dereinst das Alter seine Haare gebleicht, nicht ausrufen können mit Matthisson:329

Im öden Weltgewühle
Hebt Wehmuth meine Brust,
Denk ich der Knabenspiele
Und ihrer Götterlust!
Zu schnell verrauschte Jahre
Der Unbefangenheit,
Was zwischen Wieg’ und Bahre
Gleicht eurer Seligkeit?

§11. Die Ursachen nun eines oft so frühen Verlustes der schönen Kindlichkeit sind wohl mehrfach und verschiedener Natur. Jch will Kürze halber nur einige Hauptursachen anführen und hier glaube ich nicht unrecht daran zu sein, wenn ich als eine vorzügliche Ursache obenanstelle

1) die häusliche Erziehung im allgemeinen und die oft geringe Aufmerksamkeit auf die Kinder von klein an – in Hinsicht ihrer moralischen Entwickelung.

Hier werden die Kinder entweder ganz und gar sich selbst überlassen oder es wird ihnen mit blindem Eifer alles gewährt und überall der Sinnlichkeit geschmeichelt. Die Folge davon ist, daß sie eigensinnig, muthwillig, ausgelassen und trotzig werden. Dort haust nur Härte und Strenge und es wird dadurch Taubsinn, Verschlossenheit und Lieblosigkeit erzeugt. Von früh an sehen die Kinder im Spiegel der Eltern Mißtrauen, Kleinmuth, Lieblosigkeit, daher weicht auch früh aus den zarten Seelen das rege Gefühls des Trauens, Glaubens und Wohlwollens. Sie gewahren Verstellung, Falschheit und Tücke, daher verliert sich auch bei ihnen alsbald Aufrichtigkeit, Offenheit, Herzlichkeit. Sie hören und sehen in ihrer ersten und nächsten Umgebung den wilden Geist der Unabhängigkeit, das Auflehnen gegen Vorgesetzte, das kühne Absprechen und Tadeln göttlicher und menschlicher Einrichtungen und Gesetze — und so verschwindet auch unvermerkt bei ihnen das Gerngehorchen und das willige Abhängigsein. Solches und Aehnliches geschieht von und unter Eltern in dem thörichten Wahne, als dürfte man es nicht genau nehmen mit steter Wachsamkeit auf und über die Kinder.

Sailer sagt in dieser Beziehung: Es kann die Aufmerksamkeit auf die Kinder in Hinsicht ihrer moralischen Entwickelung nicht früh genug anfangen. Und hier ist der Punkt, wo die “Erbsünde” aller Erziehung sitzt. Hier ist der Knoten unseres Elendes, den fremde Hände in der Epoche unseres frühesten Daseins ohne unser Zuthun schürzen. Hier kommt so oft das Verderbnis von außen in uns hinein.

2) Aber nicht bloß die häusliche Erziehung im Allgemeinen, sondern auch der vielfältige Mangel einer ächt religiösen Erziehung ist eine weitere Ursache.

Es mag sein, daß man es nicht ermangeln läßt, die Jugend mit Eifer und Geldaufwand mit allerlei weltbürgerlichen, ökonomischen und gemeinnützigen Kenntnissen vollzupfropfen und strenge auf Artigkeit, Höflichkeit zu dringen, und wie in Kleidung so auch geistig nach dem Tone und der Mode der Welt zuzuschnitzen. Allein die ächte und wahre Erziehung besteht nicht in der Erreichung irgend eines irdischen — wenn gleich noch so schönen Zweckes, sondern in der religiösen Erziehung findet sie ihre höchste Bedeutung. Aber wie oft trifft man eine solche in Wort und Beispiel an? Was vermag aller Unterricht im Guten durch Erziehung in Schule und Kirche, wenn auf anderer Seite wieder niedergerissen wird, was dort aufzubauen man besorgt ist?

Von mancher Familie möchte gelten, was ein Pädagog sagt: Wir sind in eine Zeit gerathen , wo es hoch an der Zeit ist, daß wir wieder zu Gott umkehren; denn es ist leider ein elendes herzloses Wesen unter uns entstanden — ohne Glauben und Liebe, ohne Wahrheit und Treue , ohne Güte und Herzlichkeit, ohne Kraft und Muth. —

Eine fernere Ursache möchte sein

3) die nicht guten Beispiele halb und ganz Erwachsener, das Bekanntwerden und der nähere Umgang mit solchen, welche das schöne Gewand der Kindlichkeit schon abgelegt haben, und überhaupt der herrschende Zeitgeist. All dieß kann aus die Jugend nur verderbliche Einflüsse äußern – und was starker versengender Reif der Blüthe , das ist dieß der Kindlichkeit. —

III.

Einige Regeln zur Pflege der Kindlichkeit

§.12. Es muß Hauptangelegenheit aller wahren Erziehung sein, die schöne Kindlichkeit der Jugend zu wecken, zu fördern, zu hüten und zu stärken. Zwar kann sie, wie Sailer sagt, im strengen Sinne des Wortes als solche nicht permanent sein, denn sie ist das Morgenroth und als Morgenroth muß sie dem Tage Platz machen. Aber um Platz machen zu können muß sie selber sein.

Um nun die liebenswürdige Kindlichkeit sorgsam zu bewahren und zu erhalten bietet die christliche Erzielungslehre vorzüglich folgende Regeln an die Hand oder stellt vielmehr nachstehende unumstößliche Grundsätze auf und zwar

l) Erzieher — nämlich Eltern, Stellvertreter der Eltern u.s.w. – sollen die Kinder nie auf eine zu harte und gleichsam wegwerfende Weise behandeln. Nur Liebe weckt Liebe. Rauhe oder rohe Aeußerungen, hartes Begegnen und nur leidenschaftliche Züchtigung zieht das Herz frostig zusammen und es müßte so allmählig der Charakter in niedrigen Sinn der Knechtschaft ausarten. —

2) Erzieher sc. müssen sich vorzugsweise die Achtung der Kinder und unbegrenzte Vertrauenswürdigkeit zu verschaffen suchen. Dieß kann nur geschehen durch Entfernung und Vermeidung jedes unheiligen oder zweideutigen Beispiels. Worte und Thaten müssen gleichsam Hand in Hand gehen, damit der Keim des Heiligen in den Kinderherzen sich immer lieblicher entfalte, aufwachse, blühe, reife und sofort die köstlichsten Früchte hervorbringe. Sie dürfen nimmer vergessen, daß der Sohn Gottes die Kinder so herzlich geliebt hat als herrliche Pflanzen für Gottes Reich. —

3) Eltern sc. dürfen nie durch eine zu leichte, zu nachgiebige und sorglose Behandlung verzärteln und verwöhnen. Es muß darum Ernst mit Freundlichkeit, Festigkeit mit Liebe gepaart werden. Sie sollen sie ziehen und bilden in der Furcht des Herrn, d.h. nach Gottes Geboten und den Vorschriften der Religion.

4) Eltern sc. müssen sich hüten mit aller Sorgfalt vor der ansteckenden Pest, nur solche Geschöpfe aus ihnen zu erkünsteln, deren einziger Vorzug etwa blos in der Kunst bestände, sich artig zu benehmen, schön zu sprechen, geschmackvoll sich zu kleiden u.s.w. Herz und Geist erhalte in Allem und bei Allem die Richtung auf das Himmlische und Göttliche, damit Glaube und Frömmigkeit in ihnen tiefe Wurzeln schlagen. —

5) Eltern sc. müssen mit äußerster und unermüdlicher Sorgfalt wachen über alles, was das Kinderherz verderben und dem Bösen Eingang oder Vorschub geben könnte. Es darf nichts, ja nicht das mindeste für Kleinigkeit oder Gleichgiltigkelt angesehen werden, was ihr unschuldiges Gemüth entweihen und den Spiegel der Seele auch nur durch den leisesten Hauch des Lasters trüben könnte. –

Würden alle Erzieher vornehmlich diese Verhaltungsregeln oder Grundsätze genau und sorgfältig beobachten und befolgen, dankt würde die Jugend nicht so schnell ihre Kindlichkeit verlieren, nicht so bald ins Böse ausarten, vielmehr durch gemeinsames Zusammenwirken und den Beistand von Oben es immer mehr und mehr dahin gebracht werden, daß die Jugend nach dem Beispiele Jesu zunähme an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. –

IV.

Welchen Einfluß hat die sorgfältiger Pflege und Erhaltung der Kindlichkeit der Jugend auf das spätere und reifere Alter?

1) Der eben so fromme als gelehrte und erfahrene Sailer sagt: “Die schöne Kindlichkeit symbolisirt des Menschen ursprünglichen Zustand in Eden und das Paradies in der Kinderwelt; darum sollten überall heil. Cherubim vor Edens Thore gestellt werden, daß sie mit feurigem zuckenden Schwerte selbe bewahren, damit keine Schlange sich einschleiche und die Blume Gottes vergifte.”

Wenn dem so ist so dringt sich von selbst auch die weitere Frage auf: I. Hat denn die eifrigste Pflege und die sorgfältige Verwahrung der schönen Kindlichkeit während der Kinderjahre vielleicht auch einen wichtigen Einfluß auf das Leben und Benehmen des Menschen auch dann noch, wenn er schon die Marken der Kindesjahre überschritten hat und zwar nicht minder in socialer als religiöser Hinsicht? –

Daran dürfte sich knüpfen eine zweite Frage, und diese wäre:

Gibt es vielleicht auch dann, wenn die Jugend diese kostbare Perle auch über den Austritt aus den Kindesjahren unversehrt erhalten und gerettet hat, noch sehr verderbliche Einwirkungen, die wie ein schädliches Ungeziefer an der Wurzel dieser bereits mehr erstarkten Pflanze nagen und das Fortschreiten und Uebergehen zur höheren Vollkommenheit hemmen oder ganz und gar rückgängig machen können? —

Für dießmal möchte ich mich indeß nur über die 1. Frage in nachstehenden Aphorismen etwas mehr verbreiten. Uebrigens bin ich gar nicht gemeint, noch weniger befähigt, eine gelehrte Abhandlung darüber niederschreiben zu wollen. Die Sache ist und soll sein nicht blos etwas Ideales, sondern etwas Poetisches und Reelles, und ich versuche daher nur, das poetische und reelle Moment mehr herauszuheben und darzustellen — Also zur Sache. —

2) Betreffend nun diese erste Frage, ob die eifrige Pflege der schönen Kindlichkeit auch eine hochwichtige Bedeutung für das sociale, wie für das religiöse Leben des allmählig erwachsenden und erwachsenen Menschen habe, beantworte ich gleich non vorneher mit einem unbedingten Ja. Um nun diese Behauptung zu begründen, braucht man, glaube ich, nur den tiefen Sinn der Worte Jesu bei Matth. XVIII,3., dann eben so der des tief denkenden Sailer S.444. §.12. recht ins Auge zu fassen.

a) Die Worte Jesu; denn was will der Herr mit den Worten: “Wahrlich, sag ich euch , wenn ihr euch nicht belehret und nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen” – sagen? Christus redet hier nicht zu Kindern, sondern zu Erwachsenen-, nämlich zu seinen Jüngern. Für diese also mußte gerade hierin eine sehr wichtige Lehre enthalten sein, und diese war und ist keine andere, als worin die wahre Geistesgröße, die Bedingung zur Theilnahme an seinem Reiche bestehe. Dieß lehrt der Herr durch eine sinnbildliche Handlung, indem Er ein noch ganz unverdorbenes Kind in ihre Mitte stellte. Der Sinn dieser Rede nun ist nach der allgemeinen Auslegung der Kirche dieser: wenn ihr eure Rangsucht und euren Stolz nicht ableget, und nicht demüthig und anspruchslos, einfältig und unbefangen, gerade und offen, trauend und glaubend wie die Kinder werdet, so möget ihr zwar äußerlich Bürger meines Reiches sein, aber dem unsichtbaren Himmelreiche gehört ihr nicht an, da mag das Reich Gottes nimmer Herberge nehmen im menschlichen Herzen; der strebt nicht nach dem, was oben ist, der nun einmal schon gefesselt ist an das Niedrige hierunten. Denn der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; denn es ist ihm Thorheit und er kann es nicht verstehen, weil es geistig beurtheilt werden muß. I.Cor.II.,14.

3) Da nun der Herr wohl wußte, daß seine Jünger diesen reinen kindlichen Engelssinn nicht mehr hatten, und weil Er, dem die Zukunft gleich der Gegenwart vor Augen schwebte, wohl sah, daß gar viele Menschen nach zurückgelegten Kindesjahren nicht mehr sein werden, was sie sein könnten und sollten, so spricht Er: “Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder” — also wieder werden soll der Mensch, was er nicht geblieben – das ist die Vollkommenheit die er anzustreben und nach Möglichkeit zu erreichen sich bestreben soll. —

4) Ueber diese Worte schreibt Origenes sie interpretirend also: “Jubet ergo christus nos esse sicut parvulos; ut sicut pueri carent passionibus, sic et nos; sicut est parvulus puer ad tristitiam, qui interdum in tempore mortui patris vel matris ridet et ludet, talis fiat vir, habitudinem puerilem circa tristitias expellendas, perfectioris animae ratione commutans. Similiter dices circa extollentias, quibus irrationabiliter extollentur homines, qui non sunt Dei, quas pueri non partiuntur, nec qui conversi fuerint, sicut pueri etc.”

Ganz schön spricht sich hierüber aus der heil. Hilarius: “Hi (sc. pueri) patrem sequuntur, matrem amant, proximo velle malum nesciunt, curam opum negligunt; non insolescunt, non oderunt, non mentiuntur, dictis credunt, et quod audiunt, verum habent. Revertendum est igitur simplicitatem puerorum, quia in ea collocati, speciem humilitatis Dominicae circumferemus. –

„An demselben Tage traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer, meinst du, ist der Größte in dem Himmelreiche?“ u. s. w. Der Herr lehrt, daß nur diejenigen, welche zur Natur der Kinder zurückkehren, in das Himmelreich eingehen, das heißt, daß die Gebrechen unserer Leiber und unserer Seelen zur kindlichen Einfalt zurückgerufen werden sollten. Kinder aber nannte er alle, welche aus kühner Zuversicht anhörten und glaubten. Denn diese folgen dem Vater, lieben die Mutter, können dem Nächsten nichts Böses wünschen, seyen die Sorge um Reichthümer bei Seite, sind nicht übermüthig, hassen nicht, lügen nicht, glauben den Worten, und halten das, was sie hören, für wahr. Und diese angenommene Gewohnheit und Willfährigkeit aller Gesinnungen in uns macht uns den Weg zum Himmel gangbar. Daher müssen wir zur Einfalt der Kinder zurückkehren; denn wenn wir diese besitzen, so werden wir das Bild der Demuth des Herrn an uns tragen. Hilarius von Poitiers († 367) Kommentar zum Evangelium des Matthäus, Kapitel XVIII. Aus: Sämmtliche Schriften des heiligen Hilarius. (Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter 10), Kempten 1833.>>>

5) b. Sailer spricht diese obige Wahrheit mehr auf positive Weise aus in den Worten: “Die schöne Kindlichkeit kann nicht permanent sein — sie muß dem Tage Platz machen; aber um Platz machen zu können, muß sie selber sein. — Wenn ich nun recht verstehe, so ist der Sinn dieser Worte folgender: Gleichwie nach den Gesetzen der Natur dem hellen Tage die Dämmerung vorausgeht, und diese gleichsam in ihren vollkommenen Zustand übergeht — eben so kann die Kindlichkeit — gleichsam als die schöne und hoffnungsvolle Blüthe des werdenden guten Menschen und Christen als Blüthe nicht immerfort bestehen; die Blüthe fällt ab, aber aus ihr entwickelt sich unvermerkt die schmackhafte und labende Frucht. —

6) Einen analogen Gang und Entwickelungsprozeß sehen wir ja alljährig in der Natur, diesem vor unsern Augen aufgeschlagenen Lese- und Lehrbuche Gottes. — Der Gärtner pflanzt sich z.B. mit Fleiß und Eifer junge Bäumchen in seinen Garten, er pflegt und wartet ihrer am Morgen früh und des Abends spät und trägt die goldene Hoffnung in seiner Seele, seiner Zeit reichliche und köstliche Früchte zu erndten. Und siehe da! wie erfreut sich nicht sein Herz, wenn in milder Frühlingswärme und bei fortgesetzter Pflege dieselben mit den farbigsten und wohlriechendsten Blüthen übersäet sind! Aber wie fürchtet er auch nicht und ist ängstlich besorgt, wenn kühle Lüfte wehen, kalter Frost droht und sengender Reif zu befürchten steht! Er fürchtet, und das mit Recht; denn wenn die Blüthe versengt wird, so ist die Hoffnung auf eine schöne Frucht vereitelt — und nimmermehr prangt der goldene Apfel an den Aesten und winkt die Frucht zum labenden Genusse — fürs ganze Jahr. Er weiß ja nur zu wohl, daß aus der Blüthe allmählig und unvermerkt die Frucht sich entwickelt, daß die Blüthe der beginnenden Frucht Platz macht —

7) Nicht unpassend scheint hieher Sailers Wort, da er sagt: “Die Erziehung ist die treue Beiständerin der Natur,” indem sie

a) keine neue Natur erzwingen will, sondern nur die gegebenen Anlagen der Natur entwickeln hilft; indem sie

b) nur da wo die Natur sich nicht genug ist, ihre stützende Hand darreicht; indem sie

c) keine Knospe vor der Zeit aufreißt damit ja der Finger der Frühbildung die heil. Zwecke der Natur nicht zerstöre und — darum darf sie sich nicht schämen, ihre Schülerin zu sein; denn — alle menschliche Weisheit geht gerne in die Schule der Natur — die Thorheit zu sich selber — die Erziehung ist Weisheit. —

8) Aehnlich nun, wie in der physischen, geht es auch in der psychischen Welt. Die Kindlichkeit — als die schöne Blüthe — muß dem Gange der Natur gemäß zwar, wenn ich so sagen soll, abfallen, aber aus ihr soll sich entfalten, immer mehr entwickeln und zur möglichen Reife gedeihen die entsprechende Frucht, und das, meine ich, will Sailer mit den obenangeführten Worten sagen. – Und gleichwie ferner der Gärtner fürchtet kalten Frost und sengenden Reif, weil mit der Zerstörung der Blüthe zugleich auch die daraus zu erwachsende Frucht zerstört ist — ebenso gegründet ist auch die Furcht, eben so nöthig die stete Sorgfalt und Pflege, daß nicht die Kindlichkeit als Blüthe von des Verführers gieriger Hand vom Bäumchen weggerissen und daß nicht verwüstet werde dieser schöne Gottesgarten, aus welchem erwachsen soll die kernhafte Frucht für das sociale, wie für das religiöse und sittliche Leben der Menschen. —

9) Die realisirte Idee hievon ist ausgesprochen in den Worten des heil. Evangelisten Lucas II, 52.: “Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen,” und ebendort V.40: “Das Kind aber wuchs, ward stark, war voll Weisheit und die Gnade Gottes war in ihm.”

Wie überall so ist Jesus auch hierin von seiner Kindheit an bis zur Vollendung seines großen Tagewerkes hienieden das erhabenste Muster und Vorbild. Denn nach der Lehre mehrerer heil. Väter (z.B. Gregor von Nazianz, Cyrillus von Alexandrien sc.) war die Zunahme Jesu als Mensch an Weisheit und Gnade ein Hervorstrahlen seiner innern Weisheit und Heiligkeit nach außen, und diese thaten sich nach dem Verhältnisse seines Alters mehr und mehr glänzend hervor. So sagt man z.B. auch, daß die Sonne größer werde, wenn sie aufgeht, daß sie mehr Kraft habe, wenn sie in ihrem Laufe voranschreitet, obwohl dieß nur von ihren Wirkungen zu verstehen ist. So wollte auch Jesus als Mensch dem Gesetze der Natur sich fügen, demgemäß der Mensch nicht auf einmal, sondern allmählig nach dem Fortschritte des leiblichen Alters an Kraft des Geistes und an Weisheit wächst.

Diese Zunahme und Vollendung Jesu zeigt jeder Moment seines Lebens. Aehnlich aber soll es bei aller heranwachsenden Menschheit sein und fortgehen, alle sollen zunehmen an Jahren, aber wie an Jahren, so auch an Weisheit und Liebenswürdigkeit vor Gott und den Menschen.

10) Wie aber ließe sich dieses Erwachsen, diese geistige Metamorphose wenigst in einzelnen allgemeinen Abrissen darthun? — Sittenreinheit ist der Standpunkt, von welchem der Mensch ausgeht, Heiligkeit und mögliche Vollkommenheit ist das Ziel, das er hienieden anzustreben hat. —

Im Innern liegt der Keim zur moralischen wie zur bürgerlichen Größe des Menschen und Von Innen aus muß der Bau aufgeführt werden, damit die äußere Form bestehe in den Tagen des milden Sonnenscheines, und bestehe, wenn herbe Winde wehen und brausende Stürme sich erheben.

11) Um solches einigermaßen zu veranschaulichen, will ich nur einzelne Momente herausheben. Unter der schönen Kindlichkeit und der kindlichen Schönheit versteht Sailer

a) das rege Gefühl des Trauens und Glaubens an die Menschheit, des Wohlwollens, Dankes sc. Wird nun diese schöne Blüthe durch der Eltern und Erzieher sorgsame Hand stets gehütet, gefördert und gestärkt — wird und muß so nicht allmählig sich aus ihr entwickeln und erstarken der Grundzug der Religion und insbesondere auch des deutschen Charakters, nämlich Biederkeit, Redlichkeit und Treue in Handel und Wandel, in Wort und That im geselligen Leben; thätige Gottes- und Nächstenliebe und eine stets dankbare und wohlwollende Gesinnung gegen Gott und Menschen; und als holde Schwestern werden sich immer mehr beigesellen Bescheidenheit und Genügsamkeit, offener Sinn für Recht, Liebe zur Wahrheit und allseitig treue Pflichterfüllung – somit ächte Religiosität und Gehorsam und Achtung vor den bürgerlichen wie göttlichen Gesetzen werden feststehen.

12) Die Kindlichkeit begreift weiter in sich die dem Kinde angeschaffene Unschuld und Reinheit, da noch kein vergiftender Pesthauch dessen Seele berührt hat. Wird aber diese köstliche Blüthe mit doppelter Sorgfalt durch Wort und Beispiel, durch Wehre und Lehre gepflegt und gewartet, wird nicht aus ihr sich als holdselige Frucht entwickeln die schöne Jungfräulichkeit, Züchtigkeit, Schamhaftigkeit und Sittsamkeit? Der gereifte Jüngling, die erwachsene Jungfrau wird bei allem Unanständigen den züchtigen Blick senken, und bei jeder auch nur leisen Ungebühr färbt sich die Wange von heiligem Rothe und auch als Gatten und Gattinen werden sie ein keusches Geschlecht, ein reines und heiliges Volk Gottes bilden. —

13) Ein fernerer lieblicher Zug der schönen Kindlichkeit ist das Gerngehorchen und das willige Abhängigsein sc. Soll nun an der Hand sorgsamer Pflege nicht auch mit den Jahren des Menschen Gehorsam und Dienstbeflissenheit — seine willige und christliche Unterwürfigkeit gegen Obere und Vorgesetzte zunehmen und sich zur schönen Bürger- wie Christentugend entwickeln? — Wahrlich aus solcher und nur aus solcher Pflanzschule geht hervor der treue und gehorsame Dienstbote, der ordnungsliebende Bürger, der treue Unterthan, der gute Christ, der Gott gibt was Gottes, und dem Kaiser was des Kaisers ist.

14) Eigenthum der unverdorbenen Kindlichkeit ist wahrhaft kindlicher Glaube an, und zuversichtliches Vertrauen auf Gott, den Allvater, an Jesus den Erlöser sc. Des Kindes Herz und Seele ist unentweiht von falscher Aufklärung, von Sophisterei und Indifferentismus, von Zweifel- und verkehrter Verbesserungssucht sc. Es hat nicht den Kopf schon vollgepfropft von spitzfindigen Definitionen und fragt bei den Glaubenslehren nicht nach einem Register von Beweisen u.s.w. Wird nun diese edle Blüthe unversehrt erhalten, gepflegt und immer fester begründet, werden Eltern und Erzieher solche von aller Entstellung und Versengung ferne zu halten wissen, verbindend damit stets praktisches Ausüben und stetes Flehen zum Geber aller guten Gaben — soll da nicht ächte Religion, wahre Religiosität heranwachsen mit allen beseligenden Wirkungen. Diese sind ja, wie es die Geschichte aller Jahrhunderte erprobt-. die eigentlichen Grundsäulen des Staates, das Fundament alles friedlichen und beglückenden Familienlebens: durch sie erstarkt, weiß die Familie die Last und Hitze des Tages zu ertragen. —

15) Darum wohl sagt wieder Sailer: “Die schöne Kindlichkseit darf also nicht verdrängt, sie soll sorgsam gehütet, treu gebildet und gewissenhaft befestiget werden, denn sie ist

l) das eigentlich Kindlich-Moralische, sie ist

2) das eigentlich Kindlich-Religiöse, sie ist

3) und zwar in Beziehung auf die schönere Zukunft, die aus der schönen Gegenwart hervorgeht, der Keim aller Heldentugenden und aller Helden-Religion, die sich aus ihr, wie die Mannheit aus der Kindheit, von selbst entwickelt.

16) Dieses nun mag genügen in Betreff der Beantwortung der aufgestellten Frage.

Ich schließe nun dieß mit den Worten eines tiefen Denkers unserer Zeit, der, reif erwägend all das Schöne und Herrliche, das aus der Kindlichkeit als edle Frucht hervorgehen kann und soll — wehmüthig ausruft und sagt: “Blicken wir auf die leidige Wirklichkeit, so finden wir, statt mit den zunehmenden Jahren zunehmende Liebenswürdigkeit — nur zunehmende Abnahme derselben ….. Aber so muß es nicht sein, so soll, so darf es nicht sein. Aller Jugend ohne Ausnahme gilt das Vorbild Jesu; sie soll wie an Jahren, so auch an Liebenswürdigkeit wachsen. Und es ist eine schwere Anklage gegen den Geist der Zeit und wohl auch gegen Eltern und ihre Erziehung, wenn man mit den zunehmenden Jahren nur das schroffe Gegentheil gewahrt. — Dixi. —

13.5 Quartalschrift für Praktisches Schulwesen

13.5.1 1837 Einleitung: Die Schule im Verhältnisse zu unserer Zeit330

Vor etlichen Wochen kündigten wir eine pädagogische Quartalschrift an, die nun mit dem Erscheinen dieses ersten Heftes ins Leben tritt. Ehe wir wirklich zum Beginnen des Blattes in angekündigter Weise schreiten, sey es uns erlaubt, einen Blick auf unsere Zeit und das Verhältniß der Schule zu derselben zu werfen.

Betrachten wir aufmerksam Unsere Zeit und das Thun und Treiben der Menschen in derselben, so sehen wir allenthalben betrübende Erscheinungen; die Klagen, welche überall gehört werden, beweisen zur Genüge, daß unser Leben ein besseres, unsere Zeit eine schönere und unser Jahrhundert ein glücklicheres seyn sollte und könnte. —

Aus unsern Häusern und Familien, so klagt man, ist großen Theils die Gottesfurcht gewichen, und mit derselben das Glück aus den Hütten der Menschen. Das Band der Ehe wird nicht mehr heilig gehalten, und das heil. Versprechen der Treue bis in den Tod, am Altare vor Gott und dem Priester feierlich abgelegt, wie bald ist’s vergessen, wie vielfach wirds verletzt? Und die unseligen Folgen davon — sie dürfen nicht erst genannt werden , sie liegen zu offen am Tage. Die Eltern klagen über den Ungehorsam der Kinder; nicht wenige Mütter, die sich freuten am Tage, an dem sie eine Tochter geboren, weinen manche Stunde, bei Tag und Nacht, weil die nun groß gewordene Tochter statt Freude nur Herzeleid bereitet; es härmt sich manches Vaterherz ab, weil es vom Sohne, statt Liebe und Dank und Hülfe, nur Trotz und Härte und Undank erfährt. Aber nicht bloß die Eltern klagen über die Kinder, hört man nicht allenthalben: “die Kinder sind nicht mehr, wie sie waren; vor der Zeit überreif wissen sie schon, leider nicht zu ihrem Glücke, was sonst dem Jünglingsalter ein Geheimniß war, ja, was selbst der Mann oft nicht wußte? Was man jetzt von den Kindern hören, sehen und erleben muß, nein, in der ältern Zeit hielt man so etwas nicht einmal für möglich. Aber die Dienstbothen, sagt man weiter, sind nicht mehr, wie sie waren; Treue und Arbeitsamkeit, Folgsamkeit und Ehrerbietung, die ihrem Stande angemessene Sitte und Tracht sind Seltenheiten; an die Stelle derselben sind Nachläßigkeit und Treulosigkeit, Ungenügsamkeit und Unzufriedenheit, übertriebene Kleiderpracht und Eigendunkel getreten, der, gleich empfindlich, sich nichts sagen läßt, und in dem sich der Dienstbote nur zu gerne der Herrschaft gleich hält. Aber daß auch unter der Laune der Frau und des Herrn der bessere Knecht oder die bessere Magd harte und drückende Tage zu erleben hat, ist eine nicht seltene Erscheinung unserer Zeit. Auch den Eltern wirft man vor, daß sie keine Kinderzucht haben, dadurch oft selber am Verderben der Kinder Schuld seyen, sich selbst den Jammer in den Kindern, dem Staate und der Kirche nur Unglück und Unheil bereiten.

Unersättlich ist das Verlangen und Streben aller Stände nach Vergnügen und Ergötzlichkeiten, die um so mehr gesucht und um so lieber genossen werden, je mehr sie der Sinnlichkeit schmeicheln. Ob der Freudengenuß rein oder unrein, edel oder unedel, heilbringend oder verderblich sey, wird selten gefragt; genießen, was wohl thut, genießen, was das Herz erfreut, genießen, was lebensfroh macht, das soll, das darf der Mensch, das ist schön und rein und edel. Theater und Bälle, Musik und Tänze, Unterhaltungen und Belustigungen werden immer mehr und besuchter: aber statt zur Erholung und Erheiterung, zur Bildung und Veredelung zu dienen, (was ihr vernünftiger Zweck seyn soll), sind sie gerade es, welche am meisten tödtliches Gift, besonders unter der Jugend, in Stadt und Land, verbreiten, weil sie, ihres besseren Zweckes vergessen, mit der Sinnlichkeit und Unsittlichkeit des Zeitalters sinnlich und unsittlich geworden sind, so daß der unschuldige und bessere Mensch nickt ohne Gefahr für seine Tugend daran Antheil nehmen kann. Mit dieser Genußsucht sind im Dienste der Sinnlichkeit die Lese- und Leihbibliotheken mit den tausend unreinen und unsittlichen Büchern, welche Von Jung und Alt mit Heißhunger verschlungen werden, den Geist mit Träumereien und Schöngemälden, mit Poesien und Idealen anfüllen, und dadurch für jede bessere, ernstere Lektüre unempfänglich, so wie fürs wirkliche Leben untauglich machen, statt, wie man sagt, ächte Bildung zu befördern. Nicht mehr unter der alten Eiche versammeln sich die redlichen, einfachen Bewohner des Dorfes, oder auf der Bank vor der Hütte kommen die Nachbaren zusammen am Abende nach gethanener Arbeit, oder an Sonn- und Festtagen, um sich gegenseitig zu unterhalten in schuldlosen Gesprächen, während die Kinder unter den Augen der Eltern in muntern Spielen sich erfreuen; das Wirthshaus und der Spieltisch sind es, die nun vorgezogen, geliebt und gesucht werden, nicht bloß an den Tagen der Ruhe, sondern selbst an den Abenden des Werktages, nicht bloß auf eine kurze Zeit, sondern bis in die späte Mitternacht hinein; und welche Gespräche da geführt werden, welches Benehmen man da sieht und hört, wie es in diesen Stunden, an diesen Orten oft zu geht, darf wohl nicht erst beschrieben werden. Mangel an Selbstunterhaltung, Convenienz und äußerer Anstand, Genußsucht und manche andere, nicht seltene unlautere Triebe vereinen — besonders in Städten — die Menschen zur Gesellschaft, in der Geradheit, Offenheit, Herzlichkeit und ächte Vertraulichkeit so selten gefunden werden. Artigkeit und Anstand, Geschmeidigkeit und Gefälligkeit werden geliebt und gelobt, empfehlen und bringen zu Ehren, sind die Tugenden der Gesellschaft und des Zeitalters; dagegen sich verfehlen, ist die größte Sünde, diese nicht besitzen, macht den Menschen verächtlich und verhaßt. Mit diesem äusseren, gefälligen und einnehmenden Benehmen muß das Schöne und Kostbare, das Feine und Nette in der Kleidung verbunden seyn, sodaß es jetzt im Leben fast heißt und gilt — “das Kleid macht den Mann”, während das Sprichwort bei den Alten anders lautete. Das Uebertriebene in der Kleidung, so wie die unersättliche Genußsucht, der man alles opfert, tragen eine große Schuld an der immer mehr sich Verbreitenden Armuth, welche wieder mit beiträgt zur geistigen und moralischen Versunkenheit unserer Zeit. Diese moralische Versunkenheit zeigt sich leider nur zu sehr darin, daß man sich über das, was sonst als Tugend und wohlgefällige Sitte galt, hinwegsetzt als über etwas, das für unsere Zeit nicht paßt, und nur Sache einer unaufgeklärten, abergläubischen Zeit war; daß das, was man Laster nannte, und solches ist, nicht einmal mehr mit diesem Namen benennt wird, um es desto freier und leichter begehen zu können; daß jetzt nicht mehr heilig ist, was sonst so heilig gehalten wurde. Nicht mehr heilig ist den Menschen der Eid, indem sich weder der Bürger, noch der Landmann scheut, die drei Finger gen Himmel hinauf zu heben oder aufs Evangelium hin zu legen, um dadurch etwas als wahr zu bekräftigen, von dem er wohl weiß, daß es Lüge ist, wenn nur der Vortheil, oder Handel gewonnen wird; der Meineid gilt als kein Laster und wird daher immer häufiger. Und wie könnte bei einer solchen Gleichgültigkeit gegen den Eid, noch das gegebene Wort heilig seyn oder der Handschlag?

Wortbrüchigkeit, Treulosigkeit und daher erzeugtes Mißtrauen find leider nur zu häufige Erscheinungen in unsern Tagen. Nicht mehr heilig ist das Mein und Dein; nicht bloß durch Diebstahl und Raub und Betrug, durch die feinsten, ausgesuchtesten Mittel sucht man, unter dem Scheine der Gerechtigkeit, das Eigenthum des Andern an sich zu bringen, das Seine zu Vermehren. Die Ehrlichkeit und Straflosigkeit unerhörter Pankerotte macht diese zu einem raffinirten Mittel der Schuld los, ja noch reich zu werden. Für kein Laster gilt fast die Hurerei, die so viele Diener zählt; wird sie noch verabscheut, so geschieht es als rohe Fleischeslust, der Cultus der sogenannten genialen Liebe ist allgemein verbreitet. Nicht mehr heilig sind Sonn- und Festtage, die zur Ruhe, zur Pflege und Sorge für das Ewige angeordnet sind, indem man sie nicht nur durch Arbeiten entweiht, sondern die gröbsten Ausschweifungen aller Art an den Tagen vorfallen, an denen der Christ seinen Gott in stiller Ehrfurcht anbethen und von der Erde zum Himmel sich erheben sollte. Die Religion ist bei einem großen Theil, besonders der niedern Klasse, bloßes Aussenwerk geworden, und hat dadurch ihre belebende Kraft verloren; bei dem nicht kleineren Theil der sogenannten gebildeten Stände ist Religionsgleichgültigkeit oder noch sogenannte Vernunftreligion, die gegen die herrschende Laster nicht sonderlich ihre Stimme erhebt, keinen Tempel , keinen Altar, keinen Gottesdienst braucht, diese höchstens noch der niedern Volksklasse nothwendig und nützlich erachtet, während die Zahl der wahren und ächten Christen immer kleiner wird.

Im Ganzen und Großen herrscht in den Staaten Ordnung und Ruhe; aber zahlreiche Meutereien und hie und da sich ergebende Revolutionsversuche zeigen, daß die Gottesfurcht, die Ehrfurcht vor dem Throne des Königs aller Könige fehle, mit dieser die Furcht vor der irdischen Majestät und die bereitwillige Unterwerfung unter ihr Gesetz. Alles räsonirt und kritisirt über das Bestehende in Kirche und Staat, will unbefugt und angeblich überall verbessern, nur bei sich nicht, wo eine Verbesserung am nothwendigsten wäre. Die Künste und Gewerbe blühen scheinbar, wie ein Blatt sich ausdrückt, in höchster Herrlichkeit, aber in den Künsten wie in der Industrie wüthet das Fieber der Ueberspannung, und zehrt an beiden als eine gefährliche Krankheit. Alles scheint in Wohlstand zu leben, überall Glanz und Luxus, überall aber alles als Hülle heimlicher Sorge und Noth. Das diesseitige Leben wird, so gut es gehen will, himmlisch verklärt durch Poesie und alle Künste, wer auf das andere hofft, ist geachtet. Wer aber in dem goldenen Diesseits seinen eigenen Antheil am Paradiese nicht findet, der schreitet zum Selbstmorde, gibt ihm jedoch vorher die feierlichsten, religiösesten und humansten Namen. Alles gleißt und glänzt von Außen, aber alles hat einen zerstörenden Wurmstich im Innern, Mögen auf den Wangen unserer Zeit hellrothe Rosen scheinbarer Gesundheit sich zeigen, es sind nur Blüthen der Schwindsucht, hervorgetrieben von dem alles entkräftenden und tödtenden Dämon der Demoralisation, der immer weiter und weiter seine unglückselige Herrschaft verbreitet.-

Aber entgegnet man denen, welche dieses betrübende Bild unserer Zeit entwerfen, auf die genannten Erscheinungen in unseren Tagen aufmerksam machen, und diese Klagen der Zeit über die Zeit anführen: Das Schlimme, das man jetzt sehen will, sah man zu allen Zeiten, so wie zu allen Zeiten geklagt wurde. Die da klagen, sind Menschen, denen nicht wohl ist, wenn sie nicht etwas zu klagen haben, die dem Menschen gar keine Freude vergönnen, und in den Menschen lauter Engel haben möchten; die da so klagen, sind Menschen, die überall nur Schlimmes sehen, weil sie nur dieses sehen wollen, die geflissentlicht das Große und Gute der Zeit nicht beachten, und damit dieses auch von andern nicht gesehen werde, übertrieben über böse Zeiten jammern; die da klagen, sind Menschen, die sich auf den Höhepunkt der Cultur unseres aufgeklärten Jahrhunderts nicht erhoben haben, deren Geistesauge nicht so hell ist, um dasselbe recht anschauen, es aus sich und im Vergleich mit der Vergangenheit recht beurtheilen zu können. Hätten sie die Stufe der jetzigen Aufklärung mit erstiegen, so würden sie bei dem Großen und Herrlichen der Zeit das wenigen Mangelhafte und Unvollkommene nicht beachten; sich und die jetzige Menschheit glücklich preisen, in unserem Jahrhunderte zu leben, statt zu übertriebenen und ungerechten Klagen ihren Mund zu öffnen, nach welchen die Menschheit in Rückschritte seyn soll, da doch deren Bestimmung ewiges Fortschreiten ist.

Es ist wahr, man hat zu allen Zeiten geklagt; aber auch nicht geläugnet werden kann, daß dieses Klagen bei einem Volke stärker, als bei den andern, zu einer Zeit lauter und allgemeiner, als zur andern, und dieses lautere Klagen allemal ein Zeichen des größeren Verderbens der Zeit war. Würde die Klage ganz verstummen, so müßte das Böse ganz von der Erde verschwunden oder allein herrschend geworden seyn; beides ist nicht und wird nicht werden, so lange es hier und diesseits heißt. Bloß Klagen um zu klagen, an diesem gleichsam seine Lust und Freude haben, ist nur Sache des Thoren; die aber klagen, sind die Besseren, die Weiseren und Edleren unseres Geschlechtes, welche weit entfernt, bloß zu klagen, damit geklagt ist, auf die betrübenden Erscheinungen der Zeit aufmerksam machen, damit Abhülfe von denen komme, die helfen können. Die da klagen, sind Männer die wohl wissen, daß dem Menschen der Genuß reiner, schuldloser Freuden gegönnt sey, daß der Mensch nicht dadurch zum wahren Menschen werde, wenn er licht- und menschenscheu und kopfhängig sich von den Zeitgenossen isolirt, die aber ebenso wenig sich zum Grundsatze verstehen können, nur genießen sey des Menschen Aufgabe auf Erden, nur sinnliches Wohlleben sein wahres Leben. Selber Menschen und als solche mit Mängeln behaftet, verlangen sie vom Menschen keine Engel-, sondern Menschentugenden, aber diese um so strenger, als die Menschen seit der Erscheinung des Lichtes der Wahrheit auf Erden eine hellere Einsicht vor der Tugend haben, als seit dem Herniedersteigen des Heiligsten auf die Erde der Zuruf: “werdet heilig und vollkommen” mächtiger an die Christen, ergeht und sie alles in dem vermögen, der sie stärkt, und die Gnade vom Himmel gebracht. In der Zeit nur Schlimmes sehen, oder sehen wollen oder mehr sehen wollen, als da ist; hingegen nichts Gutes sehen, oder nicht sehen wollen, oder das Vorhandene nur verkleinern und herabwürdigen, verräth ebenso viel Ungerechtigkeit und Bosheit, als Unwissenheit und Einseitigkeit; diese aber wird der ruhig und nüchtern Denkende den Männern, welche das Leben unserer Zeit mit so grellen Farben schildern, nicht zur Last legen, ohne sich derselben in gleichem Maaße schuldig zu machen. Diese Männer läugnen, oder verkennen in keiner Weise die großen Verdienste unseres Jahrhunderts um die Menschheit, die hellere, richtigere und bessere An- und Einsicht in die mannigfachen Lebensverhältnisse, die großen Fortschritte in Gewerben und Künsten, namentlich die Staunen erregenden Erfindungen, wodurch unsere Zeit einen so gewaltigen Vorsprung vor den frühern Jahrhunderten hat; aber bloß deßwegen werden sie nie zu Lobrednern des Jahrhunderts werden, bloß deßwegen weder sich, noch das jetzige Geschlecht glücklich preisen, in unseren Tagen zu leben. So hoch sieht der ernste Beobachter und strenge Beurtheiler unserer Zeit nicht, daß er bei dem erfreulichen Anblicke des Herrlichen, das viele Schlimme in der Tiefe aus den Augen verlüre; so philosophisch und aufgeklärt ist er freilich nicht, daß er gewaltige Unordnungen, Ausschweifungen und Störungen im menschlichen Leben für kleine Mängel und menschliche Schwachheiten hielte; so helle ist er allerdings nicht in seiner religiösen Anschauung, daß er sich scheute, was das Evangelium als Sünde und Laster darstellt, als solches zu nennen und zu tadeln. Sie geben zu, die scharfen Prüfer und Richter unseres Zeitalters, daß die Menschheit im Ganzen und im Großen fortschreiten muß, im Laufe der Jahrhunderte fortgeschritten und noch fortschreitet; aber (mit Schön in seiner Geschichte und Statistick 1) sagen Sie: “die Welt muß, sie kann fortschreiten, und Europa sich doch der Verwilderung nähere. Das ist ja die Eigenheit der Civilisatipn, daß sie mit Räumen und Personen wechselt. Mag der gegenwärtige Zustand noch so günstig seyn, was leistet Bürge, daß nicht schon morgen eine sichtbare Verschlimmerung eintritt? Wenn zu gegeben wird (und wer muß und wird es nicht zugeben?), daß die Armuth steigt, daß Geistesbildung auf die Oberfläche geht, der Staat da und dort sich verkünstelt, die Demoralisation wächst, dann steht im dunkeln Hintergrunde — die Barbarei. Unsere Zeit ist wie die Römische kurz nach dem Erblühen der Wissenschaften und Künste, der Glanz verschwand sehr bald, und eine unerhörte Entsittlichung und Verwilderung trat Schrittweise ein.« Mit einem Ninbuhr, der so über die Zeit urtheilend aus dem Leben schied , mit dem tief und richtig sehenden Johannes von Müller machen sie auf die Noth und das Elend aufmerksam, und weisen auf eine traurige Zukunft hin, während die Anbeter des Jahrhunderts und die Vergötterer des Zeitalters nur von Glück sprechen, und noch eine viel schönere Zukunft als die glückliche Gegenwart versprechen. Das bloße Fortschreiten des Verstandes eines Volkes oder einer Nation (und geschähe es auch mit Riesenschritten) ist ihnen nicht Annäherung zum Ziele der Vollendung, wenn mit der intellektuellen Aufklärung Moralität und Religiosität nicht gleichen Schritt gehen. Diese — Moralität und Religiosität — sind es, welche nach ihrer Ansicht ein Jahrhundert in der Geschichte der Menschheit hoch stellen, und ihm Ruhm bringen vor einem anderen, das vielleicht größeres Wissen besitzt, bei dem aber jene in einem hohen Grade mangeln.

1) Bayer. Nationalzeitung in einem der letzten Stücke des Jahres 1836.

Es kann hier der Ort nicht seyn, die Ursachen aufzuzählen, welche zusammen gewirkt haben zur Herbeiführung des Zustandes der Menschheit, wie wir ihn so, eben beschrieben; eben so wenig gehört es zu unserem Zwecke, die Mittel zu nennen, die geeignet sind, und ergriffen werden müssen, um dem Uebel abzuhelfen und den Zustand zu entfernen. Beides ist geschehen, geschieht in Schriften, die sich dieß eigens zur Aufgabe machen. Wir beschränken uns bloß aus die Schule, und zwar auf die deutsche- oder Elementar-Schule; fassen (für unseren Zweck) ihr Verhältniß zur jetzigen Menschheit und zu unserer Zeit ins Auge, und betrachten hiebei, was von dieser zur Herbeiführung einer bessern Zukunft zu hoffen, in wieferne sie eine Heilmittel der Zeit sey. –

Ueber die Schule, die, in unseren Tagen so vielfach zur Sprache kommt, haben sich in der jüngsten Zeit zwei, einander ganz entgegengesetzte Stimmen erhoben 1). Die Eine erklärt alle Erwartungen von der Schule für eine bessere Zukunft für falsch, während die andere in der Schule das einzige Rettungs- und Heilmittel für die Menschheit findet. Die Anhänger der ersten Meinung geben zu, daß die Fertigkeiten, welche der Mensch zum bürgerlichen Leben nöthig habe, jetzt in den meisten deutschen Volksschulen schneller und besser erlernt würden, als sonst; daß die Welt klüger und die jungen Bauern und Bürger die Lehrer der alten würden. Sie rühmen die Bemühungen der Regierungen und einzelner Männer um die Schule; aber, sagen sie, bei alle dem, daß man auf Landtagen von Verbesserungen der Volksschulen handle, und zu diesem Zwecke verhältnißmäßige Summen bewillige, würden die Diebe gefährlicher, die Straßen unsicherer, die Gefängnisse angefüllter, die Selbstmorde häufiger; hingegen bescheidene, gehorsame, brave und folgsame Menschen immer seltener, und die Klagen über Bosheit und Frechheit immer schreiender.

1) Vgl. die Schriften: “die falschen Erwartungen von der Wirksamkeit der Volksschulen.” Von M. Fischer: und “die Schule ist die Pflanzschule des kommenden Geschlechtes”, von Thierbach.

Das Letztere gibt wohl Jedermann zu, aber daß an der über Hand nehmenden Bosheit und Frechheit die Schule nicht bloß Schuld trage, sondern daß sie recht eigentlich die Anstalt sey, durch welche desto gefährlichere Menschen erzogen würden, je gescheider und klüger sie in den Schulen herangebildet würden, wer kann, wer wird dieser Behauptung beipflichten? In welchem Lande Deutschlands sind denn die Schulen so eingerichtet und beschaffen, daß nur Unheil und Verderben, daß nur verderbte Menschen, nur Betrüger, Diebe und Straßenräuber aus ihnen hervorgehen können? Sollte es so ein Land geben, sollte in demselben die Regierung sich alle Mühe geben und alle Opfer dafür bringen, um Menschen zu erziehen, die des Staates größte Feinde werden, und denen den Dolch in die Brust stoßen, die sie herangezogen haben? oder sollte die Regierung dieß nicht einsehen, nicht wissen, ja dabei noch im Wahne leben, durch die sorgsame Pflege der Jugend sorge sie väterlich für das Land und dessen Bewohner? Nein, das ist unglaublich und unmöglich; und wäre es möglich, wir, die wir in einem Vaterlande leben, wo man Besseres von den Schulen sagen kann, könnten nur mit Wehmuth auf ein solches Land hinblicken, müßten uns doppelt und dreifach unserer Heimath freuen, und wünschen und flehen, daß es in der Fremde besser werden möge. Aber vielleicht ist das über die Schule ausgesprochene Todesurtheil aus einem großen Eifer für das Wohl der Menschheit, aus dem Hinblicke auf das Mangelhafte der Schule neben dem Guten, oder noch mehr aus dem Anblicke der Fehlerhaftigkeit derer, die in der Schule sind, hervorgegangen? Der Eifer mag gebilligt und gelobt werden; aber aus der Mangelhaftigkeit einer Anstalt auf deren gänzliche Unbrauchbarkeit schließen, von der Fehlerhaftigkeit einzelner Lehrindividuen auf Untauglichkeit Aller zur Bildung eines bessern Geschlechtes — ein solcher Schluß kann nie als wahr und richtig anerkannt werden. Jede menschliche Anstalt ist mehr oder weniger unvollkommen, sie vervollkommnem ist Aufgabe und Streben der Regierungen und der einzelnen Männern, die es können; aber wegen dieser Unvollkommenheit einer Anstalt alles Unheil zuschreiben, das viele ganz andere Ursachen herbeigeführt haben, und dadurch zur Abschaffung der Schule und zu eben so inconsequenten als unmöglichen Vorschlägen von anderen Erziehungsanstalten kommen – heißt doch wahrlich mit Unverstand eifern, der guten Sache mehr schaden als sie fördern, den Regierungen, so wie der Gesellschaft keinen Dienst erweisen. Zur Widerlegung der aufgestellten Behauptung möge Jemand auf das nächste beste Dorf gehen und fragen, wer für die Abschaffung und das Zuschließen der Schule sey; ich glaube, behaupten zu dürfen, man wird im ganzen Dorfe kein einziges Haus finden, das gegen die Schule ist. Oder man schließe einige Jahre in einem Dorfe die Schule wirklich; ich bin bezeugt, der moralische Zustand des Dorfes wird nach deren Verlauf nicht nur nicht besser, gewiß noch aber schlimmer seyn. –

Wenn sich in solcher Weise die erste Meinung in ihrer Grundlosigkeit und Unwahrheit zeigt, so wird es ebenso der Fall mit der zweyten seyn, die da meint, die Schule sey das einzige Mittel des Heils für die gegenwärtige und kommende Menschheit. Die Ungereimtheit dieser Behauptung möchte sich schon daraus ergeben, daß sie das andere Extrem von der ersten ist, und als solches falsch wie jene. Daß die Schule nicht dieses einzige Mittel sey, wird jedem einleuchten, wenn er bedenkt, daß sie die Bildung und Erziehung nicht beginnet, nicht allein fortsetzt und nicht vollendet. Das Vaterhaus legt den ersten Grund der Erziehung; kommt das Kind in die Schule Und bleibt es mehrere Jahre daselbst, so hat es der Lehrer doch nur einige Stunden des Tages bei sich, nach Vollendung der Werktagsschule — in den entscheidenden Jahren — nur eine oder zwey Stunden an Sonn- und Festtagen; die übrige Zeit ist das Kind in der Heimath, oder in fremden Häusern oder anderen Einflüßen und Umgebungen überlassen. Die Klage der Lehrer und Schulvorstände, daß die Eltern und Herrschaften der Schule nicht mitwirken, beweist, daß die Schule nicht alles vermöge, ja ihr Wirken desto fruchtloser sey, je mehr von da gefehlt und vernachläßigt wird. Ueberdieß, wer hat denn die Menschheit aus dem Zustande des Elendes herausgerissen, als alle Bemühungen der Schulen dieß nicht vermochten? das Christenthum mit seiner belebenden Kraft. Wer hat im Laufe der christlichen Jahrhunderte die Menschheit jedesmal von einer betrübenden Zukunft bewahrt, oder wenn diese zur traurigen Gegenwart wurde, aus dieser als helfender Engel gerettet, gerettet ehe noch Schulen, Schulen nach unserer Art waren? die Kirche, die große von Christus gestiftete Lehr- und Heilsanstalt, die große allgemeine Schule der Menschheit, die ein Lehrer über alle Lehrer gegründet, und die er fortwährend mit seinem alles belebenden Geist erhält und regiert. Sie hat wilde, barbarische Volker in ihren Schoos aufgenommen, und unter ihrer Mutterhand sind sie Menschen geworden; sie hat Völker und Nationen — namentlich Europas — kultivirt und civilisirt, und ist so in Stürmen der Zeit und im Laufe der Jahrhunderte die Trägerinn der Menschlichkeit in den europäischen Staaten gewesen. Und dieses allemal um so mehr, je gottbegeisterter und eifriger ihre Diener und Priester waren, je mehr der Staat, weit entfernt, der Kirche feindselig gegenüber zu treten, vielmehr in schöner Eintracht und Mitwirkung in seiner Weise dasselbe Ziel anstrebte. Wenn daher Einige in früherer und besonders auch in neuester Zeit nur Schulen wollten, um Aufklärung unter die Volksklasse zu bringen, wenn sie Schulen wollten, frei von jedem Einfluße des Priesterthums und der Kirche, indem ihre Schullehrer, Prediger und Priester in ihrem Sinne und zu ihrem Zwecke seyn sollten: so haben sie dieß gegen die Geschichte gethan, die uns nirgends so gestaltete Schulen, wohl aber solche unter der Pflege und Leitung der Kirche zeigt, gegen das Recht der Kirche, da ihr, als der Mutter der Glaubigen, das Kind und die Jugend besonders angehört, gegen die Vernunft, indem sie der Menschheit des besten und bewährtesten Rettungsmittel berauben wollten, und daher auch, bei allem Gerede von Menschenbeglückung, gegen die Wohlfahrt der Gesellschaft. Wäre ihr Streben gelungen und ihre Ansicht die herrschende geworden, wir hätten Schulen erhalten, die, losgerissen von der wahren, christ-religiosen und kirchlichen Grundlage, und verkennend die höhere, ewige Bestimmung des Menschen, nur zum Zwecke hatten, den Menschen zum verständigen Thiere zu bilden, die Jugend für Erwerb und Kunst abzurichten, um so jene Aufklärung zu verbreiten, die, wie Schwarz sagt, in ihrem Zielpunkte Rechnungskunst der Klugheit ist. Bloßes Wissen für das Erdenleben vor Augen habend, höchstens noch kalte Vernunft-Religion oder trockene Moral lehrend, hoch fühlend ihre wichtigen Stellung, die einzigen Aufklärer und Beglücker der Menschen zu seyn, nicht bloß mit Geringschätzung auf die Priester niederschauend, sondern ihr Wirken hindernd, würden die Lehrer dieser Volksschulen, den Egoismus in sich tragend und in die Herzen der Jugend übertragend, recht eigentlich bewirken, daß die Schulen nicht nur keinen wohlthätigen, sondern einen verderbenden Einfluß auf die Gegenwart und Zukunft äußerten. Solche Schulen nur könnten zur erstgenannten Behauptung führen, die alle Erwartungen einer bessern Zukunft von den Volksschulen für falsch erklärt; nur im Anblicke solcher Schulen und ihrer Lehrer könnte und würde der redliche Landmann, der rechtschaffene Bürger sagen: “Dahin schicke ich mein Kind nicht; lieber keine Schule als eine solche; lieber keinen Lehrer, als einen solchen.” Wohl uns, daß diese Stimme, die bei den neuesten Zeiterscheinungen im Politischen wieder laut geworden, immer mehr und mehr verschwunden, dreimal wohl uns, daß diese Stimme nicht Eingang gefunden bei den Staatsregierungen, daß diese nimmer dem Grundsatze beigepflichtet und in den Anordnungen befolgt haben: “nur von der Schule allein kommt das Heil für Gegenwart und Zukunft.” — Diesem pflichten auch wir nicht bei, da er dem Gesagten zufolge die nüchtern schauende Vernunft, Erfahrung und Geschichte gegen sich hat: können aber ebenso wenig nach den angegebenen Gründen der ersten gerade entgegensetzten Meinung beipflichten. Zwischen den beiden Extremen die Mitte haltend, behaupten mir:

Die Schule ist ein wirksames, ja vorzüglich wirksames Mittel, zur Heilung, Besserung und Beglückung des gegenwärtigen und künftigen Geschlechtes: — ist und wird es umso mehr, je pracktischer und religiöser sie wird.

Der Beweis dieses Satzes, durch den wir das Verhältniß der Schule zu unserer Zeit angeben, liegt zum Theil schon in dem Gesagten; indem nemlich aus Gründen geläugnet wird, daß die Schule nichts leiste zum Heile der Menschheit, aber eben so wenig zugegeben, daß sie allein alles leiste, wird indirekte zugestanden und dargethan, daß von der Schule für Gegenwart und Zukunft vieles, aber nicht alles zu erwarten sey, was in unserer Behauptung liegt. Völlig soll den Beweis der Verlauf der Quartalschrift liefern, indem der Nutzen und Werth der Volksschulen nach den mannigfaltigen Beziehungen aus theoretischen Gründen gezeigt werden wird, zugleich aber auch Erfahrungen aus dem Leben mitgetheilt werden sollen, zum Beweise des Segens, den die Schule — namentlich in unserem Königreiche – gestiftet hat und fortwährend stiftet. Nur über die Worte “Je praktischer und religiöser sie wird,” fügen wir einige Bemerkungen an, die den Leser belehren sollen, was uns eine praktische und religiöse Schule ist, wie unsere Staatsregierung mit uns dasselbe unter diesen Eigenschaften der Schule verstehe, und sie fordere, wie endlich darin besonders das Glück und Heil der Schule liege.

Praktisch ist uns die Schule, wenn die Verordnungen und Gesetze nicht bloß Ideale des schöpferischen Geistes sind, sondern dem Leben und dessen Forderungen entnommen und angepaßt, von den Schulbehörden und Lehrern im Sinne des Gesetzgebers aufgefaßt, dem Geiste nach befolgt und vollzogen werden, und wir in dieser Rücksicht die Schule nicht bloß auf dem Papiere, sondern im Leben und in der Wirklichkeit haben; — wenn die Schule nicht mit einer Menge von Gegenständen überhäuft wird, daß der lernbegierige Schüler schon mit seinem 6. Lebensjahre Tag und Nacht an Schulbank und den Lerntisch gebannt ist, und so am Körper verkrüppelt wie am Geiste, indem er beim Vieles lernen nicht Viel lernen kann, und ganz natürlich in Allem etwas, im Ganzen aber nichts weiß; wenn in Gesetz und Schule strenge unterschieden wird zwischen dem Nothwendigen und Nützlichen, wenn jenes vor allem und so gelehrt und geübt wird, daß es länger als die Zeit der Schule dauert, und der Schüler nun ohne Lehrer das Gelernte brauchen, ja sich selber weiter helfen kann; wenn das Lernen des Nützlichen nebenbei und in so ferne eintritt, als vom Unterricht des Nothwendigen noch Zeit übrigt, oder nach Berücksichtigung des Ortes, des Berufes und der Verhältnisse lieber gar nicht, als wenn durch das Erlernen abgerissener Stücke, die doch bald wieder aus dem Gedächtnisse verschwinden, und daher nutzlos sind, die Zeit für das Nothwendige verloren geht; wenn in dem Unterrichte alle kleingeistige Wortkrämerei, unerträgliche Sylbenstecherei und dadurch bewirkte Zeitrauberei entfernt und verbannt wird, wenn nach der anerkannt besseren Methode so ganz natürlich und einfach, verständlich, kurz und gründlich gelehrt, weniger eine glanzvolle Prüfung als der Bedarf fürs Leben berücksichtigt, und so nicht für die Schule sondern fürs Leben gelernt wird; — wenn der Lehrer auf Zucht und Ordnung hält, aber nicht mit dem Scheltwort auf der Zunge und dem Stocke in der Hand, sondern in Liebe und Ernst; wenn er nicht bloß Lehrer, sondern Erzieher ist, und mit dem Unterrichte vorzugsweise Erziehung verbindet, daher statt über unerzogene Kinder zu klagen, dieselben zu bessern sucht, statt den Eltern die Ungezogenheit der Kinder vorzuwerfen, sich mit ihnen ins Benehmen setzt, und so die häusliche Erziehung verbessert, wo sie falsch ist, und unterstützt, wo sie gut ist; — wenn endlich in Unterricht und Erziehung praktisch gebildete Männer als Schullehrer in die Schule treten, nicht gezwungen oder um des Brodes willen dem Berufe obliegen, sondern in Liebe und Lust, unbekümmert um Lob oder Tadel, keine Mühe, kein Opfer scheuend so ganz ihrem heiligen Amte leben, — dem Unterrichte und der Erziehung der anvertrauten Kinder. —

Religiös ist uns die Schule, wenn der Unterricht in der christlichen Religion als der erste und nothwendigste Gegenstand nicht bloß erklärt, sondern als solcher in der Schule behandelt, den Fassungskräften der Kinder angemessen, mit Eifer und Wärme von dem die Kinder liebenden, von lebendigem Glauben und heiliger Liebe zu Christus erfüllten Priester in der Schule vorgetragen wird; wenn der Lehrer von wahrhaft religiösem Geiste erfüllt und belebt ist, und daher, weit entfernt, diesen Unterrichtszweig als ihn nicht angehend zu betrachten, demselben in seiner Weise vor- und nachhilft, alle andern Gegenstände vom religiösen Standpunkte aus lehrt und behandelt, überhaupt jeden Anlaß benützt, um von der Fülle seines religiösen Geistes dem kindlichen Gemüthe mitzutheilen; wenn der Lehrer, wie Münch sagt, es für etwas Herrliches, für sein heiligstes Geschäft hält, den Kindern, die um ihn versammelt sind, das Pförtlein des Reiches Gottes aufzuschließen, gleichsam als ein zweiter Priester in ihrer Mitte zu wandeln und die Kleinen im Namen Christi aufzunehmen; wenn der fromme Lehrer nicht bloß in der Schule mit seinen Kindern voll Andacht zum Himmel um Segen fleht, sondern in der Kirche, namentlich während dem Gottesdienste oder der Schulmesse, den an ihm hängenden und auf ihn schauenden Kindern ein Beispiel stiller Andacht und Anbethung ist, hier sie der Liebe des Vaters im Himmel empfiehlt, und sie mit seinem religiös-moralischen Wandel überall — in und außer der Schule — erbaut. —

Wie mit dieser Ansicht von “dem Praktischen und Religiösen der Schule” die Ansicht unserer hohen Staatsregierung übereinstimmt, und wie sie dasselbe von ihren Schulen verlangt, weiß wohl jeder, der mit den das Schulwesen betreffenden Verordnungen und Vorschriften vertraut ist. Um hier nur einiges anzuführen, so heißt es am Anfange der Vorschriften über die Bildung der Schullehrer: “Hat nämlich, wie dieß gegenwärtig in Bayern der Fall ist, der Staat einmal anerkannt, daß wahre Volksbildung das Erziehen und Lehren in gleichem Maße umfasse, und ist zugegeben, daß in einem den Schulbesuch gebietenden Lande die Eltern einen rechts begründeten Anspruch nicht nur auf sorgfältige Entwickelung des Verstandes, sondern auch auf gewissenhafte Pflege des Gemüthes und auf die religiös sittliche Veredlung ihrer Kinder haben: so kann die Regierung. . . .

Um unterrichten zu können, muß der Schullehrer selbst gründlich unterrichtet seyn; um Herz und Gemüth zu veredeln, muß die edlere Gesinnung selbst in ihm herrschen; um endlich Unterricht und Erziehung gehörig zu verbinden, muß vor Allem er selber zur richtigen Kenntniß des kindlichen Gemüthes, so wie auch zu jener Reife und Gediegenheit des Urtheils und des Benehmens gelangt seyn, welche allein zu lenken, zu gestalten und bleibende Eindrücke hervorzubringen vermag. Der Schullehrer muß die Ueberzeugung in sich tragen, daß die Schärfung des Gedächtnisses nur einen Theil des Unterrichtes bilde, und daß seine eigentliche Aufgabe nur da erfüllt werde, wo das Erlernte in die Begriffe und in das Gemüth des Kindes übergeht; er muß hoch genug stehen, um zu erkennen, daß die sittliche Veredelung nicht bloß in der Anwendung gewöhnlicher Schulzucht, in dem äusserlichen Verwischen vorkommender Jugendfehler, sondern in deren Entwurzelung bestehe, er muß mit väterlichem Ernste kindlichen Sinn und Liebe zur Jugend verbinden, mit einem Worte, sein ganzes Wesen muß dafür bürgen, daß die ihm einst anzuvertrauende Schule, dem schon mehrfach kund gegebenen Willen Seiner Majestät des Königs gemäß, die gute häusliche Erziehung fortsetze und unterstütze, die mangelhafte ergänze und die schlechte möglichst verbessere.“ — Dringend wird den Seelsorgern die Pflicht ans Herz gelegt, den Religionsunterricht in der Schule zu ertheilen; 1) dem Lehrer, theils vorbereitend, theils nachhelfend auf das Gedeihen des Religionsunterrichtes einzuwirken, Liebe zu Gott und ächten religiösen Sinn zu erwecken; 2) ernst werden die Lehrer ermahnt, in der Schule, Stelle eines Vaters zu vertreten und sich auch außer der Schule eines ihrem Amte entsprechenden sittlichen Betragens befleißen; 3) die Schulpflichtigen aus der Werktags- und Sonntagsschule nicht blos mit auswendig erlernten, sondern vielmehr und hauptsächlich mit tiefer greifenden Kenntnissen ins bürgerliche Leben zu senden. — 4)

1) Ausschreibungen der k.b. Regierung des O.D.Kreises S. 33.
2) Verord. über Bildung der Schullehrer S.20.
3) Ausschreibungen S. 58.
4) Ausschr. S. 36.

Wenn nun die Schule ins Leben tritt, wie sie in den Verordnungen steht, oder nach unsern Worten, wenn die Schule in gesagter Weise praktisch und religiös wird, dann wird sie ein vorzüglich wirksames Mittel zum Heile der Gegenwart und Zukunft seyn, und natürlich um so mehr, je mehr sie es wird. Die so gestaltete Schule wird nach dem Stande der Kultur eines Volkes und der Richtung des Geistes der Zeit für alle im irdischen Leben Nutzen-bringende Geschäfte tüchtige Mitglieder der Gesellschaft, an Geist und Körper unverdorbene, aufgeklärte, edelgesinnte und tugendhafte Menschen bilden. Die so religiöse, ächt christliche Schule namentlich wird ächte Selbst- und Nächstenliebe, andauernde Treue gegen Fürsten und Vaterland, wahrhaft gemeinnütziges Streben erzeugen; denn nur das Christenthum einiget uns, wie Stapf sagt 1), mit Gott und mit unsern Brüdern, und seine Früchte sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Wohlwollen, Sanftmuth, Treue, sittsames Wesen, Enthaltsamkeit und Keuschheit Gal. 5, 22. Hingegen je weniger dasselbe auf den Menschen einwirkt, desto Verheerender treten die Werke des Fleisches hervor, über deren Herrschaft auf Erden die Besseren so laut klagen. Es gibt kein Heil für den Menschen und die Menschheit als in Christus, soll demnach aus der Schule Heil kommen, so wird es nur, wenn sie christlich ist, und um so mehr, je mehr sie christlich-religiös wird, nicht nur vom Christenthum Notiz nimmt, sondern von dessen belebendem Hauche durchdrungen ist. Dadurch wird die Schule eine Vorhalle des Tempels, der alle zur Verehrung Gottes im Geiste und in der Wahrheit einladet; nur dadurch wird sie, wie ein Gelehrter sagt, 2) den schönsten Triumph christl. Volksbildung feyern, der darin besteht, die wahre Erkenntniß und Liebe Gottes, die Alle und Jeden beglückt, und außer der kein Heil auf Erden und jenseits derselben ist, gegen die Vereinte Macht der Leidenschaften, der Vorurtheile und des falschen Wissens geltend zu machen.

1) Erziehungslehre. S. 11.
2) Wessenberg, in seiner Elementarbildung des Volkes u.s.w.

Daß der bei weitem größere Theil der edlen Schulmänner unseres Vaterlandes aus aller Kraft sich bemüht, den Anforderungen der Staatsregierung unter der thätigen und freundschaftlichen Mitwirkung der Schul-Inspectoren zu entsprechen, muß freudig anerkannt werden, so wie der Segen, der aus diesen praktischen und religiösen Schulen hervorgeht, am Tage liegt. Daß dieß nicht überall in gleichem Maaße ist, daß noch hie und da Mängel wahrgenommen werden, wird die überall sorgende Regierung, so wie einzelne Männer desto mehr anspornen, das Mangelhafte immer mehr zu entfernen, und das wahre Gedeihen der Schulen zu befördern.

Um hier nach unseren Kräften ein Schärflein beizutragen, haben wir uns zur Herausgabe dieses Blattes entschlossen, über deren Tendenz und Anlage wir uns schon in der Ankündigung ausgesprochen. — Nach dieser gegebenen Einleitung beginnen wir nun unser eigentliches Werk im Vertrauen auf die günstige Aufnahme des Blattes von denen, für die es zunächst bestimmt ist, im Vertrauen auf die Unterstützung edler Schulmänner und Schulfreunde, deren Beifall es erhalten möge, noch mehr im vertrauensvollen Aufblicke zu dem, welcher der wahre höchste Lehrer, Bildner, Erzieher der Menschheit ist — zu Gott. —

13.5.2 1840 Einiges aus dem Leben eines Schullehrers.331

Wahrlich! ich sage euch: soviel ihr einem dieser meiner geringsten Brüder gethan habt, das habt ihr mir gethan. Matth. 25, 40. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen , der nimmt mich auf. Matth. 18, 5.

1. Es ist eine weise Verordnung der königl. Regierung, daß jüngere Lehrer zuerst einige Jahre lang als Gehülfen unter der Leitung eines erfahrnen und tüchtigen Schulmannes sich üben sollen, und es bleibt nur der Wunsch, daß Alle, die die Leitung der Jüngern zu übernehmen haben, wirklich so seien, daß ihre Gehülfen nur Gutes Von ihren lernen könnten; und daß die Jüngern, denen das Glück zu Theil geworden, unter einem ausgezeichneten Lehrer die ernsten Jahre ihres Unterrichtes zuzubringen von demselben willig sich leiten ließen und in die Fußstapfen des Ausgezeichneten treten möchten. Es erfordert freilich viele Bescheidenheit von Seite des jüngern, viele Jahre hindurch sich bildenden Lehrers, auch nur zu glauben, daß er von dem ältern Lehrer, der vielleicht nie in einem Seminario war, und von den vielen gemeinnützigen Kenntnisse kaum halb so viel weiß, als jetzt im Erziehungshause gelehrt wird, etwas lernen könne. Allein der Bescheidene wird sogleich in den ersten Wochen seines Unterrichtes sehen, daß es nicht dieß viele Wissen ist, was den Mann zum Schullehrer macht, daß er mit all seinen vielen gemeinnützigen Kenntnissen nicht einmal die Ruhe in der Schule zu erhalten im Stande ist; daß auf einen gewissen Schultakt, den der alte Lehrer durch lange Erfahrung sich erworben hat, daß auf gewisse praktische Kunstgriffe, wenn ich sie so nennen darf, ungemein viel ankomme, daß die Herablassung zu den Kindern, das Eingehen in ihre sehr beschränkten Vorstellungen und Begriffe, das dem alten Lehrer eigen ist, unendlich mehr nütze, als all sein gelehrtes Doziren, das die Kinder nur verwirrt — kurz! er wird bald sehen, daß er Lehrling, daß der Aeltere Meister ist.

2. Einen solchen Musterlehrer, dessen Gebeine schon im Grabe modern, dessen Seele die Früchte der schönen Aussaat im Reiche der Seligen genießt; einen Mann, der in schlichter Einfalt, mit Redlichkeit und Biedersinn durchs Leben gieng, der es sein Leben lang selbst nie wußte, daß er ein guter Lehrer sei, will ich euch vor Augen stellen. Wir werden uns in seinem Beispiele erbauen,««und Manches Von ihm lernen können.

3. Dieser Mann ist J. B. Julius geboren zu Sulzschneid, im Jahre 1778. Sein Vater war Meßner des Ortes und unterrichtete zugleich im Winter die Kinder des Dorfes im Lesen, Schreiben und Rechnen, so gut ers verstand. J. erzählte oft von diesem braven Manne, der im ganzen Orte sehr beliebt war, und dessen sich auch jetzt noch die älteren Personen als ihres Schulmeisters rühmen. Beim Vater lernte auch Johann Baptist lesen, schreiben und rechnen. Allein dieser Unterricht war sehr mangelhaft. J. hatte noch einige Schriften von seinem Vater, die wirklich Muster der Unkorrektheit sind. Daß er selbst einmal Schullehrer werden sollte, daran dachte er nie; denn er hatte noch einen ältern Bruder, der sich diesem Fache widmete. Seine größte Freude hatte er an der Jagd, und weil der Jäger des Ortes sein Taufpathe und ihm sehr geneigt war, so fehlte es ihm nie an Gelegegheit, diesem seinem Lieblingsgeschäfte zu obliegen. Unbekümmert um die ganze Welt, und nur dann froh, wann ihm wieder eine Jagdparthie angekündigt wurde, oder er mit einem Jäger über das Jagdwesen sich unterhalten konnte, lebte er so in den Tag hinein, und hatte nichts anderes im Sinne, als dereinst ein Jäger zu werden.

4. Aber auf einmal ereignete sich etwas, das alle seine Pläne vereitelte, und seiner Gesinnung eine ganz andere Richtung gab. Plötzlich erkrankte sein Vater, und starb, da Johann Bapstist kaum sechzehn Jahre alt war. Der ältere Bruder hatte schon anders wo eine Anstellung erhalten, und konnte sich nicht um seine Mutter und Geschwister annehmen. Johann Baptist mußte nun, um für seine Mutter und seine Schwestern Brod herzuschaffen, die Meßnerei besorgen, und so sehr dieß auch gegen seine Neigung war, im Winter Schule halten. Er that es, und pries oft in seinem Leben die liebevolle Vorsehung des Herrn, die es mit ihm so weise geordnet, und ihn nicht seiner Neigung hatte folgen lassen.

“Wäre nicht der Tod meines Vaters dazwischen gekommen, so wäre ich ein sehr leichtfertiger Mensch geworden,” bekannte er später oft: “Jetzt aber dachte ich bei mir selbst:”Bub! jetzt mußt du dich anders resolviren; so geht es nicht.“

5. So war dieses zeitliche Unglück das größte Glück für die moralische Bildung dieses jungen Menschen; er wurde nun gelassener, gesetzter, nahm sich mit kindlicher Sorgfalt seiner Mutter an, und arbeitete unermüdet auf der kleinen Sölde, die dem Vater als Eigenthum gehörte , und bei der auch noch einige Gründe von der Stiftung für den Meßner lagen. Er hatte nun mehr wenig Zeit, mit der Jagd sich abzugeben, und verläugnete aus Liebe zu seiner Mutter diese seine Lieblingsneigung so ganz, wie man es dem noch nicht 18jährigen Jünglinge nie zugetraut hätte. Das Schulhalten war ganz gegen seine Neigung gewesen; allein die Liebe zur Mutter siegte auch hier wieder.

6. Er mußte nun gemäß der Landes-Verordnung von dem damaligen Direktor der Normalschulen, Noemer, in Dillingen sich prüfen lassen, wurde als fähig, Schule zu halten, anerkannt, und der Schuldienst und Meßnerdienst in Sulzschneid wurde ihm überlassen, wie sein Vater in dessen Besitze gewesen war. Er lebte noch sehr lange bei seiner Mutter, verdiente im Winter durch Schulhalten etliche Gulden, wovon man Zinse und Abgaben bestreiten konnte, bearbeitete im Sommer das Feld, das Brod gab, und versah nebenbei die Meßnerei zur vollkommenen Zufriedenheit des Pfarrers.

7. Im Jahre 1813 kam der damalige Schulinspektor im Landgerichte Oberdorf, Herr Michael Ehrhard als Pfarrer nach S. Dieser nahm sich sehr um die Schule und noch mehr um den unbehülflichen Schullehrer an, und bildete ihn zum tüchtigen Schulmeister. Von nun an war die Schule in S. immer eine der besten im ganzen Distrikte, und J. wurde hier zum trefflichen Lehrer gebildet. “Diesem Herrn habe ich Vieles zu Verdanken,” bekannte J. noch in der letzten Zeit sehr oft.

8. Da die Erträgnisse dieses Doppeldienstes, des Schul- und Meßnerdienstes, auch nach Fixirung des Schulgeldes kaum auf 90 fl. sich beliefen, so war es nicht wohl rathsam, daß der junge Meßner und Lehrer, noch ehe seine Schwestern versorgt waren, zu einer Heirath schritt. Er wartete also zu, sich begnügend mit sehr Wenigem, lebend von Haberkost und Gerstenbrod und, als endlich auch seine Mutter in die ewige Ruhe eingegangen, vermählte es sich mit einer sehr tugendhaften Jungfrau des Ortes, mit der er aber nur wenige Jahre zu leben das Glück hatte. Sie starb und hinterließ ihm einen Sohn, dem eine Mutter eben so nothwendig war, als dem Schullehrer eine Hausfrau.

9. Mit schwerem Herzen ertrug der gute Ehemann den Verlust seines treuen Weibes, und erkannte hier mehr als je, daß Alles eitel ist und Vergänglich, was diese Welt hat und gibt, und mit Wehmuth sah er auf den noch unmündigen Sohn, und es lag ihm nun vor Allem daran , für das Kind eine Mutter zu suchen, die es erziehen, und die auch ihn verpflegen könnte. Er suchte nicht Reichthum, denn er kannte die Kunst, mit Wenigen zufrieden zu sein, und er hätte wohl auch vergeblich Reichthum gesucht. Er suchte nicht Schönheit; denn er wußte es, “daß alles”Fleisch ist wie Gras, und alle ihre Schöne wie des Feldes Blume, “die heute blüht, und morgen dahinwelkt,” und der Tod seines ersten, nun im Grabe modernden Weibes hatte ihn an diese Wahrheit aufs Neue recht lebhaft erinnert.

10. In der nächsten Zeit nach dem Tode seiner Gattin lernte er in einem benachbarten Orte eine sehr fromme Person kennen, die nun seine Aufmerksamkeit ganz auf sich zog. Züchtig und stille und eingeschüchtert wie ein verjagtes Hühnlein lebte dieselbe seit längerer Zeit schon in dem Hause ihrer Eltern. Früher hatte sie weit weg gedient, hatte unendlich viel gelitten, und war jetzt froh, in ihrer Heimath ein Plätzchen zu finden, in dem sie ausruhen konnte. Er wußte noch nicht, ob dieselbe je in den Ehestand zu treten gesonnen sei, und ließ durch einen treuen Freund nachfragen. Die Antwort war kein Nein; und J. beschloß nun für sich, diese und keine andere zu seiner künftigen Gemahlin zu nehmen. Und hier zeigte sich der fromme Sinn und die Charakterfestigkeit des Mannes. Alle Uebelreden der Unkundigen und alle Schmähreden der Böswilligen über seine Braut konnten ihn in seinem Vorhaben nicht irre machen; er eröffnete seinen Entschluß seinem Seelsorger, befragte denselben noch über so Manches, es diesem ganz anheimstellend, was in der Sache zu thun wäre. Und als dieser ihm zurieth; kümmerte ihn alles Gerede der Leute durchaus nicht. Er hatte von frühester Jugend an Gelegenheit gehabt, zu sehen und zu hören, wie die besten Menschen schändlich verläumdet, der gute Ruf der Frömmsten schmählich gemißhandelt worden war; und alle diese Schmähungen und Lästerungen waren ihm somit nichts Neues, noch Fremdes. Mit diesem seinem lieben Eheweibe lebte er nun, wie vorher, in der größten Eintracht, in der alten Einfachheit und Genügsamkeit. Seine Familie ward noch um ein Töchterlein vermehrt, das die Mutter wie den angenommenen Sohn mit der treuesten Sorgfalt erzog.

11. Der gute Stand der Schule zu S. und die besten Zeugnisse des Distriktsinspektors hätten den guten J. schon lange empfohlen, wenn er je um einen Posten hätte eingeben wollen. Allein der bescheidene Mann, der oft andere jüngere Schullehrer ihre Weisheit, von der er kein Wort Verstand, in die Länge und Breite auskramen hörte, glaubte immer, ein so gemeiner Mann, der nichts studirt, nichts präparirt und exspektirt hätte, dürfte wohl zufrieden sein, wenn man ihn auf dem magern Posten sitzen lasse, und alle Versuche, etwas Besseres zu bekommen, würden scheitern. Selbst die öftern Aufforderungen des Distriktsinspektors: “So melde dich einmal um etwas!” halfen nichts. “Um was soll ich mich melden? war dann die Frage; ich tauge nichts.”

12. Hier, in S., lebte er zumal in den letztern Jahren ein sehr glückliches Leben. Sein ärmlicher Vermögensstand hatte sich durch seine Arbeitsamkeit und Sparsamkeit zur Mittelmäßigkeit erhoben; die Söld wurde sehr gut hergerichtet, und ihr Ertrag wurde von Jahr zu Jahr besser. Zudem hatte Julius sich bei guter Zeit schon mit Anpflanzung verschiedener Obstbäume und mit Veredlung derselben abgegeben und konnte jetzt von den Früchten seines Fleißes genießen. Dadurch wurden auch die Nachbaren auf die Obstbaumzucht aufmerksam gemacht, und es war eine der größten Freuden für die Kinder, wann ihnen der Lehrer wieder eine Stunde versprach, in der er sie das Veredlen der Bäume lehren würde. Im Jahre 1824 war ein neuer Pfarrer nach S. gekommen, der unsern J. auch sehr lieb hatte, und ungemein vertraulich mit ihm lebte. Insbesondere waren es die Winterabende, die sie beisammen recht vergnügt zubrachten. Der Pfarrer ließ seinen Lehrer entweder zu sich kommen, oder er begab sich in die Wohnung des Lehrers, und da sangen sie, während die Hausfrau des Lehrers, und die Schwester des Pfarrers fleißig spannen, ermunternde Lieder, oder der Pfarrer gab dem Lehrer Unterricht in gemeinnützigen Gegenständen, deren Kenntniß man immer strenger forderte. Diese Winterabende waren dem lieben J. immer im theurem Andenken geblieben, und mit Freuden redete er von denselben. Derselbe Herr Pfarrer hat sich auch immer sehr um J. und später um dessen Familie angenommen, und es wird ihm einst am Tage der Vergeltung gelohnt werden, was er hier aus christlicher Liebe und Freundschaft gethan.

13. Im Jahre 1829, als der damalige Präsident des Oberdonaukreises, Fürst von Wallerstein, die Schulen im Allgäu besuchte, kam er auch ins Landgericht Oberdorf. Hier erschienen sämmtliche Schullehrer des Bezirkes an einem bestimmten Tage vor ihm. Er fragte jeden , wo er Schullehrer sei, und wie lange schon. Da kam dann auch die Frage an unsern J. Wo? In Sulzschneid. Wie lange schon? Antwort: Drei und dreißig Jahre. Jetzt erkundigte sich der Fürst nach dem Einkommen dieses Dienstes und nach dem Stande der Schule daselbst; und als er von ersterem erfuhr, daß es ganz gering sei, von letzterem aber, daß er nichts zu wünschen übrig lasse; sprach er mit einer gewissen Zutraulichkeit zu J.: “Nun, wenn Ihnen einmal etwas taugt, so melden Sie sich; ich werde Ihrer gedenken.” “Hast Du jetzt die Glocke läuten hören? — fragte ihn darauf der Schulinspektor —”nun so überhör’s nicht!“ —

14. In demselben Jahre wurde der Schuldienst in Altdorf vakant — einer der besten im ganzen Distrikte. J. meldete sich um denselben, und erhielt ihn auch. Die Schule daselbst war so vernachläßiget, daß ihm und dem ein Jahr später diese Pfarrei beziehenden Pfarrer F. der Distriktsinspektor sagte : Ich kann Sie versichern, Sie bekommen die schlechteste Schule in meinem ganzen Distrikte; allein ich bin getrost, da jetzt ein solcher Schulvorstand und ein solcher Lehrer über selbe kommen.

15. Wie jämmerlich und erbärmlich es aussah, konnte man gleich bei dem ersten Anlasse sehen. Gleich am ersten Sonntag, nachdem der neue Pfarrer aufgezogen war, wurden diejenigen geprüft, die aus der Sonntagsschnle entlassen werden sollten. Unter diesen war ein Einziges, das auch nur erträglich lesen konnte. Die Uebrigen lasen alle so falsch und so stotternd, daß es nicht zum Anhören war. “Gut Glück! lieber Schullehrer! was wird da werden?” dachte der Pfarrer, und dem Schullehrer war entsetzlich bange, eine solche Schule zu übernehmen. Hören wir nun, wie J. am neuen Posten sein schweres Tagewerk anfing — zunächst seine Unterrichts-Methode, und zwar zuerst in der Werktagschule.

16. Hier war nicht so schwer zu machen. Die Kinder waren nicht ohne Talente; und es war nur gänzliche Vernachläßigung, was die Schule in so schlechten Stand gebracht hatte. Vor Allem handelte es sich darum, daß die Kinder lesen lernten. Es wurde also lange Zeit immer gelesen. Jedes Kind hatte sein Büchlein; in diesem bezeichnete man ihm das Stück, das es in Zeit von einer Stunde lesen sollte. Zuerst las man es ihnen ganz langsam, und Sylbe für Sylbe vor. War so, von den größten angefangen, Allen ihr Pensum bestimmt und vorgelesen oder vorsyllabiert, so begann das Aufsagen der Erstern. Alle mußten, von den Bessern angefangen, dasselbe Stück, und Alle ganz langsam lesen. So lernten es auch, bis die Reihe an sie kam, die Schwächern. War dieß vorbei, so mußten sie, während man mit dem Aufsagen der zweiten Klasse sich abgab, diese, nemlich die in der dritten Klasse, weiter lesen lernen, und die Bessern mußten dann immer das Gelesene nacherzählen. Die Ungeschicktesten behielt Julius oft Stunden lang nach der Schule noch da, und gab nicht nach, bis auch sie das Aufgegebene gelernt hatten.

17. Dies war sein Hauptverdienst, nemlich daß er mit den Schwächern sich so sehr abgab und mühete; er brachte es aber auch dahin, daß am Schluße des ersten Schuljahres in der dritten und zweiten Klasse kein einziges Kind sich fand, das nicht erträglich lesen konnte. Und dies ist es, was man an so wenigen Schullehrern findet. Sie wollen mit den Schwachen sich durchaus nicht abgeben, lehren und richten einige Bessere auf den Schein hin ab, wie die Orgelpfeifen, und machen dann, wenn der Jnspektor die Gabe eines guten Gesichtes nicht hat, mit diesen Wind und Plaus.

18. Als es mit dem Lesen etwas besser gieng, fing man den Schreibunterricht an. Vorher durften immer nur die Bessern, wenn fie nemlich ihr Pensum gut gelesen hatten, gleichsam zur Belohnung schreiben. In diesem Unterrichte hatte J. weniger Gewandheit als im Lesenlernen. Er schrieb die Buchstaben und dann auch Sätze an die Tafel, so gut ers konnte, und ließ sie dann den Kindern abschreiben. Er zeigte ihnen wohl, wie sie die Feder führen sollen; allein jedes Kind führte sie auf die ihm gelegenste Weise, und der Lehrer war zufrieden, wenn die Buchstaben nur gut ausfielen.

19. In S. hatte er die Kinder sehr viel im Diktandoschreiben geübt, und es dahin gebracht, daß oft mehrere eine ganze Seite ohne Fehler schrieben. Hiebei so wie überhaupt in den schriftlichen Uebungen gieng ihm der Pfarrer sehr eifrig an die Hand. Um die Aufmerksamkeit der Kinder zu spornen, versprach er, als die Kinder schon mehr geübt waren, jedem ein Bild oder einen Kreuzer, das die Aufgabe fehlerfrei schreiben würde. Und da traf es sich öfter, daß der Pfarrer mehrere Bilder und Kreuzer geben mußte, als er nicht vermuthet hatte. Dem Pfarrer lag nemlich sehr viel daran, diese Kinder, von denen die Meisten das Brod in der Fremde zu verdienen das Loos treffen sollte, dahin zu bringen, daß sie einst einen erträglichen Brief zu schreiben im Stande wären; und durch seinen unermüdeten Eifer hat er es wirkich dahin gebracht. Auf solche Weise hatte auch der Lehrer J. korrekt schreiben, und wie seine Conferenz-Arbeiten zeigen, einen ordentlichen Aufsatz zu verfertigen gelernt. In A. konnte er im ersten und zweiten Winter in diesem Stücke noch nicht viel anfangen; er mußte zufriden sein, wenn die Kinder nur das Vorgeschriebene ordentlich nachschreiben lernten.

20. Mit ganz eigener Geschicklichkeit wußte er den Kindern die Anfangsgründe im Rechnen beizubringen, und bei diesem Unterrichte ihre Aufmerksamkeit immer gespannt zu erhalten. Im Tafelrechnen brachte ers selbst nie über die Regel de Tri hinaus, wußte aber nach derselben auch die zusammengesetztesten Rechnungen aufzulösen, und auch seine Schüler wußte er so zu unterrichten, daß sie nicht so mechanisch hin rechneten, sondern, mit Verstand auf das Resultat gespannt, es schon im Beiläufigen vorhinein wußten, was herauskommen sollte, und somit es gleich erkannten, wenn sie einen bedeutenden Fehler gemacht hatten. Schon im zweiten Schuljahre bildete er in Altdorf mehrere mittelmäßige Rechner, und die meisten Kinder der dritten Klasse konnten die im gemeinen Leben am häufigsten vorkommenden kleinen Berechnungen bei der öffentlichen Prüfung im Kopfe machen.

21. Es lag ihm daran, den Verstand der Kinder zu üben. Immer fragte er, selbst die kleinsten, die im Gottbüchlein lasen, über das Gelesene aus, und erklärte es ihnen mit der ihm eigenen Kindlichkeit. Der Kaplan, der dies wußte, und um so mehr bei den Größern darauf drang, lies einst, da Julius mit den Kleinen beschäftiget war, die Größern lesen. Es war die Geschichte von dem Riesen Goliath. Schon mehrere hatten gelesen, und keines wußte gehörig vom Gelesenen Rechenschaft zu geben. Nun kam die Reihe an eine ganz schwache Schülerin, der Julius im verflossenen Winter mit unsäglicher Mühe endlich das ganz langsame Lesen beigebracht hatte. Sie las Wort für Wort, wie der Lehrer es ihr gezeigt hatte. Nachdem sie fertig war, fragte der Kaplan ganz unwillig: Nun, was hast du gelesen? Antwort: s’haben — g’sungen. Was haben sie denn g’sungen? Antw.: s’hab der ein den andern todt geschlagen. (Es war die Stelle: “Saul hat tausend, David hat zehntausend erschlagen.”). Jetzt dürfen Sie zufrieden sein, sagte Julius zum Geistlichen; und dieser mußte sich umwenden, um dem geängstigten Kinde nicht ins Angesicht zu lachen. — Ich will damit nur sagen, wie sehr J. selbst bei dem Ungeschicktesten darauf drang, daß sie das noch so langsam Gelesene verstunden.

22. Nicht so gut wußte J. die bessern Schüler , zumal der dritten Klasse zu beschäftigen. Im ersten Jahre hatte es zwar keine Noth; denn da mußte er erst Bessere bilden; allein im zweiten und noch mehr im dritten Jahre, nachdem die frühere Vernachlässigung größtentheils ausgebessert worden war, wären die bessern Schüler der dritten Klasse oft ohne gehörige Beschäftigung gewesen, wenn sich nicht der Hülfsgeistliehe des Ortes um die Schule angenommen hätte. Julius hatte ihnen gelehrt, was er lehren konnte, und was unumgänglich nothwendig ist; nun gab er sich immer mit den Schwächern ab, um auch diesen das Nothwendigste beizubringen. Er fühlte seine Schwäche in diesem Stücke mehr selbst, als jeder Andere es wahrnehmen konnte, und bekannte es oft: “Ich weiß mit den Größern mich nicht recht abzugeben, ich hab selbst zu wenig gelernt.” Allein dieß ist wohl der seltenste Fehler, den man an Schullehrern zu rügen hat, und noch seltener ist eine solche Erkenntniß dieses Mangels. Welcher Seelsorger würde in solchem Falle nicht gern und mit Freuden nachhelfen? —

Die Werktagschule in A. wurde bald für eine der bessern in demselben Distrikte erklärt, in dem sie vor kurzem die schlechteste war.

23. Bei den Sonntagsschülern gings langsamer. Da wurden, sobald ein Hülfspriester, der um diese Schule sich annahm, angestellt wurde, zwei Abtheilungen gemacht. In der ersten Abtheilung waren diejenigen , die lesen und schreiben konnten; in der zweiten die, welche nicht lesen und nicht schreiben konnten. Die erstern übernahm der Geistliche, die zweite der Lehrer. Dieser lehrte die l4-17jährigen Schüler mit sehr vieler Mühe zuerst im Gottbüchlein, dann in der biblischen Geschichte lesen, und wenn dieß erreicht war, und der Schüler auch nur ein wenig schreiben gelernt hatte, durfte er in die zweite Abtheilung Vorrücken. Hier wurden die biblischen Geschichten gelesen und nacherzählt oder auch nach Wegnahme der Bücher nachgeschrieben. Hier wurde gelehrt, wie man eine Quittung u.s.w. schreibe, wie man einen Brief aufsetzen müsse, daß man immer zuerst wissen müsse, was man schreiben wolle oder solle u. dgl. und dann wurden solche Versuche gemacht. Ferner wurden die Kinder im Kopfrechnen geübt, und mußten auch Manches auf der Tafel ausrechnen. Bei Gelegenheit des Diktandoschreibens wurden die Kinder auf die Hauptwörter aufmerksam gemacht und ihnen gesagt, daß man diese groß schreibe, u.s.f.

24. So ward es im Anfange, die ersten Jahre betrieben. Später, als die Kinder schon vorbereitet waren, und ein anderer junger Geistlicher nach A. kam, der mit unermüdetem Fleiße und mit einer Liebe zu den Kindern und zur Schule, wie mans wohl selten trifft, sich um das Schulwesen annahm, und immer während der ganzen Unterrichtszeit bei den Kindern blieb, wurden auch Erdbeschreibung, Vaterlandsgeschichte u.s.w. gelehrt, und die Schule des eifrigen J. wurde, wie der Distriktsinspektor öffentlich sich aussprach, die Musterschule des Distriktes.

25. J. war ein sehr guter Sänger, und sang gar lieblichen Baß; allein zum Unterricht in der Musik hatte er wenig Geschick. Als einst der Distrikts-Jnspektor bei der öffentlichen Schulprüfung fragte, wie es denn um den Unterricht im Singen stehe, antwortete er: “Herr Inspektor, es ist nichts zu machen; die Kinder haben gar keine Anlagen” “s’ist doch n’Gewalt, erwiederte der Inspektor, es ist früher in S. grad so gewesen. Das doch mein J. immer an Plätze kommt, wo die Kinder kein Gehör haben.” (Er wußte nemlich gar wohl, daß ihm, dem Lehrer die Anlage zum Musikunterrichte bedeutend fehle.)

26. So wenig J. sich darauf einbildete, daß alle seine Vorgesetzten ihm stets ihre volle Zufriedenheit zeigten; eben so wenig ließ er sich von aufgeblasenen Großsprechern und einbilderischen Windbeuteln hudeln. Einst mußte er Geschäfte halber mit mehreren Schulmeistern gemeinschaftlich zu Mittag speisen. Hier nahm einer, der sich für gar gescheide hielt und den guten J. schon vielfältig geneckt hatte, sichs heraus, diesem guten Manne geradezu in’s Gesicht zu sagen: Sie sitzen auf meinem Platz. (Er meinte damit den guten Schuldienst in A., der seiner Einbildung nach ihm gebührte.) J. sagte ernst und kurz: “Nein! ich sitze auf meinem Platze! Die Regierung hat ihn mir zuerkannt.” Ich war selbst einmal Zeuge, als dieser lockere Mensch, dem eine ganz seichte Aufklärung den Kopf verrückt hatte, der ohne Glauben und sehr schlecht lebte, gar höhnisch über den altfränkischen Rock des guten J., über seine schwülen Hände und über den ganz unmodischen Backenbart seine Bemerkungen machte. Doch solche Witze alberner Witzlinge kümmerten unsern J. im Geringsten nicht.

27. Wie er in S. von Jugend auf gethan, so führte er auch jetzt in A. noch den Pflug mit eigener Hand, säete und schnitt, und verrichtete alle Arbeiten zu Hause und auf dem Felde, wie jeder seiner arbeitsamen Nachbarn. Dabei lebte er so mäßig wie vorher; die Dürftigkeit hatte ehevor die Haberkost einheimisch gemacht, und die besseren zeitlichen Verhältnisse konnten sie auch jetzt nicht ganz Verdrängen. Es war unter den Bauern bekannt: Unser Schullehrer ißt rauhere Kost, als wir Alle. Um so mehr schätzten ihn Alle, und um so zutraulicher wurden die Bessern zu ihm. Ich hörte öfter die Leute sagen: “Wir sind doch recht glücklich; wir haben einen so braven Pfarrer und einen so braven Schullehrer. Und erst was man Alles über unsern Pfarrer geschmäht und gelogen hat, ehe er kam — setzten sie jedes Mal bei.”Ja, da hat man doch gelogen.“

28. Sein mildes Herz und sein liebvoller Sinn gaben sich ganz besonders dadurch kund, daß er den alten, achtzigjährigen, blinden und ganz presthaften Vater seines Weibes zu sich nahm, und ihn mit der Liebe eines Kindes verpflegte. Für diesen seinen alten Schwiegervater war er mehr besorgt, als für sich selbst; er fragte wohl recht oft des Tages, ob dem Vater nichts abgehe, ob man ihm dieß und jenes gegeben habe? u.s.w. 1)

1) Dieser liebe Mann war aber auch lauter Liebe und Dankbarkeit gegen seinen Schwiegersohn. Man glaubte bei seinem Anblicke in die Zeit der Patriarchen versetzt zu sein. Kindliche Einfalt lag auf seinem Gesichte; frohe Zufriedenheit war der Ausdruck seines ganzen Wesens. Fragte man ihn, wie es ihm gehe? so antwortete er jedes Mal: O ganz gut; Gott machts schon recht! Nie hörte man ihn, den Blinden und Tauben klagen. Den ganzen Tag saß er auf seiner Bank und spann und betete. Die ganze Welt war für ihn wie todt, und er für die Welt. Stellte man unter lautem Rufen eine Frage an ihn, so war’s, als müßte er vorerst noch aufmachen, aus seinem Elemente sich erheben und in ein fremdartiges übertreten. Deßungeachtet blieb er bis in die letzten Tage seines Lebens beim klarsten Bewußtsein, und nie bemerkte man etwas Kindisches an ihm. Mit der größten Freude vernahm er immer die Nachrichten von den Geistlichen, die einst in seiner Pfarrei gelebt und gearbeitet hatten. Von diesen wußte er Vieles, manchmal noch ganze Predigten, die sie bei besondern Anlässen gehalten hatten. — Es hatte ihn in seinem Leben viel Leiden getroffen; allein er kannte denjenigen, der uns das Kreuz tragen hilft, wenn wir ihm nachfolgen, und war, eben weil er ihm nachfolgte, immer getrost und voll Zuversicht. Einst waren über eines seiner Kinder, das weit von der Heimath entfernt war, unerhörte Lügen in Umlauf gekommen. Das Gerücht kam auch zu seinen Ohren und betrübte ihn sehr. Mit kummervollem Herzen gieng er zu einem Geistlichen, von dem er wußte, daß er genaue Kenntniß von der ganzen Sache haben müsse, und bat ihn recht dringend, ihm doch Alles zu sagen, wie es sich verhalte. Der Geistliche konnte ihn versichern, daß seinem Kinde ganz Unrecht geschehe; daß es zwar wirklich in einem höchst leidenvollen Zustande sei, daß es aber unschuldig leide. Jetzt ward der gute Vater wieder ganz ruhig, und gieng getrost nach Hause, sich im Geringsten nicht kümmernd um all das Gerede der Leute, die oft böswillig ihn nach seinem Kinde fragten und seiner Frömmigkeit spotteten. Dieser Mann Gottes überlebte seinen Schwiegersohn noch zwei Jahre, blieb immer derselbe Gott-vertrauende, Gott-ergebene Jünger des Herrn, und starb in einem Alter von 95 Jahren den Tod der Gerechten, die selig im Herrn sterben.

29. Es sollen hier noch einige Züge seines Charakters-, wie sie jedem, der ihn zu beurtheilen im Stande war, sogleich in die Augen fielen, hervorgehoben werden. Der Grundzug seines ganzen Wesens war ächte Religiosität. Er hatte Gott kennen gelernt auf seinem eigenen Lebenswege, und wohl unzählige Mal konnte er die besondere Dazwischenkunft der göttlichen Hand nicht verkennen. Dieß hatte in ihm ein unerschütterliches Vertrauen auf Gott begründet; ein Vertrauen, das in den Tagen der Leiden und Noth froh hinausblicken konnte auf die wiederkehrende Zeit der Ruhe und Freude — und immer über alles Zeitliche hinüberblickte auf jene Freuden , die im Lande der Seligkeit bereitet sind für die Kinder Gottes. Dieselbe Gotteserkenntniß hatte in ihm Liebe und Freude am Worte Gottes begründet. Es war Freude, zu hören, mit welch einer Theilnahme er den Kindern die biblischen Geschichten erklärte; ja selbst den kleinsten Kindern wußte er den Inhalt des Gottbüchleins so kindlich und so mit Liebe zu erklären, daß man ihm nicht genug zu hören konnte. Er hatte diese Katechesirkunst wohl zum Theile von den vortrefflichen Pfarrern, denen er seine ganze Bildung verdankte, gelernt; allein man sah es ihm an, daß es nicht sowohl Angelerntes, daß ihn die Liebe zur Sache, die Freude, den Kleinen das zu erklären, was ihm selbst als das Wichtigste galt, zum Katecheten machte. Er wohnte fortan auch da, als Geistliche in seiner Schule den Religionsunterricht ertheilten, demselben bei, und war immer der eifrigste Zuhörer. Er, der selbst gründliche Religionskenntnisse hatte, konnte gar nicht begreifen, wie doch die gemeinen Leute den christlichen Unterricht so gering achteten und so leichtsinnig vernachläßigten, sobald kein Gebot sie mehr zu demselben verpflichtete. – Diese seine ächte Frömmigkeit gab sich kund in der Andacht, mit der er täglich dem Gottesdienste beiwohnte zur Erbauung für die ganze Gemeinde. Diese seine ächte Frömmigkeit gab sich kund in der Feier des Monatsonntnas. Keinen Monatsonntag ließ er vorübergehen, an dem er nicht die heiligen Sakramente der Buße und des Altars empfieng. Und dieß Beispiel des frommen Schullehrers wirkte nicht allein auf die größern Kinder, sondern auch auf mehrere Männer der Gemeinde-, die früher vielleicht eine ungeeignete Scheu, oder die Furcht, für zu fromm angesehen zu werden, abgehalten hatte. Diese seine Andacht verrichtete er jedes Mal in der eigenen Pfarrkirche, und seine Beicht legte er jedes Mal dem eigenen Seelsorger ab; denn er fand keinen Grund, warum er denjenigen, der seines ganzen Vertrauens werth war, und dem er auch sonst in Allem das Zutrauen geschenkt hatte, nicht auch sein ganzes Herz offenbaren und anvertrauen sollte.

30. Aus diesem Grunde ächter Frömmigkeit entsprang dann auch die Achtung und Ehrfurcht, womit er stets seinen geistlichen Vorständen begegnete, und die kindliche Ergebenheit, mit welcher er denselben anhieng. Weder in S. noch in A. war dieß freundschaftliche Verhältniß zwischen ihm und der Ortsgeistlichkeit auch nur im Geringsten gestört worden. Sein Benehmen gegen die Pfarrer war aber auch immer so zutraulich und so kindlich, wie das Benehmen eines guten Kindes gegen seinen Vater. Hatte er wegen etwas zu fragen, so geschah es mit Schüchternheit; hatte er etwas zu erinnern, so geschah es mit noch größerer Schüchternheit.

31. Musterhaft war seine Accuratesse im Meßnerdienste. Ueberall die herrlichste Ordnung; nie ward etwas durch seine Schuld vergessen, nie gieng etwas durch seine Vernachlässigung zu Schanden. Die Kirchenwasch, deren Reinigung ihm oblag, zeichnete sich aus durch blendende Weisse, die Paramente waren geordnet in ihre Schreine, und die ganze Kirche zeugte von der Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe des emsigen Meßners. Ganz auffallend zeigte sich auch in diesem Stücke seine Redlichkeit. Es war zur Zeit der Administration für jede Kirche ein gewisses Quantum Wachs bestimmt, das verbraucht werden durfte. Mit diesem Wachs war man früher, da nur Ein Geistlicher an der Pfarrkirche angestellt war, kaum ausgekommen; öfters mußte man schon vor Lichtmeß wieder um Wachs schicken. Als J. die Meßnerei besorgte, waren an derselben Kirche zwei Geistliche angestellt, die täglich Messe lasen; es wurde dasselbe Quantum Wachs geliefert wie ehedem, da nur ein Geistlicher da war, und nach zwei Jahren war doch soviel Wachs erspart, daß man für das dritte keines mehr ankaufen durfte. Diese Wahrnehmung öffnete freilich der Gemeinde die Augen, und sie erkannte, mit wem sie ehevor zu thun gehabt, und welch einen Biedermann sie jetzt vor sich habe, und ihre Achtung gegen den neuen Meßner stieg von Tag zu Tag.

32. Durch jahrelangen Umgang mit den Kindern und durch scharfe Beobachtung derselben hatte sich J. einen mehr als gewöhnlichen Grad von Menschenkenntniß erworben, und er benutzte dieselbe treu zur Besserung der Fehlenden und zur Bewahrung der Unschuldigen. Fand er an einem Kinde etwas Unstatthaftes, so zeigte er’s seinem geistlichen Vorstande an, und überließ diesem die Correktion. Hatte er einmal das Wort gesprochen: “Dieser Knabe, dieses Mädchen gefällt mir nicht recht;” so durfte der Pfarrer sicher glauben, da steckt nichts Gutes dahinter. Und wirklich traf es sich nicht bloß einmal, daß durch seine Wachsamkeit einer um sich greifenden Verführung gesteuert, und Verführte wieder auf den bessern Weg zurück geführt wurden. So liebevoll und so zu sagen kindlich sein Benehmen gegen die Kinder im Allgemeinen war; eben so strenge ahndete er alles Unziemende, Flatterhafte und Muthwillige. Sein ernster, mißbilligender Blick wirkte mehr, als langes Moralisiren von Andern, deren Wesen und Wandel nicht eben so ehrfurchtgebietend ist, nicht wirken wird.

33. Wie sein ganzes Herz voll Liebe gegen die Kinder war, so war sein ganzes Leben eine ununterbrochene Bereitwilligkeit, Allen zu helfen. Das wußten seine Nachbarn, und jeder gieng ungescheut zu ihm und sprach ihn um Aushülfe an, wenn er nur denken durfte, der Schullehrer könne helfen. J. hatte sehr viele gemeine ärztliche Kenntnisse. Dieß war in der ganzen Gegend bekannt, und wenn Jemand ein Unfall begegnete, so gieng man zuerst zu ihm. Und er, der Dienstfertige, war immer bereit, zu rathen und zu helfen, und half oft durch Anrathung eines ganz einfachen Mittels, das jeder Bauer selbst wissen könnte und sollte. Von einer Belohnung dafür war nie eine Rede, und wollte man sich ihm erkenntlich zeigen, so sagte er: “Ich bin kein Doktor; wenn ihr bezahlen wollt, so geht nur zum Doktor.

34. Und diesen sanften, gelassenen, dienstfertigen Mann hatte auch wirklich Jedermann lieb. Er war die Friedfertigkeit selbst, und genoß auch sein ganzes Leben hindurch eines ungestörten Friedens. Die Eigensucht und der Eigendünkel, aus dem fast jeder Unfriede entsteht, kannte er nicht; und so blieb er denn auch von allen Leiden frei, die im Gefolge dieser Leidenschaften stehen.

35. Wie er in Allem Ordnung hatte, so hatte er sie ganz besonders in seinem eigenen Hause; und wie ihm das leibliche und geistige Wohl seiner Schulkinder am Herzen lag, so lag ihm auch das Wohl seiner eigenen Kinder am Herzen. Sein frommes Beispiel leuchtete voran, sein ernster Blick gab seinen Worten Nachdruck, seine Beharrlichkeit in dem, was recht und löblich ist, brachte zu Stande, was bei Menschen möglich ist; sein Gebet zu demjenigen, von dem alles Gute kommt, erlangte Segen und Gnade von Oben. Nie gestattete er bösen oder verdächtigen Menschen den Eingang in sein Haus; nie ließ er, wenn wegen einer Musikprobe oder bei ähnlichen Anlässen mehrere Personen im Hause des Schullehrers sich versammeln mußten, ein ungeziemendes Wort ungerügt; und es wußten bald Alle: Beim Schullehrer muß man die Reden wohl sparen, wenn man nicht einen Tadel hören will.

36. Das so anstrengende Schulhalten wurde ihm, da er oft auch nicht wohl war, von Tag zu Tag mühvoller und lästiger, und er sehnte sich ungemein nach dem Zeitpunkte, wo sein Sohn ihn in seinem Amte unterstützen könnte. Er hatte keine Mühe gespart, denselben zu unterrichten, und die Geistlichen des Ortes waren ihm an die Hand gegangen, so daß er die Aufnahmeprüfung bestand und ins Schullehrer-Seminar aufgenommen wurde — und jetzt sind’s nur mehr zwei Jahre, so hat der Vater Unterstützung von demjenigen, von dem er’s mit allem Rechte erwarten kann. Doch die Vorsehung des Herrn hatte es anders gefügt. — Der Vater begleitet seinen Sohn, als dieser im zweiten Jahr wieder ins Seminar zurückkehrt, noch eine bedeutende Strecke weit, redet ihm mit Vaterliebe und mit Ernst noch recht ans Herz, erinnert ihn an die Sorgfalt und Mühe, die er und die Mutter schon lange auf ihn verwendet, und bittet und beschwört ihn, doch die Erwartungen, die sie von ihm machen, nicht zu täuschen. Am Ende erzählt er ihm noch, wie ihm zu Muthe gewesen, als sein Vater gestorben. “Sieh? sagte er, ich war ein junger Mensch, unerfahren wie Du, und kümmerte mich um nichts. Jetzt traf mich wie ein Wetterschlag der Tod meines Vaters, und ich wachte auf von meinem Leichtsinne, und sagte zu mir selbst: Jetzt mußt du dich anders resolviren. Das sei jetzt auch dein Gedanke! Sieh! sagte er, gleichsam ahnend, was geschehen werde, sieh, ich kann auch wegsterben, und vielleicht siehst du mich nicht mehr. Dann aber gedenke deiner Mutter und deiner Schwester, und sorge für sie!” Gott behüte dich! — Mit diesen Worten schied er von seinem Sohne im Anfange des Novembers 1835, und sein Sohn hat ihn nie mehr gesehen.

37. Eine Ruptur hatte ihm schon längere Zeit vielfältig Leiden verursacht, und schon lange wollten aufmerksamere Beobachter wahrnehmen, daß der Schullehrer sehr abmagere. Einst, an einem Vakanztage vor den Weihnachtfeiertagen, gieng er nach B., um seinen lieben Bruder, der daselbst Schullehrer ist, zu einem Feste einzuladen. Er konnte zu Hause schon fast nicht fortkommen, und das sorgsame Weib wollte immer haben, er sollte heute zu Hause bleiben. Allein er will zum Bruder, denn er hat ihn schon längere Zeit nicht mehr getroffen, und die beiden Ehrenmänner liebten sich wirklich mit Bruderliebe. Bei dem Bruder unterhält er sich einige Zeit lang, trinkt ein Glas Bier, geht hinaus, und gewahrt, daß ihm seine Presthaftigkeit heute Schmerzen drohe. Er glaubt, in dem warmen Zimmer würde, in ungestörter Ruhe, bald Alles wieder in Ordnung kommen, und macht sich, nachdem er wirklich Erleichterung verspürt hatte, auf den Heimweg. Kaum ist erst eine Strecke weit gekommen, so fühlt er sein Leiden ungemein schmerzlich, und kann nur Schritt für Schritt gehen. Er braucht zu der Strecke Von 3/4 Stunden wohl über zwei Stunden, erfriert sehr und kommt erst gegen Mitternacht ganz krank zu Hause an. Es wurden Aerzte gerufen, Medikamente angewendet; allein Alles umsonst. Der Kranke spricht selbst vom Sterben, wo die Aerzte noch alle Hoffnung zur Rettung geben. J. bereitet sich auf die große Scheidungsstunde vor; allein weil die Aerzte durchaus keine Gefahr erkennen wollen, so wird er mit den heil. Sterbesakramenten nicht versehen. Im Hause ist endloses Leid; das treue Eheweib wird selbst so krank, daß man um ihr Leben besorgt ist. Der alte, neunzigjährige, blinde und fast ganz taube Vater fragt zu jeder Stunde, wie es um den Lehrer stehe, und seufzet und betet: “Mein Gott! nimm doch mich hin, und laß den Kindern ihren Brodvater!” das Töchterlein weiß nicht, soll es mehr um den Vater oder um die Mutter jammern; denn Beide glaubt es verloren. Und der Sohn, der wohl hätte gegenwärtig sein dürfen, um den Jammer mit Augen zu sehen, und den Nachhall der letzten Worte des Vaters beim Abschiede recht laut zu vernehmen, ist zwanzig Stunden weit entfernt. Die ganze Gemeinde trauert und betet, der Herr wolle doch den lieben Lehrer wieder gesund werden lassen. Die Kinder kommen und fragen weinend nach dem Befinden des Lehrers, und bringen weinend üble Botschaft nach Hause. Die beiden Geistlichen, die den guten Lehrer ehrten und liebten, stehen zwischen Hoffnung und Furcht; denn auch ihnen scheinen die Zustände des Kranken bedenklicher, als die Aerzte dafür halten. Es kommt der heilige Abend heran; man betet eben in der Kirche den Rosenkranz, wie an dem Vorabend der Festtage gebräuchlich ist; auf einmal wird Lärm — der Lehrer, der sich diesen ganzen Tag ziemlich leidentlich befand, ist auf einmal ganz schwach geworden; der Geistliche eilt aus der Kirche weg zum kranken Lehrer, findet ihn aber schon in Zügen liegend und kann ihm nur noch die heilige Oelung ertheilen. Die Kunde: der Lehrer ist gestorben, gelangt bald zur Kirche, wo der größte Theil der Kinder und sehr viele Erwachsene versammelt sind. Man läutet die Schiedung, aber vor lauter Weinen und Schluchzen kann man sie nicht laut beten; es geht endlich Alles schweigend und weinend auseinander; und in allen Häusern, in denen Schulkinder sind, ist ein Weinen und Trauern, wie wenn der Vater gestorben wäre. Es kommt die Mitternachts-Stunde; man versammelt sich zum nächtlichen Gottesdienste; denn es ist die heilige Nacht, in welcher uns der Heiland geboren ward. Alles ist traurig; die Priester singen die Mette; allein es geht nichts auf einander; die Musik aus dem Chore schweigt ganz; denn es fehlt ihr Leben — derjenige, der noch nie fehlte. — So ward diese sonst so freudenvolle Nacht und der darauffolgende heilige Tag eine Zeit der Trauer für die Gemeinde A. – Am folgenden Tage wurde er begraben. Eine Menge Menschen, wie man sie an Festen kaum gesehen, Befreundte und Fremde hatten sich versammelt, der Geistliche hielt über die Worte: “Wachet, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde,” eine Grabrede, die das Volk, das voll Theilnahme jetzt nur des Verstorbenen gedachte, an das erinnerte, was Allen noth thut, und woran jeder Todfall und jeder Grabhügel uns erinnern soll. — J. war im 59sten Jahre, als er am 24. Dezember 1836 in Gott selig verschied.

39. Dieß nun sind einige Züge aus dem Leben eines Mannes, den vielleicht Mancher kaum eines Blickes oder einer Rede würdigen würde; von dem er aber, wäre er einmal zur Selbsterkenntniß gelangt, vieles lernen könnte. Mögen ihm auch manche Kenntnisse gefehlt haben, die den Wenigsten aus uns fehlen, so besaß er doch die Kunst, mit Kindern kindlich umzugehen, in einem ausgezeichneten Grade; und hierin hätten Alle Von ihm lernen können; denn ohne diese Kunst ist der Schullehrer ein Zwingherr und Poltergeist in seiner Schule, und wird nie viel zu Stande bringen. Diese Kunst lernt man aber nur durch ernste Selbstüberwindungz und wer nicht mit allem Eifer seinen Zorn und den tiefwurzelnden Dünkel bekämpft, der mag wohl Kindlichkeit nachäffen, allein sein Benehmen bleibt Grimasse- und sein Wirken wird nie gesegnet sein. Diese Selbstüberwindung aber wird nie begonnen werden und nie zu Stande kommen, so lange nicht das Innerste des Herzens in ächter Religiosität Gott zugewendet, wahrhaft fromm ist, und nicht durch anhaltendes Gebet immer mehr in Gott gegründet und gefestiget wird. – Willst du also gesegnet wirken, so sei fromm, überwinde mit Gottes Beistand das Böse und Verkehrte in dir; werde auf solche Weise selbst ein Kind, und der Herr wird einst auch zu dir sagen: “Was du einem aus diesen Kindern gethan hast, das hast du mir gethan. Wohlan, du frommer und getreuer Knecht, weil du in Wenigem getreu warst, so will ich dich über Vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!”

M. J. P.

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